In einer Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie (IGB) wird am Beispiel Rumänien gezeigt, dass kleine Wasserkraftwerke mehr schaden als nützen. Der Ausbau der Wasserkraft sei mit den Zielen der EU-Umweltpolitik nicht vereinbar. Insgesamt wurden in Rumänien mindestens 545 Werke errichtet. Etwa die Hälfte dieser Werke (49 Prozent), liegen in Naturschutzgebieten. Das sind meist kleinere Wasserkraftwerke. Sie tragen insgesamt nur 3 Prozent zur Stromerzeugung in Rumänien bei, bedrohen aber das ökologische Gleichgewicht. Im europäischen Vergleich hat Rumänien noch viele natürliche und naturnahe Gewässer, die eine große Biodiversität liefern.
17 Prozent der Wasserkraftwerke wurden in diesen naturnahen oder naturbelassenen Gebieten an Flussabschnitten gebaut, die sich zuvor in einem „guten“ oder „sehr guten“ ökologischen Zustand gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie befanden und daher nicht beschädigt werden sollten. Damit verstoßen die Wasserkraftwerke mit ihrem Schaden gegen die Anforderungen der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (Natura 2000) und der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Weiterhin beeinflussen sie die Fischbestände. Die Forschenden machen deutlich, dass die europäische Energiepolitik deshalb dringen mit den Zielen der EU-Biodiversitätsstrategie abstimmen müssen. Ansonsten drohen enorme Verluste der Artenvielfalt in Gewässern, und die Ziele des EU Green Deals wären nicht erreichbar.
Wasserkraftwerke schaden: Bachforelle und Groppe stark betroffen
Die Studie des IGB fasst zusammen, dass die untersuchten Wasserkraftwerke sowohl flussaufwärts als auch flussabwärts des Staudamms die Fischpopulationen erheblich beeinträchtigen. Als Beispiele werden Wasserableitungen aus dem Hauptlauf, als Wanderhindernis und Flussbegradigungen genannt. Durch Vergleiche des aktuellen Fischbestandes von der Bachforelle und der in der EU geschützten Groppe zu Fischbeständen vor dem Bau der Wasserkraftwerke wird ersichtlich, dass beide Arten im Gesamtbild enorm abgenommen haben. „62 Prozent der Ober- und Unterläufe der Bäche haben eine oder beide Fischarten im Vergleich zum Referenzzeitraum verloren. In 38 Prozent der Ober- und 19 Prozent der Unterläufe fehlt nun eine Fischart, und in 24 Prozent der Oberläufe und 43 Prozent der Unterläufe fehlen beide Fischarten. Das ist eine erschreckend negative Bilanz“, unterstreicht Gabriela Costea, die Erstautorin der Studie und ehemalige IGB-Forscherin.
Quelle: IGB