- Angelverband veröffentlicht Studie zum Anfütterungsverbot in Niedersachsen
- Verbot wird als unbegründet angesehen
- Angler entnehmen mehr Nährstoffe aus Gewässern, als sie einbringen können
Erst kürzlich berichteten wir über das geplante Angelverbot in vielen Flussabschnitten in Niedersachsen. Grund ist die Umsetzung der Natura 2000 Richtlinien, die vorsehen, dass Naturschutzgebiete ausgewiesen werden müssen, sonst drohen dem Land hohe Sanktionen. In den kommenden Tagen soll die Mustervorlage des Landes den entscheidenden Behörden vorgelegt werden. In dieser Mustervorlage ist ausgewiesen, dass das Betreten ausgewiesener Wege, Nacht- und Watangeln sowie Anfüttern verboten werden soll. Doch der Niedersächsische Anglerverband hat in Bezug auf das Anfüttern, zusammen mit Dr. Robert Arlinghaus, Professor für Integratives Fischereimanagement an der Humboldt-Universität zu Berlin, eine wissenschaftliche Studie veröffentlicht, die zeigt, dass das Anfütterungsverbot nicht begründet ist.
Mehr Nährstoffentnahme als Zufuhr
Das Land Niedersachsen geht davon aus, wenn zu viele Nährstoffe in die Gewässer gelangen, die ein erhöhtes Pflanzen – und Algenwachstum begünstigen (wie Phosphor), eutrophiert es oder kippt sogar um. Keiner will das – schon gar nicht in Schutzgebieten. Die Schlussfolgerung: Anfüttern muss verboten werden! Doch der Angelverband zeigt nun auf, dass durch die Fischentnahme der Angler mehr Nährstoffe den Gewässern entzogen wird, als durch Anfüttern eingebracht werden kann.
Der deutsche Durchschnittsangler verwendet 7,32 Kilo Futtermittel pro Jahr. Gleichzeitig entnimmt er in derselben Zeit 13 Kilo Fisch – und damit auch Phosphor! Denn, Fische nehmen Phosphor auf und lagern es im Körper ein. Umgerechnet bedeutet das: 34 Gramm Eintrag durch Futter und 73 Gramm durch Entnahme von Fischen.
Anfüttern in Maßen kein Nachteil für Gewässer
Ein moderates Anfüttern ist daher für den Nährstoffhaushalt eines Gewässers nicht schädlich. „Moderat anfüttern“ heißt: Bis zu einer Futtermenge von ca. 2 Kilo, pro Angler und Tag. Wissenschaftliche Studien aus Deutschland und anderen Ländern wie Polen und Portugal belegen diese wichtige Erkenntnis. So wurden im Jahr 2013 eine umfangreiche Untersuchung eines knapp 20 Quadratkilometer großen Stausees in Portugal mithilfe einer Computersimulation vorgenommen. Als Grundlage wurden reale Anglerzahlen angenommen, welche sich auf 417 Angelveranstaltungen mit insgesamt 65.154 Teilnehmern bezogen. Selbst unter dieser Extremsituation konnten die Wissenschaftler keinen negativen Effekt auf den Nährstoffhaushalt und die Ökosystemfunktion des Gewässers erkennen.
Nährstoffeintrag von Anglern gering
Ein Großteil der eingebrachten Futtermittel wird von den Fischen gefressen. Das Futter stellt eine Nahrungsergänzung dar, vergleichbar mit dem Zufüttern von Singvögeln in Städten, Gärten und Parks. Gleichzeitig zeigen neueste Studien, dass das eingebrachte Futter keinen Einfluss auf andere Wasserlebewesen hat und der Nährstoffeintrag von Anglern gegenüber Einträgen aus der Landwirtschaft oder durch Gänse zumeist verschwindend gering ist. Tageshöchstgrenzen für das Einbringen von Futter sind heute in vielen Angelvereinen etabliert oder sollten es sein. Gerne können andere Angelvereine mit dem Angelverband Niedersachsen Kontakt aufnehmen, um sich über Vorgehensweisen zum Thema Anfüttern zu informieren. Vor diesem Hintergrund erscheinen Anfütterverbote in Schutzgebieten für den Angelverband unbegründet.