Große Hechte und Löwen haben eins gemein: Sie jagen nur für leichte Beute – je größer, desto besser. Da kommen Big Baits, also besonders große Köder, genau richtig. Wer beim Angeln mit Big Baits einige Tipps befolgt, kann mit ihnen riesige Fische fangen!
Große Köder sind leichte Beute
Bleiben wir noch kurz beim Löwen, denn der Vergleich ist sehr anschaulich. Seinen Körper in Bewegung zu setzen, kostet den Löwen Kraft und Energie – diese Energie muss sein Opfer wieder einbringen. Für ein angeschlagenes oder totes Zebra steht der Löwe garantiert auf, wenn er Hunger verspürt. Ein kleiner Lemming, der vor einem dösenden Löwen herumspringt, ist relativ sicher. So geht es auch dem Mini-Barsch, der im Sichtfeld eines Meterfisches herumpaddelt. Natürlich macht die Natur auch Ausnahmen – nervt der Lemming, wird er zum Snack. Ist der Mini-Barsch zu aufdringlich, wird er perforiert. Aber in der Regel sucht sich der große, alte Jäger (an Land und unter Wasser) seine Beute genau aus. Der Meterhecht schnappt sich mit Vorliebe den lahmen Opa des Minibarschs. Sie verstehen, worauf ich hinaus will: Große Räuber brauchen eine leichte und vor allem lohnenswerte Beute. Big Baits passen ganz genau in dieses Schema!
Ab wann ist ein Köder ein Big Bait?
Lassen wir den Löwen in Ruhe weiter dösen und richten unseren Fokus auf den Hecht. Das oben beschriebene Verhalten lässt sich nämlich auch auf die Angelei übertragen und ist der Grund für den Boom eines bestimmten Kunstköder-Typen. Ich spreche von Big Baits! Natürlich auf Englisch, klingt cooler – bedeutet aber nichts anderes als „Großköder“. Eine echte Definition für einen Big Bait gibt es nicht. Für mich ist jeder Köder ab 25 Zentimeter Länge ein Großköder.
Sicher, große Köder gab es schon immer. Aber die ganz dicken Brocken lassen sich erst werfen, seitdem dicke geflochtene Schnüre und stabile, leichte Kohlefaserruten auf dem Markt sind. Einen 25er Gummi mit einer Glasfaser-Rute und einer 0,50er Mono zu werfen, macht nun mal wenig Sinn oder Spaß.
Losgetreten haben diesen Trend die Amerikaner, wie so viele Angeltechniken. Beim Musky-Angeln werden Big Baits nämlich schon lang benutzt – fragen Sie mich bitte nicht wie lang. Denn zu dem Zeitpunkt (ich vermute Anfang der 1990er?) war ich noch nicht einmal geboren. Das ist aber auch gar nicht wichtig, denn wir leben ja im „Jetzt“ und der Big Bait-Trend ist glücklicherweise auch bei uns in Deutschland angekommen. Und angenommen worden!
Big Baits lohnen sich bei großen Wasserflächen
Als ich mit dem „Bigbaiten“ begonnen habe, war ich so begeistert davon, dass ich es überall einsetzte. Schnell wurde mir klar: Das ist Quatsch. Wo Big Baits nur wenig Sinn machen: An kleinen Seen oder sehr begrenzten Stellen. Also am 0,5 Hektar großen Dorfteich oder über einem winzigen Seerosenfeld. Dort verscheucht der Big Bait die Fische nämlich! Kleine Stellen sollten mit kleineren Ködern beangelt werden.
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Das Einsatzgebiet lässt sich leicht eingrenzen: In großen Wasserflächen! Oder über tiefem Wasser. Ich benutze Big Baits zum Beispiel gern im Winter in tiefen Stauseen, da stehen die Hechte an der steilen Uferkante auf drei bis acht Metern Tiefe. Auch im Mai, zum Saisonstart, werfe ich sehr gern große Köder in Flachwasserbuchten.
Tiefe Löcher im Fluss oder das Freiwasser von riesigen Naturseen sind ideale Einsatzgebiete. Big Baits haben viel Fläche. Sie ziehen Aufmerksamkeit auf sich und eignen sich fantastisch, um Fische in großem Wasservolumen zu suchen. Deutlich besser als kleine Köder! Das ausgewachsene Zebra ist für den Löwen auch auf große Entfernung zu erkennen, den Lemming bemerkt er auf 200 Meter Distanz nicht wirklich.
