Gedanken zum Thema „Warum gehe ich fischen?“ Ein Bericht von Thomas Vogt Immer wieder höre ich gerne in Angelläden den Geschichten der anderen Fischer zu. Ein Gespräch letzte Woche war für mich Anlass, einfach mal meine Gedanken aufzuschreiben. Da gibt es die eine angenehme Sorte Fischer, die von einem schönen Tag am Wasser erzählt, die sie mit Freunden verbracht haben, dabei am frühen Morgen auch einen Graureiher aus gar nicht so weiter Entfernung beobachten konnten und nebenbei auch was gefangen haben. Und es gibt die Sorte, die sich die ganze Zeit darüber beschweren, dass sie wenig oder nichts fangen. Die verdammten Fischräuber hätten wieder alles mitgenommen. Im Frühjahr wäre es noch ohne Probleme möglich gewesen, pro Tag seine Entnahme von 5 Edelfischen zu fangen und mitzunehmen. Dann werden Fotos von den gefangenen Fischen gezeigt. Da stellt sich mir doch die Frage, wer hier der Fischräuber ist. Wenn jeder jeden Angeltag im Jahr seine maximale Zahl an Fischen mitnehmen würde, könnte man bestimmt im Sommer zu hause bleiben, da wirklich nur noch Wasser im Bach ist. Doch ich will diese Leute nicht verurteilen. Schließlich ist es ja erlaubt die max. Anzahl mitzunehmen. Das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Was mich eigentlich stört, ist, dass man den Erfolg eines Angeltages nur an der Anzahl der gefangenen Fische misst. „Wie wars?“ „Beschissen, nur 3 Forellen!“ „Wieso war der Tag beschissen?“, frage ich mich. Wenn ich abends meinen Freunden von einem Angeltag erzähle, dann erzähle ich sicher auch, was ich gefangen habe, denn das ist ja der Sinn des Fischens. Aber was ist mit den anderen Erlebnissen an diesem Tag? Der Eisvogel, der wie ein blauer Blitz an uns vorbeigeschossen ist. Die Bisamratte, die sich doch gezeigt hat, weil wir relativ lautlos durch die Rieselstrecke gewatet sind. Und die ruhigen angenehmen Gespräche mit den Angelkollegen am Ufer auf der Wiese. Das kühle Bier, dass am Morgen zwischen den Ufersteinen deponiert hat und jetzt eiskalt die Kehle heruntergurgelt. Die Sonne, die dabei angenehm warm auf den Rücken scheint. Der Geruch des Strohs, wenn im Sommer der Bauer am Ufer mäht. Ich könnte noch lange so weiterschreiben Ich kenne auch (Fliegen-)fischer, die sich am Wasser so verhalten wie auf der Arbeit. Sie hetzen von einer Rausche zu nächsten und sind erst dann entspannt, wenn sie 50 Äschen und 30 Forellen (übertrieben!!) gefangen haben. Werden nur 49 Äschen und 29 Forellen gefangen, sind natürlich nicht sie schuld, sondern der Verein oder der Pächter, die dieses Jahr wieder viel zu wenig eingesetzt haben. Und überhaupt, wo sind nur die 50er Forellen?? Früher war doch sowieso alles viel besser. Niemals ist diese Sorte von Anglern zufrieden. Sie stehen scheinbar selbst hier in ihrer „Freizeit“ unter dem Druck schneller und besser zu sein. Da begegnet man sich am Wasser und ich bin eigentlich nie abgeneigt ein kleines Schwätzchen zu halten, eine Pause zu machen und Erfahrungen oder auch mal einige Muster aus der Fliegendose auszutauschen. Aber in aller Ruhe! Ich empfinde Hektik oder Leistungsdruck beim Fischen einfach als überflüssig. Ich gehe doch nicht fischen, um mich mit jemandem zu messen oder 180 Fische zu fangen. Zwei sind doch auch genug. Sie reichen für ein schönes Essen mit der Partnerin. Und eine dosierte Entnahme hat noch keinem Gewässer geschadet. Wieso muss ich möglichst viele Fische fangen? Mein Ziel ist es einen schönen und entspannten Tag beim Fischen zu verbringen und etwas zu erleben. Am besten mit ein oder zwei Freunden, mit denen man sich ab und zu am Ufer trifft und ein wenig fachsimpelt und plauscht.
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