Aus dem Augenwinkel glaube ich, ein Zucken der Rutenspitze erkennen zu können. War das ein Biss oder nur Einbildung? Wieder schlägt die feine Spitze aus, ich springe auf, greife zur Rute und nehme Fühlung auf. Tock, tock – der Blank überträgt die Aktion am anderen Ende der Schnur. Da macht sich eindeutig eine Forelle am Köder zu schaffen. Ich warte noch ein paar Augenblicke und führe dann die Rute nach oben. Der Fisch hängt, sofort geht die leichte Rute in die Knie. Mir ist klar, dass ich es nicht mit einer Portionsforelle zu tun habe.
Während des Drills reißt mein Kontrahent mehrfach ordentlich Schnur von der Rolle. Zweifel kommen auf, ob mein relativ kleiner Kescher dem Format dieser Forelle gewachsen ist, aber beim zweiten Kescherversuch habe ich den Fisch schließlich im Netz und darf kurz darauf mit einer knapp 5 Pfund schweren Lachsforelle für ein Erinnerungsfoto posieren. Verantwortlich für diesen tollen Fang ist eine Rute, die etwas in Vergessenheit geraten ist: der Winkelpicker. Sie spielt beim Grundangeln auf Forelle ihre volle Stärke aus. Warum? das möchte ich Euch jetzt etwas genauer erläutern.
Grundangeln auf Forelle – Mit der Winkelpicker ist Spaß und Erfolg vorprogrammiert
Als ich vor vielen Jahren mit dem Angeln an Forellenseen bei Hamburg begann, hatte fast jeder Angler solch eine Rute dabei. Heute sieht man sie nur noch selten. Zu Unrecht, denn mit dem Winkelpicker hat man gerade in der kalten Jahreszeit häufig die Nase vorn. Wenn sich das Wasser abkühlt, sind die Forellen oft nicht mehr in der Nähe der Wasseroberfläche zu finden. Sie gehen vielmehr in Grundnähe auf Nahrungssuche. Und genau dort angelt man mit dem Winkelpicker und einer Grundblei-Montage.
Der Winkelpicker ist mit einer farbigen, extrem sensiblen Spitze ausgestattet, die auch vorsichtige Bisse zuverlässig anzeigt. Besonders im Winter, wenn die Forellen nicht so aggressiv beißen, ist das ein gewaltiger Vorteil. Eine steife Rute würde einen vorsichtigen Anfasser eventuell gar nicht anzeigen. Ganz anders der sensible Winkelpicker: Damit ist man jederzeit darüber informiert, was am Köder passiert. Im Gegensatz zur Feederrute, die ebenfalls eine sensible Spitze besitzt, ist der Winkelpicker deutlich kürzer (maximale Länge 3 Meter). So wird gerade an kleinen Forellenseen das Handling enorm erleichtert.
Montage zum Forellenangeln am Grund
Die Montage für das Angeln mit dem Winkelpicker ist ziemlich einfach: Ein etwa 10 Gramm schweres Birnblei läuft frei auf der Hauptschnur. Man kann anstelle des Bleies auch einen Bodentaster verwenden, besonders bei weichem oder schlammigem Gewässergrund. Bei harten Bodenverhältnissen bevorzuge ich allerdings das kleine unauffällige Birnblei. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich bei Verwendung des Bleies besser Spannung auf die sensible Rutenspitze bekomme und am Ende mehr Ausbeute beim Grundangeln auf Forelle.
Vor dem Blei befindet sich eine Perle, die den Knoten am Karabinerwirbel vor Beschädigungen schützt. In den Karabiner hänge ich ein etwa 1,50 Meter langes Vorfach. Es ist wichtig, dass man ein recht langes Vorfach verwendet, denn beim Angeln mit dem Winkelpicker kommen auftreibende Köder zum Einsatz. Die Auftriebshöhe wird durch die Vorfachlänge und durch ein Gewicht festgelegt, das man auf dem Vorfach platziert. Häufig platziert man ein Bleischrot auf dem Vorfach, das bei Bedarf verschoben werden kann. So kann man verschiedene Wasserschichten absuchen und findet schließlich heraus, in welcher Höhe über Grund die Forellen auf Beutezug gehen.
