Auf Messen werde ich häufig von Rig-Enthusiasten angesprochen. Sie möchten mehr über das German-Rig wissen oder ihre Begeisterung darüber teilen. Manchmal denken die Leute sogar, dass ich aus Deutschland komme und dieses Rig deshalb so gut finde. Dem ist aber nicht so. Ich bin definitiv nicht der Erfinder dieses Rigs und möchte auch deutlich betonen, dies nicht zu sein. Deshalb erscheint es mir sinnvoll, die Geschichte dieses Karpfenmontage zu erläutern.
German-Rig – Die Sache mit dem Drehpunkt
Ursprünglich war ich ein Fan von Kombi-Rigs. Diese Rigs funktionierten bereits, als ich noch nicht geboren war und bringen immer noch Fisch. Dann zeigte mir während eines Trips nach Deutschland ein Freund sein favorisiertes Vorfach aus geflochtenem, ummanteltem Material. Sein Name ist Christian Kessler. Statt etwas von dem Coating zu entfernen, ließ Christian die Beschichtung auf dem Vorfach.
So entstand ein komplett steifes Vorfach. Als Grund dafür gab Christian an, in diese Vorgehensweise mehr Vertrauen zu haben: „Entfernt man ein kleines Stück Coating, wird ein Drehpunkt geschaffen, der das Hakverhalten negativ beeinflusst. Das geschieht nicht, wenn man das Vorfach steif lässt. Besonders für Vorfächer, bei denen der Hakenköder dicht an dem Hakenschenkel präsentiert wird, ist ein komplett steifes Vorfach von Vorteil. Das gilt ganz besonders für das beliebte D-Rig“. Eigentlich ist das Vorfach von Christian eine Weiterentwicklung des klassischen Stiff-Rigs, nur mit neuen Materialien.
Handtest
Wenn man ein ummanteltes oder steifes Vorfachmaterial verwenden möchte, sollte man es mit einem aggressiv geformten Haken wie dem Avid CRV oder Mugga kombinieren. Das ummantelte Material behält seine Steifigkeit auch unmittelbar hinter dem Hakenöhr und mit diesen aggressiven Hakenmodellen wird das Vorfach schnell im Karpfenmaul haken. Weil der Köder direkt am Haken präsentiert wird, saugt der Karpfen bei der Köderaufnahme beides garantiert ein. Auch wenn dieses Rig eigentlich nicht dafür konzipiert wurde, um beim „Handtest“ zu glänzen, schneidet es auch hier sehr gut ab.
Das German-Rig wurde dafür konzipiert, bei jeder (!) Form der Köderaufnahme zu arbeiten. Die angenehme Begleiterscheinung dieser Montage besteht darin, dass man sie ganz einfach mit einem No-Knot herstellen kann. Anstelle eines Hairs kommen ein Rig-Wirbel und ein Stopper auf den Haken. Aus diesem Grund verwickelt sich das Rig auch nicht oder nur äußerst selten. Wafter oder sinkende Köder bieten sich für den Einsatz am German-Rig an. Es handelt sich um ein Vorfach, das sich an den Gewässerboden schmiegt.
Selbstverständlich kann das German-Rig aus verschiedenen Materialien hergestellt werden – solange sie steif genug sind. Bei weichem Gewässergrund benutze ich ein auch ziemlich weiches beschichtetes Material, bei härterem Boden darf das Vorfach steifer ausfallen. Der Fachhandel bietet eine große Auswahl an ummantelten Vorfachmaterialen. Deren Eigenschaften beeinflussen die Köderpräsentation am German-Rig. Man sollte bei der Materialwahl nicht nur die Bodenbeschaffenheit berücksichtigen, sondern auch, auf welche Weise der Spot mit Futter präpariert wurde. Bei mir gilt folgende Faustregel: Je mehr Köder und je kompakter die Futterstelle ist, desto kürzer das Vorfach.
German-Rig mit Fluorocarbon – So wird es gebunden
- Schritt: Ein 1 Zentimeter langes Stück Schrumpfschlauch wird abgeschnitten und über den CRV-Haken in der Größe 4 geschoben.
