Sportfischen – hochalpines (Wander)Angeln in Frankreichs Alpen

Eine Geschichte nicht nur übers Fische fangen, sondern über einen Angelurlaub der anderen Art

Der Pfad, den wir Schritt für Schritt, völlig nass geschwitzt und mit drückender Last auf den Schultern schon seit mehreren Stunden entlang kreuschen, will nicht enden. Immer wieder denkt man, der Pass und damit das Ende der Steigung sei erreicht, doch schon tut sich vor einem eine neue Kuppe auf, noch steiler und höher als die gerade erklommene Anhöhe, die dem ersehnten Abstieg im Wege steht. Wir reden nicht mehr – dazu fehlt uns die Luft. Stattdessen starren wir vor uns auf den Boden, für das grandiose Panorama kein Blick mehr, und versuchen, unseren Gehrhythmus beizubehalten, um das Ziel schnell zu erreichen. Und dann, nach 3 Stunden stetigen Anstieg, haben wir sie vor uns: Drei kristallklare Bergseen, die, umgeben von herrlich grünen Wiesen, welche wiederum von schroffen und steil in den hellblauen Himmel aufragenden Felswänden umgeben sind, im gleißenden Licht der Sonne glitzern. So muss es Columbus und Konsorten ergangen sein, als sie nach viel Entbehrung schließlich doch noch Land in Sicht bekamen. Aber wir sind nicht in der Karibik irgendwo vor Kuba, sondern in den Alpen, genauer gesagt in Frankreich, bei Valloire. Anders ausgedrückt: irgendwo im Nirgendwo, fernab von der nächsten Straße oder anderen Anzeichen von Zivilisation. Die Mission: „Knacken wir den Bergsee!“ 10 Monate vorher: Wir müssen uns entscheiden, wo es im Sommer ´06 hingehen soll: Wie in den vergangen Jahren nach Bayern auf Hecht-Jagd, oder doch eher in den Süden Frankreichs, einmal Jan Ullrich bei der Tour de France in den Bergen unterstützen? Angesichts der Tatsache, dass unsere „angenehme“ Schulzeit bald vorbei sein wird und solche Aktionen vielleicht nicht mehr so einfach möglich sein werden, entschieden wir uns, zu einer Bergetappe der diesjährigen Tour de France zu fahren – zum Mythosberg von Alpe d`huez… Doch ohne Angeln kein Urlaub, und so wurden einschlägige Foren, Internetseiten und sämtliche gelagerten Angelzeitschriften nach hilfreichen Informationen zu Gewässern der Region dort durchkämmt, die mit dem Auto einfach zu erreichen seien. Doch schon ein erster Blick auf eine detailliertere Karte zeigte, was wir schon ahnten: Kein Gewässer in Sicht, welches für Gastangler und Salmoniden unerfahrene Angler einfach zu beangeln und erreichbar zu sein schien. Doch gleichzeitig sprangen uns auf einer Wanderkarte einer französischen Internetseite die vielen kleinen, versprengten blauen Flecken in die Augen, die fernab jeder Straße bei einer Höhe bis zu 2500m liegen, und, -wenn überhaupt- nur durch minimale Wege zu erreichen sind… Bergseen. Wir brauchten nicht lange zu überlegen, um diese Herausforderung anzunehmen – das anglerische Ziel stand also auch. Wir wollten wilde Bergforellen… In den Wochen vor der Reise wurde nun überlegt, was uns dort oben wohl erwarten würde. Wir gingen alle Angelmethoden durch, konnte uns doch keiner sagen, wie die dort (hoffentlich) lebenden Fische zu fangen seien. Als eingefleischte Spinnfischer wurde natürlich erstmal die Ausrüstung kleiner Spinner und Wobbler optimiert, denn wer weiß, ob scheue Bergforellen nur auf mini Spinner der Größe 00 gehen, oder auch „3er“ noch Fische bringen? Oder welche