Mein erstes Angeljahr 2004….

Irgendwie weiß ich selbst nicht mehr wie ich auf die Idee gekommen bin mit 29 Jahren noch mal den Angelschein zu machen. Wahrscheinlich lag es daran, dass mein Freund Michael nach einigen Jahren…

…Abstinenz wieder voll in das (Raubfisch-)Angeln eingestiegen ist. Dadurch wurde die gemeinsam verbrachte Zeit natürlich noch weniger, und nur nutzlos dabeistehen wollte ich dann auch nicht. Ich bin aber auch gerne an der frischen Luft und das Angeln an sich hat für mich auch einen gewissen Reiz, ohne Angelschein hat er mir aber nie erlaubt mal „schwarz“ zu angeln. Somit nahm das Ganze seinen Lauf, und im Dezember 2003 habe ich mich gemeinsam mit der Freundin von Michaels alten Anglerkollegen Jens zum Sportfischerlehrgang angemeldet. Nach einigen lernintensiven Wochen hatte ich dann die Sportfischerprüfung bestanden und den Fischereischein in der Tasche. Zwischenzeitlich sind mein Freund und ich auch in den Angelverein unseres neuen Wohnortes eingetreten, und mit bestandener Sportfischerprüfung bekam ich am 1. April auch den Erlaubnisschein für unsere Vereinsgewässer. Am gleichen Tag ging es natürlich raus an den See zum Stippen, und die ersten Weißfische waren schnell gefangen. Drei Tage später ging es wieder raus an den See, diesmal zum Karpfenangeln. Wir hatten zwischenzeitlich auf einer Sandbank mit Boilies angefüttert. Wir waren noch nicht lange draussen, als an einer meiner Karpfenruten der erste Biß erfolgte. Ich schlug an, und mein erster Drill mit einem kapitalen Karpfen strengte mich schon ganz schön an. Michael gab mir Tipps bezüglich Rutenhaltung und Drilltechnik, und nach ein paar Minuten lag mein erster Spiegelkarpfen im Kescher. Leider hatten wir keine Waage dabei, aber Michael schätzte ihn auf ca. 20 Pfd. Nach ein paar Fotos entließen wir ihn wieder in sein Element, und kurze Zeit später konnte ich noch einen ca. 15 Pfd. schweren Schuppenkarpfen landen. Auch dieser schöne Fisch wurde fotographiert, wobei ich mich aber noch ziemlich unbeholfen anstellte. Einerseits waren die Karpfen für mich schon ziemlich schwer und unhandlich zu halten, andererseits sollte der Fisch keinen Schaden nehmen und wohlbehalten wieder im Wasser landen. Zu diesem Zeitpunkt war mir vollkommen schleierhaft wie man doppelt so schwere Fische heben kann, wie sie Michael und Jens schon gefangen haben. Die nächsten Wochen des Frühjahres waren mit mehreren Angeltagen gespickt, bei denen wir Forellen, Karpfen, Rotaugen und Schleien fingen. Highlight war das Karpfenangeln am 1. Mai im strömenden Regen, bei dem wir den ganzen Vormittag keine 10min ohne Biß oder Drill ruhig sitzen konnten. Die Karpfen bissen wie im Rausch, und wir waren nur mit Drillen, Wiegen, Fotographieren und neu Beködern beschäftigt. Höhepunkt war für mich ein 23,8 Pfd. schwerer Spiegelkarpfen, den ich erstmals ohne fremde Hilfe keschern und abhaken musste, da Michael ebenfalls einen guten Karpfen im Drill hatte. Danach hatte ich vom Karpfenangeln erstmal genug, und ausserdem ging parallel die Schonzeit für Raubfische zu Ende. Michael ist durch Jens auf das Gummifischangeln gestoßen worden, und somit wurden meine Köderboxen auch mit Slottis, Wobblern, Spinnern und Twistern gefüllt. Der erste Einsatz am Edersee ging noch leer aus, und auch am Rhein und an unseren Vereinsgewässern bissen Hecht, Zander, Barsch und Waller immer nur bei