Zecken beim Angeln: Wissenswertes rund um die Blutsauger

Zecken können schwere Krankheiten übertragen. Und wir Angler kommen besonders oft mit den nervigen Blutsaugern in Kontakt. Wie, wo und wann Gefahr besteht und wie man sich schützen kann, berichtet Bernd Brink.

Zecken gehören zu den gefährlichsten Tieren Deutschland. Mittlerweile gibt es keine Region mehr, in der die Blutsauger nicht vorkommen. Foto: PB/Meli1670

Zecken gehören zu den gefährlichsten Tieren Deutschland. Mittlerweile gibt es keine Region mehr, in der die Blutsauger nicht vorkommen. Foto: PB/Meli1670

Zecken sind die gefährlichsten Tiere Deutschlands. Niemand verursacht mehr Krankheitsfälle als die kleinen Spinnentiere. Schätzungen sprechen von jährlich bis zu 150.000 Erkrankungen, die zu Lähmungserscheinungen, lebenslangen Schmerzen bis hin zum Tod führen können. Die Verbreitung der Parasiten und der durch sie übertragenen Krankheiten nehmen seit Jahren stark zu.

Seit über 30 Jahren bin ich als Angler in der Natur unterwegs. Dabei habe ich aus nächster Nähe die Zunahme der kleinen Blutsauger beobachtet und mir die unrühmliche Zahl von über 100 Zeckenstichen zugezogen.

Der Autor Bernd Brink ist leidenschaftlicher Karpfenangler. Bei seinen Ansitzen am Wasser hat er sich schon zahlreiche Zecken zugezogen. Doch mittlerweile weiß er, wie er sich gut schützen kann. Foto: BLINKER/B.Brink

Der Autor Bernd Brink ist leidenschaftlicher Karpfenangler. Bei seinen Ansitzen am Wasser hat er sich schon zahlreiche Zecken zugezogen. Doch mittlerweile weiß er, wie er sich gut schützen kann.

An diesen Stellen beißen Zecken besonders häufig

Meinem Angelpartner Peter und mir fiel immer wieder auf, dass wir die kleinen Blutsauger häufig auf hellen Gegenständen entdeckten. Das Schlüsselerlebnis hatte Peter. Über 60 Blutsauger entdeckte er an den hellen Eimern und seinem Alu-Kochtopf. Um die Krabbler nicht mit ins Auto zu packen, wurde jeder Ausrüstungsgegenstand unter die Lupe genommen. Es zeigte sich immer das gleiche Bild: Auf den dunklen Gegenständen befanden sich kaum Zecken, während die hellen voll saßen.

Das beste Beispiel war ein gelber Eimer, auf dessen Deckel sich 25 (!) dieser Biester befanden. Auf einem schwarzen Eimer mit ebenfalls gelbem Deckel, war keine einzige zu finden. Warum ziehen helle Farben Zecken an? Ich vermute, weil die Haut der meisten Wirtstiere heller ist als ihr Fell. Viele Tiere tragen an der Körperunterseite ein helleres Fell und gerade dort, am Bauch oder den Bein-Innenseiten, ist die Haut dünner. Zecken steuern scheinbar gezielt helle Bereiche an, da hier in der Regel die Haut bzw. die besten Einstichstellen zu finden sind.

Nun sucht sie eine geeignete Stichstelle. Feuchte, gut durchblutete dünne Haut ist ideal. Das sind die Bein- und Arm-Innenseiten, Kniekehlen, Armbeugen, Achseln, der Genitalbereich und die Haut um den Bauchnabel. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Immer wieder wird auch der Haaransatz genannt. Diese Erfahrung habe ich nicht gemacht. Vermutlich liegt es daran, dass die Zecken auf dem Weg zum Kopf immer an genügend anderen geeigneten Stellen vorbeikommen. Auf der Kopfhaut zwischen den Haaren hatte ich noch nie eine Zecke.

Zecke zwischen den Fingern. Nur in den seltensten Fällen lassen sich die Blutsauger so leicht entdecken. Foto: BLINKER/B.Brink

Zecke zwischen den Fingern. Nur in den seltensten Fällen lassen sich die Blutsauger so leicht entdecken.

