Warum Angeln mit Boilies?
Wir sollten uns anfangs eine Frage stellen: Warum frisst der Karpfen diese runden Murmeln überhaupt? Schließlich sehen sie seiner natürlichen Nahrung (Insektenlarven, Schnecken, Krebse und Würmer) nicht wirklich ähnlich. Weil er ein Wasserschwein ist und einfach alles in sich reinstopft?
Keinesfalls, auch wenn das sein Image ist! Er hat zwar eine große Speisekarte, dennoch frisst er bei Weitem nicht alles. Ich behaupte: Wenn er die Wahl hat, dann pickt er sich hundertprozentig das Beste raus. Karpfen können regelrecht verwöhnt sein. Aus diesem Grund fängt beim Angeln mit Boilies bei weitem nicht jeder Boilie im Vereinsteich gleich gut. Im Prinzip ist es wie bei Ihrer Hauskatze oder Ihrem Hund. Die fressen auch lieber das hochwertige Futter, wenn sie die Wahl haben. Bei Billigfutter bleibt der Napf unangetastet, aus Protest.
Der Karpfen muss sich – im Gegensatz zur verwöhnten Hauskatze – sein Futter mühselig zusammensuchen. Durch Chemorezeptoren, welche sich vermehrt an der Maulpartie befinden, ist er in der Lage, beispielsweise Aminosäuren (die sich in der Nahrung befinden) wahrzunehmen.
Boilies sind auffällig und leicht zu fressen
Des Weiteren nutzt er seine Augen bei der Nahrungssuche. Der Boilie ist schnell gefunden, schließlich strotzt er nur so von Attraktoren. Außerdem ist er sehr auffällig und hebt sich durch seine runde Form vom Boden gut ab. Ein Boilie ist also eine besonders einfach zu beschaffende Nahrung, die optisch und durch ihre Inhaltsstoffe fix auffindbar ist.
Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Eiweißen (braucht der Karpfen zum Wachsen), Kohlenhydraten (begünstigen eine schnelle Darmpassage) und Fetten (Geschmacksträger, fressstimulierend). Außerdem sind im Boilie oft noch Konservierer (damit er nicht schimmelt) und Binder (sodass er fest wird und auch bleibt).
Allerdings ist beim Angeln mit Boilies nicht nur der Köder sehr wichtig, sondern auch die Art und Weise, ihn zu präsentieren!
Boilie-Rigs mit Drehfunktion
Gibt man in Google die beiden Schlagwörter „Karpfenangeln, Rig“ ein, schlägt Google zurück. Und zwar mit einem unfassbar großen Aufgebot unterschiedlichster Montagen, die auch noch fast alle englische Bezeichnungen tragen. Das Problem dabei: Viele dieser Rigs wurden für spezielle Gewässertypen oder sogar besonders schlaue Fische, zum Beispiel in englischen Paylakes, konzipiert. Vor allem für Einsteiger sind diese vielen Begrifflichkeiten abschreckend. Ganz oft muss man sich die Welt aber nicht so kompliziert machen.
Die wichtigste Eigenschaft eines Rigs: Die Hakenspitze sollte sich nach unten drehen, sobald der Karpfen den Boilie aufnimmt. Nur so kann sie sicher in der Unterlippe fassen, dort hält der Haken am besten. Und diesen Dreheffekt erreicht man mit einem flexiblen Teil im Rig selbst.
Wenn alles steif ist (also zum Beispiel ein Mono-Rig in Kombination mit einem Inline-Blei), hat der Haken keinen Spielraum und greift oft irgendwo, wo er leicht ausschlitzt. Wir brauchen also einen flexiblen Teil im Rig. Ein Gelenk!
Folgende haben wir zur Verfügung:
- das Material: weiches Geflecht
- der Wirbel: entweder im Blei (bei Inline-Bleien) oder im Vorfach
- das Blei: Safety-Bleie besitzen von Haus aus einen Wirbel
- das Haar: weiches, dünnes Geflecht
Experimentieren Sie zu Hause einfach, wie sich diese Gelenke auf den Dreheffekt auswirken. Das können Sie ganz einfach mit dem Hand-Test überprüfen, oder indem Sie die Montage mit Blei auf den Boden legen und einfach nur den Boilie anheben. Dann sehen Sie, ob die Hakenspitze nach unten fällt.
Übrigens: Mit einem großen Haken greift ein Rig generell besser! Auch das sollten Sie einmal ausprobieren. Ein 8er Haken ist zwar schön unauffällig, dreht sich aber bei weitem nicht so gut wie ein 4er. Und da der Haken sowieso am Grund liegt, fällt er auch nicht stark auf.
Vertüddelungsfreie Boilie-Würfe
Wo wir gerade am Grund sind: Ebenfalls wichtig ist es, dass Ihr Rig sich während des Wurfs nicht vertüddelt und (halbwegs) gestreckt am Gewässerboden liegt. Das erreichen Sie durch den Einsatz von sogenannten „Anti Tangle-Sleeves“ (engl. „Anti-Verwicklungs-Schlauch“). Klingt kompliziert, ist aber nur ein konisch verjüngtes Stück Gummischlauch, welches mit dem breiten Ende über den Wirbel gezogen wird. Und zwar über einen „Quick Change-Swivel“ (engl. Schnellwechsel-Wirbel). Der erlaubt einen schnellen Vorfachwechsel, wenn der Haken stumpf ist.
Der Gummischlauch hält das Rig auf Abstand zu Blei und Hauptschnur und funktioniert sehr zuverlässig! Des Weiteren empfehle ich Ihnen beim Angeln mit Boilies sehr, beim Werfen vom Ufer nicht auf weiches Geflecht zurückzugreifen. Das vertüddelt sich einfach zu häufig, auch am Gummischlauch, und sollte eher mit dem Boot ausgebracht werden. Werfen Sie, setzen Sie lieber auf Rigs aus Mono oder ummanteltem Geflecht.