Michael. Langsam sehnte ich mich schon wieder nach den Karpfen zurück, aber am 1. Juni konnte ich auf einen 4er Mepps meinen ersten 68cm Hecht fangen. Dies war genau der richtige Auftakt für den übernächsten Tag, denn da waren wir bei Uli Beyer zu einem Zanderlehrgang am Rhein angemeldet. Leider fing die Gruppe an diesem Tag nicht allzu gut. Ich selbst ging leer aus, aber Michael konnte wieder mal drei Zander landen. Der Sommer zog so dahin, und ich hatte trotz vieler Versuche und etlicher verlorener Gummifische immer noch keinen Zander gefangen, geschweige dann einen Biß auf Gufi. „Das geht jetzt nicht so weiter…“ sprach mein Freund ein Machtwort zu meiner Beißflaute am Mainzer Rhein, „wir fahren jetzt für ein paar Tage zum Zanderangeln nach Holland“. Gesagt – getan, und Mitte August hatten wir uns dann an der holländischen Waal auf einem Campingplatz einquartiert. Leider waren die ersten zwei Tage ziemlich verloren, da uns das Wetter und vor allem der Wind einen Strich durch die Rechnung machte. Am 3. Tag konnte ich dann aber endlich meine ersten Bisse an der Ijssel auf Slottis verzeichnen, und neben einem Barsch konnte ich auch meine ersten (kleinen) Zander landen. Wobei landen zuviel gesagt ist: Wegen der Zähne bei Hecht und Zander muß das noch Michael machen, der mir immer noch verzweifelt die Handlandung zu erklären versucht. Am nächsten Tag durfte ich erstmals mit Michaels „Uli Beyer Spezial“ fischen, da ich seiner Meinung nach mit meiner etwas zu weichen Spinnrute irgendwie die Gummifische nicht gut genug führte. Ob es was gebracht hat wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht genau, aber ein weiterer Zander konnte meiner Köderführung zumindest nicht widerstehen. Kurze Zeit später fischen wir an der gleichen Stelle wo mein Freund am Vortag einen großen Hecht im Drill bei einem spektakulären Sprung verloren hat. „Nehm Du einen Gufi, ich probier es hier mit einem Zalt noch mal…“ sagt er zu mir, und als ein großer Fisch ein paar Meter vor mir im Buhnenfeld raubt, werfe ich die Stelle schnell noch mal an. Noch in der Abtauchphase rumst es in der UBS, und dann beginnt ein heftiger Drill. Schnell kommt der Hecht nach oben, und es kann eigentlich nur der verlorene Fisch vom Vortag sein. Michael eilt herbei und macht ein paar Drillphotos von mir und dem Hecht. Als der dann ausgedrillt in voller Länge vor der Steinschüttung an der Oberfläche liegt, greift Michael das Stahlvorfach und setzt zum Kiemengriff an. Der Einzelhaken hängt ganz knapp vorne im Maul, und es kommt was kommen musste: Der Hecht schüttelt noch einmal kurz den mächtigen Schädel und der Haken löst sich. „Och nein“ kommt es nur aus meinem Mund, und ich muß zusehen wie der große Hecht total erschöpft noch einige Zeit 50cm vom Ufer entfernt steht um sich zu erholen. Wir können noch grob die Länge des Fisches nachmessen, sie liegt ca. bei 95cm. Die Endtäuschung ist natürlich groß, aber ich konnte wenigstens meine ersten Fische beim Gummifischangeln fangen. Das Angeln hat mich zwischenzeitlich so gefangen, dass ich interessehalber auch die Halbjahresversammlung unseres Angelvereins besuche. Dort wird wegen eines Rücktrittes ein neuer Schriftführer gesucht, und als nach einigen Diskussionen um den möglichen Nachfolger der Spruch fällt: „Wer sagt das denn, dass der Schriftführer ein Mann sein mu߅“, schwant mir böses!!! Michael ist