Der Biss einer Zecke ist kaum zu bemerken

Sie bevorzugen Gebiete mit wenig Haaren, dort können sie besser zur Haut vordringen. Das heißt aber nicht, dass sie den Kopf meiden. Die einzige Zecke, die sich bei mir richtig vollsaugen konnte, saß versteckt in meiner Ohrmuschel. Ich bemerkte das Biest erst zwei Tage nach dem Angeln. Eine ganz raffinierte Stelle hatte sich eine Nymphe bei meinem Kumpel Peter ausgesucht. Das winzige Tier saß auf dem Augenlid. Problem: Er konnte sie nicht sehen. Immer wenn die Augen geöffnet waren, war der Blutsauger in der „Augenfalte“ verschwunden.

Hat die Zecke eine passende Stelle gefunden, reißt sie mit ihren Kieferklauen die Haut des Wirtes auf. Dann verankert sie ihren mit Widerhaken versehenen Stechrüssel in der Wunde. Hiervon spüren wir in der Regel nichts. Denn die Zecke ist perfekt ausgerüstet. Sie sondert einen Cocktail aus Betäubungsmittel, Entzündungs- und Blutgerinnungs-Hemmer ab. So kann der Parasit unbemerkt bis zu zwei Wochen saugen und wird dabei bis zu 200-mal schwerer.

Diese üppige Blutmalzeit hält lange vor. In Laborversuchen überlebten Zecken 10 Jahre ohne weitere Nahrung. Die Verdauung des Blutes beginnt bereits, während die Zecke am Wirt hängt. Verdauungsreste werden aus dem Darm der Zecke zurück in den Wirt geleitet. So können gefährliche Krankheiten übertragen werden, die die Zecke sich von einem vorherigen Wirt zugezogen hat.

Warum saugen Zecken Blut?

Die Spinnentiere durchlaufen vier Entwicklungsstufen: Ei, Larve, Nymphe und ausgewachsene Zecke. Um alle Stadien zu durchlaufen, benötigen sie etwa zwei bis drei Jahre. In jedem Stadium brauchen sie eine Blutmahlzeit. Ein Zeckenweibchen legt bis zu 4.000 Eier, aus denen die weniger als 0,5 Millimeter kleinen Larven schlüpfen. Ihre Mundwerkzeuge sind noch zu klein und fein und können die menschliche Haut nicht durchdringen. Kleine Säugetiere wie Mäuse oder Igel sind ihre bevorzugten Wirte.

Nach der ersten Blutmahlzeit häuten sie sich und entwickeln sich zur Nymphe. Diese sind anfangs etwa doppelt so groß wie Larven. Nymphen befallen den Menschen am häufigsten. Dass man seltener von erwachsenen Tieren gestochen wird, liegt an der hohen Anzahl Nymphen. Hinzu kommt, dass nur erwachsene Weibchen Blut saugen. Sie benötigen es für die Ei-Bildung.

Unterschiedliche Zeckenstadien: Ei, Larve, Nymphe, ausgewachsene Zecke. Rechts sieht man ein mit Blut gefülltes Zeckenweibchen. Foto: www.zecken.de

Unterschiedliche Zeckenstadien: Ei, Larve, Nymphe, ausgewachsene Zecke. Rechts sieht man ein mit Blut gefülltes Zeckenweibchen.

Außerdem fallen ausgewachsene Weibchen durch ihre Größe und die rötlich gefärbte hintere Körperhälfte schneller auf. Sie messen durchschnittlich 2,5 bis 4,5 Millimeter. Ich habe aber auch Exemplare über 5 Millimeter gesehen. Selbst wenn man sie nicht sieht, macht sich eine auf der Haut laufende große Zecke durch Kribbeln oder Jucken bemerkbar. Im Gegensatz dazu, ist eine krabbelnde Nymphe kaum zu spüren. Durch ihre teilweise fast transparente Färbung ist sie zudem viel schlechter zu erkennen, besonders wenn man viele Muttermale hat.

Zecken-Hochburgen: Hier leben die Spinnentiere

Zecken leben überall, wo sie gute Lebensbedingungen und Nahrung in Form von Wirtstieren finden. In Waldgebieten sind das größere Säugetiere wie Rehe, Hasen oder Füchse. Aber auch das Blut von Mäusen, Igeln, Eichhörnchen und Vögeln steht auf ihrem Speiseplan. Und diese finden wir auch abseits von Wäldern im hohen Gras, Buschwerk und Unterholz.