Das alles macht den Eindruck, als ob man mit Großködern nur Großhechte fangen würde. Stimmt natürlich überhaupt nicht – auch ein kleinerer Räuber bemerkt unseren Köder und attackiert ihn. Oft fängt man zuerst die kleinen, aggressiven, schnellen Hechte. Also die Junglöwen, die sich beweisen oder die Konkurrenz vertreiben wollen. Findet man die kleinen, hat man aber einen guten Ansatzpunkt.
Das richtige Gerät für Big Baits
Übrigens können Sie auch einen kleinen Hecht an Big Baits super schnell abreißen. Inklusive Köder. Denn, was viele am Anfang nicht bedenken: Die Schnellkraft, die ein 150-Gramm-Gummilatschen besonders auf die Schnur auswirkt, ist immens. Schnellkräfte treten während des Wurfvorganges auf, oder während des Anhiebs. Selbst ein 60er Hecht kann deshalb für einen Schnurbruch sorgen! Und auch, wenn auf der geflochtenen Schnur „10 Kilo Tragkraft“ steht – diese Werte werden durch langsames, stetiges, lineares Ziehen ermittelt. Nicht durch einen plötzlichen Ruck! Dieser sprengt Geflecht nämlich sofort.
Achten Sie also unbedingt darauf, dass Ihre geflochtene Schnur beim Bigbaiten etwa 0,25 Millimeter stark ist. Tragkraftwerte lasse ich außen vor, die kann sich jeder Hersteller nämlich recht beliebig ausdenken. Wichtig ist der Durchmesser, damit sind Sie auf der sicheren Seite. Ich persönlich benutze rundes, 8-fach geflochtenes 0,28er Geflecht, das hat mich noch nie im Stich gelassen.
Wirbel und Einhänger müssen auch stabil sein, klar. Aber hier müssen Sie sich nicht aus dem Waller-Zubehör bedienen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mittlerweile auch kleinere Snaps extrem stabil sind. Ehe da etwas bricht, reißt die Schnur.
Hechte auf 0,50er FC? Machen Sie das bloß nicht nach!
Als Vorfach kommt bei mir zum Bigbaiten ausschließlich Fluorocarbon in Stärken ab 0,80 Millimeter zum Einsatz. Darunter geht nichts. Einerseits, weil dünneres Material unter Druck einfach reißen könnte. Andererseits, weil FC erst ab dieser Stärke sicher vor Hechtzähnen ist – auch, wenn man ab und zu etwas anderes liest. Glauben Sie das bloß nicht! Sicher lässt sich ein Hecht auch mit 0,50er Fluorocarbon fangen. Ich habe auch schon beim Barschangeln Hechte auf 0,20er Material landen können. Aber immer mit sehr sehr sehr viel Glück! Ein 0,50er kriegt ein Hecht ohne Weiteres zerbissen. Das nur nebenbei – wie gesagt, fürs Bigbaiten fällt FC unter 0,80 Millimeter sowieso aus.
Ich knote das Vorfach einfach an den Snap und an den Wirbel, letzterer wird durch einen doppelten Clinchknoten mit der Hauptschnur verbunden.
Die Rutenaktion ist besonders wichtig
Ich stehe beim Angeln mit Großködern total auf eine semiparabolische oder vollparabolische Rutenaktion, je nach Köder. Jerkbaits lassen sich an der Semiparabolik gut bedienen. Gummifische dagegen fliegen an einer parabolischen Rute etwas weiter. Falls Sie eine Rute für alle Köder haben möchten, dann kaufen Sie sich eine semiparabolische.
Spitzenaktionen dagegen halte ich für ineffektiv, wir brauchen kein bretthartes, ausgedehntes Rückgrat. Unsere Schnur ist schon unnachgiebig, die Drillinge groß und ultrascharf – in Kombination mit einem Besenstiel zerreißen wir einem knapp gehakten (kleinen) Fisch nur das Maul. Machen Sie sich dagegen über die Bissausbeute großer Hechte keine Gedanken – wenn er sich entschließt, ihr Unterwasser-Zebra zu attackieren, macht er das anständig und mit Anlauf. So haken Sie ihn auch mit einer parabolischen Rute.
Ein wichtiger Punkt, der für weichere Ruten spricht: Während des Wurfvorganges laden sie sich schön auf und schleudern den Köder smooth ins Wasser. Ganz ohne Rucken, ganz ohne hohe Schnellkraft, ganz ohne Schnurbruch. Ich hoffe, Ihnen hat mein Einblick in diese Angelei gefallen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren und viel Erfolg bei der Löwenjagd!