Der Lachs vor unserer Haustür ist eine Unterart des Atlantischen Lachses (Salmo Salar). Seine Heimatflüsse finden sich hauptsächlich in Polen, Schweden und Norwegen, in welche er nach einigen Jahren in der Ostsee wieder aufsteigt, um sich fortzupflanzen. Die Ostsee dient den Lachsen Zeit ihres Lebens als natürliche Futterkammer und hier beginnt das große Lachsangeln.
War das Lachsangeln bzw. Schleppen vor 20 Jahren vor allem eine Domäne für Angler in Südschweden bzw. auf Bornholm, so hat diese Angeltechnik in den letzten zehn Jahren rund um die deutsche Ostseeinsel Rügen einen unfassbaren Boom erlebt. Die Zielfisch-Bestände scheinen enorm zu sein, und das nicht nur von der Anzahl her.
Kapitales Aussichten beim Lachsangeln
Auch in punkto Durchschnittsgröße bleibt einem bei den Fangreports oft die Spuke weg: Häufig sind zwei von drei gefangenen Fischen einen Meter lang. Daher muss man für das Schleppangeln auf Lachs nicht weiter reisen als eben nach Rügen. Sowohl in Schaprode als auch in Glowe – den beiden wichtigsten Ausgangshäfen auf der Insel – haben sich eine Reihe von Charterkapitänen angesiedelt, die Interessierten ihre Dienste anbieten.
Sie verfügen über hochseetüchtige Boote mitsamt der erforderlichen Sicherheitsausrüstung; Sie wissen, wo zu der jeweiligen Zeit gerade die besten Fangaussichten bestehen; Und sie führen das geeignete Schleppangelgerät mit, über das die meisten Süßwasserangler nicht verfügen.
Eine Tagescharter bewegt sich meistens zwischen 350 und 400 Euro, die sich der Angler problemlos mit Freunden teilen kann. Die meisten Boote bieten Platz für drei oder vier Angler neben dem Guide. Wem die effektiven Kosten pro Nase und Tag zu teuer vorkommen, der sollte gar nicht erst beginnen, die Vergleichskosten mit einem eigenen Boot zu kalkulieren.
Ein ausreichend hochseetüchtiges Schleppangelboot mit voller Ausrüstung das gesamte Jahr vorzuhalten, zu betreiben und zu versichern ist ein kostspieliges Unterfangen. Wer es nicht regelmäßig ausnutzen kann bzw. möchte, für den sind Charterfahrten eine sinnvolle und zugleich wirtschaftliche Alternative.
Wer dann aber doch bereits über einen geeigneten Untersatz verfügt, der liebäugelt natürlich damit, den König der Salmoniden selbst zu verführen. Es ist etwas anderes, das Fanggebiet, den Köder und die Angeltaktik selbst auszuwählen, und dann mit einem brachialen Biss eines kapitalen Lachses belohnt zu werden.
Zirka 5,50 bis 6 Meter Länge ist die Untergrenze für hochseetaugliche Schleppangelboote, die mit 50 PS oder darüber motorisiert sein sollten. Flache Boote fallen aus, tiefe V-Rümpfe sind erforderlich, um mit den Wellen der Ostsee klar zu kommen. Alles, was nun kommt, ist nicht so schrecklich kompliziert: Letztlich muss man „nur“ in ein Gebiet auf hoher See fahren, wo Lachse rauben.
Dabei ist es nicht so geheim, in der Zeit zwischen Mitte Dezember und Mitte Mai sind die Bereiche vor der Nordküste Rügens durchweg aussichtsreich. Wo genau man dann seinen Köder platzieren muss, erfährt man vor Ort meist in den Häfen, oder man sieht es auf See, wo sich gerade die restliche Flotte tummelt – da sind die Lachse meist nicht weit.
