Räuber wie im Märchen: Waldemar Krause tauchte ein in Schwedens unberührte Natur: Ganz in der Nähe von Astrid Lindgrens berühmter Märchenkulisse entdeckte er ein Paradies für Hecht, Barsch und Zander. In seinem Reisebericht zeigt er Dir, was Du beim Angeln am Emån und Flaten in Schweden erwarten kannst.
Reise an den Emån im Süden von Schweden
Emån? Dieser Fluss sagte mir gar nichts, als mein Angelfreund Adrian mir davon erzählte. Er liegt in Südschweden – da war ich noch nie. Doch je mehr er davon berichtet, desto genauer wird das Bild in meinem Kopf: Ein etwas bieder daherfließender Bach, in meinem Dafürhalten nur mäßig interessant. Von daher bin ich auch nicht sonderlich aufgeregt, als die Reise im Oktober dann vor der Tür steht. Wir starten in der Nähe von Hamburg und queren den Fehmarnsund mit der Fähre Puttgarden-Rødby, fahren dann an Kopenhagen vorbei über die Øresundbrücke und erreichen Schweden in der Dämmerung.
Umso tiefer wir in die Region Småland eintauchen, desto dichter wird der Wald am Straßenrand. Ja, genauso habe ich die Verfilmungen von Astrid Lindgrens „Pipi Langstrumpf“ oder den „Kindern aus Bullerbü“ abgespeichert. Wald, Wald, nochmals Wald, und dazwischen einige Seen. Und überall die großen Steine (Findlinge) nicht zu vergessen. Es ist dann wirklich spät am Abend, als wir nach knapp neunstündiger Fahrt unsere Unterkunft für die nächsten Tage erreichen. Unser Haus liegt in der Nähe von Mörlunda und zeigt sich uns als das typisch rotes schwedisches Holzhaus. Wir fühlen uns sofort skandinavisch heimisch im geschmackvollen Ambiente. Alles ist modern und funktionell eingerichtet. Hier finden locker vier Erwachsene Platz und zwei zusätzliche Schlafplätze für Kinder sind auch noch vorhanden.
Malerische Kulisse am Emån
Die Nacht ist kurz und im ersten Licht des junges Tages schnappen Adrian und ich uns jeweils eine Tasse des frisch gebrühten Kaffees, um dann das umliegende Gelände zu sondieren. Tatsächlich liegt das Grundstück unseres Ferienhauses direkt am Fluss und eine kleine Holzbrücke führt in unmittelbarer Nähe über das rauschende Wasser. Es dämmert, als wir die nasse Holzbrücke vorsichtig betreten. Wow. Das, was hier vor uns liegt, ist wirklich wahnsinnig schön – ganz anders, als ich es mir zu Hause vorgestellt hatte. Von wegen „bieder daherfließend“, dieser Fluss sieht aus wie gemalt. Er schlängelt sich durch die orangerote Herbstlandschaft, umspült große Findlinge und staut sich in den Kurven tief auf. Der kalte Herbstmorgen sorgt für einen leichten Nebel auf dem Wasser, welcher den Emån noch mystischer erscheinen lässt. Der Hammer! Im Internet war davon nichts zu lesen.
Diese Fische kannst Du beim Angeln am Emån fangen
Nur relativ viel erfährt der Suchende etwas über das Mündungsgebiet des Emån. Offensichtlich ein Hotspot für die Meerforellen- und Lachsangelei: Teure Lizenzen, lange Wartelisten und außerdem eine gute Autostunde von uns entfernt. Nicht so interessant für uns – wir wollen aber auch keine Salmoniden fangen. Der Fischbestand soll gut sein, besiedelt mit den üblichen Verdächtigen, die wir auch aus unseren heimischen Gewässern kennen. Hervorzuheben ist der Bestand an kapitalen Döbeln, Barschen und Hechten. Die wollen wir! Doch viel mehr ist über die restlichen 200 Flusskilometer, also „unsere“ Strecke, außer den üblichen oberflächlichen und wenig hilfreichen Aussagen, nicht zu finden. Wir müssen also viel selbst probieren.
