In den letzten Jahren hat sich das Angeln am Rhein gewandelt. Das Wasser ist nun klarer und das hat Auswirkungen auf den Fischbestand. Früher wurden von den Anglern große Mengen an Weißfisch gefangen. Die Zeiten der Brassenmassen sind allerdings vorbei. Das heißt aber nicht, dass Friedfischangler den Fluss meiden sollten – im Gegenteil. Auch Raubfischangler kommen an dem Fluss voll auf ihre Kosten.
Angeln am Rhein – Fluch und Segen
Für Feederfischer äußerst interessante Fischart ist mittlerweile überall im Rhein stark vertreten: die Barbe. Sie ist ein echter Kämpfer und bietet dem Angler einen spannenden Drill. Noch vor einigen Jahren mussten sich die Angler mit den Wollhandkrabben herumschlagen, die sich an den Ködern zu schaffen machten. Das Wollhandkrabbenproblem ist mittlerweile nicht mehr so akut, wie früher, aber dafür hat sich ein neuer Störenfried im Fluss breit gemacht: die Grundel. Diese kleinen Fische haben Maden und Würmer zum Fressen gern und sind ein Schrecken für Naturköder-Angler.
Für Raubfischfans ist der Rhein bei Kehl ein besonders heißer Abschnitt. War hier früher der Zander eindeutig Herr im Haus, oder besser gesagt im Fluss, hat sich der Hecht aufgrund des klaren Wassers wieder eine starke Position erkämpft. Hechte über einen Meter Länge werden regelmäßig gefangen. Sie beißen auf Kunstköder, aber auch Köderfisch. Auch Barsche profitieren vom klareren Wasser und treten nun vermehrt auf. Sie lassen sich sehr gut mit kleinen Kunstködern befischen.
In dieser Region bildet der Rhein die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland. Die deutsche Seite der Rheinstrecke ist an verschiedene Angelvereine verpachtet, die teilweise unterschiedliche Angelbestimmungen vorschreiben. Einfacher ist das Angeln am Rhein auf der französischen Seite. Mit dem französischen Erlaubnisschein kann man die gesamte französische Seite befischen. Das Bootsangeln ist hier in den meisten Bereichen erlaubt.
Zanderangeln im Niederrhein
Ein weiteres interessantes Revier ist der Niederrhein zwischen Duisburg und Emmerich. Hier findet man viele interessante Buhnenfelder, Häfen-, Fluss- und Kanaleinmündungen sowie Warmwassereinläufe zum Zanderangeln. Hatten die Raubfischangler mehrere Jahre lang mit rückläufigen Zanderfängen zu kämpfen, werden jetzt wieder mehr Räuber gefangen. Das liegt daran, dass die Zander die bereits erwähnten Grundeln als Nahrungsquelle entdeckt haben.
Außerdem kommen nun vermehrt Ukeleis im Fluss vor, an denen sich die Räuber sattfressen. Spinnfischer sollen ihr Glück unbedingt einmal mit braunen Gummifischen versuchen. Denn sie ähneln den Grundeln und reizen daher die Zander zum Biss. Mittlerweile lohnt sich auch am Niederrhein das gezielte Angeln auf Rapfen. Diese Friedfische mit fleischlichen Gelüsten knallen immer häufiger auf die Köder der Spinnfischer.
Welsangeln am Rhein
Am Niederrhein ist der Wels stark im Kommen. Galten die großen Räuber früher lediglich als meist nicht zu bändigender Beifang beim Zanderangeln, werden mittlerweile regelmäßig große Welse gemeldet. Das Angeln mit totem Köderfisch bringt selten gute Ergebnisse: Ein toter Fisch wird hart wie ein Brett und dreht sich an der Montage in der Strömung. Das mögen die Welse überhaupt nicht.
Das Angeln am Rhein mit eine Kombination aus Tauwürmern und Tintenfischen an der Abrissmontage (Steinmontage) ist da deutlich aussichtsreicher. Auch mit der Spinnrute kann man Welse fangen. Im Frühling bietet es sich an, flache Buhnen abzusuchen. Da sich auch die Welse auf Grundeln eingeschossen haben, sollte man keine allzu großen Köder verwenden. 12 bis 15 Zentimeter lange Gummifische sind genau richtig.
