Das richtige Vorfach zum Angeln: Wir bringen Licht in den Vorfachdschungel

Um scharfen Hechtzähnen zu trotzen, muss es möglichst robust sein. Für die vorsichtige Forelle sollte es möglichst unsichtbar sein und für den schlauen Karp­fen am besten geschmeidig. Ob Monofil, Kevlar, Stahl, Fluorocarbon oder Titanium: Welches das richtige Vorfach zum Angeln ist, haben wir in einer kompakten Übersicht zusammengetragen, um ein wenig Licht ins Dunkel der unterschiedlichen Vorfachmaterialien zu bringen.

Monofil, Geflochtene oder Stahlvorfach? Es gibt viele Materialien für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete am Wasser. Doch welches Vorfach zum Angeln eignet sich am besten wofür? Wie lässt es sich verarbeiten?

Bild: Blinker/L.Berding

Monofil, Geflochtene oder Stahlvorfach? Es gibt viele Materialien für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete am Wasser. Doch welches Vorfach zum Angeln eignet sich am besten wofür? Wie lässt es sich verarbeiten?

Das Vorfach zum Angeln ist ein enorm wichtiger Bestandteil unserer Ausrüstung. Viel wichtiger, als viele Angler denken. Ist das Vorfach zu schwach oder aus schlechtem Material, kann es reißen, und wir verlieren den Fisch. Wenn das Vorfach nicht zum Kunstköder passt, gerät dieser aus der Balance und wird unbrauchbar, wie Bertus Rozemeijer weiß.

Vorfach zum Angeln: Materialien im Überblick

  • Sevenstrand

    Aus sieben gleich starken Drähten gefertigt, ist Sevenstrand ein Stahlvorfach, das recht preiswert ist und von vielen Raubfischanglern benutzt wird. Wenn dieses Material durch Würfe und Hechtmäuler strapaziert wird, fängt es schnell an zu verdrallen und zu kringeln. Schon ist es nicht mehr gerade und damit unbrauchbar. Sevenstrand ist ein einfaches Vorfach zum Angeln und gut für den Einstieg ins Raubfischangeln geeignet. Stevenstrand ohne Ummantelung kann man knoten oder mit Klemmhülsen verarbeiten. Ummanteltes Sevenstrand lässt sich sogar noch einfacher verarbeiten. Es wird durch die Öse des Wirbels gezogen, um sich selbst gewickelt und über einer Flamme erhitzt. Die Ummantelung schmilzt dabei so fest zusammen, dass diese Verbindung bombensicher ist.

    Aus sieben gleich starken Drähten gefertigt, ist Sevenstrand ein Stahlvorfach, das recht preiswert ist und von vielen Raubfischanglern benutzt wird.

    Bild: Blinker/J.Radtke

  • 7 x 7

    Der 7 x 7-Stahldraht, der auch als Stahlseide bezeichnet wird, besteht – wie der Name andeutet – aus insgesamt 49 Stahlfäden, die miteinander verarbeitet sind. Dieser Draht ist deutlich teurer, aber auch entsprechend besser. 7 x 7- Material verkraftet in der Regel viele Hechtdrills, bevor es erste Anzeichen von Abnutzung zeigt. Weil es geschmeidig ist, knickt und verbiegt es nicht so leicht. Nach einem harten Drill kommt es aber auch nicht immer gerade aus einem Hechtmaul. Wirbel können einfach angeknotet werden und durch das geschmeidige Material kommt die Verarbeitung mit Klemmhülsen besonders in Frage. Achtet dabei auf die richtigen Klemmhülsen. Der Draht muss gerade so hindurch und zurück geführt werden können. Dabei darf er keinen Spielraum in der Hülse haben, ansonsten lässt sich der Draht nicht fest genug einklemmen.

