Anfang Mai. Normalerweise würde ich in dieser Zeit ein paar Tage auf Hecht oder Forelle fischen und eine Lachstour für den Sommer vorbereiten. Doch was ist heutzutage schon normal? Mecklenburg-Vorpommern ist für Touris noch dicht, Österreich ist dicht – der Aldi in unserem Dorf jedoch nicht. Und das Regenauffangbecken auch nicht. Perfekte Voraussetzungen, um einen Graskarpfen auf Mais zu fangen! Ein Kollege hatte mir einen guten Tipp (und den passenden Kunstköder) dazu gegeben. Aber dazu später mehr …
Ich habe jedenfalls das Beste daraus gemacht, im Aldi ein paar Dosen Mais gekauft und jeden Abend um 18 Uhr einen Hundespaziergang um den „Lake Deli“, wie ich diesen Teich nenne, gemacht. Das machen einige Hundebesitzer, und so blieb der eigentliche Sinn meines Hundespaziergangs unbemerkt. Es hat noch nicht einmal jemand bemerkt, dass ich gar keinen Hund besitze. Doch so sind wir Menschen. Wir sehen etwas und interpretieren. Mann mit Leine – Hundebesitzer.
Die „Leine“ war jedoch das schwarze Futteral meiner Feederrute, um die Illusion perfekt zu machen. Und um von der Beute in meiner Jacke abzulenken. Denn das war der Dosenmais. Und ein langstieliger Löffel unseres Salatbestecks. Den wird meine Frau irgendwann vermissen. Doch er ist ja nicht weg, nur eben woanders. Aber ich komme vom Thema ab.
Hallo, das ist DOSENMAIS, nicht DOOFENMAIS
Warum ich diese Heimlichtuerei betreibe? Hallo?! Ich bin nicht der einzige Angler in unserem beschaulichen Dorf und es ist doch sofort klar, was Sache ist, wenn der Micha jeden Abend mit einer Dose Mais in der Hand zum „Lake Deli“ geht und mit einer leeren Dose zurückkommt. Das ist DOSENMAIS, nicht DOOFENMAIS.
An dem Regenauffangbecken wartete ich, bis kein anderer Mensch in der Nähe war, öffnete die Dose, zog den großen, langstieligen Löffel aus der Jacke und nutzte diesen als Miniatur-Wurfschaufel, um den Mais auf meinen „Futter-Spot“ zu bringen.
Den habe ich mir unter dem Motto „schlau sein“ so ausgesucht, dass er an einer anglerisch eher unattraktiven Stelle liegt und ich abends die Sonne von vorne habe. Ersteres sollte verhindern, dass sich nicht zufällig ein Vereinskollege „meine“ angefütterte Stelle aussucht. Das zweite, die Sonne von vorne, sollte verhindern, dass mein Schatten aufs Wasser fällt, denn ich wollte direkt vor meinen Füßen fischen. Und nebenbei ein bisschen Farbe bekommen. Beides funktioniert nur, wenn die Sonne von vorne kommt.
Der ewige Kampf gegen das KrautAuch an diesem Regenauffangbecken ist es wie an vielen Teichen: Das Kraut sorgt beim Angeln für einen ständigen Kampf gegen das Grünzeug. Doch auch hierfür hatte ich einen Plan:
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Das Prasseln der Maiskörner überdeckt das Geräusch des Gewichts
Nun würde ich gerne schreiben, dass es auf Anhieb mit dem Graskarpfen auf Mais geklappt hat. Doch so war es nicht. Am ersten Ansitzabend fütterte ich wie die Tage zuvor um 18 Uhr an, jedoch nur mit dem Inhalt einer halben Dose.
