Beim Zanderangeln werden die Karten jeden Tag neu gemischt. Kein Fisch ist so launisch wie der Barschartige. Bei kaum einer anderen Fischgattung können Kleinigkeiten so fangentscheidend sein wie bei den Stachelrittern. Mitunter können alle Erkenntnisse über die Wetterfaktoren beim Zanderangeln, die man beim Angeln an den Vortagen in fast wissenschaftlicher Kleinarbeit herausgefunden hat, am aktuellen Tag wieder dahin sein. War gestern noch der grellgrüne Actio-Shad der Top-Köder, so fahren sie heute auf einmal auf dunkelbraune Fransen-Köder in absoluter Stillhalte-Manier ab.
Einfluss der Wetterfaktoren beim Zanderangeln auf die Gewässersituation
Um erfolgreich zu angeln, muss man immer schauen, was sich am und im Gewässer verändert. Ein Gelegenheitsangler, der nicht täglich am Wasser steht, hat es schwer. Er hat am Gewässer keine direkten Vergleichsmöglichkeiten und kann die aktuelle Situation nur mit im Internet ablesbaren Werten wie zum Beispiel Temperatur oder Wasserstand vergleichen. Er hat aber auch den großen Vorteil, unvoreingenommen ans Wasser zu gehen, denn derjenige, der vor zwei Tagen gut gefangen hat, wird sich auch heute bestimmt in die gleiche Taktik mit Köder und Technik verbeißen, wie er es vor eben zwei Tagen schon erfolgreich gemacht hat. Wenn die Zander aber an diesem Tag nun gerade nicht so wollen, wird er es länger erfolglos mit der Erfolgsmethode vom letzten Mal versuchen, als es ein Gelegenheitsangler machen wird.
Wasserstand als Wetterfaktor beim Zanderangeln
Geht es so weit, dass ich mich mit meiner Angelart nicht nur der jetzigen Situation, sondern der veränderten Wetterfaktoren beim Zanderangeln der letzten Tage anpassen muss? Es ist eine Mischung aus beidem. Der Ist-Zutsand ist wichtig, aber die Veränderung zu diesem Stand hin kann auch einiges bewirken.
Das beste Beispiel ist der Wasserstand eines Flusses. Stellt Euch vor, Ihr kommt im Winter bei optimalem Wasserstand und perfektem Zanderwetter an den Fluss: Sonne und Wolken wechseln sich ab, alle Buhnen sind frei. Dennoch beißt nicht ein Fisch. Warum? Der Fluss ist in den letzten 12 Stunden um einen guten Meter gestiegen und das Wasser vom ersten abtauenden Schnee des Jahres hat die Temperatur in kürzester Zeit um satte 4 Grad gesenkt. Dann stehen die Zander erst mal nicht mehr in der Strömung, sondern ziehen in strömungsärmere Bereiche wie zum Beispiel Hafeneinfahrten.
Auch ganz außen in den flachen Ecken ohne Strömung kann man nun mit Zandern rechnen. Dank der Durchmischung im Fluss herrscht hier die gleiche Wassertemperatur wie im tiefen Gumpen am Buhnenkopf. Aber hier können die Zander viel Energie sparen. Auch wenn sie zwei Tage vorher an der Strömungskante auf Beute gelauert haben, werden sie dort an diesem Tag alle verschwunden sein. Bevor es zum Fluss geht, sollte man also schon ruhig einmal kurz den Pegelverlauf der letzten Tage im Internet nachsehen.
Beeinflussende Wetterfaktoren beim Angeln auf Zander
Der sich am schnellsten und häufigsten wechselnde Faktor ist das Wetter. Ob Sonne, Wolken, Wind oder gar Regen – alles wirkt sich, wenn auch manchmal verzögert, auf die Gewohnheiten der Zander aus. Windstärke, Windrichtung, Bewölkung, Niederschlag und Luftdruck liefern Werte, die wir uns vor einem Angeltrip anschauen sollten. Der Luftdruck gibt mir am meisten Rätsel auf. Wissenschaftlich gesehen sollte eine Veränderung um 15 Punkte die Zander in der Tiefe gar nicht interessieren. In der Praxis habe ich andere Erfahrungen gesammelt. Vor allem auf schnell wechselnden Luftdruck reagieren sie zickig.
Weitere Wetterfaktoren beim Zanderangeln sind:
- Windrichtung
- Windstärke
- Bewölkung
- Niederschlag
- Luftdruck
Blick ins Netz – Wetterfaktoren beim ZanderangelnUm Veränderungen am Wasser schon vor einem Angeltrip zu erkennen, kann man auf verschiedenen Internetseiten recherchieren:
Einfach den jeweiligen Fluss anklicken und der Wasserstandsverlauf der letzten Tage inklusive einer Prognose wird angezeigt.
Einen Ort in der Nähe der Angelstelle auswählen und alle Wetterdaten werden in einer übersichtlichen Grafik in 3-Stunden-Intervallen angezeigt. Neben Temperatur, Luftdruck und Niederschlag wird ein Hauptaugenmerk auf Windstärke und Richtung gelegt.