Das Revier zum Lachsangeln
Die Lachse können wir in der gesamten Ostsee antreffen, wobei eine Vielzahl der Fische mit den Heringsschwärmen mitzieht. Ganz grob finden wir sie im Tiefwasserbereich zwischen Südschweden und den Inseln Rügen und Bornholm. Als unermüdlicher Jäger des Freiwassers hat man als Schleppangler auf der freien Ostsee die besten Chancen. Entlang der viel zitierten 40-Meter-Linie befinden wir uns 10 bis 15 Kilometer vor der deutschen Küste.
Lachstrolling – Die Technik
Die erfolgreichste Technik zum Lachsangeln ist das Schleppen. Zum einen sucht man so große Flächen nach aktiven Fischen ab und zum anderen bietet uns das die Möglichkeit, gleichzeitig mehrere erfolgversprechende Köder in unterschiedlichsten Tiefen anzubieten. Aber vergesst bitte nicht, dass in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise maximal drei Ruten pro Angler ausgelegt werden dürfen.
Rute, Rolle, Schnur zum Angeln auf Lachs
Auf einem voll aufgetackelten Trollingboot fällt zuerst die große Anzahl an Ruten auf. Als Ruten reichen zum Anfang zwei verschiedene Modelle aus: ein kürzeres Modell (zum Beispiel 2,10 Meter), welches einen höheren Glasfaseranteil für die Downrigger hat und ein längeres Modell (2,40-2,70 Meter), das ruhig etwas härter ausfallen darf. Nur dann können wir Scherbretter oder gar Tauchscheiben fischen und im Falle eines Bisses den Fisch drillen. Weniger Ruten sind da manchmal mehr. Ihr werdet mit sechs Ruten die gleiche Anzahl an Fischen fangen wie mit 13 Ruten.
Ob anfänglich Multirollen oder Stationärrollen zum Einsatz kommen, ist Geschmackssache. Wer Gefallen am Schleppen gefunden hat, stellt in aller Regel auf die robusteren Multirollen um. Wichtig an der Rolle sind eine einwandfrei funktionierende Bremse und ein Schnurfassungsvermögen von mindestens 350 Metern einer 0,45er Monoschnur.
Die Kleinteile
Die Rollen werden mit einer klaren 0,45er Monoschnur bespult, welche am Ende in einem Hochleistungswirbel mit hohen Tragkräften endet. Die Wirbel haben dabei nicht nur die Aufgabe die Köder zu halten, sondern auch dem entstehenden Drall so lange wie möglich entgegen zu wirken.
Ans Ende der Köder kommen dann nur qualitativ hochwertige Drillinge (wie Owner ST 36 oder Gamakatsu Treble 13) oder scharfe Einzelhaken. Wer hier spart, spart am falschen Ende.
Als Köder dienen Blinker, Wobbler und/oder Fliegen, die auch bei Geschwindigkeiten von 2,0 bis 6,0 Stundenkilometern noch sauber laufen. Teile wie Planerboards, Scherbretter, Bleie, Downrigger-Clips und alles, was das Schleppen noch so kompliziert machen kann, lasst Ihr Euch am besten einmal von den Profis vor Ort oder im Angelladen Eures Vertrauens erklären. Legt Euch gerade als Anfänger zuerst ein paar Basis-Teile zu. Im Laufe der Zeit könnt Ihr dann einschätzen, was Ihr wirklich zum Lachsangeln braucht.
Perfektes Beißwetter zum Lachsangeln
Lachse sind stark wetterfühlig. Wetterveränderungen sowie starke Luftdruckschwankungen schlagen sich negativ auf das Beißverhalten aus. Perfekt sind dagegen wochenlang gleichbleibende Wetterverhältnisse, am besten mit viel Licht und konstanten Winden der Stärke 3 bis 4 Beaufort.
Die Lachs-Spots
Spezialisten wissen: „Findest du das Futter, findest du auch die Räuber.“ Das Futter wird von der Strömung hin- und hergetrieben. An Punkten, an denen sich die Strömung ändert, verwirbelt oder gar zusammenbricht, sammeln sich immer Futterfische. Solche Stellen sind entweder sichtbare Strömungs- und Krautkanten oder Strukturen unter Wasser. Und genau diese Strukturen sind auf dem Kartenplotter eingezeichnet. Plant Eure Tracks (Fahrwege) immer so, dass Wracks, Steine, Faulgründe und Zahlen abgefahren werden.
