Bronze glänzende Tischplatten

Wenn Martin Bowler auf Brassen geht, will er sich nicht mit Kleinkram abgeben. Sein Ziel sind große Brassen über 10 Pfund, seine wie Bronze glänzenden „Tischplatten“.

Seit zehn Jahren klettern die Rekordgewichte der Brassen in England. Da werden selbst Fische, die hart an der 18-Pfund-Marke liegen, in der Angelpresse nur noch mit wenigen Zeilen erwähnt. Aber lasst uns auf dem Teppich bleiben Leute! Für mich ist jeder Brassen über 10 Pfund ein würdiger Gegner. Also legen wir los. Ich will gerne verraten, wie ich es anstelle, die großen „Tischplatten“ mit dem Bronzeglanz zu überlisten.

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Wie immer müssen wir die Fische zunächst finden, daran hängt alles. Fast alle außergewöhnlichen Exemplare, die ich überlistet habe, kamen aus stehenden Gewässern. Daher konzentriere ich mich auf Seen und Kiesgruben. Brassen lieben weite, offene Wasserflächen. In Ufernähe findet man sie nur während der Laichzeit, die übrige Zeit des Jahres halten sie beträchtlichen Abstand zum Ufer. Pflanzen mögen sie ebenfalls nicht. Brassen und Pflanzen, aus irgendeinem Grund geht das nicht zusammen. Ob die Pflanzen sie daran hindern, Schwärme zu bilden? Sie sind nämlich am liebsten in Gesellschaft. Findest du einen, so findest du viele.

An einem See halten wir zuerst Ausschau nach der größten freien, offenen Wasserfläche. Wir wissen ja bereits, Brassen sind Freiwasserfische. Hier irgendwo, in der riesigen Wassermasse, halten sich die Brassen mit größter Wahrscheinlichkeit versteckt. Um uns ein genaueres Bild von der Situa­tion unter Wasser zu verschaffen, müssen wir das Gewässer näher erkunden. Das machen wir entweder mit einer Gewässerkarte, einem Echolot oder durch gründliches Ausloten. Denn wir müssen eine Vorstellung davon gewinnen, wie der Grund des Gewässers beschaffen ist.

Nehmen wir an, wir entdecken unter Wasser einen Berg, eine nur 2 Meter tiefe Stelle, um die herum der Grund bis auf 5 Meter abfällt. Oder wir finden einen lang gestreckten Höhenrücken mit seitlich abfallenden Flanken. Das sollten wir eher als Warnsignal werten: Achtung, hier nicht angeln! Erhebungen und Höhenrücken am Grund sind nämlich die Straßen der Brassen. Auf ihnen wandern die Schwärme im See umher, halten sich dort aber nicht lange auf, um zu fressen. Gern durchbrechen die Brassen, wenn sie wandern, mit ihren hohen Rücken die Oberfläche in einer für sie typischen weichen, runden Bewegung. Wir nennen das „rollen“.

Rollende Brassen haben mich schon verschiedentlich zum Narren gehalten. Der faszinierende Anblick der breiten Buckel verleitete mich dazu, sofort, ohne vorher zu loten, loszuangeln. Eine halbe Stunde später waren sämtliche Fische verschwunden. Ich hatte meinen Köder auf einem flachen Wanderweg ausgelegt, die Fische waren nur auf der Durchreise. Also niemals auf der Straße angeln! Besser sind die angrenzenden Abhänge. Dort sammelt sich viel mehr natürliche Nahrung, die Höhen sind eher unfruchtbar. Es ist wie mit den Kühen im Gebirge: Sie weiden nicht auf den Gipfeln, sondern an den Hängen und im Tal.

Noch besser sind allerdings nicht allzu deutliche Veränderungen am Seegrund in größerer Wassertiefe. Eine kleine Senke vielleicht, ein flacher Buckel, ein sanfter Abhang, das reicht völlig. Top-Plätze liegen dort, wo Kies und Schlamm aneinander grenzen. Die Grenzgebiete sind besonders nahrungsreich, es wimmelt dort von Zuckmückenlarven, Schlammröhrenwürmern und Schnecken.

Wichtige Winde

Eine Hauptrolle beim Orten von Brassen spielt der Wind. Brassen lieben es, bei frischem Wind in Windrichtung zu wandern. Natürliche Nahrung wird durch den Wind dem Ufer zugetrieben. Die Brassen folgen diesem Futterstrom. Welch ein Erlebnis, die breiten, dunklen Rücken in den Wellen rollen zu sehen. Oft geben „Schnurbisse“ uns die Gewissheit, dass sich an unserem Angelplatz Brassen aufhalten. Sie bilden dichte Schwärme und berühren mit ihren hohen Rücken die Schnur. Bleibt es bei Schnurbissen, und wir fangen keinen Fisch, verringern wir die Wurfentfernung um zirka 5 Meter. Häufig verschätzt man sich und wirft anfangs zu weit.