Farben den Beißreflex der vielleicht wählerischen Bergforellen auslösen? Die Rollen wurden mit dünner 18er Mono bespult, weil eine gelbe 10er Fireline ja doch noch zu auffällig sein könnte… Was aber, wenn die Fische dort oben nur Nahrung aus der Luft aufnehmen? Sollten wir nicht für den Fall der Fälle auch eine Auswahl Kunstfliegen mitnehmen? Oder etwa noch natürlicher – klassisch mit Pose und… ja, welchen Naturködern? gibt’s dort oben noch Würmer? Wohl kaum. Was aber dann an den Haken hängen…? Viele Möglichkeiten, und entsprechend viel Angelzubehör, was man hätte einpacken können. Charakteristisch für eine Trekkingtour ist aber nun mal, dass man das, was man gerne mitnehmen möchte, auch selber tragen muss. Also musste sich eingeschränkt werden, denn Essen, Trinken, Zelt, Schlafsack, Kleidung etc. musste schließlich auch noch in den Rucksack passen. So kam nur eine kleine Auswahl an Posen, Spirulinos, Vorfächern etc. mit, in der Hoffnung, nicht ein vielleicht entscheidendes Utensil zu vergessen. Am 9.Juli (ein Tag früher als geplant, da das WM-Finale ja völlig unerwartet doch ohne Deutschland stattfand) ging´s morgens mit Flos voll gepackten Ford ka los in Richtung Süden. Abends, Mitte der zweiten Halbzeit des Finals, kamen wir in Grenoble an. Entspannt sahen wir mit mehreren tausend Franzosen auf einer Großbildleinwand das Finale und schliefen anschließend auf einem kleinen Parkplatz im Auto, da Florian als Fahranfänger mitten im Autokorso wild gewordener Italiener nicht mehr aus der chaotischen Stadt fand. Am nächsten Morgen ging´s dann endlich richtig los – die Savoyer Alpen riefen zum Aufbruch nach Valloir, einem „völlig ab vom Schuss“ gelegenen Wintersportort und Ausgangspunkt unserer Tour. 30 Stunden später (mussten noch einen Tag verschwenden, weil die einzige Straße aufgrund eines Hobbyradrennens gesperrt war) stehen wir auf dem ersten Pass. Endlich, nach mehreren Stunden Wandern sehen wir weit unten die Seen liegen, die uns nun die ersten Fische bescheren sollen – so hoffen wir zumindest. Immer noch ausgepumpt und mit ordentlich Milchsäure in den Beinen stehen wir auf dem Bergkamm und können es kaum fassen, was für eine Landschaft sich vor uns auftut: Eine weite, klare und genauso wilde unwirtliche Berglandschaft, in deren Schoß die Bergseen leuchtend wie Diamanten liegen. Fantastisch. Wir hören das hohe Gezwitscher der Vögel, die hier oben leben und wundern uns, dass noch so prächtig bunte Blumen in dem rauhen Klima gedeihen. Hin und wieder nehmen wir die hohen Töne der Murmeltiere wahr. Wir scheinen dort zu sein, „wo Gott in Frankreich lebt“. Erst einige Minuten später spüren wir den frischen Wind, der unsere nassen Körper auskühlt – höchste Zeit, nach unten zu kommen, ans Ufer des ersten Sees. Die Ruten waren in wenigen Minuten startklar, dann der Moment, auf den wir uns solange freuten: Ans Ufer getreten und „ab dafür…“ Der Spinner klatscht ins Wasser, sinkt kurz ab, beginnt nach einem kurzen Ruck freudig zu rotieren. Doch das in der Rutenspitze gefühlte, zarte Surren des 1er Spinnerblättchen hält nicht lange an. Unsanft stößt der Köder schon nach wenigen Kurbelumdrehungen auf Widerstand – der Spinner läuft auf Grund. Dabei hole ich den kleinen Mepps schon recht flott ein. Das, was wir aus der Ferne schon ahnten, wurde zur bösen Erkenntnis: Der See ist nur wenige Meter tief. Und dabei fischten wir schon an einer Stelle, die von oben aus gesehen augenscheinlich die tiefste sein musste. Wir zweifelten, ob ein solch flaches Gewässer auf 2500m über NN noch Fische beheimaten kann, frieren sie im Winter doch sicherlich ziemlich tief zu. Vielleicht war es die Müdigkeit, die uns plötzlich überfiel, oder die Enttäuschung – wir hielten erstmal ein Nickerchen mit dem Geräusch der leise glucksenden Wellen im Ohr und der warmen Sonne auf der Haut, die uns ins Gesicht schien. Doch dann reagierte Florian als erster, als wir ihn sahen: „Est- ce que nous pouvons pecher dans cet lac“. Mühsam ausgepresste Wörter, die ihm von der ungeliebten Sprache noch im Gedächtnis geblieben sind, sollten uns neue Hoffnung geben. Ein freundlicher Franzose, der samt Angelausrüstung und einem, wir dachten wir sehen nicht richtig, im wahrsten Sinne des Wortes Packesel an uns vorbei kam, machte uns wieder Hoffnung. Fische gäbe es erst im dritten der drei Seen, dieser sei, wie schon vermutet, zu flach. Erleichtert über diese Info hielt uns nichts mehr am steinigen Ufer. Nach 30 min. standen wir am Rande eines Sees, wie man ihn nur aus Naturfilmen kennt. Tiefes, richtig saftiges Gras umsäumt das kleine Gewässer. Zur linken von einem Geröll- und Eisfeld begrenzt, welches einige Meter höher von einer imposanten Felswand abgelöst wird, und zur rechten mit weiter Berglandschaft umrahmt, ist es ein See, wie aus einem Traum. (Foto4) Doch auch hier die Kehrseite der Medaille – Fisch ist Fehlanzeige. Keine müde Flosse kommt uns zu Gesicht, nichts steigt, der See scheint steril und wie ausgestorben zu sein. Da es aber schon seit einiger Zeit in den Bergen um uns herum bedrohlich donnerte, und die aufkommenden Wolkentürme immer gewaltiger wurden, blieben wir für die kommende Nacht an diesem plötzlich gar nicht mehr so gemütlichen Ort. Der Wind wurde immer stärker und einige Böen drückten die Zeltstangen so zusammen, dass Florian ganz blass vor Angst wurde (und mich deshalb aus meinem Schlaf riss…). Es sollte eine ungemütliche Nacht werden, doch als wir am nächsten Morgen unsere Nasen in die klare Luft steckten, blinzelten wir wieder in den herrlich blauen Himmel, der sich über uns wölbte. Unschuldig, als sei nichts gewesen. Wir schreiben den 12. Juli, und nach einem bescheidenen Frühstück stand der Abstieg ins Tal auf dem Programm. Wenn schon nichts in den Seen zu erbeuten war, dann doch hoffentlich in dem kleinen Bach, den wir von nun an durch Geröllfelder und Felsen, und später dann durch weite Wiesen begleiteten. Und tatsächlich: von einer kleinen Brücke aus fängt Florian die ersten Saiblinge, oder sollte man eher Saiblingchen sagen? Nach mehreren Minis, die sich auch von Spinnern der Größe 3 nicht abhielten ließen zu beißen, marschierten wir weiter, immer grob dem Fluss folgenden, der durch die in ihn einmündenden Bächleins zusehends breiter und breiter wurde. Hin und wieder machten wir kleine Wanderpausen, aber ohne, dass weitere Fische bissen. Es war ein herrliches Reisen, in einer noch herrlicheren Natur. Die Landschaft wurde nach der Geröllwüste weiter oben wieder lieblicher, und langsam tauchten auch die ersten Bäume auf. Erst verkrüppelte Lärchen, die später durch ansehnliche Fichten und Kiefern ersetzt wurden.. Wir dürften wieder auf