Angeln mit Uli Beyer: Die Frank Suick Story (von Todd Koehn) – übersetzt von Uli Beyer

Wenn Hecht- und Muskie-Angler den Namen „Suick“ hören, so denken sie sofort an „Muskie Thriller“

Jerkbaits! Frank Suick ist 1899, einen Monat vor dem Wechsel ins neue Jahrhundert geboren worden. In den 20er Jahren begann er, jeden Sommer im „Pelican-See“ zu fischen. Die Anreise von ca. 45 Kilometern war extrem viel beschwerlicher als in der heutigen Zeit. Die Fahrt absolvierte er mit einem alten Ford in den späten 20ern. Das Autofahren in dieser Zeit bedeutete aber auch fahren auf äußerst schlechten Straßen und sehr regelmäßigen Reifenpannen unterwegs. Franks besaßen eine Taverne in Antigo, wo viele Bahnarbeiter einkehrten und sich reichlich Bahnstories erzählten. Antigo war eine der wichtigsten Anlaufstationen für die lokale Bahnlinie Chicago & Northwestern. Frank knüpfte schnell Kontakt mit einigen der Bahnarbeiter und schnell hatte er eine tolle Möglichkeit, um viel leichter zu seinem geliebten Pelican-See zu gelangen. Natürlich fuhr man damals noch mit einer Dampflok. Nach einer Stunde Fahrzeit wurde er abgesetzt und lieh sich bei Guths Bay Resort oder in Otis Bait Shop ein Boot. In dieser Zeit war es gängige Methode, Köderfische hinter dem Boot zu schleppen oder mit der Wurfrute den Räubern zu präsentieren. Es war eine sehr mühsame, viel Zeit fressende Methode! Wenn es dann endlich zu einem Biss kam, musste der Angler immer noch eine Weile warten, bis der kräftige Anhieb gesetzt werden konnte. Die Köderfischangler von heute können ein Lied davon singen, denn auch damals haben viele Räuber den Köder vor dem Anhieb wieder losgelassen. Das ging Frank auf die Nerven und er wollte es unbedingt abstellen! Eines Tages in den frühen 30er Jahren begann er ein Stück Zedernholz zu schnitzen. Es entstand der auch heute noch weltberühmte und nach wie vor extrem erfolgreiche Klassiker unter den Jerkbaits: der SUICK MUSKIE THRILLER! Sein neuer Wunderköder erlaubte es Frank, sofort bei einem Biss einen ordentlichen Anhieb zu setzen! Die Idee für diesen fast simplen Köder kam Frank beim Beobachten von fressenden Forellen, die er in einer Zuchtstation regelmäßig beobachtete. Während dieser Beobachtungen stellte Frank fest, dass Forellen nur attackierten, wenn ihre Beute krank, verletzt oder unaufmerksam war. Kranke Forellen, die er mit dem Kescher aus dem Wasser befördern wollte, tauchten von der Oberfläche lediglich bis zu 50 cm unter die Oberfläche, um dem Netz zu entkommen, um anschließend gleich wieder zur Oberfläche aufzutauchen. Dieses „Flüchten“ lockte andere, größere Fische an, die die kranke Forelle wiederholt attackierten. Es ist schon eine lustige Geschichte, dass der Ursprung für einen Top-Hecht- und Muskie-Köder darin liegt, die Futtergewohnheiten seiner Lieblingsbeute zu beobachten. Forellen sind ja bekanntermaßen eine große Lieblingsbeute der Esox-Familie in vielen unserer Angelgewässer. Während Frank seinen Prototypen schnitzte, widerfuhr im ein großes Missgeschick: Er schnitt ein Stück vom Schwanzteil des Zedernholzes ab! Dieser „Unfall“ führte schon früh zum verstellbaren „Edelstahlschwanz“, so dass auch die ersten Suick-Thriller schon in unterschiedliche Tiefen des Gewässers vordringen konnten. Die ersten Farben waren noch sehr einfach gehalten und waren meist nur grau-weiß mit roten Kiemenmustern. Der glänzende Edelstahlschwanz sorgte mit seinen Reflexen unter Wasser für zusätzliche Attraktivität. Die ersten Köder damals liefen wie heute noch von 0 – 50 cm unter der Oberfläche. Schon die