Einige kritische Anmerkungen zu unserem Gewässerporträt, eingesandt von Peter und Freunden. Ich befische den Kanal seit 13 Jahren und möchte an Franks Bericht einige Sachen richtig stellen.
Der Bericht ist eigentlich in Ordnung, nur spricht er die Probleme, die beim Fischen auftreten nur sehr gering an. Das erste Problem ist die Schifffahrt: Viele Schiffe und auch leider rund um die Uhr. Es ist nicht sehr schön, wenn man nachts durch einen Dauer Ton geweckt wird, der sich als Stahlkolloß entpuppt. Meiner Meinung nach ist Absenken wie Lotto spielen. Wir haben versucht mit bis zu 120g Absenkbleien abzusenken, aber oft ohne Erfolg. Das nächste Problem beim Absenken ist, wenn die Schiffe über die abgesenkte Schnur fahren, verfängt sich der aufgewühlte Dreck in ihr. Das bedeutet trotzdem müssen wir einholen. Da der Kanalgrund auch leider nicht sauber ist (scharfe Muscheln, Fahrräder etc.) bringt das Absenken immer die Gefahr eines Fischverlustes mit sich. An den Steinpackungen kommt dazu, dass die Fahrrinne direkt an der Steinkante entlang läuft und es beim Absenken passieren kann, dass sich das Absenkblei in ihr festsetzt. Was auch zum Fisch Verlust führen kann. Also lieber Augen und Ohren auf und bei einem Schiff die Ruten rausdrehen. Das bedeutet aber auch sehr wenig Schlaf. Problem zwei sind die Yachten: Da man gerade dabei ist den Yachthafen in Rünthe auszubauen, werden es immer mehr. An sonnigen Tagen kriegt man echte Probleme mit diesen Freizeit-Kapitänen. Man sollte mit einem leichten Blei (20-30g) die Schnur Unterwasser drücken, aber Achtung manche Yachten fahren sehr nah an der Spundwand. Meist muss man laut gestikulieren, damit die Rutenspitzen heil bleiben. Sonn- und Feiertags hat man zwar weniger Probleme mit großen Schiffen, dafür aber mehr mit den kleinen. Problem drei sind Spaziergänger und Radfahrer: Wie Frank schon sagt ist der Uferbereich meist schön eben, ideal für Brolly oder Bivi. Leider schreibt er nicht, das ca. 70% davon Rad-und Wanderwege sind. Da ist an Sonn- und Feiertagen sehr reger Verkehr, entweder baut Ihr Euer Zelt halb auf den Weg oder dahinter, das heißt aber, aufpassen beim rauslaufen zu den Ruten. Denn Radfahrer haben kein Tempolimit! Dazu kommen die vielen nervigen Spaziergänger, die einem Löcher in den Bauch fragen. Die restlichen 30% Ufer sind Hafengelände, die meist nicht betreten werden dürfen. Problem vier ist der Kanalausbau für Euroschiffe: Das Wasser und Schifffahrtsamt Rheine ist damit beschäftigt den Kanal auszubauen und zu verbreitern. Das bedeutet die Naturböschungen werden ausgebaggert und später gespundet. Der Grund wird einheitlich auf circa 5-6m glatt gezogen, von einem bis zum anderen Ufer (Löcher, Muschelbänke und Kanten verschwinden). Es entsteht eine gerade Kanalstrecke mit tollen Rad-und Wanderwegen. Nur für uns Angler gar nicht toll! Solch einen Bereich könnt Ihr sehen, wenn Ihr den Kanal auf der Autobahn 1 überquert. Auch der Bereich „Strecke Heil“ ist im Frühjahr ausgebaggert worden. Ich denke das er auch bald gespundet wird. Ach, so „der Yachthafen Rünthe“ ist momentan auch im Umbau. Der komplette Industriebereich wurde abgerissen und jetzt wird der Yachthafen verdoppelt (mit Hotel und allem was dazu gehört). Die 5m Spundbollen wurden auf 2m abgesägt, dort ist momentan eine Großbaustelle. Was das für die Angelei dort bedeutet könnt Ihr Euch ja wohl vorstellen. Das sind alles Sachen die man Euch nicht vorenthalten sollte. Klar werden bei uns auch Fische gefangen, aber man muss gute Nerven mitbringen! Wie Frank schon sagte, es sind Fische bis 40 PFD. gefangen worden. Aber glaubt mir das sind Ausnahme-Fische. Ich selber habe diesen Fisch mit 42 PFD. 300g gefangen, er ist meines Wissens nach 4mal gefangen worden. Ich kenne nur noch einen anderen Großen den mein Freund Micha gefangen hat. Er hatte genau 39 Pfd.. Aber das sind Ausnahmen. Diese Fische sind nach circa 10 Jahren Angelzeit von mir, wie auch von Micha gefangen worden, nur mal als Beispiel! Ein Zwanziger ist am Datteln Hamm Kanal ein guter Fisch und ein Dreißiger gehört auch zu den seltenen Fällen. Der Bestand an guten Fischen hat stark abgenommen, zu viele sind im Kochtopf gelandet. Es ist nicht selten das man 2-3 Wochenenden ohne Fisch verbringt. Hinzu kommt das der Kanal sehr wetterabhängig ist, die Fische reagieren sehr schnell auf einen Wetterumschwung. Aber in den meisten Fällen negativ. Ich möchte den Leuten die Vorhaben einen Trip zum Kanal zu machen, nur klar machen das es hier nicht so einfach ist wie manche Kollegen schreiben. Und Angler die Natur suchen sind am Kanal auf alle Fälle falsch. Ich weiß, wie es ist, wenn man eine lange Tour plant und dann enttäuscht nach Hause kommt! Ich halte den Kanal für ein sehr schwieriges Gewässer, was mir viele meiner Kollegen bestätigen. Falls Ihr trotzdem noch Lust auf den D-H-Kanal habt, könnt Ihr mir gerne schreiben. Ich helfe Euch dann gerne weiter. Big Fisch wünscht Euch Peter! Anmerkung der Redaktion www.angeln.de: Artikel der vorstehenden Art sind genau das, was wir uns als Redaktion wünschen: Erfahrungsaustausch im wahrsten Sinne des Wortes. Dazu gehören auch kritische Anmerkungen zu einem bereits veröffentlichten Artikel. Unsere Redakteure verfassen ihre Beiträge nach bestem Wissen und Gewissen; nur: jeder Angler hat mit einem Gewässer seine eigenen Erfahrung gemacht. Erst die Summe aller Erkenntnisse ermöglicht es uns zu einer objektiven Darstellung zu kommen. Da wir bei „angeln.de“ nicht den Anspruch erheben das Angeln neu erfunden zu haben, veröffentlichen wir auch diese Beiträge mit dem gleichen Interesse wie die unserer Autoren. Nur so kann der einzelne Angler zu einem vernünftigen Urteil kommen. In diesem Sinne vielen Dank an Peter und seine Freunde!