  • Hardmono

    Schon vor etlichen Jahren habe ich die ersten Male mit Hardmono als Vorfach experimentiert. Ich habe es als beim Streamerfischen auf Hecht eingesetzt. Einmal sah ich einen großen Hecht kommen, der den Streamer komplett ins Maul nahm. Beim Anhieb habe ich nicht einmal Widerstand gespürt, als das Vorfach sauber von den Zähnen zerschnitten wurde. Vielleicht war das ein seltener Unglücksfall. Also probierte ich es weiter. Es ging ein paar Mal gut, aber dann kann der nächste Hecht und hat das Vorfach durchgerissen. Auch wenn die Hersteller beteuern, dass ihr Hardmono absolut bissfest ist, ich habe andere Erfahrungen gemacht. Vielleicht kann man mit dickem Hardmono (+0,80mm) viele kleine Hechte fangen, ohne dass etwas passiert. Aber wer auf Kapitale angelt, sollte das Hardmono-Risiko nicht eingehen.

    Hardmono ist nicht absolut bissfest. Vorsicht, wenn's auf Kapitale geht!

    Bild: Blinker/B. Rozemeijer

    Hardmono ist nicht absolut bissfest. Vorsicht, wenn’s auf Kapitale geht!

  • Fluorocarbon

    Ein weiteres monofiles Vorfachmaterial ist Fluorocarbon. Ich benutze es gerne beim Jerken und zum Schleppen großer Wobbler und Gummiköder. Das Vorfach ist mir bislang nie gerissen. Allerdings setze ich auch Schnür mit 0,8 oder sogar 1,0 Millimeter Durchmesser ein. Fluorocarbon absorbiert das Licht fast genauso wie Wasser. Das macht es nahezu unsichtbar. Und darin besteht der Vorteil bei diesem Vorfach zum Angeln. Einen Nachteil hat Fluorocarbon aber auch: Es zeigt einen starken Memorie-Effekt. Wenn es zur Lagerung aufgerollt wird, dann kommt es danach wie eine Spirale von der Rolle. Das ist natürlich hinderlich bei der Köderführung. Wer Fluorocarbon kauft, sollte sich für das beste (und teuerste) Material entscheiden, denn die Unterschiede sind oft beachtlich.

    Fluorocarbon ist besonders im kalren Wasser durch seine geringe Sichtbarkeit ein top Vorfach. Jedoch sollte es beim Hechtangeln nur in Stärken ab 0,80mm zum Einsatz kommen. Dann lohnt sich hingegen wischon wieder fast ein Stahlvorfach, da es deutlich dünner ist und den Lauf kleinerer Köder nicht beeinflusst.

    Bild: Blinker

    Fluorocarbon ist besonders im kalren Wasser durch seine geringe Sichtbarkeit ein top Vorfach. Jedoch sollte es beim Hechtangeln nur in Stärken ab 0,80mm zum Einsatz kommen. Dann lohnt sich hingegen wischon wieder fast ein Stahlvorfach, da es deutlich dünner ist und den Lauf kleinerer Köder nicht beeinflusst.

  • Monostahl

    Im Unterschied zu den Stahldrähten aus mehreren Strängen besteht Monostahl nur aus einem Drahtstrang. Ich baue mir meine Vorfächer selber und kaufe dafür sogenannten Pianodraht mit einem Durchmesser von 0,8 Millimeter. Damit kann man sogar ein Auto abschleppen. Mit der Kneifzange kneife ich ein Stück in der gewünschten Länge ab. Mit einer runden Spitzzange forme ich in die Drahtenden eine Öse. Natürlich ist solch ein Draht schwer. Er kommt also nicht für feines Spinnfischen in Frage. Der Draht kann auch verbiegen. Wenn er im Hechtmaul war, muss man ihn danach wieder zurechtbiegen. Das könnte sich negativ auf den Köderlauf auswirken. Dennoch: Monostahl ist bombensicher, und wenn man ihn mit schweren Ködern richtig einsetzt, bilden er ein zuverlässiges Vorfachmaterial.

    Monostahl hält sicher aber verbiegt leicht im Räubermaul.

    Bild: Blinker/B. Rozemeijer

    Monostahl hält sicher aber verbiegt leicht im Räubermaul.