Zecken brauchen eine hohe Luftfeuchtigkeit. Zwischen altem Laub oder vermodernden Zweigen ist es selbst im Hochsommer feucht. Dort können sie sogar längere Trockenperioden überstehen. Hier überwintern sie auch. Lebensbedingungen, die wir an vielen Angelgewässern vorfinden. Je wärmer und feuchter, desto aktiver sind die Zecken. Ein schwüler Sommertag mit bedecktem Himmel gehört zu ihrem Lieblingswetter. Es ist allerdings ein Trugschluss, dass von den Blutsaugern nur im Sommer Gefahr droht. Ab ca. 7 Grad Celsius sind Zecken aktiv. Aufgrund der letzten warmen Frühjahre und milden Herbsttemperaturen hat sich die Zeckenzeit verlängert.

Diese Zecke hat ihrem Wirt kräftig Blut abgezogen. Foto: PB/Nicoografie

Diese Zecke hat ihrem Wirt kräftig Blut abgezogen.

Jagdverhalten von Zecken

Der Mythos, dass Zecken sich von Bäumen fallen lassen, hält sich hartnäckig, ist aber falsch. Sie lauern in Bodennähe auf Gräsern und Ästen und lassen sich von vorbeilaufenden potenziellen Wirten abstreifen. Ihr vorderstes Beinpaar ist dafür mit feinen Haken versehen. Außerdem befindet sich an jedem Vorderbein das sogenannte Hallersche Organ. Die Zecke kann damit riechen und erkennt ihre Beute am Ammoniak-, Milchsäure- und Buttersäuregeruch, der im Urin bzw. Schweiß vorkommt. Zusätzlich nimmt es Kohlendioxid wahr, dass bei der Atmung ausgestoßen wird. Doch damit nicht genug. Das Hallersche Organ erkennt Temperaturunterschiede und somit die Körperwärme des Wirtes. Es nimmt kleinste Vibrationen also Bewegungen wahr. Eine wahre Wunderwaffe.

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Daran erkennen Sie Borreliose

Die bekanntesten sind die bakterielle Borreliose und die Virus-Erkrankung FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis), die zur Hirnhautentzündung führen kann. Die Borreliose-Bakterien sitzen im Darm der Zecke und gelangen zusammen mit den Verdauungsresten in den Wirt. Dies geschieht oft erst nach einigen Stunden. Deshalb ist es wichtig, eine Zecke schnell zu entfernen

Das tückische der Erkrankung ist, dass die Symptome erst später, oft erst nach drei Wochen, auftauchen. Die Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen ähneln der einer Grippe. Deshalb werden sie häufig nicht mit einem Wochen zurückliegenden Zeckenstich in Verbindung gebracht. Es kann aber auch zu Lähmungserscheinungen, nicht selten im Gesicht, kommen. Wird die Krankheit nicht rechtzeitig erkannt und mit Antibiotika behandelt, kann es zu Spätfolgen mit bleibenden Schäden des Nervensystems und chronischen Gelenkentzündungen kommen. Leider kann nach ein paar Wochen keine Entwarnung gegeben werden. Symptome können selbst Jahre später auftreten.

Hirnhautentzündung durch FSME-Viren

FSME-Viren sitzen in der Speicheldrüse der Zecke und werden bereits beim Stich mit dem Betäubungs-Cocktail abgegeben. Bei geschwächtem Immunsystem können die Krankheitserreger sich im Körper ausbreiten. Sie verursachen ähnliche grippeartige Symptome wie die Borreliose. Auch bei der FSME können diese erst Tage oder Wochen später auftreten. Erreichen die Viren das Gehirn, kann es zur gefährlichen Hirnhautentzündung kommen. Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen, Konzentrationsprobleme und Verlust der Sprache sind mögliche Folgen. Lebenslange Lähmungen können zurückbleiben. In schweren Fällen verläuft die Krankheit tödlich.

Schutz gegen Zeckenbisse

  • Kleidung schließen: Den besten Schutz vor Zecken bietet geschlossene Kleidung. Steckt daher die Hosenbeine in die Socken und T-Shirt sowie Pullover in die Hose. Versperrt der Zecke möglichst den Zugang zu eurer Haut. Ein strammer Bund an den Jackenärmeln ist ebenfalls hilfreich. Die Zecke läuft dadurch länger auf der Kleidung. Das erhöht die Chance, sie rechtzeitig zu entdecken. Kauft eure Angelhose eine Nummer größer. Das ist nicht nur bequemer, sondern T-Shirt und Pullover können leicht in die Hose gesteckt werden, ohne dass es zu eng wird. Die Kleidung sollte einfarbig und nicht zu dunkel sein, damit man die Krabbler schneller entdeckt.

