Am Haken: Kann Angeln süchtig machen?

„Nur noch ein Wurf!“ – ein Satz, den viele Angler kennen werden. Doch kann Angeln süchtig machen? Es gibt tatsächlich eine Studie dazu.

Ist jeder Angler ein potenzieller Glücksspieler? Die Frage, ob Angeln süchtig machen kann, lässt sich nicht pauschal beantworten. Foto: Unsplash / Evan Wise

Bild: Unsplash / Evan Wise

Ist jeder Angler ein potenzieller Glücksspieler? Die Frage, ob Angeln süchtig machen kann, lässt sich nicht pauschal beantworten.

Sind Sie 300 Tage pro Jahr am Wasser? Sie fangen an zu schwitzen, wenn kein Ufer in der Nähe ist? Ihre Hände zittern, wenn sie keine Angelrute halten können? Ihre Freunde sagen, dass sich süchtig nach Angeln sind? Wenn Sie zwei oder mehr dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet haben, ist die Diagnose klar: Sie leiden unter Angelsucht. Aber Spaß beiseite: Kann Angeln süchtig machen?

„Am Haken“: Studie untersucht, ob Angeln süchtig macht

Tatsächlich gibt es eine Studie, die sich mit genau dieser Frage beschäftigt hat. Sie heißt „Getting hooked? Angling, gambling and fishing addiction“, übersetzt also „Am Haken? Angeln, Glücksspiel und Angelsucht“. Autor der Studie ist Mark Griffiths, der an der Nottingham Trent University in Großbritannien forscht. Er hat sich der Frage, ob Angeln süchtig machen kann, angenommen und zahlreiche Daten dazu ausgewertet. Griffiths kommt zu einer überraschenden Antwort: Angler können wirklich ein ähnliches Verhalten wie Spielsüchtige entwickeln.

Kann man Angeln mit Glücksspiel vergleichen?

Vorweg muss man sagen, dass wir keinen direkten Vergleich zwischen Angeln und Spielsucht anstellen wollen – das wäre verharmlosend. Auch der Autor selbst ist vorsichtig dabei, beides auf eine Stufe zu stellen. So kann man auch nicht pauschal sagen, dass Angeln süchtig macht.

Dennoch arbeitet der Forscher einige Ähnlichkeiten zwischen Angeln und der Sucht nach Glücksspiel heraus. Tatsächlich, so Griffiths, zeigen manche Angler die Kernkomponenten einer Abhängigkeit. „Wenn man es mit dem Angeln übertreibt, kann es suchtartige Züge annehmen, ähnlich wie Drogen oder Glücksspiel“, sagt er. Dazu gehören Entzugserscheinungen, Konflikt mit der Arbeit und in Beziehungen, und auch Rückfälle in alte Verhaltensweisen.

Angeln und Glücksspiel: Das haben beide gemeinsam

  • Beides kann Realitätsflucht sein und lässt die Zeit vergessen.
  • In beiden kann man den Erfolg knapp verfehlen und ist verleitet, „nur noch einen Versuch“ zu machen. Das Auswerfen der Rute lässt sich mit dem Spiel am Einarmigen Banditen vergleichen.
  • In beiden Aktivitäten ist der Erfolg eine Mischung aus Können und Glück. Man ist verleitet, mehrere Versuche zu machen.
  • Man bildet eine „selektive Mentalität“ aus und erinnert sich nur an gute Erlebnisse.
  • Ein „Sieg“ ist nie genug. Angler und Spieler wollen immer noch mehr. Der erste Meterhecht ist nicht genug. Kann ich noch einen mehr fangen?
  • Angeln kann zu Entzugserscheinungen führen und Ärger im Sozialleben verursachen. (Zum Beispiel, weil der Vater seinen Angeltrip verschieben muss, um die Verwandten zu besuchen.)
Was im Casino das letzte Spiel, ist beim Angeln der letzte Wurf. Beide wollen einfach nie kommen … Foto: Ays Be / Unsplash

Bild: Ays Be / Unsplash

Was im Casino das letzte Spiel, ist beim Angeln der letzte Wurf. Beide wollen einfach nie kommen …

Hundert „letzte Würfe“ – und noch nicht genug

Ist das zu weit hergeholt? Nicht unbedingt, wenn man den Gedanken weiterdenkt. Angeln besitzt tatsächlich einige Eigenschaften, die eine Sucht begünstigen können. Oder kennen Sie ihn nicht, den berüchtigten „letzten Wurf“? Im Casino ist es meist das „letzte Spiel“, das niemals kommen will.

Studien, auf die sich der Autor bezieht, haben herausgestellt, dass beim Angeln sowohl Können als auch Glück zusammenwirken. Wer weiß, was er tut, wird mehr fangen. Will heißen: Wer das Spiel beherrscht, hat mehr Erfolg – und spielt weiter. Angeln begünstigt so gesehen, dass man süchtig danach wird. Hinzu kommt die Unvorhersehbarkeit, die so ein Angeltag mit sich bringt. Auch wenn das Können stimmt, ist es mit dem Glück nicht immer so. Man muss mehrmals zurückkommen, um den gewünschten Fisch zu fangen. Angler und auch Glücksspieler „wiederholen dasselbe Verhalten immer und immer wieder, in der Hoffnung, etwas zu bekommen“, so Griffiths.

Nicht jede Gewohnheit ist schlecht

Nun muss aber nicht alles, was sich zu einer Gewohnheit entwickelt, automatisch schlecht sein. Wer regelmäßig Sport treibt oder meditiert, ist deswegen ja nicht unbedingt ein „Fitness-Junkie“. Dasselbe lässt sich über viele Angler sagen. Denn Angeln hat viele positive Eigenschaften, die man der Frage nach einer „Sucht“ berücksichtigen muss.

Wer angelt, tut das meist in Ruhe. Man kommt nach einem anstrengenden Tag oder einer Woche voller Termine wieder zu sich. Es ist bewusste Zeit zur Erholung. Für viele Angler ist das wichtiger als die Aussicht auf einen großen Fisch. Dass man (manchmal) mit einem tollen Fang belohnt wird, schadet aber natürlich nicht.

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Angelsüchtig? Das ist auch eine Frage der Persönlichkeit

Vielleicht muss man auch zwischen den verschiedenen Typen von Anglern unterscheiden. Der entspannte Gelegenheitsangler ist sicherlich weniger anfällig dafür, angelsüchtig zu werden, als der Erfolgsangler, der seinen Tunnelblick nur auf den nächsten Fisch richtet. Wie die englische Zeitschrift Angling Times bemerkte, kann Angeln außerdem ein Ausgleich für Spielsüchtige sein. Quasi eine Ausweichtätigkeit, die dem Betroffenen hilft, sich von seiner Sucht zu befreien – da kommt wieder die eben erwähnte Erholung zum Tragen.

Schlussendlich gibt Griffiths keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob Angeln süchtig machen kann. Er stellt jedoch in den Raum, dass manche Menschen es durchaus als Sucht einstufen würden – sogar einige Angler selbst.


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