Rund um die langgestreckte Insel Langeland in Dänemark fanden Meeresangler bereits vor Jahrzehnten ihr Paradies. In Scharen strömten die Deutschen einst hierher, lange bevor Norwegen in den Fokus rückte. Und die Ostseeinsel hat bis heute nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Solltet Ihr den Inselnamen einmal im Kreise der betagteren Meeresangler in ihrem Verein erwähnen, werdet Ihr höchstwahrscheinlich in leuchtende Augen blicken. Das Angeln auf Langeland zählt mit zu den besten Reviere der Ostsee – und das bereits seit den Achtzigern.
Langeland erstreckt sich mit 52 Kilometern Nord-Süd-Ausdehnung südlich der Insel Fünen und westlich von Lolland und ist dabei nur maximal elf Kilometer breit – ideal, um auf die entsprechende Windrichtung zu reagieren. In wenigen Autominuten hat man einfach die Küste gewechselt.
Weitläufige Strände bieten Brandungsanglern ideale Bedingungen. Strukturreiche Küstenabschnitte sind die nahrungsreichen Jagdgründe unzähliger Meerforellen. Und rund um die Insel bis hin zum über 50 Meter tiefen Langelandbelt finden Großdorschjäger das wohl beste Revier der gesamten Ostsee vor.
Angeln auf Langeland – Paradies zum Meerforellenangeln
Das Meerforellenangeln galt lange als die beste Methode ganz Dänemarks, um das begehrte Silber der Ostsee an den Haken zu bekommen – andere Reviere in Sachen Silberbarren waren Ende der Achtziger noch weitestgehend unbekannt. Der Boom, den die gesamte Ostsee später erleben sollte, war noch in weiter Ferne. Später wurde Langeland dann ein wenig von der „Meerforelleninsel“ Fünen der Rang abgelaufen. Zu unrecht, denn von dem bekannten Fünschen Meerforellen-Besatzprogramm profitierte seit jeher auch Langeland. Auf der Insel selbst existieren kaum Laichbäche. Dementsprechend fangt Ihr hier nur selten Absteiger. Es gehen jedoch bei der Jagd nach dem Traumfisch mitunter viele kleinere Fische an den Haken.
Für Meerforellen ist Langeland als „spätes Revier“ bekannt. Plätze wie Pæregårdsbugten im Westen, ein Stück nördlich von Rudkøbing, sind jedoch häufig schon zu Beginn des Frühjahrs und in milden Wintern gut. Oft trifft man auf Schwärme von Grönländern. In kälteren Wintern beginnt die Fischerei eher spät. Ab April wird es interessant und wahre Massen an Fisch ziehen die Ost- und Westküste hoch. Je wärmer das Wasser ist, desto mehr Nahrung finden die durchziehenden Fische und verweilen dementsprechend länger im ufernahen Bereich.
Wenn Anfang Mai der Hornhecht an die Küste kommt, ist an der Ostseite noch eine gute Forellenfischerei möglich. Jetzt sollten die Unterwasser-Riffs mit Strömungskanten, wie zum Beispiel Vognsbjerg oder Snøde Øre, morgens und abends intensiv beackert werden.
Ab in die Brandung
Für das Angeln auf Langeland gibt es um die gesamte Insel unzählige Spots für Brandungsangler. Die besten Plätze reihen sich jedoch an der Ostküste wie an einer Perlenkette auf. Vom Nordstrand bis zum Dovnsklint im äußersten Süden finden sich unzählige Top-Plätze. Die meisten davon sind mit dem Auto gut erreichbar, sodass allzu weite Fußwege mit sperrigem Brandungsgeschirr entfallen.
Die beste Jahreszeit für das Plattfischangeln beginnt im August und endet gegen Mitte November. Auf Dorsch beginnt die Saison im April und reicht mit Ausnahme des Hochsommers bis in den Dezember hinein. Auffällig ist, dass die Schollenfänge in den vergangenen Jahren zunehmend besser geworden sind. Die Fische sind in der Küche eine echte Delikatesse. Die Schollen bevorzugen tiefe, strömungsreiche Küstenabschnitte wie zum Beispiel Hou Fyr oder Dovnsklint.
Der Wind bringt Fisch
Grundsätzlich kann bei nahezu allen Windrichtungen gefischt werden. Ist der Wind zu stark, die Dünung zu heftig: einfach die Inselseite wechseln! In wenigen Autominuten könnt Ihr von Ost nach West und umgekehrt wechseln. Von Nord nach Süd braucht Ihr mit dem Auto unter einer Stunde – ein gewaltiger Vorteil, gerade im Vergleich mit der größeren und dadurch weitläufigeren Nachbarinsel Fünen.
Generell ist auflandiger Wind zum Angeln auf Langeland sehr gut. Auf der Ostseite darf es schon eine Windstärke vier um Ost sein. Nur an Küsten mit weitläufigen Sandbänken kommt es zu starker Eintrübung – das ist jedoch nicht unbedingt schlecht für Plattfisch und auch Dorsch. Generell sollten Sie nach Stränden suchen, an denen der Wind möglichst genau auflandig weht, dort gibt es weniger Krautgang, als bei seitlichen Winden.
