Krankheiten sind in der Tierwelt ein notwendiges Übel. Doch worin besteht der Sinn von Krankheiten, die dazu führen können, dass viele Fische zugrunde gehen? Fischkrankheiten regulieren den Fischbestand eines Gewässers. Sie sorgen dafür, dass es nicht zu einer Überpopulation kommt. Darüber hinaus sind sie Teil des natürlichen Selektionsprozesses. Besonders die schwachen Individuen sind anfällig für Fischkrankheiten. Ganz im Gegensatz zu den starken und gut entwickelten Tieren einer Art. Krankheiten sorgen in der Natur dafür, dass sich der Stärkere durchsetzt.
So kommt es zu Fischkrankheiten
Dieser Prozess funktioniert allerdings nur reibungslos, wenn die Bedingungen des Lebensraumes nicht durch Eingriffe des Menschen beeinflusst werden. Ein gutes Beispiel ist eine defekte Kläranlage. Wenn diese Anlage nicht korrekt arbeitet, gelangen Stoffe ins Wasser, die einen negativen Einfluss auf die Fische haben. Damit verbunden sind eine Erhöhung des Anteils der Schwebstoffe, die sich im Wasser befinden, und eine Abnahme des Sauerstoffgehaltes. Um den notwendigen Sauerstoff aufnehmen zu können, werden die Fische gezwungen, schneller zu atmen. Der dadurch entstehende Stress schwächt ihr Immunsystem. Somit wird die gesamte Population des Gewässers anfällig für Fischkrankheiten. Die Gefahr, dass in einem durch den Menschen verunreinigten Gewässer eine Krankheit ausbricht, ist also deutlich höher als in einem Natur belassenen.
Auch die Wassertemperatur spielt eine wichtige Rolle. Heizt sich ein Gewässer während der warmen Monate auf, können sich Krankheitserreger sehr gut entwickeln. Es kann vermehrt zu Fischkrankheiten kommen. Das Spektrum erstreckt sich von äußerlichem Parasitenbefall mit weniger schlimmen Folgen bis hin zu großen Geschwüren, die das Leben der Fische bedrohen können.
Schwarzfleckenkrankheit
Die Schwarzfleckenkrankheit wird durch Saugwurmlarven, so genannte Cercarien, hervorgerufen. Saugwürmer sind Parasiten, die einen recht komplexen Entwicklungszyklus mit mehreren Zwischenwirten haben. Fische gehören sehr häufig zu diesen. Die Cercarien dringen in ihr Flossen- und Hautgewebe ein, woraufhin der Körper eine Abwehrreaktion in Gang setzt. Dabei werden die Cercarien von Bindegewebe umhüllt und zusätzlich das dunkle Pigment Melanin vermehrt eingelagert.
So entsteht an jeder Cercarie eine Art schwarze Pustel, die leicht mit bloßem Auge sichtbar ist. Allerdings ist der parasitäre Befall nicht sonderlich schädlich für die Fische, denn sie dienen hauptsächlich als Transportmittel. Auch Angler müssen sich nicht sorgen, denn man kann die Fische bedenkenlos essen.
Fischkrankheiten: Jungfische und Rogner besonders gefährdet
Wie bereits erwähnt, wird der Bestand durch Fischkrankheiten reguliert. Tritt ein bisher unbekannter Erreger auf, verfügen die Fische meist nur über eine sehr schwach ausgeprägte Schutzfunktion. Weil gerade Jungfische, also Setzlinge, die oft von den Angelvereinen ins Gewässer eingebracht werden, noch kein vollständig entwickeltes Immunsystem besitzen, werden sie zuerst befallen. Auch die weiblichen Fische, also die Rogner, sind äußerst anfällig für Krankheiten.
Bei Bachforellen ist dieses Phänomen sehr gut zu beobachten. Wenn sie in der Laichzeit erstmalig von einem Pilz befallen werden, der unter dem Namen Mykose bekannt ist, führt dies zu schlimmen äußeren Verletzungen. Besonders in Gebirgsbächen hatte dieser Pilzbefall verheerende Auswirkungen. Es war aber zu beobachten, dass die Nachkommen der Forellen, die den Pilzbefall überlebten, deutlich resistenter gegen diese Krankheit sind.
