Doch trotz der alarmierenden Situation weigert sich die Europäische Union, ein entsprechendes Verkaufs- und Anlandeverbot zu erteilen. Zu stark würden wirtschaftliches Profitdenken und Artenschutz kollidieren, so die Organisationen „Pro Wildlife“, „Humane Society International“ und „Sharkproject“. Reagiert EU nicht, ist Ausrottung der Haiart unvermeidbar.
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Für den Makohai ist es „fünf vor zwölf“
Wissenschaftler, Meeresschutzorganisationen und die EU-Artenschutzbehörden empfehlen bereits seit Jahren ein komplettes Anlandeverbot. Währenddessen beharrt die Fischereiabteilung der EU (DG Mare) weiterhin auf eine Fangquote von 500 Tonnen für den Nordatlantik. Eine virtuelle Diskussionsrunde zwischen den beteiligten Parteien ergab wenig Brauchbares. Was bleibt, ist die Ernüchterung darüber, dass die EU wissenschaftliche Empfehlungen über die Interessen der Fischereiindustrie stellt. Die einzelnen Statements im Wortlaut:
Dr. Ralf Sonntag, Meeresexperte von Pro Wildlife, kritisiert: „Es ist fünf vor 12 für den Mako, die EU muss jetzt handeln, sonst riskiert sie den weiteren Rückgang einer jetzt schon stark gefährdeten Raubfischart, die für gesunde Meere essenziell ist. Die Wissenschaft ist eindeutig – nur mit einem sofortigen Fang- und Anlandestopp im Nordatlantik kann erreicht werden, dass diese Tiere ihre zentrale Rolle im Ökosystem der Hochsee weiter erfüllen können. Im Südatlantik sind die Bestände noch nicht so stark betroffen, aber die Gefahr ist, dass die negative Entwicklung nur zeitversetzt abläuft, da auch dort seit Jahren überfischt wird.“
Dr. Jo Swabe, Senior Director für Öffentliche Angelegenheiten für HSI Europe, ergänzt: „Wenn Fischerboote weiterhin gefährdete Mako-Haie als Beifang verkaufen dürfen, fehlt jeglicher Anreiz, diesen Beifang überhaupt zu vermeiden. Die Position der DG MARE ist nicht nur kontraproduktiv, sondern sie untergräbt auch die EU-Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, die eine verbindliche politische Verpflichtung auch zum Schutz mariner Arten darstellt. Wenn die EU ihre weltweite Führungsrolle im Bereich des Schutzes der biologischen Vielfalt unter Beweis stellen will, muss sie die Kohärenz ihrer Politik sicherstellen. Sie kann nicht `Business as Usual´ betreiben und wissenschaftliche Ratschläge ignorieren, wenn Arten vom Aussterben bedroht sind.“
Dr. Iris Ziegler, Leiterin für internationale Zusammenarbeit bei Sharkproject, warnt: „Selbst bei einem kompletten Fangstopp wird es wahrscheinlich 50 Jahre dauern, bis sich die überfischten Bestände vom Raubbau erholt haben. Makohaie sind hochentwickelt, sie pflanzen sich erst spät und nur sehr langsam fort, wodurch sie besonders anfällig für Überfischung sind. Für die Fischer sind sie aber ein begehrter Beifang, da sowohl ihr Fleisch als auch ihre Flossen hohe Preise erzielen. Deswegen ist die Fischerei gegen ein Anlandungsverbot, denn für die Industrie stehen wirtschaftliche Interessen leider vor dem Artenschutz.“
Hintergrundinfos:
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Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von Sharkproject, ProWildlife und Humane Society International