Es ist Mitte Juni, zusammen mit meinem Kollegen Johannes Radtke geht es nach Süddeutschland zum Angeln im Bodensee. Als wir Friedrichshafen durchqueren und parallel zur Promenade des Sees fahren, bereue ich schon fast, noch nie zuvor hier gewesen zu sein. Das Wasser ist türkisblau und man kann auf der österreichischen Seite sogar die Alpen sehen. Mann, ist das schön hier!
Der Bodensee ist geteilt – das wusste ich übrigens vorher auch nicht. Den größeren Teil des Gewässers bildet der Obersee, an ihn Grenzen Österreich, Deutschland und die Schweiz. Dieser Seeteil ist bis zu 250 Meter (!) tief. Im Gegensatz dazu wirkt der andere Teil, der Untersee, mit einer maximalen Tiefe von 45 Meter wie ein Planschbecken. Und genau an diesem Planschbecken wollen wir das erste Mal das Angeln im Bodensee probieren. Wir treffen uns mit Michael Kratzer, einem erfahrenen, ortskundigen Angler, der uns zu unserem ersten Bodensee-Fisch führen soll.
Große Hechte im Freiwasser
Michael sitzt in seinem Boot am Steg und bindet gerade ein Fluorocarbonvorfach an seine schwere Hechtrute, als wir am Wasser ankommen. Er begrüßt uns freudig und teilt uns mit, dass wir genau zur richtigen Zeit ankommen. „Gegen Abend legen die Hechte meist nochmal richtig los.“
Ich bin gespannt. Freiwasserwerfen steht auf dem Plan, neben dem Schleppen die effektivste Methode beim Angeln im Bodensee. Das Echolot zeigt sieben Meter, als er den Benziner abschaltet und den Frontmotor zu Wasser lässt. Auf dem Sonar erkenne ich am Grund etwas Kraut und große Futterfischschwärme. In dieser Kombination ziemlich vertrauenserweckend, da kann der Hecht doch nicht weit sein. Die Fischschwärme auf dem Echolot bestehen übrigens alle aus Felchen: Hechtbeute Nummer 1!
Wir treiben also langsam ins tiefere Wasser und angeln unermüdlich im Nichts. Gedankenverloren werfe ich einen Blick in Michaels Köderkiste: Riesenforellen, ellenlange Aale und fette Gummiplötzen von über 30 Zentimeter Länge. Johannes wird das garnicht gefallen, er ist überzeugter Smallbaiter. Ich muss grinsen, als ich sehe, was er im Karabiner hängen hat – einen 12 Zentimeter langen Shaker in braun/grün. Was auch sonst.
Mit einem Schlag wird mir die Rute fast aus der Hand gerissen, mein Anhieb erfolgt aus Überraschung etwas verzögert. Krass, das ging ja schnell. Und der Hecht ist nicht einmal klein; nach kurzem Drill keschern wir ihn und legen ihn aufs Maßband. Etwa 90 Zentimeter misst mein erster Hecht beim Angeln im Bodensee, ich bin glücklich.
Angeln am Bodensee: Felchen aus dem Trichter
Am darauffolgenden Tag steht dann zuerst Felchenfischen auf dem Plan. Wir treffen uns gegen Mittag mit Eddi und Dieter in Konstanz am Seerhein auf dem Gelände des ASV Konstanz. Außerdem erwarten uns einige Mitglieder des Landesfischereiverbandes Baden Württemberg: Thomas Lang, der Gewässerwart, die Sekretärin und Räucher-Rainer. Lustiger Spitzname, aber den hat Rainer sich verdient. Er veranstaltet Räucherseminare für den Verband und weiß genau, wovon er spricht. Sein Können demonstriert er auch direkt auf dem Vereinsgelände – die Saiblinge und Felchen aus dem Bodensee schmecken wirklich lecker.
Nach dem Essen fahren wir auf den sogenannten Trichter – die Verengung am Beginn des Seerheins. Thomas weist mich ein, denn ich mache direkt einen Anfängerfehler: „Felchenfischen ist nicht Pilken! Halte die Rute ruhig, den Rest erledigt das Boot.“ Na gut, ist sowieso entspannter. Außer einem Stichling fange ich allerdings nichts. Dieter hat mehr Glück, er keschert ein schönes Felchen, etwa 45 Zentimeter lang.
Schleppen auf Hecht ist angesagt!
Am Nachmittag geht es dann zum Schleppen auf Hecht, ich teile mir ein Boot mit Schlepp-Profi Eddi. Ich durchscrolle das Fotoalbum auf seinem Handy, während wir ablegen. Ich habe noch nie so viele Meterhechte gesehen, glaube ich. Eddi verlangsamt die Fahrt: „So, hier fangen wir an. Du darfst die Köder aussuchen!“ Ich entscheide mich für eine 40 Zentimeter lange Gummiforelle und einen armlangen Swimbait. Groß ist gut, diese einfache Regel sollte man sich für den Bodensee merken. Ein Mini-Köder würde auf der großen Wasserfläche einfach zu wenig Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Ein bisschen zweifle ich allerdings noch an unserem Vorhaben, denn das Echolot zeigt 100 Meter Tiefe an – wir schleppen bloß auf etwa 4 Meter Tiefe. Meine Zweifel legen sich aber schon nach gut 20 Minuten, als die Schnur aus dem Planerboard gerissen wird und die Rutenspitze mehrfach in Richtung Wasseroberfläche ausschlägt. Ich darf drillen – wobei es mehr ein Einholen ist. Mein 70 Zentimeter langer Kontrahent gibt alles, die schwere Schlepprute in meiner Hand beeindruckt das aber garnicht. Drillspaß hin oder her – wir haben einen Fisch, und zwar recht schnell!
Leider tut sich dann lange Zeit nichts mehr auf unserem Boot. Die anderen erwischen noch einen ähnlich großen Fisch, dabei bleibt es dann aber auch. Eddi ist etwas enttäuscht, er hat sich mehr erhofft: „An einem normalen Tag fängt man beim Schleppen immer einen Fisch von etwa einem Meter. Ich weiß nicht, was heute los ist.“ Sein Fotoalbum spricht für sich, ich glaube ihm. Auf der Rückfahrt frage ich ihn noch etwas aus. „Sag mal, gehst Du eigentlich nur hier fischen? Oder auch mal an den Bodden?“ Eddi lacht: „Bodden? Wieso sollte ich. Der Bodensee ist doch ähnlich groß wie der Bodden. Halt nur noch besser!“
Beim Angeln am Bodensee gilt: Planung ist alles
Wie bereits erwähnt ist der Bodensee riesig, und je nachdem, von wo aus Ihr eure Angeltour startet, gelten verschiedene Regeln und Vorschriften. Grundsätzlich bekommt ihr eure Angelerlaubnis für den Bodensee in der jeweiligen Gemeinde oder in einem der Angelläden. Die Preise variieren von Ort zu Ort. Je nach Gegend gelten auch unterschiedliche Fischereigesetze, Angelverbote und andere Regeln, die es natürlich zu beachten gilt. Man sollte sich also vor dem Angeln immer mit den Begebenheiten vor Ort vertraut machen! Hier findet Ihr alle weiteren Informationen zum Angeln im Bodensee.