Angeln mit Uli Beyer: Kleine Farbenlehre / Sehtest für Räuber

Ich glaube, das Thema Köderfarben ist so alt wie die Angelei selbst. Auch mich beschäftigt es natürlich seit Jahren sehr. Offen gesagt, es fiel mir bisher schwer, präzise Schlüsse zur richtigen Farbwahl zu formulieren. Insbesondere die Diskussion, ob Fische Farben überhaupt sehen können und die Frage, wie sich Licht im Wasser verhält, waren für mich von entscheidener Bedeutung. Ich bin sicher, dass Fische Farben sehen können.

Einzige Vorra ussetzung: ausreichend Licht unter Wasser muss vorhanden sein. Mit zunehmender Tiefe, Wassertrübung oder einfach abnehmenden Tageslicht nimmt auch die Lichtintensität unter Wasser ab. Je dunkler es wird, desto schlechter wird auch die Farbempfindlichkeit der Fischaugen. Genau wie beim menschlichen Auge. Letztendlich bleibt eigentlich nur noch ein Hell / Dunkel – Sehen übrig. Experimente haben erwiesen, dass Farben unter Wasser nicht gleichmäßig verschwinden, sondern entsprechend ihrer Wellenlänge nacheinander. Aus diesem Grunde sollten man auch nicht spontan einen besonders schönen Köder kaufen, sondern viel mehr seine konkrete Angelsituation untersuchen und Farben gezielt aussuchen. Um jedoch von den „schönen, bunten Farben“ wegzukommen, sollten wir uns selbst einem Sehtest unterziehen, denn nichts ist überzeugender als die eigene Erfahrung. Nehmen Sie sich Ihre Köder und begeben Sie sich in einen stufenlos und völlig abgedunkelten Raum (z.B. Jalousien, die auch völlige Dunkelheit erzeugen). Zunächst sehen Sie sich einfach einmal im Raum nach verschiedenen Farben um. Dunkeln Sie nun den Raum langsam ab. Erster AHA-Effekt: Auch bei uns verschwinden die Farben nach und nach, bis alles nur noch eine Grauzone ist. Haben Sie erkannt, welche Farben zuerst verschwinden? Mein Test ergab eine gute Übereinstimmung mit der Theorie: Rot verschwindet zuerst. Es folgen orange, gelb, grün, blau, weiß und silber zuletzt. Alle Farben gibt es jedoch „hell“ und „dunkel“. Auch das beeinflusst die Sichtbarkeit. Unsere Köder sind außerdem selten gleichmäßig mit einer Farbe durchfärbt. Breiten Sie deshalb Ihre verschiedenen Köder auf einer Fläche aus und dunkel Ihren Raum völlig ab. Bei Gummifischen ohne Haken kann man das Ganze noch im Dunkeln schön mischen. Nun wird langsam die Jalousie wieder geöffnet. Zweiter AHA-Effekt: Manche Köder fangen sofort an zu blitzen und zu blinken. Metallic-Effekte werden als erstes wahrgenommen, sind also hervorragend für schlechteste Licht- (Sicht-) Verhältnisse geeignet. Schneeweiß ist ebenfalls sofort sichtbar. Ich bin unsicher, ob „Feuergelb“ dunkler ist. Anschließend folgen „Pearl“, Chartreuse-Glitter“, Gelb, Rot-Gelb, Gold, Orange, und Rot. In einigen Fällen werden Sie unsicher sein, insbesondere, wenn die Köder verschiedene Farben gleichzeitig aufweisen. Versuchen Sie einmal, diese Köder im Dunkeln zu bewegen. Plötzlich werden einige Köder besser sichtbar, wenn sie im bestimmten Winkel zum Licht stehen – wie ein echtes Fischchen, das auch mit seiner hellen Flanke durchs Wasser schwimmt.   