Im Nord-Westen wird das Wasser bei Westwinden durch eine weit draußen liegende Sandbank mitunter recht trüb. Wenn diese Windrichtung lange anhält, zieht diese Trübung um die gesamte Nordspitze herum zum Angelplatz Hou Fyr. Ebenso kann es bei anhaltendem Sturm aus Südwest zu massiver Eintrübung kommen. Sobald der Wind nachlässt, verschwindet das braune Wasser durch die konstante Strömung schnell wieder. Dann stehen in der „alten Welle“ mit nachlassender Trübung viele Küstenräuber, um reiche Beute an Garnelen, Würmern und Kleinfischen zu machen.
Meerforellen lieben ebenfalls leicht auflandige Winde und eine geringe Trübung, lassen sich aber auch bei ablandigem Wind fangen. Gerade, wenn es stärker bläst, sollten Sie lieber die windabgewandte Inselseite aufsuchen.
Bootsangeln auf Langeland – ab in den Belt
Beim Angeln auf Langeland kommt natürlich das Boosangeln auch nicht zu kurz. Jedoch sollte dafür nicht zu viel Wind herrschen. Der Zielfisch Nummer eins der Bootsangler ist klar der Dorsch. Langelands Gewässer sind besonders bekannt für die Großräuber von über 20 bis 40 Pfund, die alljährlich im Belt gefangen werden. Aber auch das Angeln auf Plattfisch erfreut sich stetig steigender Beliebtheit. Seeringel- und Wattwürmer wie auch Sandaale sind ein beliebter Hakenköder. Eine weitere Besonderheit der Gewässer rund um die Insel ist das Fischen auf Steinbutt. Die Bestände gelten als äußerst gut, auch wenn die bestens getarnten Flachmänner nur schwer an den Haken zu locken sind.
Die Bootssaison für Dorschangler beginnt um Anfang Mai, wenn die Fische in Wassertiefen von fünf bis knapp über zehn Metern stehen. In den Sommermonaten ist das Fischen im tiefen Langelandbelt besonders Erfolg versprechend. Die Fische halten sich dann oft in Tiefen von über 20 Metern an den steil abfallenden Kanten in der Nähe zur Fahrrinne auf. Top-Tipp: An den zum Teil gut erhaltenen Wracks sind große Dorsche und sogar Exoten wie Leng unterwegs. Achten Sie unbedingt auf den Schiffsverkehr! Die Fahrrinne zählt zu den meistbefahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt!
Köder Nummer eins ist immer noch der gute alte Pilker mit Beifänger. Immer beliebter werden Gummifische am Jigkopf. Aber besonders in den Sommermonaten haben sich auch Krebs-Imitate bewährt – zu dieser Jahreszeit eine der Hauptbeute der gefräßigen Dorsche. Richtung Herbst/Winter zieht es die marmorierten Räuber wieder in die flacheren Küstenbereiche. Jetzt kann man dank Echolot häufig Fische in Tiefen deutlich unter zehn Metern ausmachen. Eine beliebte Alternative besonders für Revierneulinge ist eine geführte Ausfahrt mit einem erfahrenen Skipper. In den Häfen der Insel (siehe Extrakasten) können neben Kleinbooten häufig auch geführte Ausfahrten beziehungsweise Kuttertouren gebucht werden.
Angeln auf Langeland kompakt
Tipp: Eine informative Karte mit Angelplätzen, Unterkünften, Angelgeschäften bietet Havørred Fyn: de.seatrout.dk/karte/ Dort kann auch der Angelführer „Die 117 besten Fünischen Angelplätze“ (mit vielen Plätzen auf Langeland, Fünen und den Nachbarinseln) bestellt werden. |
Schneller Inselrundgang
Beim Angeln auf Langeland findet man an der Westküste viele Küstenkilometer mit flachem Wasser, Seegraswiesen und weiten Sandflächen vor. An der Ostküste hingegen liegen lange Strecken mit klassischen Meerforellen-Untergründen. Im Süden bei Gulstav und den Klippen von Dovnsklint sowie etwas weiter Richtung Nord-Westen werden die Rinnen von tiefen und strukturreichen Plätzen abgelöst. Bereits in Wurfentfernung erreicht Ihr mitunter sehr tiefes Wasser. Hier kommen neben größeren Forellen auch Dorsche, gelegentlich sogar Lachse und neuerdings Köhler in Wurfweite.
Im Süd-Westen liegen mit Ristinge und Vesteregn zwei richtige Perlen, die den Meerforellen- und Brandungsanglern alles bieten. Die sich nördlich anschließende Westseite der Insel ist durch etwas flacheres Wasser geprägt, Sandbank-Fischerei über Seegras ist auf weiten Strecken möglich. Viele dieser vielleicht etwas unscheinbaren Plätze sind durchaus echte Hotspots.
