Die Welse haben in den letzten Jahrzehnten einen ganz schönen Eroberungszug durch die mittel- und westeuropäischen Gewässern gemacht. Legendär ist dieser Eroberungszug in Italien, Spanien und Frankreich verlaufen, aber auch in Deutschland, Österreich und in der Schweiz haben sich die Bestände immens vergrößert. Waren Welse vor 30 Jahren noch echte „Randfische“ in Deutschland, so werden sie mittlerweile in zahlreichen Flusssystemen gefangen. Beim Welse fischen kann man mit Exemplaren von bis zu 100 Kilo rechnen! Für uns Angler bedeutet das, dass wir beim Welsangeln noch nie derart gute Fangaussichten hatten wie heute!
Welsangeln: Zwei Methoden zum Erfolg
Grundsätzlich gibt es zwei Methoden, den Welsen zu Leibe zu rücken: Das Ansitzangeln und das Spinnfischen. Wie wir in den folgenden Zeilen sehen werden, haben beide Vorgehensweisen ihre Vor- und Nachteile. Egal für welche Methode sie sich entscheiden: Welse leben sehr gerne gesellig! Hat man einen gefangen, so muss man nicht die Stelle wechseln – auch wenn unsere Vorfahren andere Behauptungen aufgestellt haben …
Ansitzangeln auf Wels
Es gibt beim Ansitz-Welsangeln zweierlei Vorgehensweisen, nämlich den Köder am Grund mit Hilfe einer Grundmontage anzubieten und das Anbieten des Köders im Freiwasser bzw. in Oberflächennähe mit Hilfe einer Posenmontage. Als Pose ist in den meisten Fällen eine Gleitpose ideal. Neulingen würde ich dabei raten, die Posenmontagen höchstens bis 4 Meter Wassertiefe einzusetzen, da bei größeren Tiefen beim Anhieb kaum ein direkter Kontakt mit dem Fisch möglich ist.
Was die Grundmontagen betrifft, empfehle ich Selbsthakmontagen. Der Köder – meist mit einem sehr scharfen und robustem Einzelhaken der Größe 2/0 bis 10/0 versehen – hängt an einem schweren, festsitzenden Blei (200 bis 800 Gramm). Inhaliert der Wels den Hakenköder mit Haken und dreht dann ab, greift der Haken dank der Trägheit des Bleies meist in der vorderen Maulpartie. Als Vorfachmaterial ist wegen seiner Abriebfestigkeit Kevlar ideal, dicke Mono (0,90 Millimeter) funktioniert aber auch.
Das Gerät zum Ansitzangeln
Rute
Ruten mit einer Testkurve von 6 bis 8 Pfund sind ideal zum Welsangeln. Theoretisch lassen sich Welse auch mit schwerem Karpfengerät fangen, jedoch ziehen sich die Drillzeiten dann ungemein in die Länge. Beim Ansitzangeln sind etwas längere Ruten von Vorteil, da bei größerer Distanz durch den längeren Hebel die Chancen beim Anhieb steigen. In der Praxis haben sich dabei Ruten von 3 bis 3.5 m Länge bewährt – egal, ob vom Boot oder vom Ufer geangelt wird.
Rolle
Was die Rollen betrifft, so müssen diese nicht nur robust sein, sondern sie sollten auch ein hohes Schnurfassungsvermögen an tragfähiger Schnur (30 bis 70 Kilo Tragkraft) haben. Der Schnurdurchmesser ist den Welsen egal, sodass es keinen Grund gibt auf die Vorteile der tragfähigeren Schnüre zu verzichten. Zwei Rollentypen bieten sich zum Ansitzangeln an, nämlich die Multi- und die Stationärrolle. Wer seine Montagen nicht auswirft, sondern sie mit einem Futterboot hinausfährt oder sie mit einem bzw. von einem Boot auslegt, ist mit einer schweren Multirolle gut bedient. Die Stationärrollen sind dann angebracht, wenn die Köder auf nennenswerte Entfernungen ausgeworfen werden sollen und kein Boot zum Auslegen zur Verfügung steht.
Schnur
Als Schnur hat sich nahezu überall geflochtene Schnur als Hauptschnur durchgesetzt. Das hat zweierlei Ursachen. Durch die fehlende Dehnung kommen die Anhiebe besser beim Fisch an, während der geringere Durchmesser bei gleicher Tragkraft für mehr Schnur auf der Rollenspule sorgt.
Die Köder zum Ansitzangeln
Welse werden zwar von vielen als Raubfische betrachtet, sind jedoch Allesfresser. Finden sie keine Nahrung die leicht einzusammeln ist, so gehen sie auf die Pirsch. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die deutschen und westeuropäischen Welse aus Mangel an Alternativen sehr räuberisch leben und sich in erster Linie von Fisch ernähren. So kommt es, dass wir in Deutschland und Westeuropa mit Köderfischen sehr gut beraten sind.
