Angeln am Limfjord: Das unbekannte Paradies

Gelegen zwischen Nord- und Ostsee und von unzähligen Bächen gespeist – der Limfjord ist ein extrem spannendes Angelrevier! Johannes Radtke stellt euch dieses in Deutschland fast unbekannte Gewässer näher vor

Im Nordosten der „Løgstør Breite” im zentralen Limfjord liegt bei Næsbydale eine hervorragende Küstenstrecke für wanderfreudige Meerforellenfischer. Foto: J. Radtke

Bild: J. Radtke

Im Nordosten der „Løgstør Breite” im zentralen Limfjord liegt bei Næsbydale eine hervorragende Küstenstrecke für wanderfreudige Meerforellenfischer.

Weit oben in Dänemark trennt der Limfjord den äußersten Norden des Landes vom restlichen Süden. Der riesige Meeresarm erstreckt sich von Thyborøn an der Nordseeküste über die Stadt Aalborg bis zum Örtchen Hals an der Ostsee. Wer also schon mal nach Skagen oder in die Jammerbucht gefahren ist, der hat den Limfjord auf jeden Fall gequert. Mit seiner Lage zwischen Nord-und Ostsee sowie unzähligen einmündenden Bächen stellt der Limfjord ein extrem spannendes Angelrevier dar. Und auch die übrigen Angelmöglichkeiten der Region müssen sich nicht verstecken.

Eine unbekannte Größe

Unter deutschen Anglern ist der Limfjord weitestgehend unbekannt. Das erscheint angesichts der Ausmaße des Gewässers ein wenig verwunderlich, sind doch wesentlich kleinere Fjorde wie Mariager- oder Odensefjord für Dänemark-affine Angler durchaus Begriffe. Die Wasserfläche umfasst ganze 1.500 km², das ist beinahe die dreifache Größe des Bodensees (536 km²) oder mehr als ein halbes Saarland (2.570 km²). Damit ist der Limfjord, der eigentlich gar kein Fjord, sondern ein Sund ist, mit Abstand der größte der dänischen Meeresarme.

Bei der schweren Februarflut von 1825 kamen nicht nur hunderte Menschen ums Leben, es kam auch am Westende des bis dahin nur mit der Ostsee verbundenen Gewässers zu einer Verbindung mit der Nordsee. Daraufhin änderte sich der Salzgehalt im westlichen Teil und damit auch die ganze Biologie des Fjordes.

Der Westen: Salz gibt den Ton an

Der Einfluss von Ost- und Nordsee ist nahe der beiden Einmündungen am deutlichsten spürbar. Ganz allgemein gibt der Salzgehalt die Angelei im Fjord an. Beginnen wir im Westen: Nahe Thyborøn lassen sich so ziemlich alle interessanten Fische der Nordsee fangen. Hier werden im Sommer Makrelen, Wolfsbarsche, Meeräschen und Hornhechte gefangen. Eine längere Saison haben Plattfische und Dorsche, die hier mit Brandungsgerät oder auch Spinnruten zu fast jeder Jahreszeit gut zu fangen sind.

Der Fjord um Thyborøn ist ein exzellentes Revier für Plattfisch und Dorsch. Im Sommer kommen spannende Arten wie Makrele und Wolfsbarsch hinzu. Foto: J. Radtke

Bild: J. Radtke

Der Fjord um Thyborøn ist ein exzellentes Revier für Plattfisch und Dorsch. Im Sommer kommen spannende Arten wie Makrele und Wolfsbarsch hinzu.

Je nach Windrichtung – und damit Wasserstandsänderung im Fjord – wird salzreiches Wasser bei starken Westwinden weiter Richtung Osten gedrückt und bietet den salzliebenden Arten kurzfristig neue Nahrungsgründe. Insbesondere Makrelen, Wolfsbarsche im Sommer und Dorsche im Spätherbst nutzen diese Chancen und dringen dann weit in den Osten vor. Jetzt steht ihnen der Sinn nur nach Fressen – und entsprechend leicht sind sie zu fangen, wenn man sie findet. Tipp: Der Platz Oddesund kann nach langem Westwind alle spannenden Fischarten bringen.

Wenn Sie mal in der Nähe Urlaub machen sollten, fahren Sie unbedingt mit einer Spinnrute, Buttlöffel und Wattwurm bewaffnet nach Thyborøn und versuchen Sie im Fjordeingang Ihr Glück. Hier kann man eigentlich nicht Nichts fangen.