ersten Tests mit seinem Schnitzköder zeigten, dass Frank eine Wunderwaffe geschaffen hatte! Schnell konnte er etliche große Trophäenköpfe in bzw. an seiner Garagenwand präsentieren. (wir sollten hier beachten, dass zu dieser Zeit noch niemand – auch nicht in den USA an Catch & Release dachte und das damalige Schonmaß bei reichlich 70 cm lag!!!). Damals gab es auch noch keine passenden Jerkruten, so dass Billardqueues und andere „Stöcke“ kurzerhand mit Ringen und Rollenhalterung montiert wurden und die damals sehr beliebten „Pflüger-Supreme-Rollen“ dienten als Schnuraufbewahrung. Als Rutenmaterial gab es auch „Caluatta“, das ähnlich dem Bambus ist, aber durch enger beieinander liegende „Blattknubbel“ eine doppelt so hohe Festigkeit aufweist. Dieses Rutenmaterial erlaubte es, die schweren Köder auch auf größere Distanzen auszuwerfen. Über Jahre wurden geflochtene Stahlvorfächer benutzt. Diese Vorfächer knickten und brachen aber sehr leicht und Frank sah sich frühzeitig nach Alternativen um. Er landete bei Klavierdraht, an dem sich Wirbel und Karabiner viel haltbarer und eleganter befestigen ließen. Die Spinnstange war also auch schon geboren und Frank stellte sich auch seine eigenen Vorfächer her… Entsprechend ausgerüstet gab es erste Sensationsmeldungen über unglaubliche Muskie-Fänge am Pelikan – See. 30 Muskies in 30 Tagen waren für alle Angler bis dahin unvorstellbar! Schon damals versuchten viele Angler, mehr Informationen über Franks tolle Erfolge zu bekommen. Dabei war es egal, ob sie erfragt oder einfach nur „geklaut“ wurden. Jeder am Pelikan-See wollte mehr über den mysteriösen Wunderköder erfahren. Einige Antigo-Angler kamen zusammen und beschlossen, eine Scherz-Petition an den Gouverneur von Wisconsin zu schicken, in der Frank das Angeln im Pelikan – See verboten werden sollte! Es kam, wie es kommen musste, einer der Lodge-Besitzer nahm dieses Witzschreiben ernst und verweigerte die Zahlungen von Fischereiabgaben für das Gewässer, sofern Suick dort weiter angeln dürfe! Eine Unterschriftenliste zählte über 60 Einträge!!! Frank Suicks Taverne, die „Muskie Bar“ wurde zu einem äußerst beliebten Anlaufpunkt für Muskie- und Hechtangler. Jeder wollte natürlich mehr über diesen phantastischen Köder erfahren oder ihn einfach nur einmal sehen. Dieser Köder wurde schließlich der erste kommerziell gefertigte Jerkbait überhaupt und wurde erstmalig 1942 verkauft! Während des 2. Weltkrieges war die Beschaffung guter Drillinge äußerst schwierig. Auch die Befestigungsmittel für den Edelstahlschwanz waren fast nicht verfügbar, so dass Notlösungen aus Autobremsen herhalten mussten. Im ganzen Lande wurden von den Muskie-Anglern Bremsteile in Autowerkstätten aufgekauft, um neue Köder herstellen zu können. In den späten 40er Jahren war die „Muskie Bar“ zu einer riesigen Attraktion für Angler aller Art angewachsen. Hier wurde die größte Trophäen-Sammlung der Welt ausgestellt. Sowohl die Bar, als auch der Essensraum waren an Wochenenden prall gefüllt mit Hecht- und Muskie-Anglern! Früher war es in den USA noch so, dass die Bar und der Essensraum getrennt waren. Die Bar durfte dabei nur von Männern und von Frauen in Begleitung eines Mannes betreten werden. Die Zeiten ändern sich… Suick war ein Vollblutangler und es war äußerst schwierig, ihn wieder vom Wasser zu bekommen, wenn er einmal drauf war. Seine Frau berichtete einem lokalen Zeitungsreporter: Er ist so verrückt auf den Muskie-Fang, dass er beim Einschlafen schnell von Muskie-Fängen träumt. Häufig kämpft er dann mit einem Fisch, schlägt an