Fische und Menschen haben, was ihr Verhalten betrifft, mehr gemeinsam als man vermuten mag. Treten beide Spezies in
Schwärmen auf, so benehmen sich beide nach ganz ähnlich.
Jens Krause vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei berichtet in der Zeitschrift Philosophical Transactions of the Royal Society B wie eine größere Menschenmenge von nur wenigen in ihrer Bewegung wesentlich beeinflusst werden kann. „Es ist eine Illusion zu glauben, dass der Mensch sein Verhalten nur aufgrund von Informationen aus Wörtern oder Gesten anderer ausrichtet. Oft kopieren wir das Verhalten anderer, sei es bewusst oder unbewusst“, so der Berliner Wissenschafter. Es braucht bloß fünf bis zehn Prozent der Individuen einer Gruppe, um diese in eine bestimmte Richtung zu lenken. Was zuvor in Computersimulationen getestet wurde, bestätigte ein Experiment, das Krause bereits vor zwei Jahren mit Unterstützung eines Fernsehsenders durchführte und dessen Auswertung nun vorliegt. Der Ausgangspunkt für diese Beobachtung stammt aus dem Tierreich. Fische flitzen blitzschnell durch das Wasser und ändern schlagartig ihre Richtung, ohne dabei zusammenzustoßen. Was das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann, offenbaren erst Hochgeschwindigkeitskameras. Der Richtungswechsel erfolgt nicht gleichzeitig, sondern einige wenige Fische beginnen und die anderen folgen in extrem kurzen Zeitabstand. „Auch hier spielen Zahlenverhältnisse eine Rolle“, erklärt der Berliner Wissenschaftler. Da einzelne Fische kaum auf das Ansteuern eines Ziels trainiert werden können, setzte Krause einen Roboterfisch ein, der einen Weg mit einem gefährlichen Räuber einschlug, obwohl es eine sichere Wegalternative gab. „Ein einzelner Fisch folgt dem Robofisch auf dem gefährlichen Weg, ein Schwarm nimmt hingegen den sicheren Weg.“ (red/pte/d.Standard)