Wurmzucht anlegen: So wird’s gemacht!

„Wer Würmer hat, ist nie allein“, lautet ein etwas frecher Anglerspruch. Doch eigentlich müsste er richtig lauten: „Wer Würmer hat, bleibt selten ohne Fang!“ Denn Würmer sind nach wie vor der Angelköder schlechthin. Und so eine Wurmzucht spart bares Geld! Thomas Pruß zeigt, wie es funktioniert.

Mit so einer Menge an Würmern ist der Angeltag schon halb gerettet. Und das fast ohne Köder-Kosten. Foto: T. Pruß

Bild: T. Pruß

Mit so einer Menge an Würmern ist der Angeltag schon halb gerettet. Und das, Dank der Wurmzucht, fast ohne Köder-Kosten.

Eine Wurmzucht lohnt sich! Denn Tauwürmer haben zum Beispiel nur eine begrenzte Lagerfähigkeit und sind teuer. Wer sie selbst sammeln will, kann froh sein, wenn er einen Garten besitzt. Denn wer nachts in öffentlichen Parks im trüben Schein der Kopflampe Tauwürmer einfängt, kann nämlich heutzutage zu ganz eigenen Erfahrungen kommen, die sehr unangenehm sein können … Außerdem kann man Tauwürmer nicht züchten!

Manche Würmer lieben es warm

Es gibt aber Wurm-Arten, die sich super-einfach für die Wurmzucht eignen und uns immer mit frischen Ködern versorgen. Die Rede ist von Mistwürmern. Von denen sind Eisenia fetida, der Gemeine Mistwurm und Arten aus der Gattung Dendrobeana besonders gut geeignet. Ihre Haltbarkeit resultiert aus der Tatsache, dass sie nicht gekühlt werden müssen. Im Gegenteil, sie wollen es richtig kuschelig warm. Und sie fressen so ziemlich alles, was ihnen vor den Mund kommt. Wirklich alles, mit Ausnahme von Glas, Gummi, Metall und Plastik. Wobei ich mir bei Gummi nicht sicher bin …

Die Kisten für die Wurmzucht stehen unter einem Wetterschutz. Die Deckel sollte man tagsüber zum Luftaustausch öffnen. Foto: T. Pruß

Bild: T. Pruß

Die Kisten für die Wurmzucht stehen unter einem Wetterschutz. Die Deckel sollte man
tagsüber zum Luftaustausch öffnen.

Ganz einfach: Wurmzucht in der Kiste

Ich verwende 3 Styroporkisten (60 x 40 x 40 cm), die als Isobox für Eistorten dienten. Da hinein kommen Küchen- und Gartenabfälle. Schichtweise und dazwischen immer trockene Gartenerde, bis die Kisten zu ca. ¾ gefüllt sind. Der Erstbesatz mit einer Eisenia-/Dendrobeana-Mischung wurde mir von meinem Kollegen André Pawlitzki überlassen. Die beiden anderen Kisten „beimpfte“ ich mit 200 g einer solchen Mischung aus dem Angelladen zum Preis von 7,50 €.

„Schatz, wo ist das Braten-Thermometer?“

Die erste Kiste explodierte fast, als die Würmer zu Werke gingen und sich dabei in wenigen Wochen kolossal vermehrten. Man muss die Kisten natürlich regelmäßig kontrollieren und auch die Temperatur im Innern überwachen. Dazu nutze ich jetzt ein Braten-Thermometer, das ich einfach durch die Kiste steche und so die Temperatur im Innern des Substrates messe. Wenn die Temperatur zwischen 10° und 30° C liegt, ist alles im grünen Bereich.

