Die drei großen Fischereiorganisationen Österreichs – VÖAFV, ÖFV und ÖKF – haben den gemeinsamen Beschluss gefasst, den Nerfling zum „Fisch des Jahres 2004“ zu erklären.
Damit soll auf die besondere Gefährdungssituation dieser Fischart hingewiesen werden, die früher in unseren Flüssen häufig anzutreffen war und heute nur noch in Restbeständen vorkommt. Im Rahmen der Salzburger Messe wurde am 6. Februar 2004 anlässlich einer Pressekonferenz der Nerfling als „Fisch des Jahres 2004“ vorgestellt. Nachdem im Jahre 2003 die Nase zum Fisch des Jahres gewählt wurde, haben die großen Fischereiorganisationen Österreichs den gemeinsamen Beschluss gefasst, mit dem Nerfling einen weiteren Vertreter der Karpfenartigen, zum Fisch des Jahres 2004 zu erklären. Der Nerfling (Leuciscus idus, L.), auch Aland, Gängling oder Orfe genannt, ein zur Unterfamilie der Leuciscinae gehörender Cyprinide (karpfenartige Fische), ähnelt vom Aussehen und der Körperform dem in Österreich häufig vorkommenden Aitel oder Döbel (Leuciscus cephalus, L.). Im Gegensatz zum Aitel ist der Körper etwas schmäler und hochrückiger – Kopf und Maul sind kleiner, und dem Schuppenkleid fehlt die netzartig schwärzliche Zeichnung des Döbels. Der Hinterrand der Afterflosse ist fast gerade und das endständige Maul ist eng und schräg nach oben gespalten. Die Farbe des Rückens reicht von schwarzblau bis dunkelgraublau, hingegen sind die Flanken und der Bauch silberhell. Die Flossen weisen, mit Ausnahme der Rückenflosse (graublau), eine typisch kaminrote Färbung auf. Es ist anzunehmen, dass der Nerfling in Österreich ursprünglich in allen größeren Tieflandflüssen vorkam. Heute ist sein Vorkommen auf einige wenige Restpopulationen in der Donau und den Mündungsbereichen ihrer Zubringer reduziert. Eine recht große Population lebt im 1993 künstlich geschaffenen Marchfeldkanal. Weitere Nachweise gibt es für die Thaya, Pielach, Melk, Enns, Sulm und Schwechat. Aufgrund der starken Abnahme der Nerflingsbestände ist dieser Fisch in Österreich als stark gefährdete Tierart eingestuft. Die Gründe für den starken Rückgang der Nerflingsbestände sind allesamt menschlichen Ursprungs – seine Lebensräume sind großteils zerstört worden. So sind Verbauung und Regulierung unserer Flüsse, in Kombination mit der Errichtung zahlreicher Kraftwerke als Hauptursachen zu nennen. Vor allem an der Donau führte die Errichtung der Stauwerkkette (größtenteils ohne Fischaufstiegshilfen) zu einem starken Rückgang wanderfreudiger Fischarten wie z.B. Nase, Barbe und eben des Nerflings. Da europaweit kaum Informationen über diese Fischart vorliegen, wäre es aus der Sicht des Verbandes der Österreichischen Arbeiter-Fischerei-Vereine wünschenswert, die verbliebenen Restpopulationen zu erheben und geeignete Schutz- und Wiederansiedelungsprojekte zu initiieren. Dazu müssten jedoch die Lebensraumansprüche der unterschiedlichen Alterstadien erforscht werden, denn die Kenntnis der ökologischen Ansprüche dieser Art ist Grundvoraussetzung für einen effektiven Artenschutz und bildet die Basis für nachhaltige Maßnahmenkonzepte zur Erhaltung dieser stark gefährdeten heimischen Fischart. www.fischerei.or.at Redaktion „am Fischwasser“ VÖAFV – Magazin Laxenburgerstrasse 37/29 A – 1100 Wien 8. Februar 2004 17:02 Uhr (CET)