Diese relativ kleinen Köder lassen sich nicht an der schweren Welsspinnrute präsentieren. Es muss also leichteres Gerät her. Gerade bei der Rolle ist darauf zu achten, dass sie über eine zuverlässige und präzise einstellbare Bremse verfügt. Dann bekommt man den großen Fisch auch gelandet – an Deutschlands Fluss der Kapitalen.
5 Tipps von Raubfisch-Profi Stephan Gockel fürs Angeln am Niederrhein
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Rheinpegel im Blick
Eine Ausnahme der ausgeprägten Nachtaktivität der Fische besteht bei Hochwassersituationen, welche eine verstärkte Eintrübung des Flusses zur Folge haben. Dann lassen sich selbst lichtscheue Zander auch am Tag recht gut fangen. Und Hochwasser beziehungsweise ein sich schnell ändernder Wasserstand sind am Rhein eher Regel als Ausnahme. Das liegt an den vielen Nebenflüssen, die in den Strom münden und bei starken Regenfällen entsprechende Wassermassen hinein schwemmen.
Optimale Bedingungen zum Angeln am Rhein findet Ihr vor, wenn der Pegel relativ gleichbleibend oder langsam steigend ist. Einige Stellen sind jedoch gerade bei einem etwas erhöhten Pegelstand interessant. Was die Rheinfische gar nicht mögen, ist schnell steigendes Wasser. Ein langsam fallender oder stagnierender Pegel auf relativ hohem Niveau kann dagegen vor allem Zander, Aale und Waller zu einer erhöhten Aktivität animieren. Auf jeden Fall solltet Ihr vor dem Angeln am Rhein die Wasserstände zum Beispiel über www.elwis.de genau überprüfen.
Jede Menge Schiffe
Es gibt noch zwei weitere Dinge, die man über den Mittelrhein wissen sollte. Der Schiffsverkehr ist hier ausgesprochen stark. Selbst in den Nachtstunden gleicht der Fluss fast einer Autobahn. Manchmal passieren drei große Kähne gleichzeitig nebeneinander die Fahrrinne. Für Angler ist dies nur bedingt relevant, denn in der Flussmitte hält sich angesichts der Strömungsstärke ohnehin keine Montage. Nur beim Bootsangeln, das im Mittelrhein gestattet ist, aber vergleichsweise selten betrieben wird, muss der intensive Schiffsverkehr natürlich beachtet werden.
Kleine Plagegeister beim Angeln am Rhein
Viel relevanter ist dagegen das Aufkommen einer kleinen Fischart, die jedoch große Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem hat. Gemeint ist die Schwarzmundgrundel, die sich in den letzten Jahren im Rhein explosionsartig verbreitet hat. Sie beim Angeln am Rhein ist Fluch und Segen zugleich. Ganz direkt bekommen wir Angler dies beim Ansitz mit Naturködern zu spüren. Würmer, Maden, aber auch Boilies und kleine Köderfische werden von den Grundeln unweigerlich gefressen oder zumindest angeknabbert. Gerade Friedfischangler müssen sich mit dieser Problematik wohl oder übel auseinandersetzen.
Wird mit relativ kleinen Friedfischködern geangelt, sind Grundeln die Hauptbeute. Mittel, um dem aus dem Wege zu gehen, gibt es leider nur wenige. Die Zahl der Grundelbisse nimmt jedoch merklich ab, wenn der Köder relativ weit im Strom oder im Mittelwasser angeboten wird, da sich die Plagegeister vorrangig dicht an den Steinpackungen aufhalten.
Außerdem sollte man wissen, dass Grundeln nachts deutlich weniger aktiv sind als am Tage. Völlige Ruhe hat man vor den gierigen Kleinfischen jedoch nie. Sie attackieren übrigens auch Kunstköder, die grundnah laufen. Abgebissene Schwanzteller bei kleinen Barsch-Gummifischen sind also an der Tagesordnung.
