Aal-Bestände dramatisch eingebrochen: Ist ein Aal-Fangverbot die Rettung?

Die Aalbestände sind dramatisch eingebrochen. Die Ursachen sind vielfältig: Wasserkraftwerke, der illegale Handel mit Glasaalen, Krankheiten wie der Schwimmblasebnwurm und Wasserverschmutzung sind die Hauptursachen, warum die Bestände schwinden. Aber brächte ein allgemeines Aalfangverbot die Rettung? Thomas Pruß und Frank Schlichting haben Argumente Pro und Contra zusammen getragen.

Bild: Thomas Pruß

Ist ein allgemeines Aalfang-Verbot gerechtfertigt?

Die Aal-Bestände sind dramatisch eingebrochen. Die Ursachen sind vielfältig: Wasserkraftwerke, der illegale Handel mit Glas-Aalen, Krankheiten wie der Schwimmblasenwurm und Wasserverschmutzung sind die Hauptursachen, warum die Bestände schwinden. Aber brächte ein allgemeines Aal-Fangverbot die Rettung? Thomas Pruß und Frank Schlichting haben Argumente Pro und Contra zusammen getragen.

PRO

Thomas Pruß: »Ich angele gerne auf Aal!«

 

Bild: Thomas Pruß

Das Angelerlebnis, der Fang und die spätere Verwertung machen Spaß – und satt!

Faszination Aal-Angeln

Seit ich als Jungangler meine ersten Aale in der Kyll gefangen habe, fasziniert mich dieser Fisch: seine heimliche Lebensweise, sein bis heute nicht exakt gefundenes Laichgebiet (die Sargassosee ist 5,3 Mio qkm groß, und die Aussage, der Aal laiche dort ist vielleicht vergleichbar mit der Antwort: „Ich wohne im Sonnensystem“ bei der Frage nach meiner Heimatadresse.… ) und nicht zuletzt seine immense Fähigkeit schwere Verletzungen, z.B. durch den Angelhaken, komplett „rückstandsfrei“ zu heilen, machen ihn für mich zu einer Art „Fisch der Wunder“. Aber auch das Drumherum beim Angeln ist faszinierend: Ob bei Nacht unter einem funkelnden Sternenhimmel oder bei Tag am Kanal mit fernweh-fördernden „Pötten“ als Kulisse. Und nicht zuletzt, die tollen Sachen, die man aus Aal in der Küche machen kann: z.B. kross auf der Haut gebratener Aal mit Bratkartoffeln und einem frischen, grünen Salat in Komposition mit einem leichten, spritzigen Weißwein!

Massive Verluste in Kraftwerken

Natürlich weiß ich um die Bedrohungslage dieser Fische. Aber mal ganz im Ernst: Da wird den Anglern das Aal-Angeln verboten oder zumindest madig gemacht. Wie ist der Verlust am Gesamtbestand der Aale durch geangelte Fische zu bewerten im Vergleich zu den Verlusten, welche die Art bei der Abwanderung in Wasserkraftwerken erdulden muss? Die IG Lahn hat einmal nachgewiesen, dass nicht ein einziger Lahn-Aal unverletzt den Abstieg in den Rhein überlebt: Zu Tausenden werden die Fische in den Turbinen der Wasserkraftwerke hier (und überall sonst auch) geschreddert. So viele Aale können Angler in Deutschland gar nicht fangen, um an die Aalverluste in den Turbinen heran zu kommen. Aalfangverbote für Angler sind in meinen Augen sinnlos, solange es diese Massenvernichtungsanlagen in unseren Flüssen gibt.

Wer zahlt, darf auch fangen

Meine Aal-Angelgewässer sind die Eider und ihr Einzugsgebiet, dazu der Nord-Ostsee-Kanal. Hier werden Aale massiv besetzt, die Eider hat einen eigenen Aal-Aufstieg, wenn auch nur in geringem Maße. Und weil wir Angler besetzen und mit unserer Fischereiabgabe dazu beitragen, dass Aale gekauft und besetzt werden können, so habe ich und haben alle Angler das Recht, den Aal als Nahrungsquelle zu nutzen. Wer will denn sonst Geld für etwas bezahlen, wenn ihm auf Dauer die Nutzung verboten wird?  Und bitte mal nachzählen: Wieviele Aale fängt man in einer guten Nacht? Fünf, sieben, zehn? Wohl kaum! Angeln ist eine extensive Fangmethode, das gilt auch fürs Aalangeln. Also kann man sich ruhigen Gewissens ein paar Aale für ein gutes Essen mit Familie oder Freunden fangen und es sich schmecken lassen!

CONTRA

Frank Schlichting: »Ich angele kaum noch auf Aal!«

Bild: Schlichting

Frank Schlichting angelt nur noch ganz selten auf Aale

Auch, wenn ich hier die Contra-Position vertrete, heißt das nicht, dass ich das Angeln auf Aale komplett eingestellt habe. Aber weil mir absolut bewusst ist, dass der Aal in seinem Bestand stark gefährdet ist und meines Erachtens auch auf lange Sicht auch vom Aussterben bedroht ist, habe ich persönlich meine Angelei diesen Umständen angepasst. Das heißt, dass ich nur noch ganz selten auf Aal gehe. Im Schnitt höchstens einmal pro Jahr. Und wenn, dann verwende ich nach Möglichkeit größere Haken, am besten ohne Widerhaken, um Beifänge von kleinen Aalen zu minimieren. Ganz wichtig ist für mich aber mein persönliches Mindestmaß, dass ich auf etwa 60 cm heraufgesetzt habe. Alles, was kleiner ist, geht wieder zurück. Das bedeutet, dass ich dann auch höchstens mal einen größeren Aal mitnehme – für den alleine ich dann auch die Räuchertonne anheize.

Teilweise noch sehr gute Bestände

Denn ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich es befremdlich finde, dass jeder Aal, der entnommen wird, sich noch niemals fortgepflanzt hat. Bei der aktuellen Bestandsituation jeden maßigen Aal ohne Rücksicht auf Verluste mitzunehmen, halte ich deshalb für nicht richtig! Jetzt muss man allerdings dazu sagen, dass die Bestände in Flüssen wie beispielswiese der Elbe so gut sind, dass es keine Seltenheit ist, an guten Tagen auch mal 10 Aale und mehr zu fangen. Dass da von einem bedrohten Bestand gesprochen wird, können viele Aalangler deshalb auch gar nicht nachvollziehen. Hinzu kommt, dass Aale nach wie vor auch kommerziell befischt werden und es sie geräuchert überall teuer zu kaufen gibt. Diese stellenweise noch sehr guten Bestände sind für mich die einzige Legimitation, weshalb ich in solchen Gewässern hin und wieder noch mal auf Aale ansitze. Wenn die Bestände so stark zurückgehen würden, dass man sie nur noch ganz vereinzelt mal an den Haken bekäme, würde ich gar nicht mehr gezielt auf Aale angeln – und auch keinen mehr mitnehmen. Aber soweit ist es zum Glück noch nicht!


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