  • Titanium

    Ein Material, das erst seit wenigen Jahren für Vorfächer verwendet wird, ist Titanium. Es handelt sich um ein sehr glattes, federndes Material, dass auch nach strapaziösem Drill in seiner geraden Form bleibt. So kann man mit einem einzigen Vorfach lange angeln und fangen. Bei der Herstellung von Titanium-Vorfächern habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Material so glatt ist, dass es leicht aus der Klemmhülse gezogen werden kann. Im Ernstfall bedeutet das einen Fischverlust. Wenn ich Titanium mit der Klemmhülse befestige, ziehe ich deshalb immer ein Drahtende außen um die Hülse und stecke es von der Schlaufe aus noch einmal in die Hülse. So zieht sich der Draht um die Hülse herum. Danach decke ich die Hülse mit einem Schrumpfschlauch ab. Nun haben wir ein leichtes und sehr stabiles Vorfach, das man selbst zum Fliegenfischen auf Hecht verwenden kann.

    Zum Stahlvorfach gibt es eine starke Alternative: Titanium. Das Material ist teurer, aber wenn man sich die Vorfächer selber baut, wird es schon preiswerter. Wenn man bedenkt, dass es deutlich mehr Hechte aushält als Stahl, dann hat es sich gerechnet.

    Bild: Blinker/B. Rozemeijer

    Zum Stahlvorfach gibt es eine starke Alternative: Titanium. Das Material ist teurer, aber wenn man sich die Vorfächer selber baut, wird es schon preiswerter. Wenn man bedenkt, dass es deutlich mehr Hechte aushält als Stahl, dann hat es sich gerechnet.

Das richtige Vorfach zum Angeln – Der große Ratgeber

Welches Vorfach für welchen Zweck? Ob Stahl oder Mono, geknotet oder gecrimpt – bei der Vorfachfrage scheiden sich oft die Geister. Die unten stehende Tabelle liefert eine kleine, übersichtliche Orientierungshilfe für den Angelalltag.

Vorfach zum Angeln

 

Verarbeitung

Crimpen

Knoten

Stahl 7 x 7✔️
Titanium✔️
Stahldraht
Hardmono✔️ ab 0,50 mm✔️
Monofil✔️ ab 0,80 mm✔️
Fluorocarbon✔️ ab 0,80 mm✔️
Kevlar✔️
Geflecht (Dyneema)✔️

 

Welches Vorfach zum Raubfischangeln?

Raubfischangeln

VorfachHecht ZanderAal BarschForelle
KunstköderNaturköder
Stahl 1 x 7✔️ ✔️ ❌ ❌ ❌ ❌
Stahl 7 x 7✔️ ✔️ ❌ ❌ ❌ ❌
Titanium✔️ ✔️ ❌ ❌ ❌ ❌
Stahldraht✔️ ❌ ❌ ❌ ❌ ❌
Hardmono ❌ ✔️ ✔️ ✔️ ❌
Monofil ❌ ✔️ ✔️ ✔️ ✔️
Fluorocarbonab 0,80 mm ❌ ✔️ ✔️ ✔️ ✔️
Kevlar ✔️ ✔️ ✔️ ❌
Geflecht (Dyneema) ❌

Welches Vorfach zum Meeresangeln?

Meeresangeln

VorfachHochsee-/Kutterangeln MeerforellenangelnBrandungsangeln
Stahl 1 x 7 ❌ ❌ ❌
Stahl 7 x 7 ❌ ❌ ❌
Titanium ❌ ❌ ❌
Stahldraht ❌ ❌ ❌
Hardmono✔️ ❌✔️
Monofil✔️ ✔️✔️
Fluorocarbon✔️ ✔️✔️
Kevlar ❌ ❌ ❌
Geflecht (Dyneema) ❌ ❌ ❌

Welches Vorfach zum Friedfischangeln?

Friedfischangeln

VorfachFeedernStippen/ PosenangelnKarpfen-/Grundangeln
Stahl 1 x 7 ❌ ❌ ❌
Stahl 7 x 7 ❌ ❌ ❌
Titanium ❌ ❌ ❌
Stahldraht ❌ ❌ ❌
Hardmono ❌ ❌ ❌
Monofil✔️ ✔️ ✔️
Fluorocarbon✔️ ✔️ ✔️
Kevlar ❌ ✔️
Geflecht (Dyneema) ❌ ✔️


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