Cheburashka-Rig: Die beste Montage für hängerreiche Gewässer
Das Frühstück fällt knapp aus, und kurze Zeit später stehen wir mit den Barschruten am Wasser. Wir sind zu einem Platz nur unweit unserer Unterkunft gelaufen. Nach einer Rausche weitet sich der Emån hier und verliert schnell an Fließgeschwindigkeit. Nach zwei, drei Würfen kennen wir das Gewicht der Jigköpfe, um eine akkurate Sinkphase zu erreichen und können auch die Gewässertiefe an diesem Platz ganz gut einschätzen.Auf eine weitere Erkenntnis, die wir kurz darauf gewinnen, könnten wir aber durchaus verzichten! Denn nicht nur über dem Wasser ist alles naturbelassen, ebenso unaufgeräumt zeigt sich der Gewässergrund. Allzu schnell sind ein paar Köder an Hindernissen abgerissen. Es muss dringend eine fischbare Alternative gefunden werden! Oberflächenköder helfen leider in dieser Jahreszeit nicht weiter, da sich der Großteil der Barsche in Erwartung der kalten Jahreszeit schon aus den flachen Flussabschnitten zurückgezogen hat und hart am Grund steht.
Die Lösung ist das Cheburashka-Rig. Man glaubt es kaum, aber durch die flexible Verbindung von Gewicht und Haken bekommt der Köder eine steilere Aufstiegskurve, er löst sich dadurch schneller vom Boden und der am Offset-Haken montierte Köder krallt sich nicht so einfach in Totholzstücke oder verkeilt sich in einer der vielen Steinlücken. 5 g Kopfgewicht passen bei leichter Strömung und einer Tiefe zwischen 2 bis 4 m richtig gut und sind für die nächsten zwei Tage das Standardgewicht beim Barschangeln. Diese Montage arbeitet an einer abgestimmten Kombination aus feiner Rute, dementsprechend leichtgängiger Rolle und geflochtener Schnur mit etwa 4 bis 5 kg Tragkraft am besten.
Barsche fressen am liebsten (Gummi-)Krebse
Jetzt wo wir die Methode der Wahl gefunden haben, fangen wir auch die ersten Barsche. Die Räuber fressen die ungefähr 5 cm kleinen Gummifischimitate. Einer der erbeuteten Barsche spuckt einen roten Signalkrebs aus und gibt uns damit einen unfreiwilligen Hinweis auf den wohl attraktivsten und fängigsten Kunstköder hier im Fluss: Den Gummikrebs. Besitzt der Köder noch etwas Auftrieb, ist die Illusion eines in Abwehrhaltung stehenden Krebses nahezu perfekt. Jetzt bringt fast jeder Wurf einen Fisch!
Am Nachmittag wandern Adrian und ich den Fluss weiter stromab. Das Gelände ist rau und steinig, aber mit geeignetem Schuhwerk noch gut zu begehen. Nach einer längeren ruhigen Passage verengt sich der Emån, bildet wieder schnell fließende und flache Rauschen aus, um sich dann in ein tieferes Becken zu ergießen. In diesen Senken und ruhigen Bereichen stoßen wir wieder auf Barsche und das Spiel kann von neuem beginnen.
Eine (h)echt gute Wandertour
Am zweiten Tag haben wir zusätzlich Hechtruten im Gepäck. Relativ schweres Geschirr. Es ist uns beiden klar, dass ein Hechtdrill extrem stark forciert werden muss, ansonsten wird ein besserer Hecht sich in einem der vielen vorhandenen Hindernisse festsetzen. Eine 2,40 bis 2,70 m lange, steife Rufe mit ungefähr 60 bis 80 g Wurfgewicht, dazu eine Stationärrolle der 3000er Klasse oder vergleichbare Multirolle, geflochtene Schnur und Stahlvorfach, Einhänger und natürlich Knoten ausnahmslos in bester Qualität, sind die Voraussetzung, um auch das Ringen mit einen kapitalen Hecht für sich zu entscheiden. Wir fangen in unserer begrenzten Angelzeit mehrere Hechte bis 80 cm. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass der Emån weitaus größere Exemplare dieser Spezies aufweist.
Die größeren Hechtgummis müssen nicht zwingend am Cheburashka-Rig angeboten werden. Wir haben sie an leichten Jigköpfen befestigt und knapp unter der Oberfläche eingeholt. Hechte steigen auch in höhere Wasserschichten auf um einen Köder zu attackieren, weshalb ist ein ständiger Grundkontakt nicht nötig ist. Wer einen Angelplatz kennt und sich sicher fühlt, kann natürlich auch andere, hochwertigere Hechtköder wie Wobbler, Chatterbaits und weitere mehr einsetzen. Hechte lieben die Abwechslung.
