Die 9 größten Fehler beim Zanderangeln

Wenn es um das Spinnfischen auf Zander geht, hört und liest man bestimmte Thesen immer wieder. Wie viele davon wahr sind, hat Großzander-Experte Veit Wilde überprüft. Er zeigt Euch die 9 größten Fehler beim Zanderangeln auf und verrät, wie man diese vermeiden kann.

Der Plan ist aufgegangen – dieser schöne Zander mit Blinker gefangen. Foto: BLINKER/ F. Pippardt

Bild: BLINKER/ F. Pippardt

Der Plan ist aufgegangen – dieser schöne Zander mit Blinker gefangen.

Der Zander ist für viele Spinnfischer der begehrteste Räuber – auch und gerade deshalb, weil sich viele Angler damit schwertun, ihn zu fangen. Gerade unerfahrenen Spinnfischern unterlaufen häufig Fehler beim Zanderangeln, die den Fangerfolg verhindern. Das gilt besonders dann, wenn man sich unkritisch auf bestimmte Mythen und Aussagen verlässt, die zum Thema Zanderangeln getroffen werden. Ich habe einige der bekanntesten Thesen kritisch hinterfragt.

  1. Fehler beim Zanderangeln: „Am Zusatzdrilling bleiben nur kleine Zander hängen und man verangelt damit viele Fische.“

    Falsch! Ich rate dringend dazu, alle Gummiköder ab 10 Zentimeter Länge mit einer Kombination aus kurzem Jighaken und Zusatzdrilling zu fischen. Diese Präsentation erleichtert dem Zander das Einsaugen des Köders enorm. Ein einzelner, großer Jighaken ist hierbei dagegen hinderlich.

    Am Zusatzdrilling bleiben dann auch viele kapitale Zander hängen. Allein in diesem Jahr konnte ich fünf Zander jenseits der 90-Zentimeter-Marke nur dank Zusatzdrilling landen, wobei diese Fische alle auf nur 12,5 Zentimeter lange Köder gebissen haben. Vermeidet also diesen Fehler beim Zanderangeln und verwendet für eine bessere Bissausbeute einen Stinger.

    Angler mit Zander am Stinger

    Bild: BLINKER/V. Wilde

    Fehlende Stinger sind für Veit Wilde ein Fehler beim Zanderangeln. Der Raubfisch-Profi hat schon viele Großzander nur dank des Extra-Hakens gelandet und rät, keinesfalls darauf zu verzichten.

  2. „Zum Zanderangeln mit Gummifisch braucht man eine auffällig gefärbte Schnur.“

    In der Tat besteht die Möglichkeit, Grundkontakte und auch Bisse mit einem auffälligen Geflecht optisch wahrzunehmen. Trotzdem rate ich dringend von der Verwendung solcher Schnüre ab, weil der Angler sonst Gefahr läuft, sich nur noch auf die Schnur zu konzentrieren – was ein erfolgreiches Fischen in der Nacht unmöglich macht. Es ist eine reine Übungssache, alles über den Rutenblank zu registrieren. Wenn Ihr das drauf habt, seid Ihr auch in der Lage, während der Dämmerung oder nachts zu fischen, was in manchen Gewässern notwendig ist, um regelmäßig Zander zu fangen.

    Angler mit unauffälliger Schnur beim Zanderangeln

    Bild: BLINKER/S. Kaufmann

    Mit einer unauffälligen Schnur kann man beim Zanderangeln die Bisserkennung und Köderkontrolle über die Rute erlernen und ist so besser gerüstet für die nächtlichen Zander-Touren.