Hinsichtlich des Friedfischbestandes beim Angeln am Rhein hat die Grundel-Invasion sich negativ ausgewirkt, da es sich hierbei um gefräßige Laichräuber handelt. Positiv ist die Grundel dagegen für den Zander- und Barschbestand. Die Stachelritter haben die Grundel längst als willkommene Nahrungsquelle akzeptiert und profitieren von dem hohen Futterfischaufkommen. Häufig erkennt man das daran, dass gefangene Barsche noch frisch angedaute Grundeln im Schlund haben. Klar ist natürlich auch, dass das enorme Nahrungsangebot es nicht leichter macht, die vollgefressenen Zander und Barsche von einem Kunstköder zu überzeugen.
Barsche halten sich gerne in den Hafenbereichen auf. Hier können sie auch mit Spinnern, kleinen Wobblern und Shads hervorragend beangelt werden. Eine besonders starke Barschaktivität ist im Herbst vorhanden. Zweistellige Stückzahlen sind drin, wenn ein Schwarm ausfindig gemacht wurde.
Harte Kost für Zander
Alles in allem klappt das aber trotzdem ganz gut, denn gerade Zander sind im Mittelrhein stark vertreten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der Zanderbestand hier viel besser ist als im Mittellauf der Elbe, wobei in letzterem Gewässer etwas mehr kapitale Exemplare gefangen werden.
Der erfolgreichste Zanderköder im Rhein ist nicht der Gummifisch, sondern der Wobbler. Bei niedrigen oder mittleren Pegelständen findet Ihr die Zander vor allem an relativ kurzen, flachen Buhnen. Wer hier in der Dunkelheit einen maximal zwei Meter tief laufenden, schlanken Wobbler langsam durchs Mittelwasser kurbelt, fängt im direkten Vergleich viel mehr als mit einem Gummifisch. Das Jiggen und Faulenzen der
Weichplastikköder macht allenfalls in den zeitigen Dämmerungsphasen oder tagsüber bei eingetrübtem Hochwasser im Bereich von Hafenausfahrten Sinn. Natürlich dekorierte Shads mit einem V-förmigen Schwanzteil sind dann oft die bessere Wahl im Vergleich zum klassischen Schaufelschwanz.
Jigköpfe zwischen 10 und 30 Gramm sind, bedingt durch die sehr unterschiedliche Strömung, erforderlich. Die ausgeprägten Steinpackungen fordern leider ihren Tribut in Form vieler Hänger und Abrisse. Allein schon deshalb werden Zanderangler im Rhein beim Wobblerangeln in der Nacht glücklicher. Selbstverständlich ist auch der nächtliche Zanderansitz mit dem toten Köderfisch an einer Laufbleimontage Erfolg versprechend. Klar, dass eine Grundel hierbei die beste Köderwahl ist.
Welsangeln im Rhein
Ein weiterer Räuber des Rheins ist der Waller. Er kommt zahlreich und in kapitalen Größen vor. Dennoch ist festzustellen, dass die meisten dieser Uriane von Bootsanglern gefangen werden. Ein im Mittelwasser angebotener großer Köderfisch oder ein Wurmbündel sind dabei die beste Wahl.
Das hat den Hintergrund, dass sich die Uriane offenbar gerne direkt im Hauptstrom aufhalten, wo sie von Land aus schlecht beangelt werden können. Faktisch ist es so, dass auch vom Ufer immer wieder Wallerkontakte sowohl beim gezielten als auch beim ungezielten Beangeln der Bartelträger verzeichnet werden. Viele Fische gehen in der brachialen Strömung durch zu feines Gerät jedoch verloren. Kleinere und mittlere Exemplare werden gerade bei steigenden Pegelständen oder in der kälteren Jahreszeit auch beim Spinnfischen gefangen.
Hechte im klareren Wasser
Hechte kommen im Mittelrhein regelmäßig vor und sind durch das klare Wasser etwas häufiger geworden. Trotzdem mangelt es Meister Esox insgesamt an Unterständen. In ruhigen Buhnenkesseln oder Hafengebieten ist aber immer ein Hechtbiss beim Spinnangeln möglich.