Unser dritter Tag wird kein Angeltag. Heute steht eine Wanderung mit unseren Freundinnen im Gebiet „Stora Järnforsenleden“ unweit der Gemeinde Hultsfred auf unserem Zettel. Wir starten unseren Trail an einem kleinen Parkplatz, der mit einer Infotafel und einem Grillplatz ausgestattet ist. An der Tafel entscheiden wir uns für die 7 km lange Tour. Unser Weg führt uns durch äußerst abwechslungsreiches Gelände. Da ein kleiner Aufstieg, hier öffnet sich ein Blick auf einen Waldsee, um dann kurvenreich durch ein offenes Waldstück mit eindrucksvollen Granitblöcken zu führen. Nur am Parkplatz treffen wir Menschen. Die Hauptsaison scheint vorbei zu sein. Wir lassen uns Zeit, so dass wir nach gut vier Stunden unseren herrlichen Rundgang beenden.
Abschied vom Emån: Ein Fluss für die ganze Familie
Am vierten Tag verabschieden wir uns vom Emån. Ein guter Zeitpunkt, um ein kleines Resümee zu ziehen. Mit wenig Erwartungen gestartet und plötzlich ein wenig schockverliebt. Wir haben an einem wunderschönen Fluss ein zugegebenermaßen nicht ganz anspruchsloses, aber sehr erfolgreiches Angeln auf Hecht und Barsch erlebt. Der Jahreszeit geschuldet machte oberflächennahes Fischen mit Spinnern, Twitchbaits und Poppern wenig Sinn. Gerne hätten wir auch die dicken Döbel in den Rauschen mit Brotstücken beangelt. Bachforellen soll es ja auch geben. Aber dafür hatten wir in unseren zwei Angeltagen nicht genügend Zeit. Egal – es war einfach genial.Unsere Freundinnen haben mit den hauseigenen Kajaks eine schöne Flusstour gemacht, dann im Wald Pilze gesammelt und sogar Elchknochen gefunden! Langeweile? Auch für Nichtangler ein Fremdwort.
Im Flaten-See gibt’s sogar Zander
Unsere Reise ist aber noch nicht vorbei, denn wir ziehen weiter, rund 20 km nordwestlich in Richtung Flathult. Es geht an den Flaten, einen recht großen See. Auch hier sind wir bestens untergebracht.Nur 50 m trennen den Bootssteg von dem großen, neuen Ferienhaus, dass wir für den Rest des Aufenthaltes bewohnen. Im ersten Stock hat das Haus einen Launchbereich, von dem es sich vom Sessel aus durch eine große Fensterfront, selbstverständlich mit einem Glas Rotwein in der Hand,bequem über den See blicken lässt. Auch ansonsten fehlt es uns hier an nichts! Eine Sauna im Außenbereich komplettiert das schicke Ensemble.
Adrian ist ein wirklich weit gereister und ebenso genialer Angler. So brauche ich mir auch keine Sorgen vor dem unbekannten, neuen Gewässer machen. Der Flaten ist ca. 250 ha groß und bis zu 14 m tief.Flachwasserbereiche mit Seerosen, schilfgesäumte Uferbereiche, tiefe Löcher mit steil abfallenden Kanten und Inseln, die von großen Steinen umgeben sind. Alles, was das Anglerherz begehrt Für den Raubfischangler bedeutet das: Barsch, Hecht und Zander.
Ein Echolot ist hier nicht nötig
Allein mit einer aus dem Internet heruntergeladenen, sehr einfachen Tiefenkarte auf dem Smartphone, gelingt es uns, den Flaten-See in verschiedene Abschnitte aufzuteilen und mit dem Boot zu beangeln. Ein Echolot haben wir nicht dabei. Bei nur wenig Wind starten wir mit einer langsamen Drift über den tiefsten Bereich des Sees. Wir konzentrieren uns auf den tiefsten Bereich von 14 m, hier vermuten wir die Zander nun zur fortgeschrittenen Jahreszeit im Oktober. Sicher stehen sie im Sommer aber flacher. Um den Grund zügig zu erreichen, montieren wir 10 cm lange Gummifische an 20 g schweren Jigköpfen. Diese bieten wir an steifen Jigruten an, um den Anhieb gut durchzubekommen (natürlich mit geflochtener Schnur).
