Die Entscheidung der norwegischen Umweltbehörde, 33 norwegische Flüsse für die Lachsfischerei zu schließen, wurde am 9. Juli teilweise revidiert. Manfred Raguse vom International Flyfishers Club aus Støren, bringt Sie auf den aktuellen Stand der Dinge.
Die Umweltbehörde berichtet, dass eine neue Erhebung der aktuellen Aufstiegs- und Fangsituation durch NINA (Norwegisches Institut für Naturforschung) sie dazu zwingt, in den Flüssen und Fjordregionen von Trøndelag südwärts, wo die Fischerei eingestellt wurde, weiterhin außergewöhnliche Maßnahmen aufrechtzuerhalten. Sie bevorzugt dabei anscheinend nicht einheitlich vorzugehen.
Das Ergebnis ist, dass 16 der 33 für das Lachsangeln gesperrten Flüsse, ab Mitternacht zum Donnerstag, dem 11. Juli, für die Lachsfischerei unter strengen Auflagen für eine eingeschränkte Fischerei geöffnet werden. Die restlichen Flüsse bleiben geschlossen.
Die folgenden Meeresgebiete, die seit dem 23. Juni für die Lachsfischerei mit feststehenden Netzen gesperrt wurden, können ab dem 13. Juli wieder für die Hälfte der bisherigen wöchentlichen Fischereizeit befischt werden. es sind die Flüsse Åfjord und Namsfjorden in Trøndelag. Dagegen bleibt dieses Fischen in den Fjordregionen weiterhin geschlossen. Betroffen sind Indre Rogaland, Dalsfjorden, Nordfjord und Trondheimsfjord.
Was war geschehen, warum wurden die Lachsflüsse geschlossen?
Von den 33 Flüssen, die in der Nacht zum Sonntag, dem 23. Juni, für das Lachs- und Meerforellenangeln gesperrt waren, sind 16 in der Nacht zum Donnerstag (dem 11. Juli) ab Mitternacht für das Angeln in sehr begrenztem Umfang geöffnet. Das Lachsangel in Norwegen ist möglich an den Flüssen Tovdalselva, Otra, Mandalselva, Lygna, Figgjo, Vikedalselva, Oselva, Daleelva, Gaula i Sunnfjorden, Åelva og Ommedalselva, Hjalma, Korsbrekkelva, Nidelva, Stjørdalselva, Verdalselva, Namsenvassdraget mit Høylandsvassdraget und Sanddøla.
Nach mehreren Jahren schwacher Lachsaufstiege scheint es, dass im Varangerfjord in der östlichen Finnmark der Lachsaufstieg noch geringer ist als in den Vorjahren. Der Fang mit Netzen macht mehr als 70 Prozent der Fänge in dieser Region aus und wurde im gleichen Zeitraum nicht eingeschränkt. Die Netzfischerei auf Lachs im Varangerfjord wird daher in den verbleibenden zwei Wochen der diesjährigen Saison von vier auf zwei Tage reduziert. In den Flüssen, die in den Varangerfjord münden, endet der Lachsfang zwei Wochen früher. Das heißt, dass die Lachsfischerei am 17. August in Komagelva, Skallelva, Vestre Jakobselv und Bergebyelva sowie am 1. August in Storelva, Munkelva, Haukelva, Braselva, Sandneselva, Klokkerelva und Nyelva geschlossen wird.
In ihrer Einschätzung kommt die NINA zu dem Schluss, dass es in Troms und der westlichen Finnmark im allgemeinen besser aussieht als in anderen Teilen des Landes.
Lachsangeln in Norwegen – das Problem der entflohenen Zuchtlachse
In diesem Jahr gab es erneut in einigen Teilen des Landes in großem Umfang Fluchten von Farmfischen aus den Netzkäfigen. Wenn die entkommenen Zuchtfische mit Wildlachsen laichen, findet eine genetische Verunreinigung der Wildlachsbestände statt. Den Wildlachsen gehen dadurch wichtige Erbeigenschaften verloren. Geflohene Farmlachse können auch Überträger von Fischkrankheiten sein. Der Fischereistopp bedeutet auch, dass entkommene Farmlachse in den weiterhin gesperrten Flüssen von den Anglern nicht rausgefischt werden können. Und die Anlagen sind Brutstätten der gefährlichen Seeläuse.
Die Umweltbehörde hat angekündigt, zu prüfen, ob etwas unternommen werden kann, und behauptet: „In der diesjährigen Saison sind nur wenige Lachse mit einem Gewicht von mehr als drei Kilogramm in den Flüssen südlich von Nordland angekommen … Es ist daher wichtig, dass Flussbesitzer im ganzen Land genau im Auge behalten, wie viele Fische ankommen und wie viele gefangen werden.“ Es darf bezweifelt werden, dass dies richtig ist. Denn das Durchschnittsgewicht der bis zum Fischereistopp am 23. Juni an der Gaula gefangenen 599 Fische betrug immerhin 6,4 kg und das der im gleichen Zeitraum an der Orkla gefangenen Fische 6,3 kg. Dass es den Flusseigentümern an den weiterhin gesperrten Flüssen unmöglich ist, „die Entwicklung im Auge“ zu behalten, wird geflissentlich ausgeblendet.
In den Veröffentlichungen der Umweltbehörde vermisst man den Hinweis auf die hauptsächlichen Verantwortlichen dieser Krise: die Farmlachs-Industrie!
Erzählt wird vom Lachsschutz, gefördert wird der Zuchtlachs
Vollmundig hat der für das Fischereiverbot mitverantwortliche norwegische Minister für Klima und Umwelt, Andreas Bjelland Eriksen, erklärt, dass Änderungen vorgenommen werden müssen, um die schädlichen Auswirkungen der Farmlachs-Industrie auf die Wildlachse zu bekämpfen. Allerdings würde es zur politischen Glaubwürdigkeit beitragen, wenn er klar gegen die jüngste Entscheidung einer Kollegin Stellung beziehen würde. Die Fischereiministerin Cecilie Myrseth hat den Aquakulturunternehmen MOWI und Salmar neue Lizenzen für insgesamt 5,4 Milliarden NOK (!) erteilt.
Dies steht im krassen Widerspruch zu den Ankündigungen des Umweltministers, mehr für den Lachs tun zu wollen. Ein grünes Licht für Produktionssteigerungen in der Zuchtlachsindustrie kann in dieser Situation nicht toleriert werden. Die am Überleben der Wildlachse interessierten Konsumenten können ein deutliches Zeichen setzen. Es ist einfach: Die in offenen Netzkäfigen produzierten Farmlachse nicht mehr essen. Stattdessen sollten sie verlangen, dass die Farmlachse, die bei ihnen auf den Tisch kommen, aus einer Produktion an Land kommen. Damit hätte das Lachsangeln in Norwegen eine Zukunft.