- Schritt: Dann befestigt man einen C-Lok-Wirbel am Hakenöhr.
- Schritt: Der Schrumpfschlauch wird über das Hakenöhr und den Wirbel geschoben und mit einem Feuerzeug in eine leicht gebogene Form gebracht.
- Schritt: Nun schiebt man einen ein Big Eye Wirbel und ein Hook Bead über die Hakenspitze auf den Hakenschenkel.
- Schritt: Danach knote ich an den Wirbel eine Schlaufe mit einem Achterknoten aus 25lb Fluorocarbon.
- Schritt: Auf den Knoten wird ein Stück Putty befestigt, damit das Rig hinter dem Haken flach auf dem Boden bleibt.
- Schritt: Ans andere Ende des Fluorocarbons knüpft man eine etwas größere Schlaufe und schiebt ein Stück Rubber Sleeve über den Knoten.
- Schritt: So ist dafür gesorgt, dass die Schlaufe vorgebogen in den Bleiclip verläuft, aber die Bewegungsfreiheit erhalten bleibt.
- Schritt: Zum Schluss wird der Hakenköder (sinkender Boilie oder Wafter) mit Hilfe von Baitfloss befestigt, das mit einem Feuerzeug zu einem kleinen Knubbel erhitzt wird. Fertig ist Euer German-Rig in der unauffälligen Variante.
German-Rig mit superstarkem Halt
Eine der besten Eigenschaften des German-Rigs ist der enorm gute Hakenhalt. Die Quote der gelandeten Fische im Vergleich zur Anzahl der Bisse ist enorm hoch. Diese Quote ist auf den bereits erwähnten aggressiven Haken zurückzuführen, aber es liegt nicht allein am Greifer. Bei meinem ersten Einsatz des German-Rigs fing ich in einem deutschen Vereinsgewässer gleich einen tollen Fisch von 22 Kilo. Ich sah den Fisch durch das klare Wasser gleiten und folgte ihm unauffällig. Direkt vor meinen Augen sah ich, was Christian mir prophezeit hatte. Der Fisch hakte sich und schwamm von Hindernis zu Hindernis. Aber der Haken saß so gut, dass ich den Fisch sicher ausdrillen und landen konnte. Nach diesem Deutschland-Trip fing ich in der restlichen Saison noch drei weitere englische 40er. Bis dato ist dies mein bestes Saisonresultat. Darüber hinaus überlistete ich noch einige Exemplare von über 30 Pfund und viele kleinerer Karpfen. Sicherlich ist das Rig nicht revolutionär, aber es hat sich bei mir bestens bewährt.
Feintunig macht das Rig noch besser
Seit ich mit dem German-Rig fische, suche ich nach Anpassungen, die dieses Vorfach weiter verbessern können. Kleine Dinge können nämlich einen großen Unterschied ausmachen. So erinnere ich mich gut daran, wie groß der Unterschied war, als ich mit Fluorocarbon anstelle von Leadcore fischte. Dies hat mir nachdrücklich gezeigt, wie wichtig eine gute Tarnung unter Wasser ist. Die hierbei gesammelten Erfahrungen brachten mich zum Nachdenken. Sollte ich die Tarnung auf meine Rigs ausweiten und damit auch auf das German-Rig? Sicher, gecoatetes Vorfachmaterial funktioniert in der Praxis ziemlich gut. Aber was ist mit Fluorocarbon? Dieses Material ist schließlich im Wasser fast unsichtbar.
Man kann mit einem CRV oder einem ähnlichem Hakenmodell und Fluorocarbon ein hervorragendes German-Rig binden. Aber die Wirkung fällt anders aus als bei der Verwendung von ummanteltem Vorfachmaterial. Es scheint, als ob das Fluorocarbon den Haken daran hindert, sich so zu positionieren, dass er gut im Fischmaul greifen kann. Das „Gedächtnis“ dieses Materials sorgt dafür, dass der Haken neben dem Köder zum Liegen kommt, statt wie erwünscht darunter.