Biss, Drill, Landung
Wenn die Rolle schreit, wird es ernst. Jetzt heißt es Ruhe bewahren und einige Schritte abarbeiten. Fahrt, wenn möglich, langsam weiter und navigiert vorsichtig, sodass Ihr den Fisch immer mittig am Heck und die Schnur unter Spannung haltet. Räumt Euch den Weg für den Drill frei.
Downriggerseile und Köder holt Ihr dabei an Bord. Ist der Weg frei, lasst den Fisch wegziehen, wenn er möchte und werdet pumpend aktiv, wenn der Fisch nur noch mitschwimmt. Irgendwann werden die Fluchten kürzer und der Fisch kommt in Bootsnähe. Bleibt auch hier ruhig, da die Lachse auch kurz vor dem Kescher gern explodieren und wieder auf hunderte Meter abdrehen können. Erst, wenn der Lachs neben dem Boot an der Bordwand mitschwimmt, kommt der Kescher in die Hand. Der Fisch wird dabei von unten heraus gestochen.
Aber egal, wie groß die Hektik oder Freude an Bord auch sein mag, vergesst auch dann nicht an Eure eigene Sicherheit zu denken. Denn Ihr befindet Euch noch immer mitten auf der Autobahn namens Ostsee.
Kleine Tricks zum Lachsangeln
Das Wichtigste ist nicht nur die Fische zu finden, sondern ihnen dann auch perfekt laufende Köder anzubieten. Oftmals kommt es zu Nachläufern, welche man gar nicht erst registriert, bevor sie dann gelangweilt wieder abdrehen.
Abwechslung wie Spinnstops und kurze Sprints bringen auch Lachse zum Beißen. Der einfachste Weg dazu ist das Fahren kleiner Kurven in 10-Grad-Schritten. Die Innenseite der Köder vollführt dabei einen kurzen Spinnstop, während die Außenseite beschleunigt.
Ein anderer Trick sind variierende Geschwindigkeiten bei unterschiedlichen Kursen. Nehmt auch gern alle sichtbaren Strömungskanten mit, denn auch hier verändert sich der Köderlauf. Ihr müsst auch nicht die gesamte Wassersäule abdecken. Es reicht, wenn Eure Köder flach von einem bis fünf Meter und im Bereich des unteren Drittels der Wassersäule laufen. Das Mittelwasser bringt beim Lachstrolling meist keine Bisse.
Lachsangeln in Schweden
Einen Lachs oder eine Meerforelle im Fluss zu fangen, gehört sicher zu den kniffligsten Disziplinen des Angelns. In Schweden finden sich jedoch einige Gewässer, an denen die Chancen auf den Fang dieser Wandersalmoniden relativ gut stehen, sagt Mathias Wendt.
Zu den bekanntesten Lachs- und Meerforellenflüssen der Welt zählt sicherlich die berühmte Mörrum im Süden Schwedens. Ein wunderschöner, majestätischer Fluss, an dem das Lachsangeln zelebriert wird wie kaum an einem anderen Ort. Einen Besuch wert ist auf jeden Fall das „Laxenshus“, das ein Museum und einen Shop beherbergt und in dem sich alles nur um die Großsalmoniden dreht.
An den Pools bestehen gute Chancen auf den Fang wirklich großer Fische. Dank der verkehrsgünstigen Lage im Süden des Landes ist die Mörrum von Deutschland aus relativ schnell erreichbar. Aber wenn man sich mit Schweden etwas genauer auseinandersetzt, wird man schnell feststellen, dass die Mörrum keineswegs eine Ausnahme ist. Sie ist tatsächlich nur einer von sehr vielen schwedischen Flüssen, in denen sich Lachse und Meerforellen fangen lassen. Besonders letztere kommen mittlerweile wieder in so gut wie allen schwedischen Wasserläufen vor, die in die Ostsee münden.
