Wenn vom Himmel die Sonne glüht und das Wasser sich auf 20, besser 25 Grad erhitzt, fühlen sich Grasfische so richtig wohl. Der Hunger von Graskarpfen und Co. ist dann kaum zu stillen.
Grasfische: Merkmale und Lebensweise
Der Graskarpfen (auch Amur genannt) hat einen langgestreckten Körperbau, ist vollbeschuppt und kann eine Länge von 1,50 m erreichen. Sein Erscheinungsbild ähnelt mit dem stumpfen Schnauze dem des Döbels, auffällig ist jedoch die tiefere Augenstellung. Außerdem ist sein Schwanzstiel wuchtiger, die Schuppen sind etwas größer und unter der Seitenlinie befinden sich fünf Schuppenreihen. Beim Döbel sind es nur drei bis vier. Der Rücken des Graskarpfens ist dunkelgrün bis grünschwarz, die Seiten etwas heller und der Bauch weißlich. Seine Schuppen weißen eine dunkle Netzzeichnung auf.
Der Silberkarpfen zeichnet sich durch unterhalb der Kopfmitte liegende Augen und ein stark oberständiges Maul aus. Sein Rücken ist grüngrau gefärbt, seine Seiten und der Bauch glänzen silbrig. Silberkarpfen können bis zu 1,30 m lang werden. Marmorkarpfen ähneln ihren silbernen Artgenossen stark, verfügen jedoch über eine dunklere Färbung und noch tiefer stehende Augen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind 13 statt 10 Flossenstrahlen in der Rückenflosse. Der Marmorkarpfen kann bis zu zwei Meter lang werden, in Europa aber wohl eher 1,50 m bei etwa 50 kg Gewicht.
Grasfische sind gesellige Tiere, die mit etwa fünf Jahren geschlechtsreif werden. Eine natürliche Vermehrung findet in Mitteleuropa aufgrund der klimatischen Bedingungen jedoch kaum statt. Bei Graskarpfen ernähren sich die Jungfische zunächst von Kleintieren, ab einer Größe von sechs bis zehn Zentimetern stellen sie ihre Nahrung auf pflanzlich um. Die Brut des Silberkarpfens ernährt sich von Zooplankton, bevor etwa mit fünf Zentimetern ebenfalls eine Umstellung erfolgt – auf Phytoplankton. Mithilfe eines Netzes auf verwachsener Kiemenreusendornen können sie Pflanzenpartikel aus dem Wasser filtern, die kleiner als 0,1 mm sein können.
Herkunft der Grasfische
Ursprünglich stammen Grasfische aus dem asiatischen Raum. In den 1960er Jahren wurden Graskarpfen, Silberkarpfen und Marmorkarpfen vermehrt in Europa besetzt, um Pflanzenwuchs zu bekämpfen. Bald stellte man fest, dass sich letztere überwiegend von Zooplankton ernähren und deshalb zur Pflanzenbekämpfung völlig ungeeignet sind.
Im Sommer haben Graskarpfen Massephase
Graskarpfen sind hingegen regelrechte Pflanzen-Schredder. Im Hochsommer nehmen die wärmeliebenden Tiere manchmal mehr als ihr eigenes Körpergewicht in Nahrung pro Tag auf! Das müssen sie auch, da der Amur nur etwa 10% seiner Nahrung verwerten kann. Fällt die Wassertemperatur im Herbst unter etwa 13 Grad, fressen die Grasfische nur noch das Nötigste. Erst im Schein der April– oder Maisonne fangen ihre Mägen wieder zu knurren an, und sie gehen wieder regelmäßig an den Haken. Juni und Juli, August und September sind Topmonate für die Gaskarpfenangelei.
Standort-Frage: Wo beißen Grasfische?
Dort, wo der Mensch nachhilft, beißen die Grasfische das ganze Jahr: Überall, wo warmes Wasser eingeleitet wird. In den Warmwasserfahnen von Kraftwerken beispielsweise. Folglich wachsen die Fische hier am besten, wie es zum Beispiel die kapitalen Fische (meist Marmorkarpfen) vom Rhein-Einleiter Biblis bewiesen haben, als das AKW noch im Betrieb war.
Im Fluß bevorzugen Grasfische kraftsparende Standplätze in Buhnenfeldern oder Altarmen. Hier ist das Wasser warm und (manchmal) auch pflanzenreich. Schilf, Rohrkolben, Seggen und Binsen stehen auf dem Speisezettel des Graskarpfens ganz oben. Auch Marmor- und Silberkarpfen halten sich gern in pflanzenreichem und naturtrübem Wasser auf.
Warmes Wasser lockt die Grasfische auch in Weiher und Seen. Früh morgens sammeln sich kleine Trupps oft dort, wo die erste Sonne aufs flache Wasser brennt. Später am Tag bevorzugen sie Plätze, an die der Wind das warme Wasser treibt, vor allem flache Buchten. Wie U-Boote kreisen die Grasfische dicht unter der Oberfläche. Wichtig ist darauf zu achten, dass sich die Tiere nicht nur sonnen, sondern auf der Suche nach Essbarem patrouillieren.
