Endlich war es so weit. Ich konnte das bei angeln.de beschriebene Angebot von Dorschzocker Marian erstmalig nutzen und mit ihm zur Ostsee nach Kiel mitfahren. Am Freitag, dem 23. April, holte Marian mich um 22.30 Uhr an der
Autobahnabfahrt Schwerte ab. In seinem bequemen Kombi Ford Focus waren viel Platz und ein sehr angenehmes Fahrgefühl. Der Turbodiesel preschte durch die Nacht. Gute Witterung und geringer LKW-Verkehr ließen wenig Stress aufkommen. Mit mancherlei interessanten Anglergeschichten, von uns beiden erzählt, verlief die Zeit wie im Fluge. So waren wir auch schon um 02.45 Uhr in Kiel-Strande an Bord der MS Nordland. Die Spitze war bereits reserviert, aber wir fanden sehr gute Plätze auf dem vorderen Teil des Schiffes. Die Zeit bis zur Ausfahrt um 08.00 Uhr vertrieben wir uns mit den üblichen Dingen, wie Angelmontage, „Probewürfen“ im Hafenbecken, Begrüßung der später eintreffenden Angler, Frühstücken u.s.w.. An Bord kam auch eine lustige Gruppe von Wirtschaftsfachleuten (2 Frauen und 4 Männer) aus Moskau, die auf Dienstreise in Kiel waren und einen freien Tag sinnvoll nutzen wollten. Abenteuerlich anmutendes Angelgerät und Kleidung wie zum Theaterbesuch ließen uns ein wenig schmunzeln. Es waren sypathische, fröhliche Leute, die jeden gefangenen Dorsch mit Jubel begrüßten und feierten. Bei der Ausfahrt um 08.00 Uhr herrschte ein mäßiger Wind aus Nord-Ost. Tief hingen die Wolken. Der angekündigte Regen blieb jedoch aus. Nach ca. 1,5 Stunden Fahrt erreichten wir ein Gebiet in der Nähe der Schifffahrtslinie. Wasserteife ca. 15-20 Meter. Der Dorschzocker konnte nach einiger Zeit den schönsten Platz in der Spitze des Schiffes besetzen, weil dem Vorbesitzer das recht brutale Schaukeln wohl auf den Magen geschlagen war und er den Platz vorsorglich aufgab. Es wurde allgemein den ganzen Tag über ganz gut gefangen. Der Marian zockte mal wieder alle in Grund und Boden. Von 18 maßigen Dorschen nahm er nur 8 mit. Die anderen sollten im nächsten Jahr nochmal beißen. Am Nachmittag, kurz vor der Rückfahrt, herrschte fast glatte See, und es war ziemlich warm. Gegen 16.00 Uhr waren wir wieder im Hafen von Strande und fuhren von dort nach Kiel-Laboe zur Unterkunft „Fördeblick“. In Laboe machten wir zuerst einen Rundgang durch den Hafen und deckten uns in dem kleinen Anglerladen, der eine Goldgrube zu sein schien, mit Original-Kieler-Blitz-Pilkern ein. Nach dem Einfrieren des Tagesfanges konnte ich Marians Kochkünste genießen. Er hatte am Vortag schon zu Hause einen leckeren Feuertopf mit reichlich Rindfleisch, Paprika und Zwiebeln gekocht und in der Kühlbox mitgenommen. Das Appartement war sehr schön, mit 4 Schlafmöglichkeiten und Küchenzeile im Wohnzimmer. Wir ließen uns den heißen Feuertopf gut schmecken und tranken einige kleine Bierchen dazu. Um 20.00 war es so weit. Uns fielen vor Müdigkeit fast die Augen zu und die Pilker beim „Tüteln“ aus den Händen (ich hoffe, den Ausdruck kann jeder deuten=Herumbasteln oder so ähnlich). Also, ab ins Bett. Nach kurzer Nacht begaben wir uns zeitig auf die MS Forelle, die im Hafen von Kiel-Heikendorf lag. Man wollte ja gerne einen guten Platz erwischen. Die vordere Hälfte des Schiffes war schon reserviert, aber im Heck konnten wir 4 hervorragende, wie ich meine, die besten Plätze belegen. 