etwa 900m über NN angekommen sein, als unsere Vorstellung von der Idylle in dieser heilen Welt schlagartig einen Knacks bekam. Wir passierten einen kleinen Wanderparkplatz, von dem eine Straße bis in das nächste urigen Alpendorf namens Velache führt. Wir hatten den Gedanken noch nicht ausgedacht, wieder einigermaßen in zivilisierte Bereiche vorgedrungen zu sein, da kamen wir an eine Art Gehöft, welches aus einem anderen Jahrhundert hätte stammen können. Vor der Hütte, bestehend aus Wänden grob beschlagener Stämme, lümmelten zwischen einer Schar von Hühnern einige extrem große und gleichzeitig völlig verwildert aussehende Hunde. Hunde, wie wir sie so noch nie zuvor gesehen haben. Als wir ehrfürchtig und nichts sagend an ihnen vorbei gehen, erheben sie sich langsam, fangen an zu bellen, und rennen synchron auf uns. Es muss sehr lustig ausgesehen haben, wie wir ohne zu zögern zu der Felswand sprinteten, die die Fahrbahn auf der linken Seite begrenzte, und in Panik ohne Rücksicht auf das Angelgerät die Wand auf allen Vieren mehr hoch stolperten als kletterten… Nachdem wir nach den nun zwingend erforderlich gewordenen Umweg (Florian ließ es sich nicht nehmen, ein, zwei Steine „loszutreten“) und wieder auf auf die Straße kamen, waren wir wieder heiß auf Fisch – und es sollte klappen. Nacheinander fingen wir mehrere kleine Bach- und Regenbogenforellen – alle auf kleine Spinner der Größe 1-2 in gold und kupfer. Weitaus effektiver schien aber eine Methode zu sein, die ein einheimischer Franzose praktizierte. An einer unberingten Stippe fischte er eine simple Posenmontage mit Wurm am Forellenhaken als Köder. Hinter eine Pose, die eher die Funktion eines Bissanzeigers als die eines Schwimmer hatte, knüpfte er ein vielleicht 1m langes Vorfach, welches mit einigen Bleischroten beschwert gerade so schwer war, dass der Wurm untergehen und noch gut abgetrieben werden konnte. Die Montage konnte er dann in einem Schwung direkt vor jegliche Deckungsmöglichkeiten der Forellen schlenzen und dort in der Strömung spielen lassen. Mit unseren Spinner konnten wir im flachen und schnell fließenden Wasser nicht allzu viel ausrichten, weshalb wir auch ummontierten, ganz nach dem Vorbild des Franzosen. Mittlerweile zogen hinter uns wieder riesige Wolkenwände auf und es wurde Zeit, eine geeignete Stelle zum Zelten zu finden, damit wir im Fall der Fälle möglichst im Trockenen sitzen konnten. Zum Befischen des spektakulären Flusslaufs würde immer noch genügend Zeit bleiben, und so fanden wir nach längerem Suchen den geeigneten Lagerplatz. Direkt am Flusslauf gelegen und außerhalb des von der Straße einsehbaren Sichtfeldes, wurde schnell das Zelt aufgebaut, und erstmal alle Sachen vor dem nahenden Regen in Sicherheit gebracht. Dieser kam dann wirklich und wir nutzten die Zeit, im Zelt zu liegen und mit Guns n´roses im Ohr – produced by MP3-Player- mal ordentlich zu relaxen. Als es dann wieder freundlicher wurde, hielt uns nichts mehr unter dem in der Sonne dampfenden Zelt. Wir wollten endlich mal einen größeren Fisch, ganz egal welcher Art. Und wieder sollte es klappen. Während ich mich mit einer leichten Spinnrute (2,10m; 5-25g) flussaufwärts auf Pirsch begab, probierte es Florian mit der „neuen“ Methode an einem tiefen Gumpen. Als Köder fing er sich eine der unzähligen Heuschrecken, die