Konzentriert kurbelt Lars die Montage ein, den Blick immer auf die Pose gerichtet. Kaum erkennbar zuckt die Pose, sofort stoppt Lars ab. Zunächst tut sich gar nichts, dann geht die Pose plötzlich auf Wanderschaft und taucht schließlich ab. Lars setzt den Anhieb – und dann ist die feine Rute so richtig krumm. Die Bremse surrt und Lars muss seinen Kontrahenten erst einmal gewähren lassen. Langsam bekommt er den Fisch beim Angeln mit dem Federkiel unter Kontrolle, aber seinen Gegner in den Kescher zu dirigieren, daran ist zunächst gar nicht zu denken.
Immer wieder reißt die Forelle Schnur von der Rolle. Als sich der Fisch schließlich in Ufernähe befindet, stellt sich die Frage: Wird dieser Brummer überhaupt in den Kescher passen? Das Hantieren mit dem Keschernetz gleicht mehr einem Schaufeln als einem routinierten Einnetzen, aber schließlich hat Lars seinen Fisch sicher. Dass bei dieser Aktion die Kescherstange zu Bruch geht, kann die Freude über den grandiosen Fang nicht trüben. Lars darf eine Lachsforelle von über neun Pfund vor die Kamera halten – was für ein Brocken. Dass solch ein großer Fisch so vorsichtig gebissen hat, ist kaum vorstellbar. „Mit einer weniger sensiblen Pose hätte man den Biss wahrscheinlich gar nicht bemerkt“, meint der glückliche Fänger.
5 Tipps fürs Angeln mit dem Federkiel
|
Angeln mit dem Federkiel – Besonderer Typ
Beim Schleppen am Forellensee setzt Lars häufig einen ganz besonderen Posentyp ein, den Federkiel. Wie der Name schon erahnen lässt, wird diese Pose aus einer Feder hergestellt, genauer gesagt aus dem Kiel einer Pfauenfeder. Man erkennt diese Pose sofort an ihrer schlanken Form. Sie ähnelt eher einem Stab als einer herkömmlichen Pose zum Fried- oder Raubfischangeln.
Durch ihr Material und ihre Bauweise hat sie mehrere Vorteile: Der Federkiel ist lang und schlank und bietet der Forelle beim Biss kaum Widerstand. Dadurch schöpfen auch misstrauische Salmoniden keinen Verdacht, wenn sie einen am Federkiel angebotenen Köder aufnehmen. Für den Angler ist die vergleichsweise lange Form ziemlich gut sichtbar und ermöglicht darüber hinaus eine sehr gute Bissanzeige. Und auch bei der Köderführung sammelt der Federkiel Pluspunkte, denn sein Hinterteil wackelt leicht und verleiht dem Köder noch ein bisschen mehr Aktion.
Federkiele sind mit unterschiedlichen Tragkräften erhältlich. Die ganz leichten Modelle mit einer Tragkraft von zwei Gramm eignen sich fürs Schleppen in Ufernähe; die schwereren Modelle mit einer Tragkraft um fünf Gramm eignen sich für weitere Würfe. Übrigens kann man mit einer Federkiel-Montage passable Wurfweiten bis 50 Meter erreichen.
Viele Federkiel-Modelle besitzen eine weiße Grundfarbe und sind an den Enden rot oder gelb gefärbt. So ist die aus dem Wasser ragende Spitze für den Angler sehr gut erkennbar. An hellen Tagen, klaren Gewässern und bei vorsichtigen Fische verwendet Lars einen schwarz gefärbten Federkiel mit roter Spitze, der für die Fische nur schwer auszumachen ist.
Eine Schnur-Innenführung oder Ösen zur Montage an der Hauptschnur sucht man beim Federkiel vergeblich. Er wird mit Hilfe von Silikonringen an der Hauptschnur befestigt. Dadurch lässt sich schnell und einfach die Tiefe variieren, in der man den Köder anbietet. Einfach den Kiel nach oben verschieben und schon läuft der Köder etwas tiefer. An den Silikonringen darf man nicht sparen: Mindestens drei Ringe sollten es sein, sonst kann es passieren, dass sich der Kiel ungewollt verschiebt. Außerdem sollte man die Ringe recht weit oben am Kiel platzieren, um eventuellen Verhedderungen beim Auswerfen entgegenzuwirken.
Federkiel beschweren mit Blei oder Glas
Der Federkiel wird so bebleit, dass die Spitze aus dem Wasser schaut. Um den Kiel auszutarieren, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder mit Blei oder Glas (auch Ghost genannt). Blei wird eingesetzt, wenn der Köder schnell auf Tiefe kommen soll. Glas sinkt deutlich langsamer ab als Blei und wird verwendet, wenn die Forellen in den oberen Wasserschichten auf Beutezug gehen.
Da Glas im Wasser ein deutlich geringeres Gewicht hat als Blei, darf der Glaskörper beim Angeln mit dem Federkiel nahezu doppelt so schwer sein wie die auf dem Model angegebene Tragkraft. Verwendet man zum Beispiel einen Federkiel mit drei Gramm Tragkraft, ist ein fünf Gramm schweres Glas genau richtig. Glas hat noch einen weiteren Vorteil: Weil die Montage durch den schwereren Glaskörper ein höheres Gewicht besitzt, kann man deutlich weiter werfen. Das heißt aber nicht, dass man grundsätzlich mit Glas fischen sollte. Wenn die Forellen tief stehen, sind die Vorteile des Glases dahin und man angelt über den Fischen hinweg. Es ist also wichtig, beim Angeln mit dem Federkiel die Situation am Gewässer zu analysieren und sich daraufhin für Glas oder Blei zu entscheiden.
