Kleine Bäche beherbergen große Anglerfreuden. An den schmalen Fließgewässern erlebt Gunnar Schade wahre Sternstunden beim Forellenfang mit Mini-Wobblern.
Viele Jahre habe ich die Bäche im Tiefland nicht wirklich wahrgenommen. Sie erschienen mir zu klein, um große Anglerfreuden zu beherbergen. Aber auch im Tiefland kann die eine oder andere Bachforelle überlistet werden. Eine Schwierigkeit dabei ist, dass Tieflandbäche oft trüber und langsamer fließen und ihr Untergrund nicht so fest ist wie in Bächen in höheren Lagen. Der häufigste Hotspot für Bachforellen ist nicht der Gumpen, sondern Totholz im Bach. Es gibt viele Köder und somit zahlreiche Möglichkeiten, die Rotgetupften zu beangeln, aber mit kleinen Wobblern macht mir das am meisten Spaß. Wenn es nur um die Effektivität geht, sind der Spinner und der Wurm in unseren Tieflandbächen sehr häufig ernst zu nehmende Konkurrenten.
In einigen Situationen komme ich am Einsatz des Spinners ohnehin nicht vorbei. Besonders beim Watangeln flussauf ist er mein absoluter Favorit. Aber auch hier habe ich immer ein paar Wobbler griffbereit, denn wenn ich einen Fehlbiss eines besseren Fisches habe, beangle ich die Stelle nochmals schnell mit Wobblern. Des Öfteren hat der Wobbler aufgrund seiner natürlicheren Erscheinung die verprellte Forelle noch einmal zum Biss verführt. Der Wobbler ist aber vor allem im Frühjahr, das sich meist durch etwas höhere Pegelstände auszeichnet, nicht aus meiner Köderbox wegzudenken.Eine schwierige Entscheidung
Das Wobbler-Angebot auf dem Weltmarkt ist so riesig geworden, dass die Entscheidung, welcher Köder zum Einsatz kommt, häufig schwer fällt. Erste Kriterien bei der Wobbler-Wahl sind der Strömungsdruck und die Richtung, in die geangelt wird. Viele Modelle laufen nicht bei jeder Strömung optimal oder gar nicht mehr. Bei zu hohem Strömungsdruck springen sie permanent aus dem Wasser oder schwimmen auf Kreisbahnen. Nicht jedes Modell genügt den Ansprüchen im Bach.
Auch das Angeln mit der Strömung ist eine sehr gute Methode. Hierbei muss auf die vom Köder abgegebenen Reize geachtet werden. Vibrationen und Geräusche sind häufig deutlich minimiert. Dann sollte stark auf optische Reize gesetzt werden. Ein riesiger Vorteil von Wobblern ist, dass sehr viele Modelle über recht konstante Lauftiefen verfügen. Wer seinen Bach kennt, kann mit Wobblern z.B. recht konstant sicher tief fischen ohne raten zu müssen, in welcher Wassertiefe sich der Köder befindet. Kleine Jerk- bzw. Twitchbaits sind im Bach besonders fängig, da sie den kleinen Futterfisch am realistischsten imitieren. Viele dieser Modelle sind zusätzlich Suspender, was es mir gestattet, den Wobbler auch immer wieder kurz stehen zu lassen. Gerade in großen Gumpen mit weniger Strömungsdruck kann man auch beim Angeln mit dem Suspender feststellen, dass es nicht schlecht sein muss, der Forelle die Beuteaufnahme leicht zu machen. Auch am Gleithang, wenn dieser nicht zu flach ausfällt, oder im langsam fließenden Wasser einiger Prallhänge habe ich diese Köder einfach durchtreiben lassen. Perfekt austarierte Wobbler verführen manchmal schon auf so einfache Art und Weise die Forelle. Beim Angeln mit Crankbaits kann ich entspannen. Sie sind für mich eine Art Spinnerersatz, denn Cranks können einfach eingekurbelt werden und fangen dabei schon Fische. Natürlich sind auch Forellen über kurze Spinnstopps nicht traurig und werden durch Tempovariationen noch besser zum Biss verleitet. Insgesamt ist der Crank der am einfachsten zu führende Wobbler im Bach. Dabei ist sein Einsatzgebiet am größten. Ich kann ihn abgesehen von extremen Stromschnellen mit und auch gegen die Strömung führen. Auch kleine Crankbaits sind in der Lage, in zwei Meter Tiefe vorzudringen. Die dann häufig mit DD oder D gekennzeichneten Modelle sind in kühleren Saisonabschnitten bei uns Anfang April nicht wegzudenken. Sie geizen nicht mit Reizen. Die meisten Modelle senden hochfrequent starke Vibrationen aus. Sie rasseln zudem sehr laut. Wenn das Gewässer nicht überfischt ist, kann man mit Cranks richtig abräumen.Das richtige Dekor
Ob im Frühjahr oder im Hochsommer zu jeder Jahreszeit sind Hochwasser im Fluss möglich. Niederschläge bringen viele organische und anorganische Materialen ein, die den Bach eintrüben. Zudem löst die höhere Fließgeschwindigkeit viel Sediment, das die Sicht der Fische behindert. In solchen Momenten ist es von Vorteil, auffällige Farben einzusetzen. Wenn das Wasser sehr klar ist, sind realistische Dekore das bessere Mittel, um die Bachforelle zum Biss zu verleiten.
Vor einiger Zeit unterhielt ich mich mit einem Wobbler-Entwickler über seine Köder. Auf seine Frage: Was könnte ich an meinen Hardbaits noch verbessern?, sagte ich: Transfersysteme bzw. Weight-Forward-Systeme wären echt nett. Daraufhin kam die Aussage: Also werfen können wir doch alle, oder? Immer wenn ich am Bach angle, weiß ich diese stabilen Flugbahnen sehr zu schätzen. Selbst mit diesen Stützrädern passieren auch mir noch gelegentlich Fehlwürfe. Im letzten Frühjahr wurde ich bei einem Angelausflug regelrecht zornig, weil ich nicht in der Lage war, bei seitlichem Wind der Stärke 6 mit einem Mini-Crankbait das zwei Meter breite Wasser zu treffen. Brennnessel- und Schilfhalme, die über das Wasser hingen, verkleinerten die Freiwasserschneise zusätzlich. Mein Angelkumpel Mathias ließ seinen Crankbait immer einfach abtreiben und kurbelte ihn gemütlich ein. Wer an dem Tag die meisten Fische fing, muss ich wohl nicht erwähnen. Weite Würfe können fangentscheidend sein. Bachforellen attackieren einen Köder häufig mehrmals. Manchmal habe ich auf einen Wurf vier oder fünf Bisse, bis der Fisch hängt oder eben nicht hängt. Wer weit wirft, gibt den Bachforellen die eine oder andere zusätzliche Chance, richtig zuzupacken. Der weite Wurf ist aber auch deshalb wichtig, weil wir mit ihm möglichst lange aus dem Sichtfeld der Forelle bleiben. Ich glaube, dass unsere Fangchance sinkt, je näher wir dem Fisch kommen, da er uns ab einer gewissen Distanz bemerken wird. Von Gunnar Schade