4 Plätze deswegen, weil sich die Meerforellenspezialisten Otto und Klaus aus Münster zu uns gesellen wollten. Sie kamen nach sehr wenig Schlaf gegen 05.00 direkt aus Dänemark vom Meerforellenangeln auf das Schiff. Nach guten Tips vom Dorschzocker zur Auswahl von Ruten und Rollen und Pilkern u.s.w. warteten die beiden „Neulinge“ gespannt auf das Auslaufen des Schiffes. Kapitän Bernhard Mielitz begrüßte alle, startete den Diesel und raus ging es bei fast ruhiger See. An Bord waren über 50 Angler, Neulinge und „alte Dorsche“. Während der Ausfahrt ließen wir uns die von Mathias und Sascha zubereiteten Brötchen ( mit Schinken, Lachs, Mett, Käse, Salami, Leberwurst ) und den heißen Kaffee gut schmecken. Inzwischen näherte sich die MS Forelle der Schifffahrtslinie mit ca. 18 Metern Wassertiefe. Gleich bei der ersten Drift konnte der „Neuling“ Klaus auf Beifängern eine Doublette landen. Nach einigen weiteren guten Dorschen, die er zu unserer Überraschung fangen konnte, bekam er vom Dorschzocker spontan den Kampfanglerspitznamen „Anfängerglück“. Sein Freund Otto staunte nicht schlecht über die schönen Dorsche. Und schon ging die Flachserei los-Ihr wisst schon, von dem Bauern mit den dicksten Kartoffeln u.s.w.. Aber dann legte Otto richtig nach und landete Dorsch auf Dorsch. Gemeinsam hatten die beiden Freunde dann als absolute Anfänger Glück mit 16 guten Dorschen. Marian und ich konnten 20 Dorsche auf die Planken hieven. Es waren, auch bei den „Anfängern“,herrliche Fische, bis 60 cm Länge, dabei. Mehrere kleine wurden von uns allen schonend zurückgesetzt. Der Kapitän hatte mal wieder eine geniale Taktik, für uns die Dorsche aufzuspüren. Mit Echolot und Unterwasserkamera fuhr er immer wieder seine Spezialstellen an, driftete dann bei Erfolg mehrere Male darüber und hörte auch sofort auf, wenn er keinen Erfolg beobachtete. Bei so einem Engagement des Kapitäns und seiner Mannschaft ist der Erfolg vorprogrammiert. Da fährt man sehr gerne immer wieder mal mit. Ein großes Lob auch an Mathias und seinen Helfer Sascha für das leckere Mittagessen aus Spargel, Schinken und Kartoffeln. Die anglerischen Bedingungen waren wegen der fast gänzlich fehlenden Drift wieder sehr schwierig. Dafür war es aber angenehm warm, Sonne pur, wie im Urlaub. Und es müssen ja nicht immer ganz volle Kisten sein! Wenn man bedenkt, dass die MS Forelle schon um 07.00 Uhr losfährt und erst um 17.00 Uhr wieder im Hafen ist, dann stellt man fest, dass man 2 Stunden mehr reine Angelzeit hat als auf vergleichbaren Schiffen. Nachdem wir uns im Hafen von Heikendorf noch mit Matjesbrötchen gestärkt hatten, fuhren wir um 18.00 Uhr heimwärts. Marian war topfit. Ich musste mächtig gegen die zufallenden Augen kämpfen. Gegen 23.00 Uhr setzte mich der Dorschzocker vor meiner Haustür ab. Ich bedanke mich herzlich bei ihm für eine unvergessliche Dorschtour und freue mich schon auf die nächste Reise. (von Henno Pinnau)