Hat man erst einmal einen Ort ausgewählt, bekommt man eine übersichtliche, einfache dreistündige Wettervorhersage.
Beide Webseiten lassen ein genaues Bild der Gewässerverhältnisse schon von zu Hause aus erahnen. Besonders interessant für die Planung der Angelstelle ist es, dass man erkennt, wo am Gewässer Norden ist, um schon die jeweilige dem Wind entsprechende Seite ansteuern zu können. |
Windrichtung beim Zanderangeln
Im Spätherbst bis Winter achte ich noch mehr als im Sommer darauf, aus welcher Richtung der Wind über das Wasser weht. Nach den ersten kalten Nächten sind die Gewässer an der Oberfläche vor allem in den Morgenstunden als erstes ausgekühlt. Der Wind drückt das kalte Wasser ans Ufer und schichtet es um. Wenn möglich, sollte man nun solche Stellen ansteuern, an denen man den Wind im Rücken hat. Dann ist der Gummifisch über Grund ein exzellenter Köder.
Sobald die Sonne jedoch die Oberfläche merklich erwärmt, ist es bedeutend besser, den Wind im Gesicht zu haben. Das Ufer, auf das der Wind steht, bringt nun Fisch, denn das umgewälzte, erwärmte Wasser lockt die Kleinfische an und mit ihnen die Zander. Die Zander werden nun bedeutend flacher jagen als bei einer Kaltwasser-umwälzung. Ein Wobbler in den Abendstunden kann zu tollen Fängen führen.
Die richtige Windstärke
Wind kann Strömungsverhältnisse an Gewässern beeinflussen. Fegt der Wind zum Beispiel an einem strömungsarmen Kanal genau in der Längsachse über das Gewässer, wird eine Wasserbewegung genau in Windrichtung entstehen. An Brückenpfeilern oder Engstellen entstehen so richtige Strömungsspots, an denen eine Menge Nahrung vorbeigedrückt wird. Also sollte man die seitlichen Ausbuchtungen ausfischen. Aber auch Engstellen an Bauten wie Brücken können zu besonderen Spots werden.
Wetterfaktor Bewölkung
Sonne und Wolken haben großen Einfluss auf die Sichtbarkeit unserer Köder unter Wasser. War es gestern noch ein Gummifisch in Braun mit Glitter, der bei strahlendem Sonnenschein die Zander reihenweise hat schwach werden lassen, so ist es heute bei trüben Wetterverhältnissen mitunter eher ein greller grüner Köder, der die Zander reizt. Die Regel lautet: Ändert sich die Sonneneinstrahlung, ändert sich auch die beliebteste Köderfarbe – und das selbst im Laufe weniger Stunden.
Niederschlag beim Angeln auf Zander
Regen beeinflusst nicht nur unsere Laune, sondern setzt auch in einem Gewässer ordentlich etwas in Bewegung. Zum einen bringt er Sauerstoff ins Wasser, was sich vor allem im Sommer positiv auf das Beißverhalten auswirkt.
Zum anderen kann Regen ein Gewässer schnell abkühlen. Aber was er immer macht: Jede Menge Krach auf der Wasseroberfläche und auch ordentliche Druckimpulse. Bei Regen ruhig zu den druckvolleren Ködern greifen und nicht unbedingt „No Action“ fischen. Machen Sie mal etwas mehr Rabatz. Auch wer sonst kein Freund von Rasselwobblern ist, der sollte bei starkem Regen den lauten Ködern – auch in grellen Farben – eine Chance geben.
Luftdruck als einer der Wetterfaktoren beim Zanderangeln
Bei starken Luftdruckschwankungen legen sich die Zander manchmal einfach flach auf den Grund, so dass man sogar Mühe hat, sie mit einem guten Echolot zu finden. Nun wird es wirklich nicht einfach, da sich ihre Beißlust im Keller befindet. Um an diesem Tag trotzdem noch zu fangen, muss man flexibel angeln.
Entweder man behakt nun eine Stelle so lange, bis die Zander endlich wieder zuschnappen oder man macht es so wie ich: Man macht Strecke. Mit Strecke machen meine ich, mit einem druckvollen Gummifisch möglichst zügig ein großes Areal nach noch aktiven Fischen absuchen. Wenn Sie vom Boot aus angeln, sollten Sie nicht dem Echolot, sondern Ihrer Nase vertrauen und so viele Plätze wie möglich abfischen.
Es gibt sicher noch weitere Faktoren, die das Zanderangeln beeinflussen, jedoch sollte man nun auch mal die Realität walten lassen. Alles zu 100 Prozent zu planen, mag vielleicht am Computer funktionieren. Man kann in der Vorbereitung zwar viele Dinge positiv beeinflussen, doch ist und bleibt das Angeln immer noch ein Spiel mit Mutter Natur. Und die lässt sich bekanntlich nie zu 100 Prozent in die Karten gucken und lenken.