Übrigens: Weil beim Schleppen auf Forellen mit rotierenden Ködern gefischt wird, ist ein Dreifachwirbel, der zwischen Hauptschnur und Vorfach geschaltet wird, Pflicht. So lässt sich lästiger Schnurdrall verhindern.
Angeln mit dem Federkiel und Propeller
Meistens wird beim Schleppen mit dem Federkiel ein Teigpropeller verwendet, der beim Einkurbeln verführerisch um die eigene Achse rotiert. Dabei werden optische Reize und Schallwellen ausgesendet, die die Forellen so richtig heiß machen. Wenn der Federkiel beim Schleppen mit Teig einen Biss anzeigt, sollte man auf keinen Fall sofort den Anhieb setzen, sonst wird der Fisch in den meisten Fällen nicht gehakt. Erst mal abwarten, lautet die Devise. Häufig steht der Kiel auf der Stelle, setzt sich dann langsam in Bewegung und taucht schließlich ab. Dann ist der richtige Moment für den Anhieb gekommen.
An manchen Tagen hat man beim Angeln mit dem Federkiel trotz richtiger Verhaltensweise beim Biss mit vielen Fehlbissen zu kämpfen. Dann lohnt es sich, auf einen Bienenmaden-Köder umzusteigen. Die Larven werden wie beim Angeln mit der Tremarella-Technik in L-Form auf den Haken gezogen. So drehen sie sich beim Einkurbeln verführerisch und locken die Salmoniden an den Haken.
Bei der Hakengröße scheiden sich die Geister: Einige Angler fischen gerne mit kleinen Haken (Größe 8 bis 12), weil die Fische beim Biss so nicht misstrauisch werden würden. Lars sieht das anders: Er setzt auf Greifer in Größe 4 oder 6, denn ein großer Haken greift seiner Meinung nach besser im Forellenmaul. Und weil sich auch ein 4er-Haken locker im Teigpropeller verbergen lässt, wird er von den Fischen auch nicht wahrgenommen. Gleiches gilt für das Angeln mit Bienenmaden. Auch für die Präsentation des Krabbler-Duos am Federkiel setzt Lars auf einen großen, dünndrahtigen Greifer (etwa Serie 22 von Tubertini).
Schleppt beim nächsten Angeltag am Forellensee doch einmal mit dem Federkiel. Ihr werdet überrascht sein, wie viele Bisse Ihr bekommt, die mit einer anderen Pose kaum erkennbar wären. Und über das Resultat freut sich jeder Forellenangler: mehr Fisch im Kescher.
Mach’s selbst – so baut man einen Federkiel
Das Schleppen mit dem Federkiel und Paste gehört zu den fängisten Techniken am Forellensee. Die sensiblen Kiele muss man nicht unbedingt im Angelladen kaufen, sondern kann sie auch selbst basteln. Wie das funktioniert, verrät Torsten „Toto“ Brosda.
- Das Rohmaterial für den Federkiel (rechts) sind Pfauenfedern, die man im Angelladen, in Bastelläden oder im Internet kaufen kann. Oder an der Schießbude auf dem Jahrmarkt selbst „erlegen“…
- Für den Eigenbau der Federkiele benötigt man folgendes: Pfauenfedern (1), scharfe Cuttermesser (2), Grundierung (3), Posen- oder Nagellack (4).
- Im ersten Schritt werden die Feder vom Kiel entfernt. Meistens geht das ganz einfach von Hand. Wichtig ist, dass die oberste Schicht des Kiels dabei nicht abgezogen wird. Kommt man mit der Hand nicht weiter, wird das Cuttermesser verwendet.
- Die feinen Federn werden mit Hilfe eines Feuerzeugs abgeflemmt. Dabei darf man die Flamme nur kurz an den Federn vorbeiführen, sonst wird die Schutzhülle des Kiels beschädigt und der Kiel ist unbrauchbar.
- So sieht der Kiel nach dem Abflammen aus.
- Eventuell vorhandene Reste werden mit dem Cuttermesser entfernt.
- Der Kiel wird mit Hilfe des Cuttermessers auf die gewünschte Länge zugeschnitten. Die Schneidebewegung muss ohne großen Druck ausgeführt werden, damit der Kiel nicht splittert.
- Die Rohlinge in unterschiedlichen Längen schneiden. Der Durchmesser und vor allem die Länge des Kiels bestimmen die Tragkraft. Je dicker und länger der Kiel, desto höher die Tragkraft.
- An den Schnittstellen muss der Kiel mit Hilfe von Grundierung (erhältlich im Bastelladen oder im Baumarkt) versiegelt werden. Sonst kann Wasser in den Körper eindringen.
- Ist die Grundierung getrocknet, kann man die Spitzen und/oder den Körper des Kiels nach Wunsch lackieren. Nagellack ist günstiger als Posenlack und in mehr Farbvarianten erhältlich.
- Nachdem man in einem Gefäß mit Wasser die Tragkraft des Kiels ermittelt hat, wird die Tragkraft mit Hilfe eines wasserfesten Farbstiftes auf dem Kiel vermerkt. Die Abkürzung „GB“ steht für die Tragkraft mit Blei, die Angabe „GG“ bezieht sich aufs Austarieren mit Glas.
- Fertig sind die Kiele fürs sensible Forellenfischen. Jetzt aber schnell ans Wasser!