Um diesem Effekt vorzubeugen, verwende ich das „Easy D-Rig“. Als Unterschied benutze ich aber keinen Blutknoten. Mehrere Winter habe ich damit gefischt und war sehr zufrieden mit den Resultaten. Der Nachteil? Ich musste Fluorocarbon mit einer geringen Tragkraft verwenden, damit der Haken schön „aggressiv“ unter dem Köder lag. Genau das macht das German-Rig in meinen Augen so effektiv.
Rückfall
Ein paar Jahre zuvor befand ich mich an dem Ufer von Baden Hall, als Ian Macmillan mir von dem Erfolg seiner „Spinner Rigs“ erzählte, während er weiter ungefragt meine Schokoladenkekse in seinen Mund steckte. Das Spinner- oder Ronnie-Rig, wie es seit diesem Tag häufig genannt wird, gibt es schon lange. Zuerst sah ich es an den Ufern von St. Johns. Es ist übrigens lustig, wie Vorfächer zu ihren Namen kommen. Häufig entstehen sie in einer geschlossenen Gruppe und entwickeln von dort aus ihr Eigenleben. Dank Ian bekam das Vorfach den Namen Ronnie-Rig. Es ist ein reines und gut funktionierende Pop-Up Rig. Mit Wafters und sinkenden Hakenködern funktioniert es weniger gut, wie ich (leider) aus eigener Erfahrung bestätigen kann.
Den ersten Biss, den ich darauf erhielt, verlor ich dann auch prompt. Ich muss zugeben, dass ich darüber ziemlich verärgert war. Never change a winning team – so hatte ich gedacht, als ich das Ronnie-Rig nicht mit dem obligatorischen, sondern einem sinkenden Köder bestückte. Ich denke, der Hakenköder fällt unter Wasser nach hinten in Richtung Blei, wodurch der Haken auf dem Vorfachmaterial zum Liegen kommt. Dabei spielt es keine Rolle, wie man auswirft. Das Rig scheint immer auf diese Weise zum Liegen zu kommen. Die Lösung für dieses Problem? Man sollte einen Quick Change-Wirbel anstelle eines Wirbels mit Rig-Ring benutzen. Weniger Bewegungsfreiheit für den Haken sorgt dafür, dass der Hakenköder von dem Blei weggedrückt wird, statt in dessen Richtung. Diese Anpassung ermöglicht für eine saubere Präsentation und die ersten darauf erfolgenden Bisse wurden alle gelandet. Zwei Dreißiger, die perfekt und bombensicher gehakt waren.
Rod Stewart
Eine andere Methode, die dafür sorgt, dass der Hakenköder immer vom Blei weggedrückt wird, besteht darin, den Wirbel mit Hilfe einer Schlaufe zu befestigen. Dies funktioniert wie ein Abstandhalter, der den Haken samt Hakenköder vom Blei wegdrückt, sobald das Rig auf dem Boden auftrifft. Zusammen mit einigen Freunden beschlossen wir, dieses Vorfach das Mickey Schumacher-Rig zu nennen. Es verfügt immer noch über immens viel Eigenschaften des normalen German-Rigs, aber es positioniert sich noch etwas schneller und besser. Dieses Vorfach ermöglicht eine extrem gute und schnelle Köderpräsentation mit Wafters und Bodenködern in Kombination mit Fluorocarbon.
Eine zusätzliche Anpassung, die man vornehmen kann, befindet sich am Ende des Vorfachs Richtung Blei. Bei gecoatetem Material und bei den meisten anderen Rigs verwende ich ein Anti Tangle Sleeve. Mit Fluorocarbon hingege knote ich eine große Schlaufe. Statt ein langes Sleeve darüberzuschieben, bevorzuge ich es, ein kleines Stück Tubing um das Vorfach am Quik Change-Wirbel zu fixieren. Dadurch hat man einen zusätzlich Drehpunkt in der Nähe des Bleies.