  3. „Mit einem Eriekopf gibt es beim Zanderjiggen weniger Hänger als mit einem Rundkopf.“

    Das trifft bestenfalls bei Gewässern zu, deren Grund mit vielen Baumstümpfen und Ästen gespickt ist. Beim Auftreffen des Köders auf den Gewässerboden verhindert der nach oben stehende Haken in Einzelfällen einen Hänger im Holz. In der Praxis ist aber selbst in dieser Situation ein Rundkopf kaum unterlegen. Zuerst trifft nämlich immer das Bleigewicht auf den Boden auf, und ehe der komplette Köder auf dem Grund liegt und möglicherweise umkippt, hat man ihn in der Regel längst wieder gestartet. Das gilt insbesondere für Gummiköder aus schwimmendem Material.

    Bei steinigem Gewässergrund hat man meiner Erfahrung nach mit Erie-Köpfen sogar mehr Hänger. Der eckige Bleikopf verkantet sich schneller zwischen Steinen und rutscht dann schlechter wieder heraus als ein rundes Modell. Hinzu kommt, dass sich ein Erie-Kopf nicht so weit werfen lässt.

    Drei Jig-Haken mit unterschiedlich geformten Köpfen

    Bild: BLINKER/N. Bremer

    Von links nach rechts: Erie-Kopf, Football-Jig und Rundkopf-Jig. Mit einem Rundkopf-Jig liegt man beim Zanderangeln meistens richtig.

  4. „Im Winter muss man Zander an den tiefsten Stellen im Gewässer suchen.“

    Für stehende Gewässer trifft diese Aussage weitgehend zu. Hier ist in der kalten Jahreszeit die Wassertemperatur in den tiefsten Bereichen am höchsten. Da Fische wechselwarme Tiere sind, stellen sie sich dementsprechend auch bevorzugt dort ein. Allerdings halten sich niemals alle Zander in genau der gleichen Tiefe auf. Ihr habt also durchaus auch etwas außerhalb der tiefsten Stellen gute Fangchancen.

    In fließenden Gewässern spielt die Wassertiefe im Winter eine untergeordnete Rolle. Durch die Strömung vermischt sich das Wasser permanent, so dass dessen Temperatur überall etwa gleich ist. Selbst bei Frost habe ich schon häufig Flusszander in Bereichen gefangen, die lediglich ein bis drei Meter tief sind. Zu beachten ist hingegen der Strömungsdruck. Flusszander suchen in der kalten Jahreszeit gerne beruhigte Stellen wie beispielsweise Hafenbecken auf.

    Zwei Angler am Fluss. Einer drillt einen Zander.

    Bild: W. Krause

    Im Winter nur im tiefen Wasser zu suchen, ist ein weiterer Fehler beim Zanderangeln. Die Zander können in Flüssen auch direkt vor den Füßen beißen.

     

  5. „Große Köder bringen große Zander“ – ein typischer Fehler beim Zanderangeln

    In der warmen Jahreszeit ist das völlig falsch. Dann beißen auf Köder zwischen 8 und 14 Zentimeter nicht nur besonders viele Zander, sondern auch die meisten Großfische. Deutlich größere Shads bringen bei hohen Wassertemperaturen allenfalls mehr Fehlbisse, aber keine merkliche Steigerung der durchschnittlichen Zandergröße.

    Kleinere Fische vergreifen sich an den XXL-Ködern nämlich genauso, die Führung der Big Baits ist aber mühsam und Abrisse werden deutlich teurer. Im Spätherbst und Winter habe ich hingegen mit Kunstködern unter 15 Zentimeter Länge oft insgesamt viel weniger Bisse bekommen als mit größeren Modellen. 16 bis 20 Zentimeter lange Köder bringen dann bei Zandern in allen Größen häufig die meisten Kontakte.

    Blick ins Maul eines Zanders, in dem sich ein 18 Zentimeter großen Kunstköder befindet.

    Bild: BLINKER/S. Kaufmann

    Dieser Zander hat sich problemlos einen 18 Zentimeter großen Kunstköder eingesaugt.