Schön muckelig in der Kiste: Für die Wurmzucht spielt die Temperatur eine wichtige Rolle. Das Außenthermometer zeigt 2° C, in der Kiste herrschen über 11° C. Bakterien und die Würmer heizen hier auf. Selbst im Winter bleibt der Kompostkern frostfrei. Foto: T. Pruß

Bild: T. Pruß

Schön muckelig in der Kiste: Für die Wurmzucht spielt die Temperatur eine wichtige Rolle. Das Außenthermometer zeigt 2° C, in der Kiste herrschen über 11° C. Bakterien und die Würmer heizen hier auf. Selbst im Winter bleibt der Kompostkern frostfrei.

Den Ansatz in der zweiten Kiste hatte ich zu lange sich selbst überlassen. Als ich die Kiste dann öffnete und mir bei gut 30° C Außentemperatur Dampfschwaden entgegen wehten, schwante mir Böses: Im Innern des Substrates herrschten auch für die temperaturtoleranten Würmer höllische 65° C!

Würmer mögen es feucht, aber nicht zu nass!

Der Fehler: Zu viel kompostierbares Material, zu viel Wasser und zu wenig Erde. Alle Würmer waren buchstäblich zerkocht, und alles, was in der Kiste noch lebte, waren Bakterien und Millionen von Kellerasseln.

Es kann durchaus passieren, dass das Substrat zu feucht wird, wenn man zu schnell hintereinander Kompostmaterial einfüllt. Dann hebt man am besten Säge- oder Strohmehl unter, das die Nässe bindet. Wer feststellt, dass die Würmer abhauen wollen – sie sammeln sich dann unterm Deckel – weiß, dass etwas im Substrat nicht stimmt. Dann ist es gut, die ganze Pampe in der Kiste zu wenden, damit Feuchtigkeit entweichen kann.

Eine Ladung Wurmsubstrat mit Würmern wird entnommen. Grobe Teile sortiert man aus. Foto: T. Pruß

Bild: T. Pruß

Für die Wurmzucht wir eine Ladung Wurmsubstrat mit Würmern wird entnommen. Grobe Teile sortiert man aus.

Eine Sortieranlage erleichtert das Leben

Irgendwann möchte man doch gerne die Früchte seiner Arbeit ernten, sprich mit der eigenen Wurmzucht angeln gehen. Im Allgemeinen reicht es, das Subtrat etwas umzugraben. Mistwürmer sind gesellige Tierchen, die man dann mit wenigen Handgriffen in die Wurmdose überführen kann. Manchmal braucht man aber auch größere Mengen. Dann muss sortiert werden: Das grob vorsortierte Substrat mit den Würmern – grobe Teile wie Kartoffelschalen, Kohlblätter usw. werden rausgesammelt – kommt in ein grobes Sieb. Wenn ich Zeit habe, lasse ich die Würmer einfach durch das Sieb in einen Eimer darunter krabbeln. Schneller geht es, indem man sie mit einem weichen Wasserstrahl durch das Sieb spült.

Man spült sie mit weichem Wasserstrahl sanft durch ein grobes Sieb, anschließend laufen sie durch ein feineres Futtersieb. Foto: T. Pruß

Bild: T. Pruß

Man spült sie mit weichem Wasserstrahl sanft durch ein grobes Sieb, anschließend laufen sie durch ein feineres Futtersieb.

Das Wasser gießt man ab, und dann kommen sie in ein feineres Sieb, ein normales Angel-Futtersieb. Auch hier dürfen sie durchkrabbeln, bzw. werden durchgespült. Wieder wird das Wasser abgegossen, und dann kann man die Würmer aus dem feinen Bodensatz sammeln. Diese Methode der Wurmzucht macht ein wenig Arbeit, es lohnt sich aber. Vor allem, wenn man währenddessen das Substrat nach Eikokons absucht. Das sind 1 bis 2 mm kleine, grünliche Kügelchen. Wenn davon möglichst viele zu finden sind (im Winter ganz wenige, im Sommer oft sehr viele), geht’s den Würmern in den Kisten gut. Die restliche Erde kommt übrigens in meine Hochbeete. Sie ist ein enorm fruchtbarer Boden.


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