Drogen im Wasser: Können Fische süchtig werden?

Wissenschaftler aus Prag haben nachgewiesen, dass Forellen durch Drogen im Wasser süchtig werden können. Die Fische verhielten sich wie Junkies.

Ähnlich wie Menschen können auch Fische süchtig werden. In einem Experiment mit Drogen im Wasser konnten Wissenschaftler deutliche Verhaltensänderungen nachweisen. Foto: J. Radtke

Bild: J. Radtke

Ähnlich wie Menschen können auch Fische süchtig werden. In einem Experiment mit Drogen im Wasser konnten Wissenschaftler deutliche Verhaltensänderungen nachweisen.

Die Gefahren, die Drogen wie Crystal Meth für den Menschen darstellen, sind weitreichend bekannt. In vielen Magazinen, Zeitungen und Online-Portalen ist regelmäßig darüber zu lesen, welche Schäden diese Subtanzen anrichten können. So wichtig das auch sein mag, wird doch ein Aspekt des Drogenkonsums oft vergessen: die Umwelt. Drogen verschwinden nämlich nicht einfach, wenn ihre Opfer sie konsumiert haben. Durch das Abwasser gelangen sie in Flüsse – und Drogen im Wasser gefährden Fische und andere Wasserbewohner.

Drogensüchtige verschmutzen die Umwelt

Wissenschaftler der Tschechischen Agraruniversität in Prag haben herausgefunden, dass Fische drogensüchtig werden können – und zwar als „Passiv-Junkies“ durch Abwasser. Sie wiesen nach, dass einige Gewässer in Tschechien geringe Spuren an Methamphetamin enthalten. Die Erklärung dafür ist einfach: „Wo es Meth-Süchtige gibt, da gibt es auch Umweltverschmutzung durch Meth“, brachte es Pavel Horký auf den Punkt. Horký ist einer der Forscher, die sich mit dem Einfluss von Drogen auf die Umwelt beschäftigen. In einem Test wiesen sie nach, wie sich die Drogen im Wasser auf Fische auswirken. Die Studie erschien im Journal of Experimental Biology.

Experiment mit Drogen im Wasser

Die Forscher befüllten zwei Aquarien mit je 350 Litern Wasser und hielten darin jeweils 60 kleine Bachforellen. Alle Fische stammten aus derselben Brut und brachten gleiche Voraussetzungen mit. Der einzige Unterschied: Das Wasser in einem der beiden Tanks enthielt geringe Spuren von Meth, das andere nicht. Es war dieselbe Menge, wie die Forscher sie auch in den Flüssen gemessen hatten.

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Nach acht Wochen setzten die Wissenschaftler die Forellen auf Entzug – zehn Tage „Cold Turkey“. Um nun zu testen, ob sie wirklich abhängig geworden waren, nutzten die Forscher ein weiteres Test-Aquarium mit künstlicher Strömung. Auf einer Seite der Strömung waren wieder geringe Spuren von Drogen im Wasser. Fische aus beiden Aquarien wurden in den Tank besetzt und beobachtet. Es zeigte sich schnell, dass die süchtigen Forellen sich meistens auf der Seite mit dem Meth aufhielten. Bei der Kontrollgruppe fiel ein solches Verhalten nicht auf.

Weiterhin waren die süchtigen Bachforellen auch in ihrem Verhalten auffällig. Sie waren deutlich weniger aktiv, aber reagierten gleichzeitig deutlich gestresster auf ihre Umwelt. Die Forscher konnten außerdem veränderte Hirnaktivitäten messen, die auf den Einfluss der Drogen im Wasser hinwiesen.

Was heißt das für Fische in der Natur?

Was die Drogen im Wasser für Fische in freier Natur bedeuten, lässt sich damit bereits erahnen. Forellen, die durch kontaminiertes Abwasser süchtig nach Drogen werden, dürften vermehrt Einstände aufsuchen, an denen die Konzentration besonders hoch ist. Ihre verringerte Aktivität wird eine Rolle bei der natürlichen Auslese spielen. Weniger aktive Fische pflanzen sich seltener fort, sodass die süchtigen Forellen ihre Gene nicht weitergeben können. Welche Auswirkungen dieses Verhalten und diese Form des Auslese auf zukünftige Bestände haben wird, ist noch nicht klar. Dennoch sind Drogen im Wasser ein weiterer Einfluss des Menschen auf die Umwelt, der ganze Fischpopulationen verändern wird.


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