Rollen die Brassen über tiefem Wasser und nicht auf einem flachen Wanderweg, lohnt sich ein Angelversuch. Ich würde wetten, der Platz liegt in größerer Entfernung vom Ufer. Daher ist Grundangeln die erste Wahl. Natürlich, wir könnten mit Futterkorb und Bibberspitze fischen, das ist eine vorzügliche Methode für mittelgroße Brassen. Aber wir wollen dicke Brummer, daher mache ich eine Anleihe bei den Karpfen-Anglern.

Muss ich nicht allzu weit werfen, nehme ich eine Rute mit einer Testkurve von 1 1/2 lb. Ab 50 Meter Weite wechsle ich dann auf eine 2rn lb.-Rute mit durchgehender Aktion. Meine Stationärrolle ist gefüllt mit 5 Kilo tragender monofiler Schnur. 5 Kilo Tragkraft mag extrem scheinen, aber ständiges Werfen mit schweren Futterkörben leiert schwächere Schnur zu schnell aus.

Üblicherweise verwende ich einen Method-Feeder. Man rechnet ihn zu den Futterkörben, obwohl er kein echter Korb ist. Sein Drahtgerüst (siehe Zeichnung) wird mit einem dicken Klumpen aus gut haftendem, zähem, klebrigem Futter umknetet. Auffällig wie ein Stein liegt der Futterklumpen am Grund. Ich bin mir sicher, die Brassen werden sich zuerst auf diesen unübersehbaren Klumpen stürzen und dann sehr schnell meinen Köder finden.

Einfache Montage

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Die Montage ist äußerst simpel. Auf die Hauptschnur fädele ich zunächst 30 Zentimeter Plastikschlauch, dann folgt der mittelgroße Method-Feeder. Das Vorfach besteht aus feiner geflochtener Schnur mit 5rn Kilo Tragkraft. Wo viel auf Karpfen geangelt wird, kann dieses Material die Brassen allerdings abschrecken, da sie regelmäßig von den Karpfen-Anglern daran gefangen werden. Dann nehme ich ein Vorfach aus Fluorocarbon mit derselben Tragkraft, das täuscht selbst übertrieben scheue Fische. Den beköderten Haken knete ich in den Futterball um den Futterkorb mit ein, ehe ich auswerfe. Das Vorfach ist daher sehr kurz, üblicherweise 10 Zentimeter, höchs­tens 20 Zentimeter. Mein Köder liegt auf diese Weise mitten in einem Haufen Grundfutter, den die Brassen sicher durchwühlen werden.

Wegen des kurzen Vorfachs braucht man starke Haken der Größe 12 bis 14.rn Das kurze Vorfach erhöht den Druck auf den Haken, und er könnte aufbiegen oder gar brechen. Neuerdings gibt es unglaublich starke Spezial-Haken für Barben, die den Belastungen durch kurze Vorfächer standhalten. Den Köder fädele ich immer auf ein Haar, er kommt also nicht direkt an den Haken. Den Futterkorb montiere ich fest, so daß keine Schnur mehr durch ihn hindurch gezogen werden kann. Auf diese Weise haken sich die meisten Fische selbst. Und dann kreisch die Rolle, als hätte ein Karpfen gebissen.

Posen-Futterkorb-Montage

In England gibt es in den meisten Gewässern mit großen Brassen auch viele Karpfen. Das hat großen Einfluss auf die Art meines Hakenköders. Ich nehme gern kleine 10-Millimeter-Boilies, wenn für Karpfen hauptsächlich große Boilies verwendet werden.
Dass Boilies gut schmecken, wissen die Brassen schon aus Erfahrung, die kleinen Boilies haben aber ihr Misstrauen noch nicht erregt. Ich bevorzuge Boilies aus Fischmehl. Wenn die Bisse nachlassen, lohnt sich ein Versuch mit Pop-ups, sie schweben verlockend über dem Grundfutter. Caster, Mais und Forellen- oder Heilbutt-Pellets sind ebenfalls ausgezeichnete Köder.

