Jerkbait-Tuning

Völlig zu Recht erfreut sich das Fischen mit Jerkbaits einer immer größeren Beliebtheit auch in unseren Landen. Zahlreiche Petrijünger haben sich zwischenzeitlich selber von der Fängigkeit der teils ungehobelt wirkenden Gesellen überzeugt und dementsprechend groß ist die Nachfrage.

Das Angebot der Verführer ist zwischenzeitlich ganz ansprechend und man ist nicht zwangsläufig auf den Bezug aus dem Mutterland USA angewiesen. Stichwort USA: Nicht zuletzt der hohe Dollarkurs sorgt für Preise die manchen Angler zusammen zucken lassen. 40-50 Euro für einen guten Glider sind keine Seltenheit. Gute Argumente, um in do-it-yourself – Manier den Köder nicht nur fängiger zu gestalten, sondern auch den Einsatzbereich zu erweitern, ohne sich gleich in eine neue Investition zu stürzen. aus „schwimmend“ mach „sinkend“: Viele Petrijünger sammeln erste Erfahrungen mit unbebleiten Jerkbaits. Häufig geschieht dies in der Annahme, dass es sich bei den Gegenstücken, den vorbebleiten Ausführungen, um sinkende Versionen handelt. Aus Angst vor Verlusten durch einen Hänger legt man dann lieber den schwimmenden Bruder in den Einkaufskorb. Daher zur Richtigstellung: Vorbebleite Jerkbaits haben eine verzögerte Auftriebsphase und sind grundsätzlich tiefer zu fischen. Um einen Sinker handelt es sich dabei nicht zwangsläufig. Das heißt nicht, dass es nicht auch sinkende Köder dieser Bauart gibt. Bei Unklarheiten hilft Ihnen sicherlich Ihr Fachhändler weiter. Verfügen wir nun über diverse unbebleite, schwimmende Modelle und möchten wir unsere Köder eine Etage tiefer anbieten, dann ist dies mit wenigen Handgriffen zu erledigen, ohne dass gleich der Griff in die Geldbörse von Nöten ist. Besonders schnell und einfach geschieht dies mit den sogenannten weight kits, die an der Unterseite des Köders placiert werden und für zusätzliches Gewicht sorgen. Diese Beschwerer gibt es sowohl zum Aufkleben auf den Köder als auch zum Schrauben. Erzielter Effekt: Das Aufsteigen Richtung Wasseroberfläche wird deutlich verzögert. Wir können den Köder nun tiefer und vor allen Dingen auch langsamer präsentieren. Ein Umstand, der gerade an kälteren Tagen von großem Vorteil sein kann. Noch kostengünstiger tunen wir die Schwimmeigenschaften unseres Jerks mit kleinen Bleikugeln. Gute Dienste leisten dabei z. Bsp. Patronen, wie sie für Luftgewehre verwandt werden. Dazu bohren wir in die Unterseite des Köders die gewünschte Anzahl an Löchern. Hier hinein stecken wir die sogenannten Diabolos und versiegeln die Öffnung mit Epoxydharz oder Klarlack. Wenige Handgriffe, die kein sonderliches handwerkliches Geschick erfordern und unsere Verführer auf Tauchstation schicken. Wer derartige chirurgische Eingriffe scheut, kann sich auch anderweitig behelfen. Gerade den empfindlichen Glidern reichen oft schon weitere Sprengringe, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Diese sollten dann natürlich nicht hintereinander angebracht werden, sondern durch den Ring gezogen werden, der die Verbindung zum Drilling darstellt. Kupfer- oder Lötdraht, der sauber um die Schenkel der Drillinge gewickelt wird, erfüllt den gleichen Zweck. Für alle beschriebenen Behandlungsmethoden gilt: Tatsächlich können wir durch ausreichend Beschwerung letztlich einen Sinker herstellen und dann wirklich „im Keller“ fischen. Gerade Glider sind jedoch sehr empfindlich und es gehört ein geschicktes Händchen dazu. Das Hinzufügen von Gewichten kann nicht beliebig fortgesetzt werden, ohne dass die Laufeigenschaften negativ beeinflusst werden. Daher: Vor dem Einsatz unbedingt den Köder im Wasser testen und etwaige Korrekturen vornehmen. „aus Hell mach Dunkel“ Freund Esox greift seine Beute besonders gerne von unten nach oben an. Gerade beim Fischen in der Dämmerung und in der Dunkelheit sind aus dieser Perspektive dunkle Farben besser wahrzunehmen, da der Kontrast gegen das Restlicht schärfer ist als bei hellen Farben. Das werden auch alle anderen Räuber bestätigen, die am Ende des Tages gerne die oberen Gewässerabschnitte aufsuchen und mit flachlaufenden Ködern zu beangeln sind. Der stolze Besitzer eines Firetigers muss nun nicht gleich den Gang zum Angelgeschäft antreten, um auch in diesen Situationen die optimale Farbe anzubieten. In zwei Minuten hat auch er den richtigen Köder zur Hand. Dazu wird ganz einfach ein Streifen schwarzes Isolierband, wie es von Elektrikern verwandt wird über die ganze Länge der Unterseite aufgeklebt. Wir müssen lediglich darauf achten, dass die Enden des Klebeband sauber anliegen und nicht etwa durch abstehende Ecken das Laufverhalten negativ beeinflussen. Beim