In England ist ein Trend auf dem Vormarsch, Patienten nicht nur Medikamente und klassische Therapien, sondern auch „soziale Aktivitäten“ zu verschreiben. Um die geistige Gesundheit dieser Menschen zu fördern, empfehlen Ärzte ihnen zum Beispiel Tanzen, Gärtnern – oder auch ein paar Tage am Wasser. Angeln auf Rezept. Was zunächst ungewohnt klingt, wird bei unseren Nachbarn bereits zunehmend beliebter.
Angeln auf Rezept: Kein Ersatz für Therapie, sondern willkommene Ergänzung
Natürlich sollen diese Methoden die klassische Therapie und Medikamente nicht ersetzen, aber eine willkommene Ergänzung dazu sein und auch von professionellen Therapeuten betreut werden. Der britische NHS (National Health Service) hofft, dass bis zum Jahr 2024 bis zu 900.000 Patienten eine soziale Tätigkeit verschrieben werden kann.
Wie viel Vertrauen die Ärzte dem Angeln auf Rezept entgegenbringen, zeigt eine Partnerschaft in der Stadt Manchester. Ein dortiger Anglerverband mit dem Namen „Tackling Minds“ arbeitet eng mit den Ärzten zusammen. Die Angler wollen Menschen, die unter Depressionen und anderen geistigen Verletzungen leiden, bei ihrer Genesung helfen.
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Tackling Minds hilft Kriegsveteranen
Seit Anfang des Jahres angeln einige Kriegsveteranen gemeinsam mit Tackling Minds. Die Männer verbringen nicht nur eine entspannte Zeit am Wasser. Im Interview mit der britischen Zeitung The Guardian sprachen sie auch darüber, wie die Natur ihnen dabei hilft, ihre psychischen Probleme zu bewältigen.
„Angeln entspannt dich“, sagte der 30-jährige James Murphy im Interview, das an einem See in Manchester stattfand. Er ist obdachlos, seit er nach einer Martial-Arts-Verletzung abhängig vom Schmerzmittel Kodein wurde. „Man redet unter der Woche ziemlich viel über den ganzen Mist. Daher ist es wirklich gut, einfach aus dem Haus zu kommen und etwas Zeit für sich zu haben.“
Seit er angeln geht, nimmt er nach eigenen Angaben keine Medikamente mehr. „Ich habe die Tabletten nicht nur wegen der Schmerzen genommen, sondern um alles um mich herum auszublenden.“
Angeln auf Rezept ist ein Trend mit Zukunft
Der 37-jährige David Lyons hat Tackling Minds im vergangenen Jahr gegründet, nach einem langen Kampf gegen seine Alkoholsucht und seine Angststörung. Obwohl er zahllose Medikamente und Therapien ausprobiert hätte, sei Angeln sehr viel besser für seine Gesundheit gewesen. „Niemand urteilt über dich, wenn du draußen am Wasser bist“, sagte er im Interview.
Therapien wie das Angeln auf Rezept gibt es in Großbritannien zwar schon seit den 1980er Jahren. Erst jetzt rücken sie jedoch in den Fokus der Aufmerksamkeit. So hat die Organisation Tackling Minds zuletzt 10.000 britische Pfund (ca. 11.500 Euro) an Fördergeldern erhalten. Sie wird auch von weiteren Vereinigungen wie dem Angling Trust unterstützt. Die Mitglieder hoffen, in Zukunft mehr Menschen damit helfen zu können, gemeinsam Zeit in der Natur zu verbringen.
Quelle: The Guardian