Die Engstelle Oddesund weit im Westen des Fjordes biete starke Strömung und fast alle interessanten Fischarten der Nordsee als Beute. Foto: Wiki Commons

Bild: Wiki Commons

Die Engstelle Oddesund weit im Westen des Fjordes biete starke Strömung und fast alle interessanten Fischarten der Nordsee als Beute.

Zentraler Bereich und Osten: Im Reich der Forelle

In den Nebenfjorden und zum Zentrum des Limfjordes hin nimmt der Salzgehalt allmählich ab. Hier regiert der eigentliche Star des Limfjords: die Meerforelle. Kein Wunder: In den südlichen Teil des mittleren Bereiches münden einige der besten dänischen Meerforellen-Flüsse! Namen wie Karup oder Trend Au kennt jeder ernsthafte Meerforellenangler. Natürlich kann man hier in den Fließgewässern fischen, die Lizenzen sind nicht teuer und die Bestimmungen sind liberal.

Die Trend Au wurde übrigens beinahe weltbekannt als eines der besten Gewässer, um Meerforellen mit Schaumstofffliegen an der Wasseroberfläche zu fangen. Die Karup Au ist sogar noch etwas bekannter – vor allem wegen der beinahe unanständig großen und fetten Forellen, die hier aufsteigen.

Dafür ist die Bachangelei der Region bekannt: Mefos im XXL-Format. Foto: R. Kanstorf

Bild: R. Kanstorf

Dafür ist die Bachangelei der Region bekannt: Mefos im XXL-Format.

Doch auch im Fjord ist hier richtig was zu machen – die vielen Forellen müssen schließlich hier durch, um in die Bäche zu kommen. Das Beste: Sie benötigen nur den normalen Dänischen Angelschein, um hier loslegen zu dürfen. Da das Revier so riesig groß und vielseitig ist, könnte man sich auf der Suche nach einem guten Meerforellenplatz ziemlich verloren vorkommen – gäbe es da nicht den genialen Angelführer, der auch online aufrufbar ist. Dieses Heft gibt Auskunft über gute Strecken und Schongebiete, die es zu beachten gilt.

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Die vielen heißen Meerforellen-Plätze könnten den erstmaligen Besucher abschrecken. Die Vielzahl an guten Strecken scheint zu viel des Guten zu sein – wo soll man hier bloß eine Forelle finden? Die gute Nachricht: Es gibt so viele Forellen, dass zur richtigen Jahreszeit kaum ein Platz ohne Fisch zu finden sein wird. Zur Verdeutlichung: Die Fließgewässer produzieren jedes Jahr über eine halbe Millionen Meerforellen – es sind also für jeden Platz mehr als genug Fische im Fjord unterwegs.

Die Meerforellen-Saison am Limfjord

Die besten Jahreszeiten, um mit einer der wirklich großen Forellen des Fjordes in Kontakt zu kommen, sind Spätsommer und Herbst. Jetzt ziehen Tausende Meerforellen auf dem Weg zu ihren Laichgewässern die Küstenlinie entlang. Dabei halten sich selbst Fische von mehr als 80 Zentimetern im oft nur knietiefen Wasser auf – sie sind also fast immer in Reichweite. Das bedeutet indes nicht, dass sie immer leicht zu fangen sind. Wichtiger als irgendwo sonst erscheint es hier, flache Bereiche vor den eigenen Füßen immer sorgsam abzufischen und auf verräterische Bewegungen zu achten.

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Flachlaufende Kunstköder und schwimmende Fliegenschnüre samt unbeschwerter Fliegen sind insbesondere im Herbst ein Muss. Der innerste Bereich des Fjordes zwischen Nykøbing im Westen und Løgstør im Osten fischt jetzt am besten.

Suchen Sie sich die Plätze aus, die bei den vorherrschenden Windrichtungen und Wasserständen geeignet erscheinen – beide Faktoren haben einen großen Einfluss auf das Verhalten der Meerforelle im Limfjord: Viele Plätze besitzen ziemlich flaches Wasser, diese sollten Sie bei Niedrigwasser eher meiden. Zu starker auflandiger Wind lässt den meist weichen Untergrund aufwirbeln und sorgt für „unfischige“ Trübung.

Unbeschwerte Fliegen oder sehr leichte Küstenblinker sind aufgrund der oft flachen Angelplätze die erste Wahl. Foto: J. Radtke

Bild: J. Radtke

Unbeschwerte Fliegen oder sehr leichte Küstenblinker sind aufgrund der oft flachen Angelplätze die erste Wahl.