Zugegebenermaßen begünstigt dies nicht den Anti Tangle- Effekt, aber wenn man auf einem weichen Boden fischt, ist diese Präsentation deutlich besser. Was ich noch einmal ausprobieren möchte, ist ein D-Rig und dieses unterhalb des Schrumpfschlauchs mit einem Ronnie-Rig zu sichern. Ich habe auch schon einen Namen für dieses Vorfach: Roddy Rig, weil Tom Forrester mir diese Modifikation zeigte und er Rod Stewart sehr ähnelt. Nochmals, man kann diesem Rig auch einen eigenen Namen geben und dies tut eigentlich nichts zu Sache. Was dagegen zählt, ist, dass das D-förmige Teil des Rigs für eine größere Trennung von Hakenköder und Haken sorgt. In meinen Augen ist das wichtig, wenn man größere Hakenköderwie 18- oder 20 Millimeter-Boilies verwendet.
Haken am German-Rig
Für die Herstellung des German-Rigs bevorzuge ich Haken, die im Vergleich zu den eingesetzten Ködern nicht zu klein ausfallen. So verwende ich bei einem 10 Millimeter kleinen Hakenköder einen Haken in der Größe 6. Hakengröße 4 kommt bei einem 12 Millimeter-Köder zum Einsatz. Wenn der Hakenköder größer ausfällt, habe ich kein Problem damit, auf die Hakengröße 2 zurückzugreifen. Mit meinem Pinpoint „Hakenschärfe-Set“ kann ich Hakenspitze in jeder Größe entsprechend nachschärfen.
Mit den Hakenmodellen habe ich auch viel experimentiert. Doch bleiben aggressiv geformte Haken wie die CRV oder Mugga-Modelle für mich am effektivsten. Ich hatte erwartet, dass Chodhaken in Kombination mit Fluorocarbon oder gebogene Modelle mit einem geraden Hakenöhr auch gut funktionieren, aber dem scheint nicht so zu sein. Meine besten Erfahrungen habe ich mit einem direkt angeknoteten CRV oder als „Ronnie Style“ mit einem Quick Change-Wirbel gemacht. Das Verhältnis von Anbissen und gelandeten Fischen ist bei diesem Rig extrem hoch. Im letzten Jahr in Deutschland musste ich auf die stärksten Haken zurückgreifen, die ich dabei hatte. Dabei handelte es sich um ein Modell mit gerader Spitze und geradem Öhr. Das funktionierte wider Erwarten unglaublich gut. Wenn man aufgrund von Bestimmungen andere Haken als die Curved Hooks benutzen muss, sind Haken mit gerader Hakenspitze und geradem Öhr eine gute Wahl.
Individualisiertes German-Rig
Es ist vielleicht noch wichtig zu erwähnen, dass ich die besten Erfahrungen mit dem German-Rig beim Angeln an Stellen gemacht habe, die durch Spodden mit vielen kleinen Ködern angefüttert wurden. Vereinzelt habe ich Fische durch direktes Anwerfen in Kombination mit einem PVA-Beutel gefangen. Selten habe ich ausschließlich mit Boilies geangelt bzw. gefüttert. Es gibt natürlich Angler, die mit großem Erfolg nur Kugeln einsetzen.
So meinte letztens jemand zu mir, als er den Inhalt meiner Rigbox betrachtete, er wüsste eigentlich nicht, was er genau sehen würde. Keines meiner Vorfächer ist länger als 10 Zentimeter, während er sie selbst nicht kürzer als 25 Zentimeter fischen würde. Um ehrlich zu sein, wäre es bei mir genauso, wenn ich mit dem Wurfrohr anfüttern würde. Das Schöne bei diesem Rig ist, das man es nach Geschmack schnell anpassen kann. Wie die Situation auch sein mag, es gibt immer eine Lösung für das jeweilige auftretende Problem. Von Anpassungen des Hakenmodells, bis zu den Vorfachmaterialien sowie der Länge des Vorfaches bis hin zu der Befestigung des Wirbels und dem verwendeten Wirbeltyp. Alles beeinflusst die Wirkung des Rigs. Meiner Ansicht nach können kleine Veränderungen des Vorfaches einen großen Unterschied in der Effektivität bedeuten.