Mit seinem Zandersong landete Johannes „Onni“ Schlebusch, bekannt als Moderator bei Radio Hamburg, einen viralen Internet-Hit. Aber wie kam er auf die Idee, seinem Lieblingsfisch ein Lied zu widmen? Die ganze Story erfahrt Ihr hier!
Die einen wollen sich unbedingt mal beim Big-Game-Fishing von einem Blue Marlin fast aus dem Stuhl reißen lassen, andere wollen einen bunten Exoten im Amazonas an den Haken kriegen, und für wieder andere ist ein Äschendrill am idyllisch plätschernden Gebirgsbach das höchste aller Gefühle – wohl jeder Angler hat seinen ganz eigenen Traumfisch. Und ich? Ich will einfach nur einen Zander!
Durch Schneidertage zum Zandersong
Was hab ich nicht alles an Fachlektüre verschlungen. Dazu unzählige Videos geguckt. Von Gewässerwahl bis Köderkunde kenne ich so ziemlich alles, was das Internet zum Thema Zander zu bieten hat. Ich bin so fasziniert von dem Fisch gewesen, ich habe sogar Rezepte gelesen! Da ich bisher über 20 Jahre lang mit der Posen- und Grundangelei beschäftigt war, brachte ich mir für mein Vorhaben die erfolgversprechende Faulenzertechnik bei, kaufte jeden angepriesenen Zander-Killerköder und verbrachte wirklich viel Zeit am Wasser.
Mit „am Wasser“ ist die Elbe zwischen Magdeburg und Hamburg gemeint. Und ich war so oft und so lange am Fluss, dass ich sogar am Wasser erfahren habe, dass ich Vater werde. Dafür ist meine Freundin damals sogar extra an die Steinpackung gekommen. Also eigentlich kann ich mir keine Vorwürfe machen, es nicht ernsthaft gewollt zu haben.
Große Träume von meinem Zielfisch
Ich gönne jedem seinen Fang und freue mich ehrlich mit jedem Sportsfreund. Was mich aber wahnsinnig gemacht hat, ist die Frage nach dem „Wie machen die das bloß?!“. Ich mache doch alles ganz genauso wie die anderen! Dem musste ich auf den Grund gehen und verabredete mich mit einem erfolgreichen Zanderangler aus einem Angelforum.
Er nahm mich mit an einen seiner besten Plätze an der Elbe bei Magdeburg. Mann, war ich aufgeregt! Wie ein Sechsjähriger an Heiligabend. Ich sah ihn schon vor mir, meinen Stachelritter. Nach einem knalligen Einstieg und den typischen Kopfstößen würde ich heute meinen ersten Zander drillen, landen und stolz wie Bolle in die bereitstehende Kamera präsentieren.
Mit dem Profi am Wasser
Der Tag hätte nicht besser sein können. Spätsommer, morgens um fünf Uhr, Sonnenaufgang, der Kaffee duftet und der Frühnebel gleitet über die spiegelglatte Elbe. Hand aufs Herz, es sind genau diese Momente, warum wir uns an freien Tagen so früh aus dem Bett quälen. Die Natur aufsaugen. Ein Fang ist lediglich die Kirsche auf der Sahne. Natürlich war ich bis in die Haarspitzen motiviert.
Mein neuer Kumpel ging voran an seinen Hotspot, erklärte kurz seine Köderwahl sowie die Faulenzertechnik und ging zu Werke. Ich legte auch los. Finger in die Leine, Rollenbügel umlegen und Feuer frei an die Strömungskante. „Bring Fisch mit!“, hab ich noch beim Blick auf den eintauchenden Köder gedacht. Im Kopf ging ich pingelig genau alle Schritte zum Wunschzander durch. Köder absinken und dann zwei Sekunden auf dem Grund liegen lassen, eine bis zwei schnelle Kurbelumdrehungen, dann Konzentration auf die Absinkphase, Köder erneut liegen lassen – und so weiter.
Etliche Köderverluste in der Steinpackung später muss ich resümieren: Mein Kumpel fing. Ich nicht. Er fing nicht gut, nur einen. Aber er fing. Ich hingegen hatte nicht mal einen Biss. Aber ich hatte das erste Mal einen Zander in natura außerhalb der Fischtheke zu Gesicht bekommen. Was für tolle Tiere. Irgendwie majestätisch. Ich wollte auch so einen! Aber ich bekam ihn nicht, weder an diesem noch an einem anderen Tag.
Ein versenktes Einfamilienhaus
Tage wie diese gab es nämlich ausschließlich dann, wenn ich zum Zanderangeln ging. Ich war konstant erfolglos. Gab es an der einen Angelstelle keinen Fisch, wechselte ich schnell und es gab woanders keinen Fisch. Genauso schnell wechselte ich übrigens auch die Köder. Jetzt, im Nachhinein betrachtet, war ich nur am Wechseln. Woher sollte ich auch wissen, wann Beharrlichkeit beim Angelplatz und der Köderwahl angebracht ist und wann nicht, wenn ich noch nie einen Zander gefangen hatte?
Und dann die ganzen teuren Abrisse. Gefühlt hab ich ein Einfamilienhaus in der Elbe bei Magdeburg versenkt. Schrecklich. Mir tat schon die Elbe leid. Und ich tat mir auch irgendwann leid, denn so lief es noch einige Monate, bis im November mein Sohn geboren wurde. Und aus „Eat, sleep, go fishing“ wurde dann „Feed, no sleep, no fishing“.
Was bleibt? Die Erinnerungen – und mein Zandersong!
Klar muss jetzt noch ein abgedroschener Spruch kommen. Aber der trifft den Nagel halt auf den Kopf. Unzählige tolle Momente in der Natur an der Elbe. Das ist das, was im Kopf bleibt und was uns alle auch immer wieder ans Wasser zieht. Die Ruhe. Ob was beißt, ist, wenn man mal ganz ehrlich ist, nicht ganz so wichtig. Hauptsache, man macht das Beste für sich draus. Ich zum Beispiel habe mich und mein Anglerpech, quasi als Traumabewältigung, in einem Musikvideo auf die Schippe genommen – mit meinem Zandersong.
Zu dem Song „Thunder“ von Imagine Dragons singe ich dort eben „Zander, ich will Zander, kein’ Barsch sondern Zander“. Einen Zander habe ich zwar bis heute nicht gefangen. Aber ich bin mir ganz sicher: Irgendwann schnappt sich einer der Stachelritter auch meinen Gummifisch. Ich freue mich drauf!