Wieder einmal ist die Schnur direkt über dem Haken gekappt oder die Bauchhöhle des Köderfisches entleert – verantwortlich dafür ist meist die Chinesische Wollhandkrabbe. Dabei kam dieser Einwanderer erst vor knapp 100 Jahren zu uns.
Aussehen und Verbreitung der Wollhandkrabbe
Ihren Namen trägt die Krabbe aufgrund der Behaarung an ihren Scheren, die an Fell oder eben an „Wolle“ erinnert. Ihre Farbe schwankt zwischen graugrün und dunkelbraun und sie hat einen Panzer von maximal 10 Zentimeter Durchmesser. Ihr Höchstgewicht liegt bei etwa 400 Gramm.
Die Krabben sind Allesfresser und ernähren sich von allem, was sie in ihre Scheren bekommen können. Dazu gehören vor allem Wasserpflanzen und Muscheln, aber auch kleinere Krebstiere, Insekten und Fische. Wollhandkrabben selbst sind wiederum Beutetiere für größere Fischarten im Gewässer, zum Beispiel von Aalen und Barschen. In Gewässern, in denen viele Krabben vorkommen, kann man bei Barschen häufig eine Verhärtung der Maulpartie beobachten. Das liegt daran, dass die Fische sich mit der Zeit an das „harte und scherenbewehrte“ Nahrungsangebot anpassen.
Bestände nehmen wieder zu
Ursprünglich ist die Wollhandkrabbe an den Küsten Ostasiens zu Hause, doch schon 1912 gelangte die Krabbe im Ballastwasser von Frachtschiffen in die Weser. Seitdem hat sie sich flächendeckend verbreitet, weil sich ihre Larven einfach mit der Strömung treiben lassen.
Aufgrund der schlechten Wasserqualität schien die Wollhandkrabbe in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder aus Europa verschwunden zu sein, doch seit den 1990er Jahren nehmen die Bestände dieser Art wieder zu. Gründe sind zum einen eine verbesserte Wasserqualität, aber auch das zunehmend genetische Material einer Krabbe, die hybridisieren kann: der Japanischen Wollhandkrabbe.
Die neuen Gene ermöglichen es den invasiven Tieren, sich besser anzupassen und daher stark zuzunehmen. Im Herbst wandern Wollhandkrabben ins Meer, um sich zu paaren. Während der anderthalb- bis zweimonatigen Wanderung entwickeln sich ihre Genitalien. Hindernisse wie Wehre oder Schleusen umgehen sie auf dem Landweg. Die Krabben tauchen in Massen auf. Dabei landen sie auch auf Spielplätzen, in Gärten oder sogar in Kriechkellern, wo sie bei Menschen eine Schreckreaktion auslösen können.
Wollhandkrabbe ist vor allem in Küstennähe zu Hause
Weil sie sich im Salzwasser paaren, sind sie vor allem in Küstenregionen oder in Gewässern mit Verbindung zum Meer anzutreffen. Ein Problem: Erwachsene Krabben haben keine natürlichen Feinde und können daher in großer Dichte vorkommen. Sie fressen nicht nur Fische, sondern auch ihre Eier und Larven. Ihre Erdlöcher untergraben die Stabilität von Uferbefestigungen und Deichen.
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Um Wollhandkrabben zu bekämpfen, setzt man Fallen oder einen „Krabbengraben“ ein. Letzteres ist eine Art Metallbriefkasten, den man im Boden über die gesamte Breite eines Gewässers verlegt. Die Krabben fallen hinein und werden gefangen, während die Fische darüber hinwegschwimmen.
Auch ist die Wollhandkrabbe in China und in Europa lebenden Chinesen als Nahrungsmittel sehr gefragt. In den Niederlanden ist der Krabbenfang in manchen Gebieten verboten, weil die Böden zu viele Dioxine und dioxinähnliches PCB enthalten.
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