Steckbrief Steinbeißer (auch Seewolf oder Katfisch)

Der Gestreifte Seewolf hat Brüder, nämlich den Gefleckten Seewolf und den Blauen Seewolf. Der Gefleckte Katfisch (Anarhichas minor) hat eine Haut, die an Leoparden erinnert. Dieser Fisch wohnt im tieferen Wasser weit im Norden (Spitzbergen, Island, Grönland, Nordnorwegen). Hier ist auch der Dritte im Bunde zuhause, der Blaue Seewolf (Anarhichas denticulatus). Er hält sich aber meist in so großen Tiefen auf, daß er für Angler unerreichbar ist.

Wo hält sich der Seewolf auf?

Wo fängt man einen Bodenfisch im Tiefenbereich? Richtig, immer am Grund. Seewölfe halten sich nicht im Mittelwasser auf. Es sei denn, wir haben sie gerade im Drill. Meist bevorzugt der Gestreifte Seewolf tangbedeckten, felsigen Grund. Gelegentlich findet man ihn aber auch über Sand oder Schlamm. Vor allem im Spätsommer wandern die Fische an der norwegischen Küste auch in flache Buchten mit weichem Grund, und dann wurden sie sogar schon vom Bootssteg gefangen. Aber so etwas ist selten. Denn die beste Angel-Saison ist nicht der Sommer, sondern das Frühjahr mit den beiden Spitzenmonaten April und Mai.

Wer nicht bis nach Norwegen oder Island zur Wolfsjagd anreisen möchte, der findet am Gelben Riff, zwischen Dänemark und Südnorwegen, und im Kattegat die nächstgelegenen Ziele. Der Fladengrund im Kattegat, westlich vom schwedischen Varberg, ist eine echte Wolfsgrube. Denn jedes Jahr im Mai wird in Varberg ein Katfisch-Festival veranstaltet, bei dem mengenweise Seewölfe auf die Planken gezogen werden. Fairerweise muß man sagen, dass die Fladen- und Middelgrund-Seewölfe meist nur um sechs Pfund wiegen. Das sieht am berühmten Gelben Riff ganz anders aus. Hier wuchtet man schon mal Steinbeißer auf den Kutter, die 25 Pfund an der ­Waage zeigen. Auch überall an der norwegischen Küste, in den Fjorden und Straumen kann man den Räuber im gestreiften Lederkombi aufspüren.

Ungleiche Katfisch-Verteilung

Doch wie das so ist: Die Fische sind nun mal nicht gleichmäßig verteilt. Gut sind Muschelbänke, die der Küste vorgelagert sind. Mit die besten Katfischplätze Norwegens liegen bei der Insel Fedje, etwa 60 Kilometer nordwestlich von Bergen. Wer hier mit einem Einheimischen im Frühjahr zum Katfischangeln hinausfährt, dürfte mit ziemlicher Sicherheit einen Seewolf an den Haken kriegen. Auch die Chancen auf Zweistellige sind hier ganz ausgezeichnet, sogar 30-Pfünder wurden hier gefangen. Allerdings muß man Glück mit dem Wetter haben. Denn die Boote sind klein, die Wellen aber oft groß, schließlich liegt die alte Fischer- und Walfängerinsel Fedje der Küste vorgelagert im offenen Meer. Den gefleckten Bruder unseres Gestreiften Seewolfs darf man in diesen recht südlichen Gewässern aber nicht erwarten. Wer dem Gefleckten Katfisch nachstellen möchte, der übrigens noch ein bißchen größer abwächst, der muß am Rande der Arktis angeln: Nordnorwegen, Island und vor allem Grönland sind richtig.

Der Seewolf zieht in kleinen Rudeln, am liebsten über felsigem Grund.

Der Seewolf zieht in kleinen Rudeln, am liebsten über felsigem Grund.