zu dutzenden in den niedrigen Büschen saßen. Als ich wieder kam – ohne Erfolg – konnte Florian mir eine herrliche 33er Bachforelle präsentieren. Und trotzdem, auch wenn wir an diesem Tag nur sporadisch an einigen Stellen gefischt hatten und die längste Zeit gelaufen sind: zufrieden waren wir mit der bisherigen Ausbeute nicht. Wir entschieden uns also, dass Tal zu verlassen und mit dem Einsatz erneuter Plackerei wieder ins Hochgebirge vorzustoßen. Mit dem Ziel, endlich einen Bergsee zu befischen, der beißfreudige Fische beheimatet. Wir verließen das Tal also durch eine enge Seitenschlucht. Die ersten Kilometer auf dem Weg hinauf sollten die schwersten werden. Die Sonne brannte von oben, der Pfad war unglaublich steil und mit jedem Höhenmeter wurde die Luft wieder dünner. Bei einer ersten kleinen Pause guckten wir auf die Karte und stellten mit Entsetzen fest, dass wir erst einen Bruchteil der Steigung hinter uns hatten. Die Märchenwelt vom Vortag schien plötzlich ganz weit weg zu sein. Das Problem war in dieser Situation jedoch nicht so die Herausforderungen der Wanderstrecke, sondern viel mehr mein körperlicher Zustand. Durch Wasser, welches ich Tage zuvor in Grenoble aus einem Fluss getrunken hatte, musste ich mir irgendwelche üblen Bakterien eingefangen haben. – Ich hatte seit 2 Tagen nicht die kleinste Kleinigkeit gegessen… Und genauso leer wie mein Magen fühlte sich mein ganzer Körper an. Saft und kraftlos trifft wohl den Nagel auf den Kopf, Anzeichen eines Hungerastes machten sich bemerkbar. Das blöde war, dass ich auch absolut keinen Appetit verspürte, der Motor also langsam aber sicher „leer lief“. Naja, in einer solchen Situation gibt es ja immer noch den sportlichen Ehrgeiz als innerlichen Antrieb, und einen Florian lässt man nicht viel Vorsprung;-) So zog er mich quasi den Berg hoch, und nach mehreren Stunden wandern durch immer kahler und weiter werdende Berglandschaft erreichten wir den Pass – das Tor ins nächste Tal und zu neuen, unbekannten Gewässern. Aber wir hatten noch eine lange Wegstrecke vor uns. Erst musste wieder ins Tal gestiegen werden, was bei glitschig-nassen Felsen und ziehenden Rucksäcken nicht viel angenehmer als aufsteigen ist. Müde, hungrig, erschöpft und vor allen durstig erreichten wir erst in der Dämmerung unser Tagesziel. Zwei kleine Seen, an denen eine Wanderhütte stand und bereits einige andere Wanderer campierten, war die heiß ersehnte Oase in den Bergen. Als wir am nächsten morgen am zweiten See ankamen, sahen wir endlich Aktivität und Lebensfreude von – Bergforellen! „Alles klar“, dachten wir uns, „rein ins Vergnügen“. Doch welche ontage wählen? Ich entschied mich, da die Fische irgendwelche unbekannten Flugobjekte von der Oberfläche wegschnappten, auf eine Schleppmontage, bestehend aus einem kleinem, schwimmenden Sbiro, einem ca.1,20m langen Vorfach und, als Universalköder, Bienenmaden als Appetithäppchen. Diese hatte ich, nach dem Motto „Man weiß ja nie…“, noch in Deutschland gekauft, und trug sie seitdem mit mir herum. Ich sollte sie nicht umsonst jeden morgen neu in den engen Rucksack gequetscht haben. Schon beim ersten Wurf kam der erste Biss. Ein herrliches Gefühl, den Köder in in einem Strudel verschwinden zu sehen. Das muss den Reiz vom Fliegenfischen ausmachen… Fisch für für konnte ich an Land führen. Leider