Ultra Corn: Michaels Joker fürs Angeln auf Graskarpfen!Bei seinem Ansitz probierte Michael einen Geheimtipp von einem Kollegen aus: Er fütterte den Spot mehrere Tage mit echtem Mais an, doch beim Angeln selbst kam „Ultra Corn“-Kunstmais zum Einsatz – ein Köder mit hervorragenden Fangquoten, wie er hörte. Das musste Michael selbst ausprobieren! Er benutzte zwei Popup-Maiskörner – mit genau dem richtigen Auftrieb, um den Köder natürlich aufs Kraut sinken zu lassen. Das Material der Köder ist völlig geschmacks- und geruchsneutral und hat keinerlei giftige Bestandteile. Die Körner können das eigens für sie entwickelte Aroma lange halten und geben es im Wasser ab. Kleinere Fische merken beim „Knabbern“ schnell, dass etwas faul ist, sodass der Mais lange genug am Haken bleibt, bis die großen Brocken ihn einfach einsaugen – und dafür hat er genau die richtige Größe. Übrigens: Die Maiskörner von Ultra Fishing funktionieren auch ganz hervorrangend am Futterballen oder in Kombination mit dem Method-Korb. Oft macht das den Unterschied aus! |
Das Prasseln der Maiskörner auf der Oberfläche und der Geruch würden sicher ausreichen, um die Fische an den Platz zu locken. Hoffte ich zumindest. Und beim Angeln nur wenig anzufüttern erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fisch den Köder nimmt. Soweit die Theorie.
Nachdem der Mais angefüttert war, legte ich die Feederrute aus. Am Haar: zwei Popup-Maiskörner. Die reichten gerade so aus, das Gewicht des Hakens aufzuheben und den Köder natürlich aufs Kraut absinken zu lassen. Als Gewicht dienten drei Schrotbleie à 0,8 Gramm, die ich an einem etwa 15 Zentimeter langen Seitenarm montierte. Die Schrotbleikette hat den Vorteil, dass sich das Gewicht besser verteilt als bei einem einzelnen, gleichschweren Blei.
Ein kurzer Wurf, etwa fünf Meter weit, hinterher noch eine halbe Hand voll Mais, um das Platschen zu kaschieren, Rute auf die beiden Ständer parallel zum Ufer legen, hinsetzen und nicht mehr bewegen!
Graskarpfen auf Mais, und das am Fliegenhaken?
Dann begann das Warten. Ich hatte mir vorgenommen, jeweils maximal drei Stunden anzusitzen. Nach 30 Minuten kam Bewegung in die Sache, und nach ein paar Weißfisch-Zupfern kam der Biss! Ein guter Fisch. Doch leider kam dieser kurz vorm Ufer ab. Das kommt vor, wenn man widerhakenlos und Größe 7 fischt.
Am nächsten Abend lief es nicht viel besser. Wieder bekam ich einen guten Biss, bei dem mir der Fisch die Rute von den beiden Rutenhaltern neben meinem Stuhl holte! Ich erwischte sie im letzten Moment, nicht jedoch den Fisch. Vermutlich ein Karpfen. Schade. Nach 2 ½ Stunden packte ich ein, morgen ist ja auch noch ein Tag …
Den Abend nutzte ich, um einige neue Hair-Rigs zu binden. Was ohne passende Karpfenhaken nicht ganz einfach ist. Doch glücklicherweise hatte ich noch Tubenfliegenhaken der Größe 3 – und wenn die mit einem Norwegen-Lachs klarkommen, dann werden die wohl auch bei einem Dorfteich-Karpfen nicht schlappmachen. Hoffte ich. Denn mein Bauchgefühl sagte mir: Heute wird es passieren! Und ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Das war auch der Grund, warum ich meiner Frau sagte: „Wenn ich dich anrufe, musst du schnell kommen, dann habe ich einen Großen. Und die Kamera mitbringen. Und lass das Handy an. Bitte.“
Ich weiß nicht, was Karen bei diesem Satz am meisten irritiert hat. Zwei Dinge waren jedenfalls gut: Dass ich es gesagt habe – und dass ich den Satz mit „bitte“ beendete. Denn nach einer halben Stunde bekam ich tatsächlich einen energischen Biss, schlug an und … traute meinen Augen kaum, als sich der Fisch an der Oberfläche zeigte. Ein Graskarpfen! Und was für einer!
Als der Fisch seine zweite Flucht quer durch den „Lake Deli“ machte, kramte ich das Handy raus und rief Karen an „Schatz! Komm! Schnell! Großer Fisch!“ Für Höflichkeitsfloskeln ist keine Zeit, wenn man mit einer Feederrute und einer 0,225er einen Graskarpfen auf Mais drillt. Ja, ja, ich weiß, das ist zu dünn für solche Fische. Aber dass so ein schöner Graser in einem 100 mal 30 Meter großen Regenauffangbecken wohnt, das konnte ja wirklich niemand ahnen. Oder doch … ?