Zunächst einmal die Frage: Wann muss man die Schnur auf der Rolle eigentlich tauschen? Hierfür gibt es mehrere, jeweils triftige Gründe. Die meisten Angler fischen die Schnur so lange es geht. Durch Hänger, das Knoten und vielleicht auch Kontakte mit Hindernissen wird die Schnur aber stetig immer kürzer. Der erste Grund für einen Schnurwechsel ist, wenn die Schnurlänge durch Abrisse zu kurz geworden ist, und nicht mehr genug auf der Rolle ist. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass bei einem großen Fisch die Schnur ausgeht.
Bild: F. Pippardt
Nur wenn die Spule ordentlich gefüllt ist, sind große Wurfweiten drin!
Dazu kommt: Eine zu wenig gefüllte Spule verhindert weite Würfe, da dann viel Reibung an der Spulenkante entsteht. Ein anderer Grund für einen Schnurwechsel wäre, wenn die Schnur auf einer längeren Strecke beschädigt ist oder auch schon viele Jahre auf der Spule ist. Schnur verliert im Laufe der Zeit an Tragkraft und selbst, wenn sie wenig gefischt wird, kann eine Schnur nach einigen Jahren erhebliche Tragkraftverluste aufweisen.
Immer Mono drunter!
Wenn mit monofiler Schnur gefischt wird, ist die Sache einfach – dann wird einfach die ganze Spule mit dem Monofil gefüllt. Kommt Geflecht zum Einsatz, ergibt es aber Sinn, immer Monofile unterzuspulen. Für die meisten Einsätze, wie etwa Spinnfischen im Süßwasser, reichen 100-150 m Schnur völlig aus. Mit 150 m einer dünnen Geflochtenen lassen sich aber nur die wenigsten Spulen wirklich füllen. Da Monofile in der Regel erheblich günstiger sind als Geflochtene, ist die Lösung, nicht etwa 300 m Geflecht zu kaufen, sondern einfach eine entsprechende Menge an Mono zu unterfüttern. Wenn nur mit einer 100–150 m langen geflochtenen Top-Sektion geangelt wird, wird ggfalls einfach nur die Geflochtene getauscht. Und 100 m hochwertiges Geflecht sind für etwa 10 € im Handel zu bekommen. Zum Verbinden der beiden Schnurtypen eignen sich diverse Knoten, der wohl tragkraftstärkste Verbindungsknoten ist aber wohl der FG-Knoten.
Bild: F. Pippardt
Mono unterspulen ergibt immer Sinn: Es spart Kosten und so kann die glatte Geflochtene auf dem Spulenkern nicht durchrutschen.
Wer für das „Long-Range-Angeln“ auf weite Strecken auslegt, oder im Meer auf große Schnurreserven angewiesen ist und entsprechend mehrere hundert Meter Geflecht aufspult, sollte dennoch zumindest einige Wicklungen Monofil auf die Spule packen, bevor das Geflecht aufgespult wird. Denn: Geflecht ist durch die glatte Oberfläche sehr rutschig und so kann es sein, dass die ganze Schnurfüllung sich bei Belastung auf dem Spulenkern dreht, wenn kein Mono unterspult wird – ein Desaster im Drill! Manche Rollen haben auch eine Gummilippe auf der Spule, die ein Durchrutschen der Schnur verhindern soll.
Bild: F. Schlichting
Auch wer viele hundert Meter Geflecht auf der Spule benötigt, sollte etwas Monofil unterspulen, um das Durchrutschen der Schnur zu verhindern.
Neue Leine: Schnurwechsel richtig gemacht
Zunächst muss die alte Schnur von der Rolle – gegebenenfalls ist hier eine Bohrmaschine ein toller Helfer, der Ihnen viel Zeit spart. Vermeiden Sie, zum Beispiel mit einem Messer die Schnur von der Spule zu schneiden, denn so besteht immer die Gefahr, dass Sie die Spule ihrer Rolle beschädigen. Auch sollten Sie dafür sorgen, dass Ihre alte Schnur ordnungsgemäß entsorgt wird; idealerweise schneiden Sie die Schnur in kürzere Stücke. So können sich keine Vögel und andere Tiere darin verfangen.