mussten einige den Weg in die ewigen Jagdgründe eingehen. Zu gierig attackierten sie die fetten Maden, und der zu tief geschluckte Haken wurde ihnen zum Verhängnis. Unsere Last auf dem Rücken wurde dadurch noch größer, wollten wir die Beute doch abends am nächsten Lagerplatz verwerten. Florian hingegen improvisierte, wie so oft, wenn er sein Geld nicht für Angelausrüstung „verschwenden“ will. Und trotzdem, auch er fing. Da Spinnköder absolut nicht den Geschmack der Fische trafen, und er mir nicht die Maden „wegfischen“ wollte, suchte er nach den Lebewesen, die Forellen und Saiblinge offensichtlich jagten. Er fand sie in Faltern, die er sich mit der Hand fing, und möglichst natürlich, wie ein gerade abgestürztes Tier, auf den Haken zog. Mit einer Mini-Pose als Wurfgewicht schlenzte er das Tierchen dann einige Meter weit auf den See. Wenn er sich dann am Ufer richtig positionierte, konnte er die Opfer der Methode schon beim heran schwimmen sehen: kleine Saiblinge, die vorm Aufnehmen der Beute erst argwöhnisch guckten, und dann den Falter von der Oberfläche „pflückten“. Nach einiger Zeit, als die Fische nicht größer wurden, die heranziehenden Wolken aber schon, rissen wir uns von dem kleinen Gewässer los, und marschierten weiter, Richtung nächsten Pass. Oben angekommen, verloren wir den Pfad, mussten also erstmal etwas herum irren, um einige hundert Meter weiter unten und nach dem überqueren des ein oder anderen Schneefeldes wieder auf den schlecht gekennzeichneten Weg zu treffen. Dieser führte uns an einem in einer Schlucht gelegenen See vorbei, den wir eigentlich links liegen lassen wollten. Glücklicherweise taten wir das nicht. Stattdessen nutzen wir das Ufer des Sees nämlich dazu, mal eine kurze Pause einzulegen, und uns vor dem einsetzenden Regen wasserdicht zu machen. Immer auf Effizienz bedacht, nutzte Florian diese Gelegenheit natürlich, seine Angel wenigstens mal auszuwerfen, wenn wir schon nicht länger dort fischen wollten. Wir kümmerten uns also vorerst nicht mehr um die ausgelegte Posenmontage, kochten stattdessen ein Nudelgericht und packten unsere Regensachen aus. Da diese Montage (aus Bequemlichkeit) zu schwer ausgebleit war, die Pose also grundsätzlich unter Wasser war, konnte man nie wissen, ob der Köder (in diesem Fall eine Heuschrecke) schon einen Interessenten gefunden hatte, oder nicht. Als er dann nach 5 Minuten mal kontrollieren wollte, merkte er beim Einziehen sofort den starken Widerstand. Nach kurzen, aber heftigen Drill konnten er endlich den ersten schönen Fisch aus einem Bergsee landen: eine dunkle, stramme 34er Bachforelle, mit ihren kräftigen roten Punkten herrlich anzusehen. Man hätte sie leicht mit einer „brown trout“ aus einem irischen See verwechseln können. Wir überlegten keine Minute, um unseren Plan umzuwerfen – hier musste es doch mehr von diesen tollen Fischen geben… Oder würden wir wieder enttäuscht werden? In wenigen Minuten war das Zelt am Ufer aufgebaut, und noch schneller ging das Montieren der restlichen Angeln. Und sofort fingen wir auch Fisch auf Fisch, Saiblinge, Regenbogner, Bachforellen. Aber alle nur in verkümmerten Größen, kaum ein gelandeter Fisch kam an die 25 cm heran. Die erhofften „Großen“ blieben aus. Dafür bissen die Fische hier aber auf sämtlich angebotenen Köder: Ob wir nun mit Spinnern, Heuschrecken, Bienenmaden