  6. „Der Jigkopf sollte beim Zanderangeln so leicht wie möglich gewählt werden.“

    Grundsätzlich ist das richtig, jedoch gibt es Ausnahmefälle. Als Faustregel können Sie sich merken, dass die Absinkphase nach dem Starten des Shads vom Grund etwa zwei Sekunden dauern sollte. Wenn Sie Ihren Jigkopf so wählen, dass dies erreicht wird, liegen Sie nie völlig falsch.

    Speziell in Schifffahrtskanälen und tiefen Seen habe ich es allerdings auch schon häufig erlebt, dass überbleite Köder besser fangen. Es ist also durchaus sinnvoll, das Kopfgewicht testweise mal um fünf Gramm oder etwas mehr anzuheben. Zu leichtes Fischen ist dagegen nicht ratsam. Wenn Ihr Gummiköder keinen regelmäßigen Grundkontakt hat, befindet er sich nicht mehr im Blickfeld der Zander.

  7. „Der Gummifisch ist der beste Zanderköder.“

    Bei Tageslicht trifft diese Aussage in den allermeisten Fällen zu. Das liegt daran, dass sich die lichtempfindlichen Zander dann dort aufhalten, wo der Lichteinfall am geringsten ist – nämlich am Gewässerboden. Dort lässt sich ein Gummifisch dank des nach oben stehenden Hakens am besten anbieten.

    Blinker, Spinner und Wobbler bringen bei einer grundnahen Führung zu viele Hänger oder sammeln Unrat ein, der den Köder unattraktiv macht. Bei Dunkelheit sieht die Angelegenheit allerdings anders aus, weil die Zander dann gerne zum Rauben ins Mittelwasser aufsteigen. Hier bringen schlanke Wobbler oftmals mehr Bisse als ein Gummifisch.

    Zander mit Wobbler im Maul

    Bild: blinker/V. Wilde

    In der Dunkelheit ist der Wobbler dem Gummifisch als Zanderköder häufig überlegen.

  8. „Mit einem unauffälligen Fluorocarbonvorfach bekommt man mehr Zanderbisse.“

    Falsch! Die meisten guten Zandergewässer haben eine mehr oder weniger starke Eintrübung. Hier spielt es keine Rolle, ob Sie mit einem Stahlvorfach oder einem Fluorocarbonvorfach fischen. Allenfalls in relativ klaren Gewässern und bei Sonnenschein ist in seltenen Fällen überhaupt ein messbarer Unterschied in der Bissquote zwischen Stahl und Fluorocarbon feststellbar.

    Dennoch bevorzuge ich Fluorocarbon als Vorfach beim Zanderangeln. Wenn man keinen Abriss durch einen Hänger hat, ist ein solches Vorfach sehr haltbar. Stahl muss meist nach einigen Fischen ausgetauscht werden, weil er verknickt ist und dadurch enorm an Tragkraft verliert. Ich rate dazu, dickes Fluorocarbon ab 0,50 Millimeter Stärke zu benutzen. Es ist relativ hechtsicher und ein kapitaler Zander lässt sich damit schnell und souverän ausdrillen – so lassen sich Fehler beim Zanderangeln vermeiden.

    Zander mit Gummifisch im Maul, der an einem Fluorocarbon-Vorfach befestigt ist

    Bild: BLINKER/V. Wilde

    Dicke Fluorocarbon-Vorfächer verwendet der Autor am liebsten, er ist aber überzeugt, dass es mit Stahl genauso viele Bisse gibt.

  9. „Großzander sind Einzelgänger.“

    Das kann ich nicht bestätigen. Kapitale Zander halten sich fast immer direkt zwischen ihren kleineren Artgenossen auf. Wo ein untermaßiger Fisch an den Haken geht, kann der nächste Zander ein kapitaler sein. Dennoch ist nicht an jeder Stelle, an der kleinere Zander beißen, auch mit Großfischen zu rechnen. Sie weichen dem Angeldruck aus, weshalb an stark befischten Plätzen die Chance auf einen kapitalen Stachelritter in der Regel sehr gering ist.


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