Die besten Seewolfköder

Wozu hat der Seewolf seine kräftigen Zähne? Nein, nicht nur, um Anglerstiefel und Ruten zu zerbeißen. Vielmehr braucht der Fisch sein Knackgebiss, um Muscheln, Krabben, Seesterne und Krebse zu zerkleinern. Und somit ist klar: Um einen Steinbeißer zu fangen, angelt man mit eben diesen Köder am Grund. Außerdem verschmäht ein größerer Wolf auch Fischhäppchen nicht.
Katfisch-Angeln ist also immer Naturköderangeln. Zwar werden die Fische auch beim normalen Pilken gefangen; aber das sind meist zufällig gehakte Fische, und oft sitzt der Haken irgendwo im Rücken. Um einen Seewolf zu verführen, bieten wir ihm Leckerbissen wie Miesmuschelfleisch, das in kleine Leinen- oder Meisenknödel-Säckchen oder in Verbands-Fingerlinge gefüllt wird.

Auch frischer Seestern (sofern vorhanden) am Drilling, eine ganze Krabbe mit Gummiring am Haken serviert oder auch leckere Stücke vom Tintenfisch am 4/0er Haken werden nicht verschmäht. Darüberhinaus bringen auch Herings- oder Makrelenfetzen manch guten Fisch. In die Säckchen mit dem Muschelfleisch wird der Drillingshaken einfach mit eingepackt. Hat der Katfisch den Köder im Maul, stört ihn der Haken (zunächst) nicht, er ist schließlich scharfe Sachen gewohnt. Erst nach dem (doppelten und kräftigen) Anhieb beginnt der Tanz, denn ein großer Seewolf schleudert den Kopf wie wild hin und her, um sich des Hakens in seinem Ledermaul zu entledigen. Unsere Naturköder bieten wir am besten knapp über dem Grund schwebend an. Ob man mit simplem Paternoster, einem Seitenarm oder aber mit einer Laufmontage samt Running-boom angelt, ist Geschmacksache. Nur einfach sollte alles sein, kein kompliziertes Zeug, das sich womöglich vertüdeln kann.

Gerät zum Katfischangeln

Je nach Wind und Strömung benötigt man für diese Angelei ein Grundblei von 200 bis 500 Gramm. Und natürlich eine stabile Bootsrute, eine Multirolle, am besten mit geflochtener Schnur und natürlich ein Gaff. Wer ohne Gaff zum Seewolf geht, kriegt spätestens dann ein Problem, wenn nach schönem Kampf endlich der dicke Kopf eines Zwölfpfünders am Boot auftaucht. Ein großes Maul mit dicken gelben Mahlzähnen und langen, nach hinten gebogenen Fangzähnen der Wallergriff empfiehlt sich jedenfalls nicht.

Der gefleckte Katfisch ist ein Verwandter des gestreiften Seewolfs. Man findet ihn im tieferen Wasser um Spitzbergen, Grönland und Nordnorwegen.

Der gefleckte Katfisch ist ein Verwandter des gestreiften Seewolfs. Man findet ihn im tieferen Wasser um Spitzbergen, Grönland und Nordnorwegen.

Die Meeresangler vom Bergener Sportfischerclub angeln mit einer ganz besonderen Montage auf Seewölfe. Sie nehmen einen chromfarbenen 500-Gramm-Pilker und entfernen den Drilling. Statt des Drillings klinken sie an einem Meereswirbel ein 30 Zentimeter langes Vorfach in den Sprengring. Dieses Vorfach besteht aus 0,60er monofiler Schnur und einem großen Einzelhaken (Größe 5/0). Der Hakenschenkel ist mit roten oder weißen Gummi-Tentakeln verziert, die im Wasser spielen. Auf den Haken kommen zwei kleinere Fischfetzen. Und zwar zuerst einen Stück Makrele. Damit der weiche Köder besser auf dem Haken hält, durchsticht man den Fetzen zweimal; dann folgt ein kleiner Köhlerfetzen.

Mit seiner zähen Haut hält er gut auf dem Haken und sichert den dahintersitzenden weichen Makrelenfetzen zusätzlich. Der so ausstaffierte Naturköder-Pilker wird zum Grund hinabgelassen und dort nur mit ganz vorsichtigen Zupfern bewegt. Der ganz leicht aufdippende Pilker, so sagen die Norweger, mache die trägen Katfische erst wach und dann wütend. Der verführerisch duftende Makrelenfetzen, von schwabbelnden Gummiärmchen umgeben, schwänzelt hinter dem Pilker über den Grund, macht die Fische gierig, und sie schnappen zu. Damit das vorsichtige Zupfen auch in 70 Meter Wassertiefe gelingt, empfiehlt sich geflochtene Meeresschnur.


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