und drillt schon einmal mit seinem Bettpfosten, als wäre es seine Angelrute… “ Als der Köder etabliert und als Erfolgsmodell anerkannt war, machte Frank auch die Bekanntschaft mit einem professionellen Filmer. Es war jedoch eine Bekanntschaft, die Frank verärgern sollte…. Der Filmer sollte am Pelikan-See einen Werbespot für einen Aussenbord-Motor und einen speziellen Angelköder drehen, der allerdings in Konkurrenz zu den legendären Suicks stand. Nach etlichen erfolglosen Drehtagen buchte der Filmer ein Guiding bei Frank Suick. Frank hatte inzwischen den Ruf des „alten Muskie-Professors“ und wusste auch schon, wo ein ordentlicher Fisch zu fangen war. Schon nach wenigen Würfen am Hot Spot hatte Frank den Super-Fisch gehakt. Das Wetter war perfekt für die Filmaufnahmen und der Kameramann konnte wunderbare Drillaufnahmen in den Kasten bringen. Frank landete einen tollen 24-Pfünder vor laufender Kamera – ein neues, kapitales Opfer für den Suick Muskie Thriller! Einige Monate später erhielt Suick einen Filmabzug. Frank sah sich den Film an und traute seinen Augen nicht: Der geschnittene Film zeigte Frank mit tollem Fisch, promotete aber einen völlig anderen Köder… Von diesem Zeitpunkt an wurde Frank sehr vorsichtig mit Werbeleuten. Frank Suick war der ungekrönte Angelkönig vom Pelikan-See, weil er Muskies sehr erfolgreich in ihren Fressgewohnheiten studierte. Ein lokaler Angelkollege sagte über Frank: „Es ist so, als könne er den Fischen die Haut kraulen, um den Fress- und Routenplan der Räuber besser zu verstehen!“ Als Frank den Titel „Muskie Professor“ in der Szene erwarb, kam die Fa. Heddon Tackle Co. auf ihn zu und entwarf speziell für ihn verschiedene Muskie-Ruten. Mit diesen Ruten fischte Frank bis zu seinem Tode in der Mitte der 70er Jahre. Franks größter Muskie biss im heimischen Pelikan See auf einen 23 cm (9inch) „Suick Muskie Thriller“ und wog immerhin 46 pounds (ca. 41,5 Pfund). Schon 1951 hatten Franks Söhne „Pete“ und Jim die Köderproduktion übernommen. Das original 9-inch Modell ist seit Jahrzehnten ein echter Renner. Hinzu kamen neue Modelle in der 7 inch – Klasse (knapp 18 cm) im Jahre 1956 und in der 4 inch – Klasse (10 cm) 1985. 1987 kam ein extra-großes Modell in 10 inch (25 cm) und absolut neu auch ein 12 inch Modell (über 30 cm) für große und gierige Räuber hinzu. Das kleine 4 inch – Modell ist auch für Barsch, Zander und Co. gedacht. Die Köder werden aus Plastik hergestellt, so dass der Metallschwanz nicht mehr wirklich gebraucht wird. Zwar können die nicht mehr „getunt“ werden, haben aber den optimalen Lauf gleich eingebaut. Heute wird der Geschäftsbetrieb von Frank Suicks Enkelsohn Steve Suick geführt. Eine riesige Auswahl verschiedenster Farben und Ködergrößen lassen bei Hecht- und Muskieanglern keine Wünsche mehr offen. Auch sehr viele andere und beliebte Raubfische werden alljährlich sehr erfolgreich mit dieser Köderlegende erbeutet. Es sei hier angemerkt, dass Frank Suick nicht nur ein leidenschaftlicher Muskie-Angler war. Nur wenige Leute wissen heute, dass er es ebenfalls liebte, mit der Fliegenrute Forellen zu fangen oder vor der Muskiesaison auf Barsche und andere kleinere Räuber zu fischen. Das machte ihn wahrscheinlich zu einem besonders erfolgreichen „Esox-Jäger“. Frank sagte immer: „Jede Hechtköderbox braucht ein Stück Geschichte wie diesen weltberühmten Jerkbait!“ Er fügte hinzu: „Dieser Köder verführt nicht nur Muskies, sondern auch Sie!“

Uli Beyer) Original: http://www.suick.com/history.htm 


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