Zu keiner anderen Jahreszeit liegen Erfolg und Niederlage in einem Spagat so weit auseinander. Ein paar Wintertipps zum Karpfenangeln können vielen bestimmt weiterhelfen. Denn der Winter kann uns Karpfenangler zur Verzweiflung bringen. Er kann uns zeigen, wie wenig wir wirklich über das Verhalten der Karpfen wissen. Dennoch gibt es glücklicherweise immer wieder Lichtblicke in der kalten Zeit: Lichtblicke in Form von unvergesslichen Momenten. Zum Beispiel, wenn sich der Swinger unter dem Blank bewegt, die Schnur zusammensackt und sich ein träger Winterkarpfen selbst gehakt hat.
Ich habe solche Momente oft erlebt – aber nicht oft genug. Und ich musste mehr Niederlagen ein stecken, als mir lieb waren. Manche Seen schenkten mir bis heute keinen einzigen Winterfisch, andere dagegen des öfteren. Wahrscheinlich ist es meine Hartnäckigkeit, die dazu führte, dass ich Karpfen bis über 25 Kilogramm bei Dauerfrost fing. Gerade an stark beangelten Gewässern, an denen sonst kein Platz zu bekommen ist, genieße ich das Karpfenangeln im Winter. Freie Platzwahl, keine anderen Angler – jetzt beginnt tatsächlich meine Hauptsaison!
Wintertipps zum Karpfenangeln
1. Überschaubare Seen
Umso kleiner das Gewässer ist, desto näher bist Du an den Karpfen. Zu Beginn reicht es aus, an kleinen Parkteichen oder winzigen Fließgewässern Ausschau nach den Karpfen zu halten. Karpfen wollen im Winter vor allem ihre Ruhe haben. Diese Ruhe finden sie unter Bäumen, in Krautfeldern oder auch in Bodenvertiefungen. Oft fand ich die Fische aber auch vor schwer zugänglichen Schilfgürteln. Findest Du keine Karpfen, kannst Du Ausschau nach leichter Wassereintrübung halten. Diese wird entweder von Karpfen verursacht, oder sie werden davon angezogen. In jedem Fall ist es ein sicheres Zeichen.
2. Fiese Greifer
Da Karpfen im Winter wenig energisch fressen, ist ein nachgeschliffener Haken essentiell, um selbst zaghafte Köderaufnahmen erfolgreich zu quittieren. Wird der Köder vorsichtig aufgenommen muss der Haken erst einmal ins Maul gelangen, um zu haken. Aus diesem Grund haben sich kurze Hairs, oder besser noch Köderschrauben, als sehr funktionell herausgestellt.
3. Der beste Köder
… ist und bleibt ein hochwertiger Boilie. Auch wenn Maden, Würmer und Dosenmais durchaus taugliche Winterköder sind, haben sich die Kugeln bei mir durchgesetzt. Boilies verfügen über Unmengen an Attraktoren, sie sind sehr auffällig und Karpfen lieben sie. Wichtig sind wirklich hochwertige Boilies!
Wer keine gute Qualität verwendet, wird mit einem Blank bestraft. Meine Winter-Favoriten sind ummantelte (cultured) Pop Ups und Bodenköder. Die Ummantelung des – ohnehin schon sehr attraktiven Boilies – löst Stück für Stück wasserlösliche Lockstoffe. Eine ähnliche Lockwirkung erzielst Du übrigens mit Boilieteig, also „Dough“. Auf Partikel greife ich im Winter gar nicht mehr. Diesen Schluss zog ich nach jahrelangem Ausprobieren. Mein Erkenntnisse sagen, dass Partikel im Winter nicht angenommen werden.
4. Matschwolke ohne Sättigung
Einer der wichtigsten Wintertipps zum Karpfenangeln. Denn um Karpfen zur Aktivität zu bewegen, ist es oft erforderlich, ihnen vorzuspielen, dass andere Fische fressen. Wie das geht? Mit Wolken bildendem Futter! Ich persönlich nutze dafür Spodmix, der zum Zig-Rig-Angeln entwickelt wurde. Dieser bildet eine Wolke bis in die oberen Wasserschichten. Die Wolke gaukelt den Fischen vor, dass Artgenossen in dem Bereich fressen. Wenn sie nur minimal Lust haben, werden sie den Bereich anschwimmen und dann auf den Hakenköder stoßen. Falls Du keinen fertigen Spodmix hast, mach Dir selbst einen! Wie? Groundbait mit Milch (oder Milchpulver, oder Lehmpulver) mischen.
5. Alkohol
Ölhaltige Stoffe im Futter locken grandios – aber nicht im Winter! Jetzt, in der kalten Zeit, hat das Öl sogar den gegenteiligen Effekt: Es versiegelt den Bait, verhindert das Auswaschen wasserlöslicher Bestandteile. Verwende deshalb am liebsten Liquids auf Alkoholbasis, diese lösen sich auch bei kalten Temperaturen.