Angeln hat in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen einen hohen Stellenwert. Unser Mitarbeiter Christer Johansson hat zusammen mit seinem Sohn Edward diese Länder besucht und herausgefunden, wie das Angeln dort organisiert ist, wo man Angelkarten und Unterkunft bekommt und wo man mit dem Angeln beginnen kann. Weitere Informationen können vielleicht Leser vermitteln, die sich auf seine Spuren begeben.
Touristisches Entwicklungsland
Der Begriff des Sport- oder Freizeitangelns ist in den drei neuen EU-Mitgliedsländern völlig unbekannt, zumal Fisch dort meist rein als Nahrungserwerb gefangen wird. Auch die Tourismusindustrie steckt vielerorts noch in den Kinderschuhen. Dabei gibt es in den baltischen Staaten rund 1400 Seen und Flüsse, die voller Fisch sind.
Allerdings muss ein Angler, der in den baltischen Staaten fischen will, schon etwas wagemutig und entdeckerfreudig sein. Doch oft erhält man gute Informationen zum Angeln, wenn man in Quartieren einkehrt, die direkt an Seen und Flüssen gelegen sind.
Besonders das Angeln im Winter hat in Estland eine lange Tradition und viele Anhänger. Gefischt wird vom Eis mit lebenden Köderfischen auf Hechte und Zander. Doch auch Weißfische wie Brassen und Rotaugen sind als Speisefische sehr geschätzt. Auch die traditonelle Eisangelei mit der Mormyschka auf Barsche ist weit verbreitet.
Obwohl die Hauptstraßen meist gut ausgebaut sind, muss der Angler sich auf dem Weg zu den Gewässern auf schlechte Schotterstraßen gefasst machen, denn auch in Estland liegen die besten Angelgewässer weit im Hinterland.
Allerdings ist das Angeln in Estland wie auch in den übrigen baltischen Staaten extrem billig. So kostet zum Beispiel eine Wochenkarte 25 EEK (1,60 Euro), für das halbe Jahr zahlt man 120 EEK (7, 50 Euro). Mit dieser staatlichen Angellizenz, die man in jeder Bank lösen kann, darf man alle freien Gewässer beangeln, nur Flüsse mit Meerforellen und Lachsen sind ausgenommen. Um die Flüsse mit den begehrten Salmoniden beangeln zu können, braucht man eine Zusatzlizenz. Sie kostet 100 EEK (6,50 Euro) am Tag und 200 EEK (13 Euro) für drei Tage).
Binnenmeere
Der größte See in Estland ist der Peipussee. Dieser fünftgrößte Binnensee Europas bedeckt eine Fläche von 3555 Quadratkilometern, ist damit fast achtmal so groß wie der Bodensee und liegt an der Grenze zwischen Russland und Estland. Das estländische Ufer des Sees ist rund 175 Kilometer lang. Lokale Spezialitäten sind Stinte, Maränen und Zander.
Im Winter ist der See Anlaufpunkt für Eisangler, Barsche und Weißfische stehen besonder hoch im Kurs. Im Touristen-Büro in Palamuse erhält man sehr viele Informationen zum Angeln in der Region. Vergessen Sie also nicht, dort vorbeizuschauen. Auch gibt es zwei Campingplätze direkt am See, die vor allem für Angler interessant sein dürften: die Arde Villa und das Piirioja Holiday Centre. Außerdem gibt es rund ein Dutzend weitere Campingplätze, andere Unterkunftmöglichkeiten finden Sie weiter im Inland.
Der Vörtssee östlich von Viljandi mit seinen 270 Quadratkilometern ist nur bis zu sechs Metern tief und bietet bestes Hecht-, Aal- und Brassenangeln. Sein Wasser fließt in den Fluss Ema, der weiter östlich in den Peipusssee mündet.
Südosten am produktivsten
Der Norden Estland besteht aus einer flachen, bewaldeten Landschaft. Fast die Hälfte besteht aus Wald. So entstand für mich der Eindruck, dass die Region im Südosten für Angler wahrscheinlich am interessantesten ist, weil sie von kleinen Hügeln gesprägt ist, zwischen denen sich viele kleine Seen verstecken.
Sehr gute Informtionen zum Angeln erhält man — sogar in Deutsch — im Touristencenter in Vöru im Süden. Hier empahl man uns auch so schöne Unterkünfte wie den Kalda-Hof, die Plaani-Lodge und den Oru Talu.
Die meisten Unterkünfte haben einen erstaunlich hohen Standard, weil sie entweder neu gebaut oder gerade frisch renoviert wurden.
Halten Sie auch die Augen nach Schildern offen, die auf Campingplätze entlang der Straßen hinweisen. Und erschrecken Sie nicht, wenn die Zufahrtwege dann voller Schlaglöcher sind. Meist enden diese Alptraum-Straßen dann vor einer gemütlichen Ferienwohnung oder auf einem Bauernhof. Viele Bauernhöfe bieten Campern Übernachtungsmöglichkeiten in typisch estländischem Flair, oft mit gemähten Wiesen für Zelte und Parkplätzen für Wohnmobile. Oft kann man aber auch Zimmer oder kleine Blockhütten mieten. Meist zahlt man zwischen 6,50 und 13 Euro für die Übernachtung. Im östlichen Estland trifft man oft kaum einen Menschen, weder auf der Suche nach einer Unterkunft oder auch am Wasser. Außerdem ist das Autofahren sehr entspannend, weil das Verkehrsaufkommen extrem gering ist.