Diese Effekte sind es, die einen Räuber zur Attacke bewegen. Meistens bewegt sich unser Köder beim Angeln nämlich in einer regelrechten „Grauzone“. Große Tiefen und trübes Wasser werden vor allem vom Zander bevorzugt. Um dem Raubfisch dort die grobe Lokalisierung zu erleichtern, sind Vibrationen und Geräusche gefragt. Erst wenige Zentimeter vor dem Köder wird dieser für das Auge wahrnehmbar. Die Feinabstimmung vor der Attacke wird häufig vom Fischauge wahrgenommen. Bei völliger Dunkelheit geht ein Angriff schon einmal am Ziel vorbei. In der Farblosen Grauzone können wir also recht einfach unsere Köderfarben bestimmen. Weiß und silber sind hier die Top-Farben. Wie steht´s aber mit den ganzen Zwischenstufen bis zum völlig klarem Wasser? Offenes Wort: deutlich schwieriger!! Ich halte es für sehr sinnvoll, Angelbedingungen auch nach der Lichtintensität in der Tiefe zu beurteilen. Die Lichtstärke kann je nach Trübung und Tiefe 0 – 100% der Lichtstärke über Wasser bzw. in der prallen Sonne betragen. Je dunkler es über Wasser wird, desto rapider ist auch der Lichtabfall unter Wasser und wir müssen uns von jetzt auf gleich mit der Köderfarbe umstellen.   Bei Lichtwerten von 0 – 20% hat es wenig Sinn, auf die Farbe großen Wert zu legen. Die Sichtweite liegt bei 0 bis zu wenigen Zentimetern. Ein schwerer Bleikopf mit dem „Klong“ beim Aufticken oder Rasselköder sind jetzt Spitze. Bei 20% Licht sind nur Schwarz, Silber Weiß Blau und Grün für den Fisch im letzten Moment direkt vor dem Köder unterscheidbar.   Bei 20 – 40% Sichtigkeit bzw. Licht können Fische dann schon 30 – 60cm weit sehen! Trotzdem hört bzw. spürt der Fisch den Köder lange, bevor er ihn sehen kann!! Unter solchen Umständen sind in unseren Gewässern auch die Futterfische verstärkt „unterwegs“, weil sie sich relativ sicher fühlen. Jetzt sind schon Farben wie Schwarz, Silber, Weiß, Blau, Grün, Gelb, und Orange für den Fisch unterscheidbar.   Bei 60% Sichtigkeit erreicht die Sichtweite der Fische bereits 60 – 120 Zentimeter und annähernd alle Farben können vom Fisch unterschiedenen werden. Hier wird´s langsam schwierig für den Angler, denn man muss schon ziemlich viele Farben durchtesten, um an die Favoriten der Räuber heranzukommen. Mein Tipp in solchen Situationen: Versuchen Sie herauszufinden, wie die wichtigsten Beutefische gefärbt sind. Sind es dunkle Barsche oder eher kontrastlose helle Maränen oder kräftig gefärbte Rotaugen? Mit zunehmender Sichtigkeit wird auch die richtige Farbe des Köders immer wichtiger. Auch Schlüsselreize wie „Augen“, barschartige Streifen, rote Flossen oder beutetypische Schwimmbewegungen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Bei guten Sichtverhältnissen sollten Sie im jeden Falle den Fisch wählen lassen, welche Farbe er mag. Eine große Köderpalette sollte an vielversprechenden Stellen im Schnellverfahren durchtestet werden. 5 Würfe mit einer Farbe reichen für einen solchen Test aus. Zwingen Sie sich unbedingt häufig zum Köderwechsel und bleiben Sie erst dann bei einem Köder, wenn sich erste Bisse einstellen!! Im Völlig klaren Wasser mit Sichtigkeit über 80% fische ich schwarze und violette Köder besonders gern und erfolgreich – insgesamt sind die Fangerfolge dann aber meist hart erarbeitet………. Bericht von Uli Beyer / www.uli.beyer.de

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