Obwohl es im Rhein noch reichlich Aale gibt, ist das Beangeln der Schlängler durch die Grundeln erschwert. In sehr warmen Sommernächten ohne Mondschein, wenn die Aale richtig laufen, werden aber auch Tauwürmer, die weit abseits der von Grundeln kontaminierten Steinpackungen präsentiert werden, vehement genommen. Dafür sind jedoch durchaus Bleigewichte von 200 Gramm und entsprechend kräftige Ruten erforderlich.
Friedfisch oder Grundel?
Wie bereits erwähnt, ist das Friedfischangeln – bedingt durch die Grundeln – stark erschwert. Dabei gibt es große Barben, Karpfen, Brassen und stattliche Rotaugen im Rhein, obwohl gerade letztere viel seltener geworden sind. Das ehemals so erfolgreiche Feedern klappt aber längst nicht mehr so gut wie vor dem Einfall der Grundeln. Der Köder wird beim Feedern nun einmal am Grund angeboten und hier warten die Grundeln förmlich auf ein Madenbündel. Karpfenangler, die mit großen, harten Boilies an schweren Festblei-Montagen fischen, haben weniger Schwierigkeiten. Intensives Anfüttern ist aber notwenig, denn enorm viele Karpfen gibt und gab es im Rhein nie.
Brassenangler, die zwangsläufig mit kleineren Ködern fischen müssen, versuchen ihr Glück inzwischen auch verstärkt in der Nacht, weil dann weniger Grundeln beißen. Friedfisch-Spezis fischen übrigens sehr gerne mit Kopf- und Bologneseruten, da hiermit eine Köderpräsentation über dem Grund möglich ist und ebenfalls nicht so viele Grundeln gefangen werden. Die kapitalen Rheinbarben schnappen sich gerne kleine Kunstköder. Mit Wobblern und Gummifischen, die bodennah laufen, werden Bartelträger von bis zu 80 Zentimetern sogar regelmäßig erbeutet.
Angeln am Rhein – Hitparaden-Fänge der BLINKER-Leser
Jörn Taute konnte beim Angeln am Rhein einen Hecht von 18 Pfund landen. Mit ein paar Angelkollegen hatte er sich eigentlich zum Welsangeln verabredet. Davor wollter er nur ein paar Würfe mit seinem 5er Mepps-Spinner machen. Schon nach wenigen Versuchen, knallte ein großer Fisch auf den Köder. Es begann ein aufregender Drill. Bis zu den Knien im Wasser stehend konnte Jörn dann einen Hecht von 1,13 Meter per Kiemengriff landen. Der Hecht ist sein bislang größter.
Kapitale Barbe
Viktor Keil angelte im Rhein bei Worms auf Barben. An diesem brutig heißen Tag hatte er als Köder ein Käsestück auf dem Haken angeködert. Der Biss erfolgte mitten im Strom. An der 0,20er Schnur und dem 0,22er Vorfach lieferte eine 82 Zentimeter lange Barbe einen tollen Drill. Die Waage zeigte am Ende ein Gewicht von 9 Pfund 490 Gramm.
Fetter Barsch aus dem Rhein
Timo Lauther angelte direkt nach einem heftigen Gewitter an einem Buhnenkopf des Rheins. Als Köder hatte er ein Crankbait, also einen dickbauchigen Wobbler gewählt. Auf diese Offerte stieg ein 49 Zentimeter langer Barsch ein. Der Stachelritter von genau 4 Pfund 470 Gramm.
Rapfen statt Zander
Hubert Vierthaler wollte eigentlich im Rhein bei Neuried-Altenheim einen Zander fangen. Doch als er einen Rapfen rauben sah, tauschte er den Gummifisch gegen einen Spöket-Wobbler aus. Kurze Zeit später knallte der Rapfen auf den Meerforellen-Köder und lieferte eine hammerharten Drill. Der Rapfen hatte eine Länge von 72 Zentimeter und wog 7 Pfund.
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