Ems-Jade-Kanal: Gut für Zander, Karpfen und Aal

Im äußersten Nordwesten Deutschlands liegt der naturbelassene Ems-Jade-Kanal. Weite Strecken sind von Schilf gesäumt, die Schifffahrt hält sich in Grenzen. Vor allem Zander lassen sich gleich mehrere pro Tag auf die Schuppen legen. Von André Pawlitzki

Angler am Ems-Jade-Kanal bei Forlitz-Blaukirchen. Gäste dürfen hier mit vier Ruten angeln, Vereinsmitglieder sogar mit acht.

Keine 20 Zentimeter vom Ufer entfernt steht die Leuchtpose. Plötzlich zuckt sie ein- bis zweimal, dann setzt sie sich in Bewegung. Sie bleibt stehen, hebt und senkt sich auf der Stelle. Hat sich wieder eine Wollhandkrabbe am Köder vergriffen? Doch mein Anhieb trifft auf Widerstand: Sekunden später kann ich den ersten Aal des Abends aus dem Wasser heben. Große Freude.

Aale fängt man nachts direkt vorm Ufer vor den Holzbohlen des Kanals. Foto: blinker

Aale fängt man nachts direkt vorm Ufer vor den Holzbohlen des Kanals. Foto: blinker

Ganz wichtig ist es am Ems-Jade Kanal, dass man seinen Aalköder in direkter Ufernähe vorm eigenen oder gegenüberliegenden Ufer präsentiert, denn dort lauern die Aale vor den verwitterten Holzbohlen des Kanalufers. Wer mehrere Aale fangen will, angelt mit Tauwurm. Wer lieber einen größeren Schlängler am Haken haben möchte, setzt auf Köderfisch. In guten Nächten kann man zwischen vier und sechs Aale fangen. Das funktioniert aber nur, wenn die Wetterbedingungen stimmen: gleichbleibendes Wetter, ein bedeckter Himmel und Neumond.

Zander in Küchengröße

Wer sich beim Aalangeln für den Köderfisch entscheidet, muss immer mit einem Biss der zahlreich vorhandenen Kanal-Zander rechnen. Das Groß der Stachelritter weist Längen zwischen 45 und 55 Zentimetern auf.  In jedem Jahr werden aber auch Fische über 70 Zentimeter gefangen. Neben dem Köderfisch an der Posenmontage fängt man die Zander vor allem auf Gummifische am Bleikopf oder am Texas-Rig. Vorteil der letzteren Montage: Der Gummiköder kann von den Räubern noch leichter eingesaugt werden, weil das Bleigewicht auf dem Vorfach beweglich ist.

Der Ems-Jade-Kanal verbindet die Ems bei Emden und den Jadebusen bei Wilhelmshaven. Er zieht sich quer durch Ostfriesland. Trotz seiner recht monotonen Struktur und des moorbraunen Wassers ist von Aal bis Zander wirklich alles drin. Flexible Allroundangler bleiben hier selten ohne Fang. Foto: André Pawlitzki

Der Ems-Jade-Kanal verbindet die Ems bei Emden und den Jadebusen bei Wilhelmshaven. Er zieht sich quer durch Ostfriesland. Trotz seiner recht monotonen Struktur und des moorbraunen Wassers ist von Aal bis Zander wirklich alles drin. Flexible Allroundangler bleiben hier selten ohne Fang.
Foto: André Pawlitzki

Im Vergleich zum ausgezeichneten Zanderbestand des Kanals sind Hechte eher rar. Meist gehen die Hechte beim Angeln mit Köderfischen oder beim Spinnangeln mit Gummifisch an den Haken. Die Barsche im Kanal sind Streuner und keine Riesen. Mal findet man sie hier, mal dort. Hölzerne Brückenbefestigungen wie an der Brücke in Mittelhaus sind immer einen Versuch mit der Posenrute oder der Dropshot-Montage wert. Und vier oder fünf der gestreiften Räuber ergeben dann schon eine Barschpfanne.

Abwechslung mit Futterkorb

Wer es abwechslungsreich liebt und viele Fische landen möchte, sollte mit Futterkorb am Winkelpicker oder der feinen Feederrute einen Kanalansitz wagen. Brassen und Güstern gibt es im Ems-Jade-Kanal in Massen. Wer also seinen Korb mit einem sorgfältig zubereiteten Fertigfutter und ein paar Maden füllt, braucht häufig nicht einmal zehn Minuten auf den ersten Brassenbiss zu warten. Wer lieber gezielt auf Rotaugen gehen und Brassenfänge möglichst vermeiden möchte, sollte regelmäßig, etwa alle fünf Minuten, Maden pur mit der Schleuder einschießen.
Die Silberlinge fängt man eher mit der Posenmontage an der Matchrute im östlichen Kanalteil zwischen Aurich und Wilhelmshaven.

Die größten Friedfische im Kanal sind aber die Karpfen. Sie ziehen gern an den Schilfufern entlang, lassen sich aber durch gezieltes Anfüttern mit Partikeln und Boilies an einen Futterplatz gewöhnen. Die Population von Schuppen- und Spiegelkarpfen hält sich im Kanal die Waage. Wer gezielt Karpfen beangeln will, sollte Boilies mit fruchtigen Flavours wählen. Fischige Aromen locken eher die Wollhandkrabben an den Futterplatz. Die Plagegeister leeren auch beim Angeln mit Würmern und Köderfischen immer wieder die Haken oder schneiden dem Angler gleich den Haken mit ihren scharfen Scheren ab. Bis Mitte Juli halten sich Attacken der Kneifer auf die Köder meist in Grenzen, ab August sind die Krabbler jedoch fast auf der gesamten Kanalstrecke anzutreffen. Entweder hat man nun genügend Köderfische im Eimer oder man angelt besser gleich mit Gummifischen oder Wobblern auf Zander und Co.