Fischkrankheiten erkennen
Parasiten und Bakterien
Es ist wichtig, die Krankheitserreger zu klassifizieren und die Auswirkungen zu kennen, die sie bei den Fischen hervorrufen können. Am einfachsten zu erkennen und einzuordnen sind die relativ großen Ektoparasiten. Der Egel ist ein sehr gutes Beispiel, an dem sich die Beziehung von Parasit und Wirt, in diesem Fall also der Fisch, verdeutlichen lässt. Durch sein rundes Maul, mit dem er dem Wirtstier Nährstoffe abzapft, erzeugt er Hautverletzungen. Der Wurm kann sich entweder dauerhaft an seinem Wirt festsetzen, er kann ihn aber bei Bedarf auch wieder verlassen. Die Auswirkungen für das Wirtstier hängen davon ab, mit welcher Intensität die Parasiten an ihm „nagen“. Handelt es sich nur um wenige Schmarotzer, halten sich die Auswirkungen in Grenzen. Wenn sich allerdings viele Parasiten am Wirt bedienen, kann der Organismus des Wirtes nicht mehr richtig arbeiten. Und das kann zum Tod des Fisches führen.
Ein Fisch, der von einem Parasiten befallen und dadurch geschwächt ist, kann sich leicht eine bakterielle Infektion zuziehen. Solche Infektionen können nur eine bestimmte Fischart befallen oder eine Gefahr für alle Fische des Gewässers darstellen. So ist etwa die Bachforelle sehr anfällig für die Furunkulose, die sich durch starke Hautverletzungen äußert. Der Aal hingegen ist gegenüber dieser Krankheit sehr widerstandsfähig.
Wurmbefall
Außer Bakterien und Ektoparasiten gibt es Würmer, die hauptsächlich im Verdauungssystem der Fische leben. Diese Tiere können auch beim Menschen Krankheiten hervorrufen, etwa wenn man infizierte Fische roh verspeist. Betroffen sind beispielsweise Heringe aus dem nördlichen Teil Europas, die vom Heringswurm Anisakis befallen sind.
Virusinfektion
Die letzte Krankheitsform, die man bei Fischen beobachten kann, ist die Virusinfektion. Diese Krankheit ist oft ziemlich heimtückisch. Denn aus einer zunächst harmlos erscheinenden Infektion entwickelt sich häufig eine schlimme Epidemie. Die sogenannte Rhabdovirose bei Hechten oder die hoch ansteckende Frühlingsvirämie unter Karpfen kann in einem Gewässer ganze Bestände auslöschen.
Fischkrankheiten: Das können wir dagegen tun
Weil man gegen die meisten Fischkrankheiten wenig ausrichten kann, besteht unsere Aufgabe als Angler darin, zu verhindern, dass Krankheitserreger in unsere Gewässer gelangen. Wir müssen auf eine hohe Wasserqualität achten und Verunreinigungen verhindern. Bei Besatzmaßnahmen ist darauf zu achten, dass nur eine angemessene Anzahl gesunder Fische ins Gewässer eingebracht wird. Maß halten, lautet die Devise. Dann bleibt die Natur im Gleichgewicht und wir können uns daran erfreuen, gesunde Fische zu fangen.
Außerdem sollten wir bei jedem gefangenen Fisch darauf achten die Schleimhaut zu schützen, da sie die Fische vor Krankheitskeimen im Wasser schützt. Unsere Verantwortung als Angler liegt darin, Fische, die nicht verwertet werden, mit intakter Schleimhaut zurückzusetzen. Am besten ist es, solche Fische gar nicht erst aus dem Wasser zu nehmen, sondern im Wasser mit einer Zange abzuhaken. Wenn große Fische gekeschert werden müssen, weil die Handlandung unmöglich ist, sollten nur Kescher mit gummierten Netzen benutzt werden, die die Schleimhaut besser schützen als ein raues Stoffgewebe! Grundsätzlich sollten Fische zum Fotografieren nur mit nassen Händen angefasst werden, damit die Schleimhaut intakt bleibt.