Die Weltberühmte Mörrum, das Mekka der Lachsangler
Die Angelsaison an vielen Gewässern beginnt bereits im Frühjahr. Das ist eine Besonderheit der schwedischen Flüsse. Zu Beginn der Saison werden dann jedoch meistens schlanke und geschwächte Absteiger gefangen, also Fische, die sich den Winter über im Fluss aufgehalten haben, um dort zu laichen. Speziell in den Unterläufen und Mündungsbereichen werden früh im Jahr jedoch auch bereits sogenannte „Überspringer“ gefangen. Darunter versteht man silberblanke und gut genährte Fische, die eine Laichperiode übersprungen haben und in bester konditioneller Verfassung sind.
Ab Ende April kommen dann bereits die ersten Aufsteiger in die Flüsse, häufig sind dann bereits sehr große Fische dabei. Diese Zeit gilt vor allem in Südschweden als die beste, wenn es um den Fang von großen, blanken Lachsen geht. Klimatisch bedingt geht es in den Flüssen Nord- und Mittelschwedens etwas später los. Hier beginnt der Aufstieg der Wandersalmoniden – und damit auch die Angelsaison – meist einige Wochen später.
Bereits im Frühjahr gute Chancen auf kapitale
Wenn man es ausschließlich auf Lachse abgesehen hat, ist die Auswahl schon etwas dünner. An der Westküste sind es vor allem die Flüsse Göta Älv, Sävån, Viskan, Ätran, Nissan und Lagan. Hier werden meist kleinere Lachse gefangen, Fische von mehr als zehn Kilo sind eher die Ausnahme. Im Süden gelten die bereits erwähnte Mörrum sowie der Emån als ergiebige Lachsgewässer. Zudem besteht hier die realistische Chance auf kapitale Exemplare.
Der größte mit der Angel gefangene Lachs wog satte 26,72 Kilo, die größte Meerforelle 18,2 Kilo. Allerdings muss man sich hier darauf einstellen, dass an den guten Plätzen auch andere Angler auf ihre Chance warten. Zudem muss beim Kauf der Angellizenzen mitunter tief in die Tasche gegriffen werden.
Wer es eher einsam mag und zudem besonderen Wert auf wilde, naturbelassene Gewässer legt, sollte daher lieber an einen der Lachsflüsse in Nordschweden reisen. Auch diese Ströme bieten gute Chancen auf den Fang großer Lachse und Meerforellen. Die Anreise mag etwas beschwerlicher und langwieriger sein, doch wer in oder an Flüssen wie dem Muonio oder dem Kalix steht und seine Rute schwingt, kann schnell vergessen, dass er sich in Europa befindet – und nicht irgendwo im fernen Nordamerika.
Geräte-Tipps zum Lachsangeln in Schweden
Spinnfischen:
- Spinnrute: 2,70 Meter Länge, Wurfgewicht 40 bis 80 Gramm,
- Rolle: 4000er-Stationärrolle mit monofiler Schnur 0,35 bis 0,50 Millimeter Durchmesser
- Köder: Blinker, Spinner, „Flying Condom“, Wobbler, Tubenfliegen
Fliegenfischen:
- Rute: An kleineren Flüssen reicht meist eine Einhand-Fliegenrute der Klasse #7/8, Länge ab 9 Fuß aus. An den größeren Flüssen kommen dann eher Zweihandruten der Klasse #9/10 und 14 Fuß zum Einsatz.
- Fliegenschnur: Passend dazu eine schwimmende Runningline, verschiedene Sinkvorfächer und ein monofiles Vorfach ab 0,35 Millimeter.
- Köder: Besonders gute Köder sind Lachsfliegen, Tubenfliegen und Streamer.
Bekleidung:
Beim Angeln an den schwedischen Lachs- und Meerforellenflüssen ist eine Wathose (oder zumindest Watstiefel) nicht nur von Vorteil, sondern vielerorts sogar zwingend notwendig.