Karpfenangler Clemens Köster mit einem makellosen Kanalschuppi. Foto: privat

Karpfenangler Clemens Köster mit einem makellosen Kanalschuppi. Foto: privat

Vom Menschen geschaffenes Naturparadies

Weil der Ems-Jade-Kanal schon vor über 120 Jahren zwischen 1880 und 1888 gebaut wurde, sind weite Strecken heute stark naturbelassen mit ausgedehnten Schilfstrecken. Allein die Holzbohlen, die die Ufer einrahmen, erinnern heute noch daran, dass es sich beim Ems-Jade-Kanal um ein von Menschen gemachtes Gewässer handelt. Und im Vergleich zu einem Naturgewässer ist es direkt vorm Ufer an den meisten Stellen schon 1,50 bis zwei Meter tief.

Auf den meisten Strecken beträgt die Breite etwa 20 Meter und die  Wassertiefe maximal drei Meter. Deshalb darf er nur von Lastschiffen bis 1,70 Meter Tiefgang und 6,20 Meter Breite befahren werden. Der Schiffsverkehr hält sich aber in Grenzen. In der westlichen Kanalhälfte bis Aurich verkehren Schiffe meist nur zwischen 8 und 17.30 Uhr (den offiziellen Betriebszeiten am Kanal). Außerhalb der Betriebszeiten sind Brückenöffnungen und Schleusungen nämlich kostenpflichtig (der Kanal hat 6 Schleusen sowie 15 feste und 26 bewegliche Brücken).

Im westlichen Kanalabschnitt zwischen Emden und Aurich muss man tagsüber mit voll beladenen „Pötten“ rechnen. Foto: privat/blinker

Im westlichen Kanalabschnitt zwischen Emden und Aurich muss man tagsüber mit voll beladenen „Pötten“ rechnen. Foto: privat/blinker

Der Schiffsverkehr ist westlich von Aurich generell höher als östlich. Der Grund: Vor allem im westlichen Teil haben sich seit Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wieder Firmen angesiedelt, die Kies, Schrott, Dünger und Futtermittel über den Kanal beziehen oder verladen.

Zugang mit Karte

Problematisch ist allein die Zufahrt zum Kanal, besonders für Ortsfremde. Wo anfangen? Hier hilft die Gewässerkarte des BVO, auf der selbst kleinste Straßen und Feldwege zum Kanal eingezeichnet sind. Man bekommt sie zum Preis von 5,90 Euro in jedem Angelladen in der Umgebung des Kanals.

Die BVO-Gewässerkarte hilft Ortsfremden dabei, sich am Ems-Jade-Kanal zurecht zu finden.

Die BVO-Gewässerkarte hilft Ortsfremden dabei, sich am Ems-Jade-Kanal zurecht zu finden.

Anhaltspunkte für die Kanalfischerei können die Klappbrücke am Bangsteder Verlaat zwischen Aurich und Riepe sein. An dieser Verladestation ist der Kanal hafenartig verbreitert. Spinn- und Friedfischangler können hier auf gute Fänge hoffen.  Auch von der Drehbrücke bei Mittelhaus zwischen Riepe und Forlitz-Blaukirchen lässt sich der Kanal in beide Richtungen erforschen. Oder die Uphuser Klappbrücke nordöstlich von Emden. Nördlich von Wiesmoor mündet der Nordgeorgsfehn-Kanal in den Ems-Jade-Kanal – eine Top-Stelle, die aber auch häufig von anderen Anglern aufgesucht wird.

Wer einen längeren Fußmarsch einplant und nicht gleich die an der Straße liegenden Stellen beangelt, hat bessere Chancen. Wohl einmalig ist auch die Anzahl der erlaubten Ruten: Gäste dürfen mit vier Ruten angeln, Mitglieder des BVO sogar mit acht. Bewirtschaftet wird das längste Teilstück vom Bezirksfischereiverein Ostfriesland (BVO). Es erstreckt sich 42,5 Kilometer von der Roten Sielbrücke in Emden bis zur Schleuse Wiesede. Von dort bis zur Schleuse Mariensiel wird der Kanal vom Sportfischerverein Wilhelmshaven bewirtschaftet. Hier darf mit vier Ruten geangelt werden.

Angelkarten & Co für den Ems-Jade-Kanal

  • Gefangen wird mit Kunstködern und mit Köderfischen. Zwar fehlen die Kapitalen über 85 Zentimeter, dafür gehen aber Fische zwischen 50 und 65 Zentimeter regelmäßig an den Haken. Die Karpfen im Kanal erreichen Gewichte bis 30 Pfund. Wo man an den Kanal herankommt, zeigt am besten die Gewässerkarte des Bezirksfischereiverein Ostfries­land (BVO), die man in den meisten Geräteläden der Region kaufen kann.
  • Tipp: Angeln Sie mit dem Texas-Rig auf Zander. Vorteil gegenüber dem Bleikopf: Der Köder kann vom Zander problemlos eingesaugt werden, weil das Bleigewicht gleitend auf dem Vorfach montiert wird. Daher wird man kaum Fehlbisse zu verzeichnen haben.
  • BVO Angelkarten: Tag 6 Euro. Woche 20 Euro, Monat 35 Euro. Müllers Hobby­markt, Ritzweg 71, 26624 Südbrookmerland, Tel. 04941-998105, Internet www.hobbymarkt.com SFV Wilhelmshaven: Tag 7 Euro, 3 Tage 15 Euro, Woche 30 Euro, Monat 50 Euro. Samen Römer, Gökerstr. 83, 26384 Wilhelmshaven, Tel. 04421-31120.


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