Als Köder eignet sich auftreibende Forellenpaste, die man um den Haken knetet. Stehen die Forellen eher auf kleine Portionen, kann man auch zwei Fleischmaden auf dem Haken platzieren, denen man mit Hilfe von etwas Styropor auf dem Hakenschenkel Auftrieb verleiht. Auch Köderkombinationen, bestehend aus einer Teigkugel und einer Bienenmade haben sich bewährt. Bei großen Bienenmaden kann es passieren, dass die Auftriebskraft der Paste nicht ausreicht, um den Köder anzuheben. Dann ziehe ich zuerst etwas Styropor auf den Hakenschenkel, ködere danach die Bienenmade durch den Kopf an und knete im letzten Schritt die Paste um das Styropor. So wird die Auftriebskraft verstärkt und das Köderpaket hebt ab.
Ist die beköderte Montage einsatzbereit, geht’s ans Auswerfen. Ihr werdet überrascht sein, wie gut sich die leichte Grundbleimontage mit dem Winkelpicker auswerfen lässt. Also nicht zu kraftvoll durchziehen, sonst kann es an einem kleineren Teich passieren, dass Ihr aufs andere Ufer werft. Bevor die Montage auf die Wasseroberfläche trifft, sollte man sie leicht abstoppen, damit sich das Vorfach streckt. So lässt sich das Risiko von Verhedderungen deutlich minimieren.
Sind Blei und Köder zum Grund gesunken, spannt man die Schnur so lange, bis sich die Rutenspitze leicht krümmt. Für eine gute Bissanzeige sollte die Rute mit Hilfe einer Ablage so positioniert werden, dass sie sich in einem Winkel von etwa 45 Grad zur Wasseroberfläche befindet. Und dann heißt es: Warten auf den Biss. Im Gegensatz zu vielen aktiven Angeltechniken, ist das Ansitzangeln mit dem Winkelpicker Entspannung pur.
Erfolgt kein Biss zieht man die Montage ein Stück zu sich heran und wartet dann ein paar Minuten. Wiederholt man dieses Prozedere, kann man eine recht große Fläche des Gewässers absuchen. Falls sich immer noch nichts tut, wird durch Verschieben des Bleischrotes die Auftriebshöhe variiert.
Zuckt die Rutenspitze, steigt die Spannung. Man sollte jetzt nicht den Fehler machen und sofort den Anhieb setzen. Ein bisschen Geduld ist Trumpf. Übt Euch ein wenig in Geduld und nehmt Kontakt zum Fisch auf. Häufig merkt man nach ein paar Augenblicken, wie der Fisch seitlich wegzieht. Dann ist die richtige Zeit für den Anhieb gekommen. Und dann wird man einen weiteren Vorzug des Winkelpickers kennenlernen: Die leichte Rute wird im Drill so richtig krumm – das verhindert zum einen, dass der Haken ausschlitzt und macht zum anderen so richtig Spaß. Da ist selbst bei kühlen Temperaturen im Winter die Kälte schnell vergessen.
Tipps fürs Grundangeln auf Forelle mit dem Winkelpicker
- Für eine besonders sensible Bissanzeige die Rute parallel zum Ufer auf zwei Erdspießen ablegen. Die Ratenspitze muss leicht gespannt sein.
- Anstelle eines Grundbleies kann man auch einen Glaskörper verwenden. Das Glas ist im Wasser leichter und kann von der Forelle leicht angehoben werden. So spürt der Fisch kaum Widerstand.
- Anstelle eines Bleischrots zur Veränderung der Auftriebshöhe lässt sich auch eine Bleitorpille mit Schnurinnenführung einsetzen, die rechts und links von zwei Silikonstoppern fixiert wird und schnurschonend verschoben werden kann.
- Empfindliche Winkelpickerspitzen in einem verschließbaren Plastikrohr transportieren. So gibt’s keine Beschädigungen.
- Sind die Forellen nicht so hungrig, ist ein kleiner Köder, bestehend aus zwei Fleischmaden und etwas Styropor erste Wahl.