Der Graskarpfen frisst zu ähnlichen Zeiten wie unser Karpfen, also vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung. Und nach Einbruch der Dunkelheit, falls es nicht zu sehr abkühlt. Marmor- und Silberkarpfen lassen sich sehr unregelmäßig über den Tag verstreut fangen.
Wie und womit auf Graskarpfen angeln?
Der Graskarpfen läßt sich mit den gleichen Ködern und Methoden fangen, wie auch Spiegel- oder Schuppenkarpfen. Als Köder hat sich der Boilie oder die Tigernuss bewährt, als Methode das Haar, als Taktik das Anfüttern der Fische. Doch so erfolgreich diese Methode auch ist, sie hat einen Nachteil: Es ist kaum gezieltes Angeln auf Graskarpfen möglich.
Auf einen Amur kommen in den meisten Gewässern mehrere Schuppen- oder Spiegelkarpfen. Das wird sich auch in Deinen Fängen widerspiegeln, wenn Du herkömmliche Köder wie Mais, Teig, Kartoffel oder Nudel anbietest.
Methode Oberflächen-Angelei: Gezielt Graskarpfen fangen
Nur an der Oberfläche lässt sich der Graskarpfen gezielt fangen. An heißen, windstillen Tagen sonnen sich die Fische und bleiben Dir nicht lange verborgen, wenn Du mit einem Fernglas und einer Polarisationsbrille nach ihnen suchst. Füttere dann mit Weiß-, oder Mischbrotwürfeln, bis die Fische diese einschlürfen. Nun, da sie arglos sind, kannst Du den Köder dazwischenwerfen. Auf kurze Entfernung ohne Beschwerung an freier Leine, weiter draußen zum Beispiel mit einer leichten, durchsichtigen Wasserkugel. In flachem Wasser kannst Du den Köder auch am Laufblei bis zur Oberfläche auftreiben lassen.
Graskarpfen sind schreckhaft. Eine schnelle Bewegung oder ein hartes Auftreten kann sie schon verscheuchen. Darum solltest Du das Blei und die Wasserkugel deutlich hinter den Fischen einwerfen und langsam in ihre Nähe kurbeln. Ein 6er Haken, durch die Kruste des Würfels geführt, hält den weichen Köder beim Wurf. Ein Vorfach aus Fluorocarbon macht die Montage zusätzlich unauffälliger. Beißt ein Graskarpfen, verschwindet der Würfel in einem kleinen Strudel. Ein leicht verzögerter Anhieb hakt am besten.
Köder und Ausrüstung für das Angeln auf Grasfische
Im Drill konsequent sein: Mit einer 30er Schnur und einer mittleren Karpfenrute kannst Du den Fisch in Sekunden überrumpeln. Gelingt es nicht, den Drill schnell zu beenden, kann der Graskarpfen erstaunliche Kräfte entwickeln. Darum sollte Deine Rolle mit mindestens 150 Metern (nicht unter 25er) Schnur gefüllt sein.
Weitere Köder fürs Angeln an der Oberfläche sind natürliches Gras, die Grasfliege oder herkömmliche Köder wie Mais oder Teig an der flach eingestellten Pose. Das Gras kannst Du in einem möglichst lockeren Bündel zusammenknoten und auf einen kurzschenkligen 4er Haken stecken. Die Pflanzenfresser schlürfen den Köder ein, spucken ihn aber oft wieder aus. Ein schneller Anhieb bringt hier den Fisch.
Die Grasfliege wird aus grüner Wolle gebunden und mit einer Fliegenrute der Klasse 7 oder 8 angeboten.
Spezialfall: Silberkarpfen und Marmorkarpfen angeln
Marmor- und Silberkarpfen galten lange als unfangbar und wenn Fische gelandet wurden, waren sie meist mit Kunstködern gerissen. Seit einigen Jahren gelingt es Anglern jedoch immer häufiger, die Fische korrekt zu haken. Sie bieten den Köder mit einer kleinen Stachelschwein- oder Wackelpose im Mittelwasser an, wo die Planktonfresser ihre schwebende Nahrung suchen. Auf der Pose landet ein Futterball nach dem anderen, so daß der Köder inmitten einer Futterwolke schwebt.
Der Duftstoff des Futters, beliebt ist Vanille, zieht die Grasfische an. Mit offenem Maul schwimmen sie durch die schwebenden Futterteilchen und sammeln dabei irgendwann den Köder ein. Der muss relativ klein sein, Popcorn und Brotflocke sind beliebt, andere Friedfischköder tun es aber auch.
Marmor- und Silberkarpfen, die beim Boilieangeln gefangen werden, nehmen meist schwebende Boilies, Pop-Ups. Und sie kämpfen im Drill wie Berserker, so dass Du die Ausrüstung gerne eine Nummer stärker als auf Graskarpfen wählen darfst.