    Die Socken über die Hosen gezogen, bieten Schutz vor den nervigen Plagegeistern. Foto: BLINKER/B. Brink

    Die Socken, über die Hosen gezogen, bieten Schutz vor den nervigen Plagegeistern.

  • Schutzmittel: Tragt Zeckenschutzmittel wie zum Beispiel DEET auf. Zweimal am Tag sollten genügen, auch wenn ihr euch dauerhaft draußen aufhaltet.
  • Sorgfältig absuchen: Bei längeren Angeltouren solltet ihr euch einmal täglich am Wasser absuchen. Selbst bei kühlem Wetter heißt es dann: T-Shirt aus und Hose runter! Kontrolliert nicht nur mit den Augen, streicht mit den Handflächen über eure Haut. Auf diese Weise lassen sich Zecken erfühlen.
  • Vorsorge: Leider gibt es nur eine FSME-Impfung und keinen Schutz gegen Borreliose. Man bekommt drei Spritzen innerhalb eines Jahres. Eine erste Auffrischung erfolgt nach drei, danach alle fünf Jahre. Leider übernehmen einige Krankenkassen die Impfung nur für deklarierte Risikogebiete. Die „Risikogruppe Angler“ erkennt nicht jede Kasse an. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Zurzeit wird an einem Impfstoff gegen Borreliose geforscht. Die Erfolgsaussichten stehen gut.

Nach dem Biss: So entfernt man eine Zecke

Wichtig ist, den Blutsauger beim Entfernen nicht zu quetschen, damit keine infizierte Körperflüssigkeit herausgedrückt wird. Um das zu verhindern, muss die Zecke so weit wie möglich vorne am Kopf gefasst werden. Eine feine Pinzette funktioniert gut, hat aber den Nachteil, dass man oft zu fest drückt und die Zecke beim Herausziehen zerreißt. Der Kopf steckt noch in der Haut.

Besser geeignet sind Zeckenkarten. Plastikkarten mit zwei sich verjüngenden Spalten unterschiedlicher Größe. Die Karte wird über die Haut geführt und die Zecke dabei in den Spalt. Der Parasit bleibt am dünnen Ende hängen und wird „herausgeschoben“. Das funktioniert gut, so lange die Zecke nicht zu klein ist.

So wird die Zecke entfernt:

Deutlich besser für kleine Zecken sind die 3iX Zeckenschlinge und der Nymphia Zecken-Entferner. Beide Geräte lassen sich an schwer zugänglichen Stellen einsetzen und greifen mit ihren dünnen Schlingen selbst winzige Exemplare. Von groben Zeckenzangen mit dicken Kunststoff-Greifern rate ich ab. Sie fassen die Zecke am Körper, dieser wird zwangsläufig gequetscht und das Risiko, dass die Zecke zerreißt ist groß.

Hilfsmittel, mit denen sich Zecken aus der Haut ziehen lassen: (v.links) Zeckenkarte, 3iX Zecken-Schlinge, Nymphia Zeckenentferner, Pinzette, kleine Lupe. Foto: BLINKER/B. Brink

Hilfsmittel, mit denen sich Zecken aus der Haut ziehen lassen: (v.links) Zeckenkarte, 3iX Zecken-Schlinge, Nymphia Zeckenentferner, Pinzette, kleine Lupe.

Alle genannten Hilfsmittel ziehen die Zecke heraus. Eine Ausnahme bildet die 3iX Zeckenschlinge. Durch die Möglichkeit die Haut an der Einstichstelle etwas einzudrücken, greift sie zuverlässig weit vorne am Kopf der Zecke. Sie wird dann mit einer seitlichen Drehbewegung herausgezogen. Ein Drehen der Zecke um die eigene Achse wird verhindert und somit auch ein Abdrehen des Kopfes. In allen Fällen ist es wichtig, die Zecke mit gleichmäßigem Zug herauszuziehen. Ruckartige Bewegungen zerreißen die Spinnentiere.

Habe ich die Zecke entfernt, überprüfe ich, ob der Saugrüssel noch an der Zecke ist. Bei kleinen Tieren ist eine Lupe hilfreich. Damit untersuche ich auch die Einstichstelle. Ein stecken gebliebener Rüssel kann mit einer feinen Pinzette oder mit Hilfe einer dünnen Nähnadel entfernt werden. Gelingt das nicht, lasst es von einem Arzt entfernen.

Dieser Artikel stammt aus dem BLINKER 06/2017 – hier geht es zur aktuellen Ausgabe!

 

 


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