Noch bis vor wenigen Jahren waren am Forellensee meist Angler mit ziemlich robuster Ausrüstung beim Forellenangeln zu sehen. Schwere Grund- oder Hechtruten lagen in den Rutenhaltern, so mancher Petri-Jünger rückte den Salmoniden sogar mit seiner Meeresrute auf die Schuppen. Wer etwas auf sich hielt und nicht mit grobem Gerät angreifen wollte, hatte eine Match- oder Zanderrute dabei. Diese Ruten waren an das Forellenangeln, das häufig Feinfühligkeit erfordert, schon besser angepasst. Aber eine spezielle Forellenrute für das sensible, aktive Angeln am Forellensee gab es nicht.
Die „italienische Revolution” der Forellenrute
Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt: Mit der „italienischen Revolution“, also der Einführung extrem feiner Angeltechniken, kamen auch moderne Forellenruten über die Alpen nach Deutschland. Denn wer versucht, eine 2 Gramm leichte Posenmontage an der Meeresrute zittern zu lassen, wird schnell die Flinte ins Korn werfen. Da muss angepasstes Gerät her.
Zu erkennen sind sie zumeist daran, dass sie ziemlich farbenfroh ausfallen und teleskopierbar sind. Die modernen Ruten haben sich mittlerweile durchgesetzt – und das aus gutem Grund. Denn mit ihnen macht das Angeln einfach mehr Spaß und man fängt mehr Fische.
Unbegründete Skepsis
Dennoch gibt es immer noch einige Angler, die den Ruten skeptisch gegenüberstehen. Woran das liegt, könnte mehrere Gründe haben. Zum einen genießen Teleskopruten immer noch einen zweifelhaften Ruf, sie werden als zu schwer und unsensibel angesehen. Für die Forellenruten der neuesten Generation trifft das aber nicht zu. Wer so eine Rute in die Hand nimmt, wird schnell merken, wie herrlich leicht sie ist. Man kann sie einen ganzen Angeltag lang in der Hand halten und ermüdungsfrei angeln.
Das zeichnet eine Forellenrute aus
Ausgestattet sind die Ruten mit einem funktionalem Klapprollenhalter, der dazu beiträgt, Gewicht zu sparen. An einigen Rutenmodellen findet man neben herkömmlichen, fixierten Ringen auch Schieberinge. Durch Verwendung dieses Ringtyps ist es möglich, mehr Ringe zu verbauen. Das garantiert einen sauberen Schnurverlauf – für weite und zielgenaue Würfe.
Der Blank der modernen Ruten ist so feinfühlig, dass man beim Angeln mit dem Sbirolino oder dem Solo-Blei jeden Zupfer erspüren kann. Und die äußerst sensible Spitze ermöglicht eine optimale Köderführung, etwa beim Angeln mit der Tremarella-Technik, und eine sehr gute Biss-Erkennung. Teleskopruten bieten darüber hinaus den Vorteil eines geringen Transportmaßes. Denn Forellenruten können schon einmal über vier Meter lang sein. Eine Steckrute wäre da ziemlich unpraktisch.
Fein aber robust
Außerdem ist eine Teleskoprute im Ernstfall leichter zu reparieren als eine Steckrute: Ist das Spitzenteil zu Bruch gegangen, wird bei der Teleskoprute einfach das betroffene Rutenelement ausgetauscht. Allerdings sollte man nicht allzu große Bedenken haben, dass die Ruten zu schnell den Geist aufgeben würden: Die sensiblen Teile können einiges ab, wenn man einigermaßen vorsichtig zu Werke geht.
Die meisten Beschädigungen passieren übrigens nicht beim Angeln selbst oder beim Drill, sondern beim Auf- und Abbauen oder beim Transport. Deshalb lautet die Devise: Nach dem Angeln muss die mitgelieferte Schutzhülle über die Beringung geschoben werden. Nur so ist garantiert, dass man auch am nächsten Angeltag noch Freude an seiner Rute hat.
So findet Ihr die richtige Forellenrute
Ein weiterer Grund für Berührungsängste mit modernen Forellenruten könnte sein, dass man auf manchen Ruten keine Wurfgewichtsangaben findet, sondern lediglich eine Zahl. Was hat diese Zahl zu bedeuten? Je höher die aufgedruckte Zahl, desto höher das Wurfgewicht. Die Rutenserien umfassen je nach Hersteller Modelle in den Wurfklassen 0 bis 9. Eine Rute der Klasse 0 eignet sich also für extrem leichte Montagen wie etwa beim Angeln mit der Glas- oder Bleifederkette bzw. Solo-Blei und Glas.
Wann nimmt man welche Forellenrute
Rutenklasse | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | … |
Glas- und Bleifederkette | ✔️ | ✔️ | ❌ | ❌ | ❌ | ❌ |
Solo-Blei/Solo-Glas | ✔️ | ✔️ | ✔️ | ❌ | ❌ | ❌ |
Tremarella-Posenmontage | ✔️ | ✔️ | ✔️ | ✔️ | ❌ | ❌ |
Sbirolinos | ❌ | ❌ | ❌ | ❌ | ✔️ | ✔️ |
Ein Modell der Klasse 7 bis 9 kommt erst beim Distanzangeln mit schweren Sbirolinos an großen Gewässern zum Einsatz. Ambitionierte Forellenangler rücken häufig mit einem Ständer voller Ruten am Gewässer an. Das muss nicht unbedingt sein, aber wer mehrere Ruten mit unterschiedlichen Montagen dabei hat, angelt flexibler, ist experimentierfreudiger – und fängt mehr Fisch. Da es moderne Forellenruten auch in günstigen Varianten gibt, kann man sich auch unterschiedliche Modelle zulegen, ohne gleich ein riesiges Loch in sein Portemonnaie zu reißen.
Das sind die verschiedenen Forellenruten-Klassen
Wurfklasse | Eigenschaften | Methode |
1 | Länge: 3,90 m Wurfgewicht: 0 bis 4 g | Leichtes Forellenangeln mit Solo-Blei, Solo-Glas, und der Bleifeder bzw. Glasfederkette |
2 | Länge: 3,90 m Wurfgewicht: 2 bis 6 Gramm | Schleppen mit Teig und Bienenmade, Tremarella-Angeln mit der Posenmontage |
3 | Länge: 3,90 m Wurfgewicht: 4 bis 10 g | Schleppen mit Teig und Bienenmade, Tremarella-Angeln mit der Posenmontage |
4 | Länge: 4,10 m Wurfgewicht: 8 bis 15 g | Schleppen mit schweren Posenmontagen,Sbirolino-Angeln auf mittleren Distanzen |
5 | Länge: 4,20 m Wurfgewicht: 12 bis 20 g | Schleppen mit schweren Posenmontagen, Sbirolino-Angeln auf mittleren Distanzen |
6 und schwerer | Länge: 4,30 m Wurfgewicht: 15 bis 30 g | Angeln mit schweren Sbirolinos auf großen Distanzen |