Als Redakteur für eine Angelzeitschrift bekommt man einen Haufen Ruten – und besonders Spinnruten – in die Hand. Gewisse Emotionen lösen die meisten aus, dafür ist man schließlich mit ganzem Herzen Angler. Doch einige Ruten verursachen heftigere Gefühlsregungen als alle anderen. In dem Fall der Sportex Revolt ULR ist das so.
Eine Rute wie ein Degen
In der Hand liegt die siebeneckige Rute wie ein Degen. Ob das an dem eigenartigen Querschnitt des Blanks liegt, kann ich nicht sagen. Das ist aber auch egal, die Trocken-Performance ist einfach eine Wucht. Schnell? Nee, schneller! Nachschwingen? Gibt es nicht. Gewicht? Welches Gewicht? Zu diesen noch erklärbaren Empfindungen gesellt sich aber ein undefinierbares Gefühl von „Benutzen wollen“. Diese Rutewill ans Wasser, zeigen, was sie kann.
Das perfekte Einsatzgebiet der 2,10 Meterlangen, 97 Gramm „schweren“ Rute mit 1 bis 9 Gramm Wurfgewicht ist zweifelsfrei das leichte Barsch- oder Forellenfischen. Die erste Tour mit der Sportex Revolt ULR ging dann so auch gleich an einen kleinen See mit gutem Barschbestand und einigen Hechten. Ein 3-Gramm-Jigkopf und ein kleiner Gummifisch fliegen unerwartet weit hinaus.
Die Sportex Revolt ULR katapultiert weit und genau
Es wäre zu erwarten gewesen, dass die straff wirkende Rute ein wenig zu kräftig für so einen leichten Köder ist. Doch im Wurf lädt sich das obere Drittel auf und katapultiert Köder bis etwa zehn Gramm extrem kraftvoll und vor allem schnell Richtung Fisch.
Neben der schieren Wurfweite begeistert mich ab dem ersten Moment die Genauigkeit. Es macht unglaublich viel Spaß, mit diesem Präzisionsgerät kleine Köder zentimeter(!)genau zwischen Schilfhalme und vor Stegen zu platzieren.
Jeder Kontakt wird übertragen
Nächste Disziplin: Köderführung. Was auch immer die Produktentwickler bei Sportex da gemacht haben – sie haben es richtig gut gemacht! Jeder Kontakt unter Wasser wird beinahe übertrieben ins Handteil übermittelt, egal ob Stein am Grund, Blatt an der Oberfläche oder Krautfetzen im Mittelwasser. Sogar die Vibrationen eines kleinen Gummifischs sind deutlich spürbar.
Gummis, Twitch-Wobbler und Finesse-Montagen lassen sich gleiermaßen perfekt führen. Sogar etwas größere Crankbaits passen noch zur Rutenaktion. Der erste Biss in der Absinkphase auf volle Distanz ist wunderbar spürbar, ganz klar tockt es sanft im Handgelenk. Was nun folgt, ist überraschend: Im Drill ist die Revolt viel weicher als erwartet.
Fein? Ja – aber mit Power!
Die Schnelligkeit des Blanks täuscht darüber hinweg, dass sich gut die Hälfte des Blanks schon beim Normalo-Barsch tief verneigt. Zwei Bisse später kann ich schon testen, wieviel Power dennoch in der feinen Revolt steckt. Ein mittlerer Hecht prüft das Rückgrat und muss gegen eine perfekte Balance aus Elastizität und Kraft schnell kapitulieren.
Der Drill macht dabei richtig viel Spaß – es ist keine unharmonische Unterbrechung der Kraftentfaltung überdie gesamte Belastungskurve spürbar. Die Kraft und Aktion dieser Rute passen für meinen Geschmack hundertprozentig zu ihrer Wurfgewichtsklasse.
So fiel es mir nicht schwer, die Rute im Laufe des Jahres bei verschiedenen Gelegenheiten auszuprobieren. Als ultraleichte Meerforellenspinnrute für kleine Finesse-Köder macht sie an der Küste pure Freude und sorgt für eine gute Hakquote und wenige Aussteiger.
Der Verstand hakt aus
Fazit? Eine bessere leichte Allround-Barschrute habe ich noch nicht gefischt. Angesichts des Preises muss der Verstand schon ein wenig aushaken, damit man sich diese Rute kauft. Aber das tut er dem einen oder anderen ziemlich sicher – bei mir übrigens auch. Wenn Sie also Barsch- oder Forellen-verrückt sind und knapp 400 Euro sparen wollen, sollten Sie diese Rute auf keinen Fall in die Hand nehmen!
Sportex Revolt ULRTechnische Fakten
Besonderheiten
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