Füttern mit Teppich

Der Angelplatz ist gefunden, das Gerät montiert, der Haken beködert. Meine Güte, stöhnen Sie, wann endlich angeln wir denn? Geduld, Geduld, noch müssen wir ja anfüttern. Üblicherweise setzt jetzt ein Bombardement mit apfelsinengroßen Futterbällen ein, alle auf einen Punkt. Ich mache es anders. Liegt der Angelplatz nicht allzu weit vom Ufer entfernt, streue ich das Futter gleichmäßig flächig mit einem schaufelartigen Futterwerfer an einen Platz mit einem Durchmesser von 4rn Meter.

Bei großen Entfernungen, manchmal mehr als 50 Meter, braucht man dagegen ein kleines Schlauchboot, um das Futter auszubringen. Aber immer daran denken: Es sollen sich keine Futterhaufen am Grund auftürmen, sondern wir wollen einen möglichst gleichmäßigen Futterteppich ausrollen. Auf dem flachen Teppich springt der Futterkorb mit dem Futterklumpen und dem darin versteckten Haken deutlicher ins Auge.
Ich bin sicher, dass die Brassen länger am Platz bleiben, wenn das Futter gleichmäßig verstreut ist. Das verbessert die Chancen, mehrere große Fische an einer Stelle zu fangen. Ich beginne meistens mit 5 Kilo Futter. Es fällt allerdings schwer, präzise Mengen zum Füttern anzugeben, man muss von Fall zu Fall etwas variieren. Brassen sind unersättliche Fresser und treten in Scharen auf, also nicht knausern mit dem Futter.
Süß soll das Futter sein für Brassen und vorwiegend aus Brot bestehen, wird behauptet. Ich widerspreche. Tatsächlich schwärmen Brassen für Fischmehl. Mein Futter geht mehr in die würzig-deftige, strengern Geschmacksrichtung. Es besteht zur einen Hälfte aus käuflichem Heilbutt-Pulver und zur anderen Hälfte aus gemahlenen Forellen-Pellets. Diese Mischung durchweiche ich kräftig mit Heilbutt-Öl, ehe ich Wasser dazugebe. Auf diese Art entsteht ein durchdringendes, fischiges Aroma. Schließlich wird der Brei zusätzlich aufgepeppt mit Castern, 3 bis 6rn Millimeter Heilbutt-Pellets, Mais und 10 Millimeter Fisch-Boilies. Nur so viel Wasser hinzufügen, dass die Masse leicht zusammenklebt, ohne dass sich Bälle daraus formen lassen. Sie erinnern sich, dickern Futterbälle sind unerwünscht, wir wollen einen gleichmäßigen, dünnen Futterteppich auslegen. Nun endlich sind wir so weit, schnell raus mit den Ruten. Bei derart gründlicher Vorbereitung kann der Erfolg nicht ausbleiben.

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Strategie mit Pose

Einige würden vielleicht lieber mit der Pose fischen. Wenn das Laichgeschäft die Brassen in Ufernähe treibt, im Frühjahr und Frühsommer, lässt sich das machen. Ich benutze dafür eine Rute mit einer Testkurve von 1 lb., dazu die passende Stationärrolle. Große Fische wollen wir fangen, daher trägt die monofile Schnur 3 Kilo und läuft ohne Knoten durch bis zum Haken. Jeder Knoten schwächt. Wir montieren einen Waggler mit langer Antenne und hoher Tragkraft (3 Swan = 5,7 Gramm) als Laufpose (siehe Zeichnung). Auf halber bis dreiviertel Wassertiefe klemmen wir vorsichtig ein BB-Schrot (0,4 Gramm) an die Schnur. Es verhindert Perücken beim Werfen. Statt der Bleibeschwerung benutze ich einen kleinen, offenen Futterkorb gefüllt mit Grundfutter. Der leichte Futterkorb ist an einem Seitenarm montiert. Den Seitenarm befestige ich mit einem Posenstopper an der Hauptschnur. Damit der Seitenarm nicht durch den Stopper rutscht, wird er am Ende mit einem Knoten verdickt. Die Größe des Hakens richtet sich nach dem Köder. Größe 8 oder 10 für Brotflocke und Wurm, für Mais Größe 12 oder 14. Bei einem Biss an dieser Posen-Futterkorb-Montage gleitet die Pose seitlich in die Tiefe. Fressen die Brassen derart gierig, dass sie den Futterkorb anheben, gibt es wunderschöne Hebebisse.

Zum Anfüttern verwenden wir die beschriebene Mischung. Einige Tage vorher anzufüttern, vergrößert die Chancen. Mit welcher Methode Sie auch fischen, ein großer Brassen ist eine wunderschöne Beute. Natürlich, manch anderer Fisch kämpft härter. Aber wenn die breitern Bronzeflanke eines großen Brassen erstmals im klaren Wasser aufleuchtet, das ist einzigartig.

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