Fotos: Chr. Johansson
Unterkünfte vom Feinsten
Im Folgenden empfehle ich Ihnen eine Reihe von Unterkünften, die sauber und schön gelegen sind, und wo ich selber genächtigt habe.
1. Campingplatz „Pikseke”: Dieser kleine Platz liegt im Westen Estlands am Rand der Stadt Haapsalu. Man spricht Englisch und Deutsch. Ein guter Ausgangspunkt, wenn man die Westküste und zwischen den Inseln Saaremaa und Hiiumaa fischen will. Besonders gutes Angeln auf Hechte und Barsche im Frühjahr und Herbst, aber auch auf Meerforellen. Weitere Infos:
Tel. 00372-51922291, Internet: www.campingpikseke.com
2. Das Voore-Resort liegt östlich von Palamuse und bietet alles für einen schönen Aufenthalt in der Blockhütte oder im Zimmer. Wie geschaffen für Jäger und Angler. Mit großer Bar und einem Speisesaal im Naturdekor. Plätze für Zelturlauber, und Gäste mit Wohnmobilen.
Info: Tel. 00372-7730336
3. Koseveski Puhkemaja: Ferienhaus der staatlichen Forstbehörde Estlands. Außergewöhnlich gute Unterkunft in einer wunderschönen Landschaft. Sehr große Zimmer mit voll ausgestatteter Küche für Selbstversorger. Bach- und Flussangeln gleich neben dem Haus. Übernachtung pro Person 275 EEK (17,50 Euro).
Info: Tel. 00372-6767500, Internet: www.rmk.ee
4. Aarde Villa: attraktive Unterkunft am Peipussee im Jugendherbergsstil. Schöne Zimmer und eine gut ausgestattete Küche für Selbstversorger. Gemütliches Wohn/Esszimmer mit grandiosen Seeblick. Plätze für Camper, Ballspiele, zum Grillen und Räuchern. Boots- und Fahrradverleih. Eigener Karpfenteich, den Gäste beangeln dürfen. Übernachtung mit Frühstück pro Person: 400 EEK (25,50 Euro). Info: Tel. 00372-5050425 Internet: www.aardevilla.ee
5. Das Piirioja Holiday Centre liegt südlich von Mustvee. Ein Campingplatz, auf dem man auch Holzhütten mit Stromanschluss mieten kann, die wunderschön nach Kiefernholz riechen. Bootsverleih (250 EEK, ca. 16 Euro/Tag). Angelgerät kann man günstig mieten (20 EEK. Eine Holzhütte mit vier Betten und Bettzeug kostet 400 EEK (25,50 Euro) für die erste Nacht, für die folgenden Nächte 250 EEK. Zeltplatz: 50 EEK (3,25 Euro).
Info: Fax 00372-7734555, Internet: www.peipsi.com
Karte Estland Lage der Unterkünfte
1.Campingplatz „Pikseke” in Haapsalu
2.Das Voore Gästehaus (östlich von Palamuse)
3.Das Ferienhaus der staatlichen Forstbehörde, das Koseveski Puhkemaja
4.Die Aarde Villa am Ufer des Peipussees.
5.Das Piirioja Holiday Centre südlich von Mustvee
6.Das Udu Talu am Kurrema See
7.Gästehaus Iron´i Kodumajutus im Centrum von Mustvee
8.Das neu eröffnete Willipu Gästehaus direkt am Peipussee.
9.Das Oru Talu bietet Camping auf dem Bauernhof
10.Der Kalda-Hof nordöstlich von Valga
11.Die Plaani Lodge umgeben von mehr als 100 Seen.
Weitere nützliche Adressen:
www.visitestonia.com
www.baltikuminfo.de
Anfahrt: Mit dem PKW durch Polen, dann nach Norden durch Litauen und Lettland. Am einfachsten aber reist man mit der Fähre (Scandlines,www.scandlines.de), die dienstags, mittwochs, freitags und samstags vom Rostocker Überseehafen nach Venstspils in Lettland ablegt.
Bootsvermietung: Alle Mietboote sind ohne Ausnahme Ruderboote ohne Motor. Allerdings können Sie gern Ihren eigenen kleinen Motormitbringen.
Angelbroschüre: Fragen Sie in den wenigen Touristenbüros unbedingt nach dem kleinen „Taschenführer für Sportangler in Estland“, weil hier alle Basisinformationen sowie örtliche Regeln enthalten sind.
Umrechnungskurs: 1 Euro = 15,65 Estnische Kronen (EEK)
Sie sind als Gast überall herzlich willkommen, und es gibt kaum etwas, was sich nicht arrangieren lässt. Allerdings muss man auch selbst ein wenig flexibel sein, was für Angler aber kein Problem sein sollte.