Im Norden der Ostseite setzt sich wieder etwas mehr Struktur unter Wasser durch. Die Nordspitze ist wesentlich flacher als die südliche, zieht aber durch weite Muschelfelder und Strömung dennoch viele Fische an. Flundern lieben diese Ecke und erreichen nicht selten Größen bis 50 Zentimeter. Im Norden der Ostseite befindet sich mit Hou Fyr noch eine heiße Stelle! Tiefes Wasser unter Land im Norden der Strecke und eine tiefe Badewanne mit Durchbrüchen weiter südlich bilden ein attraktives Jagdrevier für blanke Meerforellen, Dorsche und natürlich Plattfische.
An der Ostseite weiter in Richtung Süden treffen Sie auf viele klassische Meerforellen-Plätze: Riffs, Rinnen und Durchbrüche zum tiefen Wasser kennzeichnen die gesamte offene Küste. Dazwischen liegen weite Bereiche mit ausgedehnten Sandflächen – Wohnstube der in Massen vorkommenden Sandaale. Diese sind die Leibspeise fast aller Raubfische, die hier an der Ostseite unter Land auf Beutezug gehen.
Angeln auf Langeland – Die besten Stellen im Überblick
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Dorschangeln auf Langeland
Die meisten Angler kommen wohl zum Angeln auf Langeland wegen dem guten Dorschbestand, der hier das ganze Jahr zu fangen ist. Während die Bartelträger im Sommer meist an den Kanten zwischen 20 und 30 Metern zu finden sind, kann man je nach Wassertemperatur im Winter eine fantastische Flachwasserfischerei erleben. Selbst in zwei bis drei Metern Wassertiefe haben wir bei richtig tiefen Temperaturen gute Dorsche gefangen.
Als Köder kommen entweder Gummifische oder große Twister zum Einsatz. Bei den Gummifischen verwende ich meist schlanke Formen mit einer größeren Schaufel, die auch bei schwacher Strömung noch für verlockende Bewegung sorgt. Farblich sollte man die „üblichen Verdächtigen“ dabei haben. Rottöne in Kombination mit Schwarz, Grün oder Gelb gehen immer, allerdings sollte man je nach Jahreszeit und dem damit verbundenen Nahrungsangebot auch Gummis in Braun- oder Silbertönen dabei haben. Faustregel für die Ködergröße: Je stärker die Strömung, desto kleiner der Köder; ansonsten wird der Druck der Strömung zu groß und der Köder ist schwer bis gar nicht mehr zu kontrollieren und am Grund zu halten.
Der Durchschnitt der Dorsche im Langeland-Belt liegt häufig zwischen vier und sechs Pfund, wobei gerade im Sommer große Exemplare weit über 20 Pfund gefangen werden können. An Tagen, an denen die Dorsche aktiv auf Nahrungssuche sind, ist er auch weiterhin der Köder Nummer Eins. Da sich die Strömungen innerhalb kurzer Zeit extrem ändern können, sollte man Gewichte zwischen 50 und 150 Gramm dabei haben. Generell gilt, immer nur so schwer zu fischen wie unbedingt nötig, damit der Köder natürlich am Boden spielt und nicht im Ostseegrund nach „Öl bohrt“.
Wiederum dient auch hier eine starke Monofile als Vorfach, in das an einer einfachen „Rotation Bead“-Montage (rotierende Mundschnur-Perle) ein Beifänger am Seitenarm angebracht wird. Ratsam ist es, nur einen Beifänger zu verwenden. Manche Angler verspüren anscheinend einen Hang zu einem regelrechten Christbaum mit vier bis fünf knallbunten Jigs, was die Fische aber eher verscheucht als zum Biss reizt!
Von Gletschern erschaffen
Die Insel wurde vor Jahrtausenden während der Eiszeit durch Gletscher geformt. Gewaltige Eismassen schoben sich damals über die Landmasse Nordeuropas und haben Hügel aufgeschoben und Senken hinterlassen. Sedimente wurden abgelagert, Massen an Steinen und Geröllbrocken rundgeschliffen und wahllos in die Landschaft verschoben. Das abfließende Gletscherwasser wusch tiefe Rinnen aus und schuf ausgedehnte Sandflächen. Und so sind rund um Langeland abwechslungsreiche, strukturreiche Küstenbereiche enstanden. Von flachen Sandbuchten bis zu schroffen Steilklippen reicht die Bandbreite.
Grundsätzlich unterteilt sich das Angeln auf und um Langeland in drei große Bereiche: das Watfischen auf Meerforellen sowie das Brandungsangeln und das Bootsangeln auf Dorsch und Platte. Die einzigen Einschränkungen im Fangkalender Langelands: Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt oder heftige Herbst- und Winterstürme. Bei solchen Bedingungen ist man dann vor dem Ferienhauskamin besser aufgehoben als am Wasser.