Wie gut, dass es finster ist – so finster, dass niemand sehen kann, was ich mit meinen beiden Ruten am Ufer des klaren Waldsees treibe. Womöglich würde man mich sonst für einen Anfänger halten, der den Unterschied zwischen Grund- und Spinnangeln nicht richtig begriffen hat. Dabei ist meine Methode, das Zanderangeln mit Fischfetzen und das aktive Zupfen mit am Grundblei ein echter Knaller.
Erste Frage: Warum Fischfetzen und nicht gleich Köderfisch? Nichts gegen den toten Köderfisch – ich verwende ihn gern. Doch einen Nachteil hat er: Er bringt viele Fehlbisse. Die Zander schleifen ihn ein Stück durchs Wasser und lassen wieder los. Oder der Anhieb geht ins Leere. Viel mehr Bisse lassen sich verwerten, wenn Ihr einen Fischfetzen verwendet, aus der weichen Flanke eines Weißfisches geschnitten. Dieser Köder flutscht sofort ins Maul des Zanders und lässt schon Sekunden nach dem Biss einen erfolgreichen Anhieb zu.
Doppelte Vorteile beim Zanderangeln mit Fischfetzen
Zweite Frage: Warum zwei Methoden mischen – statt entweder Grund- oder Spinnfischen? Weil beide Methoden Nachteile haben: Beim Spinnfischen huscht der Köder durch die fängigen Zonen – oft zu schnell, als dass der Zander zupackt.
Beim Grundangeln liegt der Köder pausenlos an einer einzigen Stelle. Man vertut die Chance, aktiv nach den Zandern zu suchen und sie mit einem bewegten Köder zu reizen. Dabei sucht der Zander nicht in erster Linie mit seinem Geruchsorgan den Gewässerboden ab, sondern ist ein waschechter Jäger. Mit dem „Grundspinnen“ lassen sich die Vorteile beider Methoden beim Zanderangeln mit Fischfetzen verbinden – und die jeweiligen Nachteile minimieren.
Wie funktioniert es also? Greift zu einer mittleren Grund- oder Spinnrute, montiert ein Birnenblei von etwa 20 Gramm und einen langschenkligen 4er bis 6er Einzelhaken. Als Hauptschnur verwende ich 14er Geflochtene, als Vorfach 25er Monofil.
Die Fischfetzen schneide ich am liebsten aus der Flanke eines Rotauges, als Streifen oder leicht dreieckig – vorne mit etwas mehr, hinten mit weniger Fleisch. Der Haken wird zweimal durch das stumpfe Ende geführt. Der Köder muss im Wasser nicht rotieren – es reicht, wenn er beim Einholen ein wenig flattert.
Ein Trumpf des Grundspinnens: Ihr könnt es mit zwei Ruten gleichzeitig ausüben. Das steigert die Fangchancen erheblich. Zunächst werft Ihr beide Ruten nacheinander aus. Im See ziehe ich Landzungen und Scharkanten vor, besonders solche, die tiefes mit flachem Wasser verbinden. Hier sammeln sich die Futterfische. Dann sind die hungrigen Zander nicht weit.
Sausen und Pausen
Eine Montage platziere ich im flachen, die andere im tiefen Bereich der Landzunge. Eine Rute lege ich mit offenem Bügel ab, die andere behalte ich gleich in der Hand. Sie zeigt steil nach oben, ich rucke den Köder ein kleines Stück über den Grund, und lege eine Pause ein. Dann rucke ich wieder und kurbele ein Stückchen. Nach drei, vier solcher Sprünge, wenn etwa fünf Meter eingeholt sind, lege ich die Rute ab. Jetzt greife ich zur zweiten Rute – taste erst an der Schnur, ob sich etwas getan hat – und wiederhole dann dasselbe Spiel. Man kann die zweite Rute natürlich auch mit einem Bissanzeiger versehen.
Der Köder an einer Rute ist in Bewegung – der Köder an der anderen Rute dagegen ruht, nachdem er auf sich aufmerksam gemacht hat, am Gewässerboden. Gerade diese Kombination aus Einholen und langen Pausen hat sich beim Zanderangeln als äußerst effektiv erwiesen. Diesen Wechsel zwischen Einholen und Ablegen führe ich so lange fort, bis sich die Köder unmittelbar vor der Rutenspitze befinden. Einige Bisse in kürzester Entfernung haben mich davon geheilt, die letzten Meter vorm Ufer zu überspringen.
Beim Zanderangeln mit Fischfetzen kommt die Hälfte der Bisse während man einholt. Es gibt keinen Schlag in der Rute, sondern einen sanften Ruck. Jetzt müsst Ihr die Rute nach vorne neigen, dem Fisch etwas Schnur geben – und dann einen kräftigen Anhieb setzen.
TippAnfüttern steigert die Fangaussichten auch beim Zanderangeln. Mit zerschnittenen Rotaugen lassen sich Plätze in Ufernähe sehr gut vorbereiten. Der Geruch lockt auch Räuber aus der Ferne an. |
Beim Zanderangeln mit Fischfetzen kommen auch Fänge im Liegen
Die andere Hälfte der Bisse bekommt man an der abgelegten Rute. Offenbar nehmen die Zander den Köder in der Bewegung wahr, bekommen ihn aber erst zu fassen, wenn er wieder am Grund liegt. Eine optimale Kombination aus Bewegungs- und Geruchsreiz.
Mit dem Grundspinnen können Sie systematisch große Wasserflächen absuchen, auch vom verankerten Boot aus. Schnell werden Sie merken, wo die Zander rauben. Dann können Sie die Würfe mit beiden Ruten auf die jeweiligen Plätze konzen- trieren. Allerdings wäre es beim ufernahen Angeln unklug, den Köder nur zehn Meter hinaus zu schaukeln – zu schnell wäre er wieder am Ufer. Besser werfen Sie an den Ufern entlang und fischen die Uferzone über eine längere Strecke ab.
Letzten Juni konnte ich mit dieser Methode in einem stark befischten Waldsee einen Zander von zehn und einen von über zwölf Pfund fangen. Zuvor hatte ich beim Angeln mit Köderfisch auch Bisse, aber nur kleine Zander über den Kescher ziehen können.