beruflich unterwegs und kann mich deshalb nicht vor den Angelkollegen „beschützen“, somit bin ich nach der Versammlung die neue Schriftführerin. „Ein halbes Jahr Mitgliedschaft und schon als einzige Frau im Vorstand, da hast Du Dir ja was Schönes eingebrockt…“ schüttelt Michael nach seiner Rückkehr nur noch den Kopf. Im Oktober startet dann für mich ein weiteres Kapitel der Raubfischangelei, das Schleppangeln. Wir hatten uns erneut bei Uli Beyer zu einem Lehrgang angemeldet, diesmal zum Schleppen und Gufiangeln auf dem Möhnestausee. Zunächst läuft es nicht so recht, nur Uli selbst und ein Lehrgangsteilnehmer auf einem anderen Boot können je einen Hecht fangen. Bis wir uns von der Gruppe abseilen und an einer Stelle einnisten, die Uli uns vorher schon empfohlen hat. Auf dem Echolot können wir Fische lokalisieren, und nach dem Ankern dauert es auch nicht mehr lange. Nach ein paar Würfen haben wir zusammen einige Bisse und 4 Hechte im Boot. Ich fange meinen ersten „Bootshecht“ von 65cm, und ein weiterer guter Fisch steigt im Drill aus. Das war es aber dann für mich, und mehrere Stunden ohne Biß lassen mich dann doch wieder am Raubfischangeln oder an mir selbst zweifeln. Das sind dann wieder die Momente wenn ich mit Michael „Unstimmigkeiten“ bekommen, da ich dann doch irgendwann die Lust verliere, er aber ohne Anzeichen von Müdigkeit stundenlang weiterfischen kann. Liegt dann wohl daran das er schon seit über 20 Jahren angelt und einige Rückschläge bzw. Beißflauten hinnehmen musste, ich aber aufgrund seiner Erfahrung, Tipps und Ausrüstung bereits in meinen Anfängen sehr gut fangen konnte. Während sich nun im Herbst mein Freund seelisch und moralisch auf die anstehenden Schweden- und Bodden – Turns mit Angelkollege Timo vorbereitet, starten wir endlich wieder zum Karpfenangeln. Es ist Mitte Oktober und schon merklich abgekühlt, aber angeblich die beste Zeit für dicke Karpfen. „Meine größten Karpfen habe ich allesamt im Herbst gefangen“ schwärmt Michael mir vor, und nach dem Angeltag weiß ich dass er recht hatte. Ich darf diesmal mit seinen Armelite’s angeln, und nach zwei über 24Pfd. schweren Spiegelkarpfen weiß ich die Qualität solcher Ruten auch zu schätzen. Am nächsten Tag gehe ich nach einem Fehlbiß zwar leer aus, aber wenigstens kann ich in meinem ersten Jahr meinen Freund in einer Sache übertrumpfen: Ich konnte den vereinsintern schwersten Karpfen des Jahres 2004 fangen… Zum Jahresausklang fand bei uns dann noch das traditionelle Nikolausangeln statt, bei dem ich mich im vorderen Mittelfeld platzieren kann. Dies freut mich ganz besonders, da ich bei den bisherigen Vereinsangeln immer leer ausgegangen war. Nach Weihnachten wollten wir dann eigentlich noch zum Raubfischangeln an den Edersee, was wir aber aufgrund des schlechten Fangergebnisses von Michael und Jens in der Vorweihnachtswoche abgesagt haben. Dafür fischten wir jetzt zwischen den Feiertagen unsere ganzen Vereinsseen intensiv ab. Eine gute Gelegenheit, um meine vom Weihnachtsmann unter den Baum gelegte UBS einzuweihen… Wir konnten so zum Jahresabschuss noch ein paar schöne Hechte fangen, mein Freund konnte dabei sogar seinen ersten Meterhecht landen. Hoffentlich wird mein zweites Angeljahr genauso gut wie mein erstes, und vielleicht fange ich ja auch mal einen kapitalen Räuber… Bericht von Ivonne

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