Am fängigsten ist der lebende Köderfisch, doch der ist in Deutschland verboten. Beruhigend ist, dass jedoch auch tote Köderfisch Welse an den Haken locken. Sinnvolle Alternativen sind Tauwurmbündel und Tintenfische. Bezüglich der Tintenfische ist interessant, dass die Welse sie besonders in fortgeschrittenem Zustand schätzen – also dann, wenn sie für den menschlichen Konsum schon längst nicht mehr geeignet sind!
Spinnfischen auf Wels
Je höher der Anteil an Fisch in der Diät der Welse ist, desto mehr sind diese Fische räuberisch veranlagt und damit perfekte Zielfische für die Spinnangler. Handlange Köder reichen beim Spinnfischen auf Wels vollkommen aus: Sie lassen sich leichter transportieren, weiter werfen und über viele Stunden ermüdungsfrei fischen.
Weil die Welse mit ihren Augen gerade einmal zwischen Tag und Nacht unterscheiden können, spielt die Köderfarbe nicht die geringste Rolle. Zum Rauben brauchen die Welse ihre Augen nicht, dazu haben sie andere Sinnesorgane. So kommt es, dass vielerorts die besten Welsfänge beim Spinnfischen in extrem angetrübten Wasser gemacht werden, wenn die Welse sich beispielweise bei Hochwasser im Ufergestrüpp der Flüsse und Seen aufhalten.
Ist das Wasser tief, so ist man gut damit beraten, zunächst den Oberflächenbereich abzusuchen, dann das Mittelwasser und schließlich den Grund. Aktive Welse sind gerne hoch über dem Grund im Freiwasser unterwegs! Was sie jedoch gar nicht mögen, ist wenn Angelschnur über sie gezogen wird. So kommt es, dass wir immer erst die oberen Schichten absuchen und nur allmählich in die Tiefe gehen. Was die Einholgeschwindigkeit betrifft, so können die Köder getrost so geführt werden, wie wir es vom Hecht- und Zanderangeln kennen – je nach Köder 20 bis 60 Zentimeter pro Sekunde.
Das Gerät zum Spinnfischen
Rute, Rolle & Schnur
Als Rute ist eine sehr schwere Hechtspinnrute (Testkurve 4 bis 6 Pfund) bzw. Lachsrute geeignet, wobei sie nicht viel länger als 2,7 m sein sollte. Als Rolle würde ich eine Stationärrolle statt einer Multirolle empfehlen, deren Spule mit 30 bis 35 Kilo tragender geflochtener Schnur versehen ist – dickere Schnurkaliber lassen sich nicht angenehm und weit werfen, schneiden schlechter durch das Wasser und verlangsamen das Absinken.
Köder
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass beim Spinnfischen Naturköder viel besser funktionieren, als Kunstköder. Als Naturköder bieten sich Tintenfische und tote Köderfische auf einem Spinnsystem an, das so beschwert sein sollte, dass der Köder nicht allzu schnell in die Tiefe „abstürzt“, sondern eher etwas behäbig absinkt. Im Regelfall reichen dazu 10 bis 30 Gramm Blei aus.
Als Kunstköder bieten sich Weichplastikköder an, die etwa 15 bis 18 cm lang sind und die an einem Bleikopfsystem mit einem Drilling als „Stinger“ bewaffnet sind. Für deren Beschwerung gilt dasselbe wie für die Naturköder-Spinnsysteme. Mir sind die Weichplastikköder zum Spinnfischen auf Wels am liebsten, die Welse nehmen jedoch auch Spinner, Löffel oder Wobbler.
Die Gewässer zum Welsangeln
Bei klarem Wasser verlagert sich die Aktivität der Welse in die Dämmerungsphasen bzw. in die Nacht. Doch schon bei leichter Eintrübung und ein wenig Tiefe (über 3 m) sind die Welse durchaus tagaktiv. Ist das Wasser stark mit Sedimenten angereichert, dann sind die Welse bei Tag genauso gut wie bei Nacht zu fangen. Braune Hochwasserfluten sind entsprechend aussichtsreiche Voraussetzungen! Welse brauchen ihre Augen zum erfolgreichen Jagen definitiv nicht – keine Angst also vor trüben Fluten!
Die beste Zeit zum Welsangeln
Entgegen einer alten Mär lassen sich Welse auch im Winter fischen, allerdings sollte es dann schon eher mild sein. Sinken im Spätherbst die Wassertemperaturen unter 10 Grad Celsius wird es beim Welsangeln schwierig. Ganz anders sieht es jedoch im März/April aus, wenn die Wassertemperaturen vom Jahrestiefpunkt kommend wieder ansteigen. Dann sind die Welse zwischen Grad Celsius und 10 Grad Celsius sehr aktiv unterwegs. Schließlich müssen sie innerhalb von 2 Monaten bereit zum Laichen sein. So kommt es, dass die Welssaison in unseren Breiten etwa 9 Monate im Jahr andauert.