Bild: R. Korn
Zum Abspulen der alten Schnur kann ein Akkuschrauber eine tolle Hilfe sein.
Beim Aufspulen der neuen Schnur ist, insbesondere bei Geflecht, darauf zu achten, dass die Schnur mit viel Spannung aufgespult wird. Liegt das Geflecht zu locker auf der Spule, kann die Schnur unter Belastung in die unteren lockeren Lagen einschneiden, wodurch die Schnur nicht weiter ablaufen kann – eine hohe Chance für Abrisse! Auch die Chance für Windschlaufen bzw. -Knoten ist hoch, wenn die Schnur nicht sauber und straff aufgewickelt wird. Am einfachsten geht das Bespulen, wenn die Schnurspule auf eine Achse (z.B. Stift) gesteckt wird, und eine zweite Person die Spule mit einem Handtuch o.Ä. bremst, sodass beim Bespulen immer Spannung herrscht. Wer die Rollen alleine bespulen möchte, findet auch preiswerte Aufspulhilfen im Handel. Vermeiden Sie, die Schnur zum Bespulen durch Einklemmen in ein Buch o.Ä.unter Spannung zu bringen. Hier entsteht dann viel Reibung und Hitze, was die Schnur beschädigen bzw. schwächen kann.
Bild: AW
Aufspulhilfen wie diese erleichtern den Schnurwechsel, wenn keine helfende Hand zur Verfügung steht.
Wieviel Schnur passt eigentlich auf meine Rolle?
Diese Frage ist leicht zu beantworten, wenn der gewünschte Durchmesser auf der Rollenspule angegeben wird, doch, wenn das nicht der Fall ist, wird es schwierig. Wieviel 0,13mm Schnur passen zum Beispiel auf eine Rolle, die 150m/0,30mm fasst? Eine gute Hilfe leisten Schnurrechner, die es kostenlos online gibt. Mit dem „Line Capacity Estimator“ von Pattaya Fishing zum Beispiel kann man sich ganz leicht die Schnurfassung der Rolle mit jedem beliebigen anderen Schnurdurchmesser ausrechnen lassen. So kann man vor einem Schnurkauf auch einmal durchspielen, welche Schnüre für die Rolle Sinn ergeben und am Ende alles perfekt abstimmen. 150 Meter 0,30er entsprechen gerade einmal 84 Meter 0,40mm, aber dieselbe Rolle fasst unglaubliche 799 Meter 0,13er! Damit wird auch klar, wieso das Unterspulen mit günstigem Monofil oft Sinn ergibt.
Bild: F. Schlichting
Monofil und Geflecht auf der Spule. Es kann etwas verwirrend sein, hier noch den Überblick zu behalten, wie viele Meter einer Schnur jeweils benötigt werden können. Schnur-Rechner sind hier eine tolle Hilfe.
Unterspulen mit Füllschnur
Der „Advanced Line Capacity Estimator“-Schnurrechner verrät, wieviel Füllschnur im Durchmesser der Wahl zusätzlich zur Geflochtenen für meine Rolle benötigt wird. So kann ich beispielsweise eine 130-Meter-Spule Geflecht kaufen, was zum Spinnfischen absolut ausreichend ist und dann ausrechnen, wie viele Meter Füllschnur im Durchmesser meiner Wahl ich dann zuerst auf die Rolle spulen muss. Wer den Schnureinzug der Rolle kennt, kann einfach beim Bespulen die Umdrehungen mitzählen und so auch ohne Schnurzähler recht genau bestimmen, wieviel Schnur aufgespult wird.
Online-Schnurrechner im Einsatz
Die Seite mit den Schnur-Rechnern ist zwar auf Englisch, doch mit der Übersetzungsfunktion z.B. von Google lässt sich alles problemlos auf Deutsch anzeigen. Wichtig ist, dass die englische Schreibweise verwendet wird, das heißt, statt einem Komma setzt man einen Punkt (0,30 mm ist also 0.30 mm). Achten Sie darauf, den metrischen Rechner („Metric“) zu verwenden und nicht den mit US-Einheiten („Imperial“). In dem Sinne: Viel Spaß beim Bespulen!
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