In der kalten Jahreszeit ziehen oft blanke Fische aus dem westlichen Teil in den inneren Fjordbereich und suchen hier salzärmeres Wasser auf. Von November bis in den April hinein sind jetzt Grönländer und auch richtig große Blankfische fangbar. Ab Januar kommen die ersten Absteiger aus den Bächen hinzu und fressen, was sie finden, um wieder zu Kräften zu kommen.

Sie tun diesen mageren Fischen und sich selbst einen Gefallen, wenn Sie diese entkräfteten Kreaturen wieder schonend zurücksetzen – in der Küche geben solche Fische eine grausame Vorstellung ab. Catch & Release ist, nebenbei bemerkt, in Dänemark ohnehin erlaubt und gern gesehen.

Der Sommer hingegen ist eine schwierigere Zeit in den inneren Bereichen des Limfjords. Oft wird das Wasser nun zu warm und die Forellen fliehen vor allem in Richtung Ostsee. Östlich von Aalborg kann man jetzt allerdings eine tolle Sommer-Fischerei erleben. Wenn starker Wind Insekten auf die Wasseroberfläche bläst, ist mit der Fliegenrute sogar das Trockenfliegenfischen auf Meerforellen möglich. An sehr heißen Tagen empfiehlt es sich, nachts fischen zu gehen.

Ebenfalls im Osten ist dann auch wieder die klassische Meeresangelei interessant. Vor allem Flundern und in der Saison auch Hering und Makrele sind hier die Beute.

Süße und salzige Alternativen

Wenn der Wind es zulässt und ihr seefest seid, solltet ihr euch eine Bootstour auf das legendäre Gelbe Riff gönnen. Die Dorsch- und Seelachsfänge sind seit Jahren wieder gut und es gibt weitere Arten wie Pollack und Leng, die ebenfalls bei fast jeder Ausfahrt für Abwechslung sorgen.

Neben Dorschen kommt am Gelben Riff Seelachs, Pollack und Leng vor. Foto: B. Hühnken

Bild: B. Hühnken

Neben Dorschen kommt am Gelben Riff Seelachs, Pollack und Leng vor.

Das Gerät, das hier in Herbst, Winter und Frühjahr benötigt wird, unterscheidet sich nicht vom normalen Pilk-Geschirr. Im Sommer und manchmal im tiefen Winter stehen die Dorsche tiefer, dann kann auch die Norwegen-Combo eingesetzt werden. Wer einen guten Tag erwischt, kann hier ohne Schwierigkeiten mit 10, 15 oder 20 Kilogramm Dorschfilet von Bord gehen!

Wer auf dem steigen Untergrund einen Naturköder  anbietet, kann sich nie sicher sein, was er als Nächstes an die Oberfläche pumpen muss. Ansonsten funktionieren klassische Pilker mit Beifänger hervorragend. Hochseetaugliche Kutter fahren von Thyborøn und Hanstholm aus auf die Nordsee.

Pilker oder große Gummis fangen immer am gelben Riff. Doch an manchen Tagen bringt der Beifänger einfach mehr Fische. Foto: B. Hühnken

Bild: B. Hühnken

Pilker oder große Gummis fangen immer am gelben Riff. Doch an manchen Tagen bringt der Beifänger einfach mehr Fische.

Wem das zu wackelig ist, der hat mit den unzähligen Forellenseen der Region eine weitere tolle Alternative. In vielen Seen werden hier außerordentlich große Regenbogenforellen gesetzt, sodass der Schnitt hier an manchen Tagen bei zwei Kilogramm liegt – daran sollte man bei der Wahl der Vorfachstärke denken!

Falls es mal zu windig für den Fjord ist: Die Forellenseen der Region sind gut mit richtig großen Fischen besetzt. Foto: A. Seggelke

Bild: A. Seggelke

Falls es mal zu windig für den Fjord ist: Die Forellenseen der Region sind gut mit richtig großen Fischen besetzt.

 

Wer am Fjordufer unterwegs ist, sollte den blick auch mal nach unten richten: Versteinerte Seeigel liegen hier alle paar Meter. Foto: J. Radtke

Bild: J. Radtke

Wer am Fjordufer unterwegs ist, sollte den blick auch mal nach unten richten: Versteinerte Seeigel liegen hier alle paar Meter.

 

Angeln am Limfjord: Infos auf einen Blick


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