oder Faltern fischten, den Fischen war es egal, sie nahmen alles gierig auf. So verbrachten wir einen herrlichen Nachmittag am Ufer eines herrlichen Bergsees, die Sonne kroch auch wieder aus der Wolkendecke und lud beinahe zum Sonnenbaden ein. So muss Trekkingurlaub aussehen dachten wir uns, nur die Fische hätten größer sein können… Für uns ist es bis heute ohnehin ein Rätsel, wie Regenbogenforellen in solche Gewässer kommen. Sie müssen ja irgendwann mal besetzt worden sein, weil diese Forellenart ursprünglich aus Nordamerika stammt. Vielleicht war das Einbringen dieser Fischart auch die Ursache dafür, dass der Bestand von den heimischen Bachforellen und Saiblingen dort oben so sehr verbuttete. Die Regenbogner nehmen ihnen schlicht den Lebensraum, und damit verbunden auch das Futter. In der Folge konnten nur noch die wenigsten Fische ihre „Normalgröße“ erreichen, die meisten Fische blieben weit unter der möglichen Größe. Ein Phänomen, welches man ja auch in Deutschland an so manchem Gewässer beobachten kann, wo 90% der Barsche klein sind, und der Fang eines dicken Barschen über 40cm eine wahre Rarität ist. Um etwas Abwechslung in die Angelei zu bringen, montierte ich am Abend nochmal eine Sbirulinomontage, um die steigenden Fische mit geschleppten Trockenfliegen abzufangen. Es funktionierte hervorragend, einige kleine, aber schöne Salmoniden fielen auf die Fliegen rein, die ich zwischen den großen Steinen am Uferbereich anbot. Der nächste morgen sollte nochmals eine traumhaft Angelei bescheren, leider schon das letzte mal in diesem Urlaub. Der weitere Weg zum Ausgangspunkt führte uns nicht mehr an Angelgewässern vorbei, und schließlich wartete noch ein Highlight auf uns: Ganz großer Sport, beim Anstieg nach Alpe d´Huez, zwar ohne Jan Ullrich, aber das war uns nach den unvergesslichen Erlebnissen in Frankreichs Bergwelt auch bisschen egal. Auch die Tatsache, dass der Angelerfolg ein klein wenig hinter den hohen Erwartungen zurück blieb, war nicht weiter schlimm: Für die Ferien stand noch ein Guiding mit Uli Beyer am Rhein an… Das Fazit, das wir aus diesem „experimentellen Wanderangeln“ ziehen, ist sehr gut. Das Naturerlebnis, dass man bei einem solchen Urlaub hat, ist noch größer als bei einem „gewöhnlichen“ Schwedenurlaub mit „Ferienhaus und Elch“, der Angelerfolg ist aber entsprechend unsicherer. Besonders wenn man sich in weitgehend unbekannte Gebiete aufmacht, ist man ziemlich auf sich allein gestellt. Wer viel Wert auf schöne Fische legt, sollte also auch die geographische Lage des Reviers nicht außer acht lassen. Ein Aspekt, der bei unserer Tour leider zu kurz kam. Nicht überall finden Fische ideale Lebensbedingungen, eine Tatsache, die ich bei einem ähnlichen Urlaub 2005 in Skandinavien auch schon leidlich erleben musste. Dennoch: Es wird nicht das letzte mal gewesen sein, dass wir unsere wichtigsten (Angel)Sachen packen und in die „Wildnis“ ziehen… Das man nicht immer so viele und spektakuläre Erfolge erzielen kann, wie bei einem Schweden-, Bodden-, Holland oder Spanientrip, muss man wohl als negativen Nebenaspekt hinnehmen. Dafür kann man sich sicher sein, etwas exklusives und außergewöhnliches zu erleben… Bericht von Raphael Marzusch ( www.eu-spinnfischer-corp.de.vu), vor Mai 2009


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