Lange dauert es nicht, bis Adrians Arm katapultartig in die Höhe schießt. Der Fisch hängt. „Zander!“, bemerkt Adrian schnell, was er an der Art der Kopfschüttler erkennt. Das Abendessen ist gesichert – und es ist nicht der einzige Zander, den das tiefe Loch für uns bereit hält. Später lassen wir das Boot durch eine Bucht treiben, die im östlichen Teil des Sees liegt. Hier ist es ungefähr 3 bis 4 m tief. Wir wollen nun Barsche fangen, können die Schwärme aber ohne ein Echolot kaum ausmachen. Daher werfen wir kleine Wobbler aus dem driftenden Boot, die eine beträchtliche Fläche Wasser abscannen. Sobald ein Kontakt da ist, oder ein Barsch gefangen wird, rauscht der Anker ins Wasser und der Platz wird genauer abgefischt. Das klappt auch gut!
Der Flaten macht es uns nicht schwer, ihn zu mögen
Und dann fehlt uns nur noch der Hecht. Um die Hechte ans Band zu bekommen, schleppen wir etwas größere Wobbler entlang der Kante, die von 3 auf 6 m abfällt. Es dauert auch hier nicht lange und der erste Hecht macht Bekanntschaft mit unserem Boot. Auch die aus dem driftenden Boot geworfenen, großen Hechtgummis mit 15 g Kopfgewicht bleiben nicht unbeobachtet und fangen ihre Fische. Der Flaten-See macht es uns nicht sonderlich schwer, ihn zu mögen. Ich finde die Größe des Sees für einen Urlaub perfekt. Durch seine Lage ist der See nicht so windanfällig und es fallen nur kurze Bootsfahrten zu den Fanggebieten an.
Auch wenn es nur ein kurzer Trip nach Småland war, haben sich die Bilder dieser schönen Landschaft tief in meine Erinnerungen eingebrannt. Wer es liebt, sich in der Natur aufzuhalten, wird hier im Süden Schwedens garantiert auf seine Kosten kommen – und hat gute Chancen, Hecht, Barsch oder Zander zu fangen.
Reviere kompakt: Emån und FlatenDie Anreise erfolgt zum Beispiel über die Fähre Puttgarden-Rødby. Sie fährt 47 Mal täglich, von daher benötigt man in der Nebensaison keine Vorabreservierung und kann problemlos vor Ort einchecken. Kosten: Einfache Fahrt (PKW) 80 Euro + Maut Øresundbrücke 60 Euro Infos zum Angeln am EmånAngelkarten Emån: Angellizenzen für den Emån im Gebiet Mörlunda können im Supermarkt ICA in Mörlunda gekauft werden. Lizenzen für weitere Gebiete am Emån und auch für den Flaten-See können bequem online gekauft werden: www.ifiske.se Fischvorkommen Emån: Aland, Barsch, Brasse, Döbel, Hecht, Karausche, Lachs, Meerforelle, Schleie, Rotauge, Quappe Bestimmungen Emån: Sind nicht einheitlich, da der Fluss in verschiedene Abschnitte geteilt wurde. Häufig ist das Fangen von Krebsen verboten, Kinder bis 15 dürfen teilweise gratis angeln. Schonzeiten und Mindestmaße sind online nicht vermerkt. Infos zum Angeln am FlatenAngelkarten Flaten: Auch die Karten für den Flaten-See gibt es online: www.flatenfiske.se Fischvorkommen Flaten: Aal, Äsche, Barsch, Brasse, Rotauge, Rotfeder, Schleie, Ukelei, Quappe, Zander Tiefenkarte des Flatensees: h-y-kehne.eu Bestimmungen Flaten: Schleppangeln ist erlaubt, das Fangen von Krebsen verboten. Schonzeit Zander: 01.04. bis 31.05., im Rest des Jahres dürfen maximal 1 Zander pro Tag und 10 Zander pro Monat entnommen werden. Zander unter 45 cm und über 75 cm müssen zurückgesetzt werden. Hechte unter 45 cm und über 95 cm müssen zurückgesetzt werden. |