nächsten Einsatz im trüben Gewässer wird der Streifen einfach entfernt und das Firetiger-Kostüm wieder angelegt. aus Leise mach Laut: In verschiedenen Angelsituationen, so z. B. in besonders trüben Gewässern, sprechen die Fische besonders auf Geräusche an und laute Köder fangen einfach besser als die Leisetreter. Abgesehen vom teils beeindruckenden Aufklatschen auf die Wasseroberfläche produzieren die meisten Jerkbaits keine nennenswerten Geräusche. Dies ändern wir durch kleine Manipulationen der Spinnstangen. Zwei oder drei Geräuschkapseln lassen sich mit einem guten Klebeband prima an der Spinnstange befestigen. Mit dieser Geräuschbombe ausgestattet produziert unsere Montage bei jedem Rutenschlag gut wahrnehmbare Klicks und erregt so die Aufmerksamkeit der Rüber. Noch lauter wird es wenn wir unsere Spinstangen selber herstellen und entsprechend aufrüsten. Dazu biegen wir in der Mitte der Stange ein Rechteck und placieren hier mehrere massive Metallkugeln bevorzugt aus Messing. Lassen wir dabei ausreichend Spiel, dann schlagen diese Kugeln bei jeder Rutenbewegung aneinander und locken Esox und Co. auch über Distanz an. Das Anbringen von Geräuschkugeln direkt an den Köder kann ich nicht empfehlen. Jedenfalls habe ich noch keine sinnige Konstruktion gefunden, die sich nicht negativ auf das Laufverhalten auswirkt oder nach einem Angriff nicht verloren geht. aus Glatt mach Rauh Lassen sich die Erfolge der zuvor beschriebenen Tuningmethoden plausibel begründen, dann fragen Sie mich bei der nachfolgend beschriebenen Technik bitte nicht dem Grund für die besseren Fänge. Ich kann hier nur eine Vermutung äußern, eine belegbare Erklärung habe ich nicht parat. Fakt ist, dass so behandelte Köder besser fangen. Die Idee dazu kam als wir feststellten, dass die von vielen Angriffen stark beschädigten Jerkbaits einfach mehr Fisch an den Haken brachten als die Stücke, die jungfräulich ins Rennen gingen. Wir mutmaßten, dass die zahlreichen Zahnabdrucke und Riffen in diesen Ködern wahrnehmbare Verwirbelungen im Wasser erzeugten und so die Aufmerksamkeit der Räuber weckten. Was lag also näher, als auch die Neulinge in der Köderbox entsprechend zu „verunstalten“. Nach verschiedenen Experimenten stellte sich folgendes Rezept als besondern effektiv heraus: Mit einem sehr scharfen Messer, am besten geht es mit einem Skalpell, werden von oben nach unten und in einem Abstand von 3-4 mm, parallele Einschnitte auf beiden Seiten des Jerkbaits angebacht. Das Ergebnisse sollen nur kleine Ritzer sein und nicht etwa tiefe Einkerbungen, die das unter der Epoxydschicht liegende Holz beschädigen. Auf diese Weise entsteht eine sehr raue Oberfläche und ein sehr fängiger Köder. Gönnen Sie sich das Vergnügen des direkten Vergleichs mit einem unbehandelten Jerkbait. Das Ergebnis wird Sie überraschen! Um unnötigen Versuchen vorzubeugen: wesentlich tiefere Schnitte, die bis ins Holz gehen und nachfolgend möglicherweise den Köder Wasser ziehen lassen, bringen keine besseren Ergebnisse. aus Wobbler mach Jerkbait Da ein wesentlicher Aspekt dieses Beitrages sich um die Einsparung von Kosten dreht, müssen wir auch die effektivste Lösung in diesem Sinne ansprechen. Diese lautet: Gar keinen Jerkbait kaufen…. und trotzdem Jerken. Verschiedene Wobbler, wie z.B. der Zalt oder 6″ Jake von Musky Mania sind schon ab Werk dazu prädestiniert auch als Jerk- oder Twitchbait eingesetzt zu werden. Andere können mit wenig Aufwand umfunktioniert werden. Erstklassige Studienobjekte sind dabei der Rapala Super Shad Rap und der Shad Diver von Big Fork. Beide Köder verfügen über einen voluminösen Körper und haben einen hohen Auftrieb. Ziel ist es, diesen Auftrieb zu neutralisieren bzw. deutlich zu reduzieren. Dazu bringen wir an der Kopföse und an der Öse des Bauchdrillings eine Federstahlachse an. Um eine durchgehende Verbindung zu ermöglichen durchbohren wir die Tauchschaufel. Ein mit einem Feuerzeug erhitzter Nagel, den wir aber bitte mit einer Zange festhalten, ist dazu genauso geeignet. Bevor wir den Draht an der zweiten Öse befestigen, schieben wir ein Laufblei auf. Durch Variieren des Gewichtes bestimmen wir die Lauftiefe. Ein guter Kompromiss sind ca. 30 Gramm. Den so behandelten Köder können wir nach dem Auswerfen auf Tauchtiefe bringen und fortan sehr effektiv wie einen Jerkbait, also mit gefühlvollen Rutenschlägen und mehr oder weniger langen Pausen führen. In vielen Situationen stehen diese Kopien den reinrassigen Kollegen in keiner Weise nach. Bericht von Jürgen Haese 10. Juli 2003 12:16 Uhr (CEST)


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